Lieber Daniel,
Auch die von dir genannten Argumente sind eben ohne die von mir zunächst dargelegten Fakten nicht einzuordnen. Genau das beklage ich an dem Podcast Beitrag.
Da die Hamas gegen das Völkerrecht verstösst, indem sie sich hinter zivilen Einrichtungen versteckt, während sie Raketen auf Israel schiesst, ist eine weitgehende Zerstörung ziviler Einrichtungen im Gaza-Streifen kaum zu verhindern.
Die Anzahl der UN-Resolutionen stehen wie von mir dargelegt in keinem Verhältnis zu den disproportionalen Menschenrechtverletzungen anderer Staaten - daher schwinkt beim diesem extremen Fokus auf Israel eben Antisemitismus mit. Gar zu behaupten, dass Israel in Gaza einen Völkermord begangen hat oder irgendwo einen Völkermord versucht hat, ist schlichtweg falsch. Wie bereits im Podcast dargestellt, hat Völkermord eine klare Bedeutung: „Handlungen, die mit der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören“. 1948 gab es rund 250.000 Menschen in Gaza, heute sind es mehr als 2 Millionen. Wenn Israel versucht, einen Völkermord zu begehen, ist es der unfähigste Völkermord der Geschichte. Natürlich ist es wahr, dass die israelischen Verteidigungskräfte viele unschuldige Menschen in Gaza getötet haben. Es ist auch wahr, dass, wenn Israel tatsächlich Völkermord begehen wollte, sie dies morgen tun könnten. Aber natürlich wollen sie das nicht, denn im Gegensatz zu Hamas (und leider einem großen Teil der palästinensischen Zivilgesellschaft) sind sie keine mörderischen Fanatiker. Auf der anderen Seite hat die Hamas explizit den Wunsch geäußert, einen tatsächlichen Völkermord zu begehen. Wenn überhaupt, könnte der 7. Oktober selbst nach der Definition der UN als Völkermord angesehen werden.
Ich unterstütze jede Kritik an rechtem Gedankengut in der israelischen Regierung. Diese jedoch mit ihrem Gegner in diesem Konflikt gleichzusetzen, ist unwürdig. Wir müssen uns mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sich die beiden Seiten in diesem Konflikt grundsätzlich unterscheiden. Organisationen wie die Hamas und die breitere Gesellschaft, die sie unterstützen, schätzen das menschliche Leben nicht so wie wir in Deutschland. Es gibt einen Unterschied zwischen religiösen Fanatikern, die Frauen mit Schlägen bestrafen, weil sie ihr Haar in der Öffentlichkeit zeigen, oder die Ehrenmorde an ihnen begehen, weil sie vergewaltigt wurden. Es gibt Unterschiede zwischen einer Gesellschaft in Gaza, die Homosexuelle ermordet, indem sie sie kopfüber von Dächern wirft – und einer wie Israel, die sie vollständig akzeptiert. Die Tatsache bleibt, dass Palästinenser und leider viele muslimische Gesellschaften im Allgemeinen Werte vertreten, die weit rechts von allem liegen, was AFD oder sogar NPD zu träumen wagen, wenn es um Juden, Frauen, Homosexuelle und Bürgerrechte im Allgemeinen geht. Israels Regierung (in Teilen) hiermit gleichzusetzen ist unsäglich.