LdN 367 - Krankenhausreform

Mal vom Lande einige Erfahrungen. Zwei kleinere Krankenhäuser in kleineren Orten sind bereits vor Jahren geschlossen worden.
In der etwa 15 km entfernten größeren Stadt gab es bislang 3 Krankenhäuser. Eins wurde jetzt zum Lehrkrankenhaus umgewidmet, ein anderes kleineres in der Innenstadt verfügt nur noch über Neurologie und Stroke Unit bei Schlaganfällen im Schwerpunkt.
Die dritte Klinik wurde aufwändig erweitert und modernisiert, mit zentraler Notaufnahme, Facharztzentren, Geburtsklinik uvm.
Prinzipiell von allen Dörfern in maximal 30 min erreichbar.
Allerdings, ggf auch bedingt durch die noch neuen Strukturen, steht man in der Notaufnahme bei Einlieferung auch mal 1-2 h im Gang samt Bett, bis was frei wird. In der Notfallambulanz sollte man mindestens einen halben Tag bis einen ganzen Tag einplanen. Mit meiner Tochter nach Sturz vom Pferd saßen wir mal 11 h dort
Die kleinere Notfallpraxis, die von lokalen Hausärzten in unserer 5km entfernten Stadt betrieben wurde und kleinere Fälle aufgefangen hat, wurde auf Drängen der Kassenärztlichen Vereinigung zum Jahresbeginn geschlossen.

Nichts gegen eine Spezialisierung und Zentralisierung von Krankenhäusern, aber eine erste Akutversorgung in den umliegenden Städten fände ich gar nicht so verkehrt, besonders für Ältere. Entlastet die großen Kliniken dann ja auch.

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Hallo Zusammen,
ich finde gerade beim DRG System extrem viel Punkte einfach falsch.
Das ganze Fallpauschalen system ist auf Statistik aufgebaut, man kriegt auch Geld abgezogen wenn ein Patient über der mittleren Verweildauer liegt.

Dabei wird vollständig außer acht gelassen, dass eine 80 Jähre Oma leider anders heilt als der/die 50 Jähre.

Gerade bei Sportverletzungen, die aber auch im Alltag passieren können ist das leider ein riesen Problem. Bsp. Ist hier Mal ein Kreuzbandriss, da eher junge Menschen den bekommen, ist es für die Krankenhäuser ein Minus Geschäft, wenn sie es bei alten Leuten machen.

Da setzt auch meine Kritik am Transparenzgesetz an, im privaten Krankenhausverbund (wird nie einer öffentlich sagen), werden Risikopatienten oder Verlustgeschäfte nicht behandelt/gemacht. Das sieht in der Statistik natürlich gut aus, wenn bei den letzten 100 Bypass OP’s kein Zwischenfall war, wenn man aber nur Patienten unter 50 nimmt ist das statistisch auch deutlich einfacher zu erreichen.

In meinem Umfeld hab ich schon oft gehört das ältere Menschen gesagt wurde, sie mögen sich bitte eine Zweitmeinung einholen, klingt erstmal super, ist aber ein Code für „gehen sie Mal zu den kirchlichen Trägern die machen so nen Zeug“.

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Hallo, danke für eure Arbeit!
Richtig, es ändert nichts an der Grundaussage des tollen Beitrags. Ihr habt aber eine Korrekturpolitik, die ich sehr schätze und bewundere, daher ist die Info über diesen verständlichen kleine Fehler auf einem fremden Fachgebiet vllt. doch angebracht.

Als Assistenzarzt in der Inneren Medizin werde ich regelmäßig unter Druck gesetzt, Komplikationen wie Schmerzen oder Harnwegsinfekte zu dokumentieren, damit ein lukrativerer Satz abgerechnet werden kann. Das System ist kränker als viele meiner Patienten.
P.S.: Pembrolizumab ist ein Antikörper, der in der Krebstherapie eingesetzt wird und parenteral (=über eine Vene) gegeben wird.

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Vielen Dank für diese ausführliche und verständliche Ausführung eines so wichtigen und komplexen Themas. Was hier hoffentlich in künftigen Beiträgen aufgegriffen wird ist die absolute Hoheit von Arzt*innen in Deutschland, die eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Gesundheitspolitik spielen und die Aufwertung von Pflegekräften in der Gesundheitsversorgung erschweren. Der Pflegerat hat dazu mehrere wichtige Positionspapiere veröffentlicht, die zentralen Forderungen sind: Eine Leitung der Primärversorgungszentren bzw. Level-Ii-Krankenhäuser durch qualifizierte Pflegefachpersonen muss möglich sein. Der Versorgungsschwerpunkt dieser Einrichtungen liegt auf komplexen Pflegebedarfen. Notwendig geschlossen wird mit ihnen eine Versorgungslücke.

Die Qualitätskriterien in den Leistungsgruppen müssen die pflegerische Leistung spiegeln und einen bedarfsgerechten Personalschlüssel sowie den notwendigen Qualifikationsmix für die Pflegeberufe beinhalten.

Die Heilkundeübertragung auf Pflegefachpersonen muss neu geregelt werden, damit sie eigenverantwortlich ihre differenzierten Kompetenzen einsetzen können.

Benötigt werden neue Lösungen in der Gesundheitsversorgung mit einem Fokus auf Gesundheitsförderung, Prävention und das Leben mit chronischen Erkrankungen. Erforderlich sind eine Professionalisierung und ein adäquater Qualifikationsmix in Krankenhäusern aller Level. Aufgaben müssen umverteilt werden, Kompetenzen und Verantwortung erweitert.

Noch dazu muss es ein Pflegekammer geben, der als gleichberechtigter Partner in den Gesprächen um den Krankenhausreform einbezogen werden muss.

Ich habe in kaum einem anderen Land erlebt, wie sehr Ärztinnen den Ton angeben und Pflegepersonal in ihrem Tun und Handeln nicht wertgeschätzt wird. Ich stelle zudem in Frage, wie viel Sinn es macht Krankenhäuser als „Daseinsvorsorge“ zu sehen in einem Land, in dem viele Orte weder Allgemeinmedizinerinnen und Kinderärzt*innen haben. Es muss in Prävention und in der primären Gesundheitsvorsorge investiert werden, nicht in Krankenhäuser. Auch was Geburten angeht - gerade hier ist die Konzentration auf Krankenhausgeburten für Mutter und Kind und die prekäre Lage von Hebammen eine negative Entwicklung.

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DANKE, dass ihr dieses Thema aufgreift! Bitte beleuchtet das weiter intensiv!

Zum Thema Spezialisierung/Zentralisierung hier Einblicke und Ergänzungen aus der Kindermedizin und aus Sicht betroffener Eltern:
Wir bekamen 2021 völlig unerwartet acht Wochen zu früh ein Kind mit (ebenfalls völlig unerwartet) mehreren seltenen Fehlbildungen des Ernährungs- und Verdauungstrakts. Früh- und Neugeborene wie unseres sind komplexe, intensivmedizinische Patientinnen und brauchen spätestens am zweiten Lebenstag lebensrettende chirurgische Eingriffe (und oft im Verlauf weitere Operationen und Therapien), die selbst für erfahrene Kinderchiriurginnen und andere Kinderfachärzte alles andere als Tagesgeschäft oder Routine sind. Diese erste Korrektur-OP beeinflusst maßgeblich die Lebensqualität der Kinder für ein ganzes Leben (z.B. Essen, Schlucken, Verdauung, Kontinenz…). Das Haarsträubende ist: Diese Operationen darf JEDE Kinderklinik und jeder Kinderchirurg*in durchführen. Wo und wie gut Kinder mit diesen seltenen Fehlbildungen operiert werden, ist aktuell ganz einfach eine Frage des Glücks - wohl denen, die zumindest in einer Großstadt mit großer Kinderklinik geboren werden…

In der Erwachsenenmedizin gibt es in Deutschland zum Beispiel für Operationen der Speiseröhre eine Mindest-Fallzahl, die eine Klinik jährlich erreichen muss, um diese kritischen Eingriffe durchführen zu dürfen. In der Kindermedizin gibt es dieses Minimum in Deutschland nicht (in England hingegen schon, mit nachweislichem Erfolg), obwohl die Evidenz aus der Erwachsenenmedizin belegt, dass mit Einführung von Mindest-Fallzahlen die Behandlungserfolge enorm steigen und die Mortalität deutlich sinkt (von 20% auf 4,5%).


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Liebe Lage,
die Pauschale, die Ihr bei Min 43:55 zitiert beschreibt die Vergütung der Operation eines schwerstkranken Patienten z.B eines Kindes mit einem Tumor (Neubildung) im Gehirn oder Rückenmark. Die 30000,- Euro gibts also nicht für „Rücken“ oder „Bandscheibe“,…
Nach meiner Meinung müsst Ihr das dringend berichtigen. HörerInnen, denen eine Bandscheiben OP empfohlen wird nehmen bei Euch mit, die Klinik will sich mit 30000,- bereichern und dem Arzt oder der Ärztin das vorhalten. Bei diesem Thema müsst ihr bitte ganz vorsichtig sein bei der Recherche - da gehts wirklich um etwas…

Ich habe 20 Jahre im Krankenhaus gearbeitet und so etwas, wie ihr beschreibt, nie erlebt…da arbeiten normalerweise immer noch Menschen, die grundsätzlich anderen nicht schaden wollen…

Viele Grüße,
Wolfgang

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Ich kann das nicht beurteilen, aber in der Lage ging es eigentlich nicht primär um Details, sondern um das grundlegende Problem, das es erkennbar gibt. Eigentlich denke ich, dass das auch alle Hörer:innen mit Bandscheibenvorfall verstanden haben.

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…die von euch zitierte ‚Rücken-DRG‘ (ist) keine für klassiche Rückenschmerzen, sondern für Tumorbehandlungen am Gehirn und der Wirbelsäule. Zum anderen verpasst ihr zu sagen, dass bei durchgeführten Prozeduren insbesondere die OPS-Codes häufig relevaner als die DRG sind. Diese sind es nämlich, die lukrativ sind. Im Vergleich dazu sind viele konseravtive DRGs nicht kostendeckend konzipiert, in der Annahme, dass sich das schon ausgleichen wird.
Das führt dazu, dass gewinnorientierte Unternehmen wie Helios, welche gut 6% Gewinn machen, natürlich vor allem Leistungen anbieten, die auch lukrativ sind und lassen so den Rest für die öffentlichen Träger übrig.
…Konzern-Manager:…Natürlich wird er nicht sagen: „Machen sie unsinnige Prozeduren damit wir Geld verdienen“ (oder würde es zumindest nicht zugeben), sondern wird die Chefärzte an ihre Leistungsziele erinnern, die vertraglich festgelegt sind.
Die Vergleiche mit Dänemark sind grundsätzlich gut. Aber leider haben wir haben ein gänzlich anders strukturiertes Gesundheitssystem und auch eine viel höhere Bevölkerungszahl/ andere geografische Vorraussetzungen, sodass ein 1:1-Umbau schwierig wird.
Aber die Frage insgesamt sollte eher sein: Wieso implantieren wir deutlich mehr künstliche Gelenke ohne wesentlich mehr Kranke?
Denn das wird wohl eher nicht in der ländlichen Klinik mit 3 Hüft-Ops in der Woche passieren sondern in den Zentren.
Weiterhin gibt es ja zur Qualitätssicherung Untergrenzen vom GBA, die erreicht werden müssen, um die volle Vergütung zur erhalten. Ob das ein geeignetes Tool ist, bleibt zu hinterfragen.
Zusammenfassend würde ich mir zu dem Thema… eine Sonderfolge mit viel fundierter Recherche wünschen.

Hallo,

ich bin selber Assistenzarzt in der Inneren Medizin und freue mich dementsprechend, dass dieses Thema mal aufgegriffen wird.
Ich wollte allerdings noch einige Punkte hinzufügen:

  1. Durchführung unnötiger Prozeduren im Krankenhaus
    Im Podcast wird lange und ausführlich diskutiert, dass viele (insbesondere operative Prozeduren) durchgeführt werden, damit das KH die entsprechenden DRGs abrechnen kann und somit die Einnahmen steigert.
    Das ist MMN aber nur die eine Seit der Medaille. Es ist für Patienten und Angehörige mittlerweile selbstverständlich, dass alles medizinisch mögliche (!!), sofort unternommen wird - unabhängig davon, ob das notwendig, zweckdienlich, wirtschaftlich oder sinnvoll ist. Wenn man dann als Arzt diskutiert, dass eine entsprechende Prozedur in der aktuellen Situation evntl. medizinisch möglich aber eben nicht sinnvoll ist, dann sieht man sich regelmäßig mit Anwaltsdrohungen, Beschwerden, Pöbeleien, Beschimpfungen und sogar Gewalt konfrontiert.
    —> sodass - um so etwas zu vermeiden - häufig sinnlose Medizin betrieben wird.

  2. soziale Funktion der Krankenhäuser
    Insbesondere die kleineren Krankenhäuser - die eventuell nicht mehr Medizin auf Universitätsniveau machen - erfüllen mittlerweile eine massive soziale Funktion. Eine große Menge an Patienten kommt ins Krankenhaus wegen einer „sozialen Indikation“; d.h. sie können sich aufgrund von Alter & Gebrechlichkeit, Demenz o.ä. nicht mehr hinreichend in der häuslichen Umgebung selber versorgen.
    Dieser Patient kommt dann über den Rettungsdienst in ein kleineres Krankenhaus. Da aber keine Versorgung über ein Pflegeheim organisiert ist, in vielen Fällen es keine Angehörigen mehr gibt und keine Freunde ist eine Rückführung bei fehlender Versorgung in die häusliche Umgebung nicht möglich. In diesen Fällen liegen Patient oft wochenlang im Krankenhaus, bis ein Pflegeheim gefunden wurde.
    Diese zugegebenermaßen nicht medizinische Aufgabe, aber maximal wichtig, soziale Aufgabe wird in DRGs nicht wiedergespiegelt.
    Auf diese Aufgabe haben die großen Maximalversorger und Unikrankenhäuser natürlich keine Lust, hier werden Herzentransplantiert, schwerste Unfallopfer versorgt… aber wer übernimmt dann die soziale Aufgabe, sollten die ganzen kleinen Häuser wegrationalisiert werden.

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  1. Multimorbidität
    Bedingt durch die zunehmende Überalterung der Gesellschaft werden auch die Patienten immer älter und haben natürlich viel mehr Krankheiten gleichzeitig.

Jetzt muss man noch hinzufügen, dass bei der Abrechnung über die DRGs immer nur die HAUPT-Diagnose ausschlaggebend für den Betrag ist, den das Krankenhaus erhält. Nebendiagnosen sind insofern wichtig, als dass sie den Zeitraum verlängern in denen es zu keiner Kürzung über den MDK kommt - der Erlös für das KH steigert sich durch Nebendiagnosen aber eben nicht.

Nun kommt ein 92-jähriger Patient mit Diagnose A. Also erhält das KH den DRG für Diagnose A.
Werden während des KH-Aufenthaltes allerdings noch Diagnosen B,C,D festgestellt und auch noch behandelt, erhöht sich nicht der Ertrag für das KH aber natürlich die Kosten.

(hier ist auch erklärt, warum einige Prozeduren viel profitabler sind. Ein Meniskusriss bei einem 25-jährigen ist NUR ein Meninskusriss bei einem 25-jährigen, mit sehr kurzer Verweildauer. Eine Herzinsuffizienz bei einer 85-jährigen sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit, noch 5 andere behandlungswürdigen Diagnosen, mit eventuell wochenlanger Verweildauer)

  1. Inflation
    Natürlich spielt auch die aktuelle Inflation eine immense Rolle.
    Während die Kosten für KH teilweise um ~10% gestiegen sind, kam es nur zu einer Steigerung von ~2% für den Erlös über DRGs.
    Auf der Differenz bleiben die KH sitzen.

Unabhängig von diesen Faktoren hat das DRG-System spannende Folgen für das deutsche Gesundheitssystem.
Da anfangs in den DRGs ALLE Leistungen die ein KH erbracht hat, enthalten waren, ergab sich für die KH natürlich ein Anreiz zu sparen.
Wenn für eine Prozedur 2000€ erhält, diese aber nur 1800€ kostet, hat man 200€ gewinn gemacht.
Und es wurde zunächst an den größten Kostenpunkten gespart - das war die Pflege. Und an der Pflege wurde jahrelang gespart. Das erklärt einen großen Teil des Pflegemangels in D.
Irgendwann hat das auch die Politik erkannt und die Pflegekosten aus den DRGs rausgenommen. Dementsprechend bekommt das KH nun die 2000€ für die Prozedur + mehr oder weniger alle Pflegekosten die entstehen.
Allerdings spart das KH weiter. Und was ist der nächste große Kostenpunkt im KH? Die Ärzte.

Und wie „Mustamie“ etwas weiter oben schon formuliert hat, die Arbeitsbedingungen im KH für medizinisches Personal sind nicht nur katastrophal, sondern häufig auch gesetzeswidrig (aber das war ja weniger Thema des Podcasts).

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Ich bin euch extrem dankbar dass ihr dieses Thema anfasst. Dafür Hut ab. Ich habe ein paar konstruktiv gemeinte Anmerkungen aus dem „Maschinenraum“ der Patientenversorgung:

  1. Ich finde die Prämisse hinterfragenswert, dass 88 Mrd Euro pro Jahr ein hoher Betrag der eigentlich ausreichen muss. Wenn ich mich nicht sehr verrechnet habe macht das tausend Euro pro Versicherten und Jahr um 24/7 eine funktionierende Gesundheitsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Warum finde ich das nicht viel? Das von euch erwähnte Pembrolizumab kostet pro Gabe (die alle 6 Wochen gegeben werden) 22.000 Euro. Ein Tag Intensivstation? Zwischen 1500 und 3000 Euro. Die Hälfte der Bevölkerung ist über 44 Jahre alt, die Hälfte ist Übergewichtig. Wir sind statistisch ein altes Land voller Wohlstandserkrankungen. Geräte sind teuer, qualifziertes Personal erst recht. Was erwarten wir denn?

2.Dennoch habt ihr Recht, dass es Ineffizienzen gibt, und Fehlanreize. Ein Beispiel seie hier Verträge von Chef- oder Oberärzten die üppige Boni bekommen wenn sie pro Jahr eine bestimmte Zahl von OP X schaffen. Das ist ein gefährlicher Fehlanreiz und gehört in meinen Augen schlicht verboten.

  1. Wir müssen aber aufpassen dass wir nicht vom Regen in die Traufe geraten. Ich unterstütze die Bestrebungen dass bestimmte Eingriffe (gerade die die nicht kurzfristig gefährlich sind, für die also ein Transport an ein Zentrum möglich ist) nur dann sicher durchgeführt werden können wenn es in dem Haus einen Gewissen „Durchsatz“ gibt. Wenn wir die Hürden dafür zu hoch legen Eingriffe durchführen zu dürfen, entsteht ein Fehlanreiz. Dann muss ein Haus auf einmal auf X Eingrife vorweisen… nicht damit der Chef seinen Bonus kriegt, sondern damit das Haus ein Zentrum bleibt. Auch hier drohen „unnötige“ Ops. Da braucht es Fingerspitzengefühl beim setzen der Rahmenbedingungen
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  1. In eurem Beitrag werden „nötige“ und „unnötige“ Ops als harte Kategorien verwendet. Ich weiß dass Ihr das nicht damit sagen wolltet, aber es seie noch einmal hingewiesen dass die Indikationsstellung in vielen Situationen extrem Komplex ist. Manchmal ist es klar nötig, und es gibt auch klar nicht indizierte Eingriffe. Meistens aber bewegt man sich in einem Graubereich dazwischen in dem dutzende Faktoren, nicht zuletzt der Patientenwille und der Leidensdruck im Status quo, die Entscheidung beeinflussen. Deshalb wäre ich mit solchen Begriffen vorsichtig, was aber nicht heißt dass das Problem nicht grundsätzlich besteht.

  2. Ihr deutet an, dass eine Lockerung des finanziellen Druckes möglicherweise die Fehlanreize reduziert. Ich halte das zumindes teilweise für eine Fehlattribution. Wie ihr schon erwähnt habt ist ein Drittel der KH in privater Hand. Hier zählt also kategorisch schon nur die Zahl unter dem Strich, und die kann immer noch grüner sein. Im Zweifel erhöhen diese Konzerne die Renditen für Ihre Aktionäre wenn sich die FInanzierungssituation entspannt. Ob das der sinnvollste Weg ist den unsere Krankenkassenbeiträge nehmen können würde ich mal vor der Klammer lassen. Meiner Meinung nach sollte es eine Reinvestitionspflich von Überschüssen geben.

  3. Ein weiteres Drittel der KH sind in kirchlicher Hand. Sprich: In einem drittel der deutschen Krankenhäuser haben die Mitarbeiter kein Streikrecht, und können sich nicht für die Verbesserungen der Bedingungen einsetzen. Dass das in Deutschland im Jahr 2024 noch so ist kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht könnt ihr mich da erleuchten?

  4. Das Transparenzgesetz war in meinen Augen eine katastrophale Idee, und ist völlig zurecht gescheitert. Nicht weil ich nicht den Bedarf an mehr Transparenz sehe, sondern weil die falsche Kennzahl gewählt wurde. Auch hier lauert ein Brandgefährlicher Fehlanreiz: Wenn ein Klinikum weiß, dass es auf eine niedrige Komplikationsrate angewiesen ist um weiter Patienten zu bekommen, wird es sich im Zweifelsfalle weigern alte oder komplex erkrankte Patienten anzunehmen die ein hohes potential haben sich negativ auf diese Kenngröße auszuwirken. Wenn ich dann als herzkranker Patient keinen Chirurgen mehr finde der bereit ist meinen Krebs zu operieren, weil er sonst um seinen Ruf und somit das Fortbestehen seines Lebensunterhaltes fürchten muss wenn er zu viele Patienten wie mich annimmt, dann kann ich mich bei Herrn Lauterbach bedanken. Ggf wären hier die in einem Krankenhaus vorgehaltenen Personalschlüssel ein Weg. Oder man verkompliziert das Ganze durch einen Casemix-Index.

  5. habe ich einen weiteren Kommentar verfasst in dem ich sachlich und konstruktiv die Reaktion auf die oben angebrachten inhaltlichen Korrekturen kritisiert habe. Davon gäbe es noch mehr, aber solche Kommentare werden anscheinend nicht mal mehr frei gegeben. Was ist das für eine Fehlerkultur?

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Rückfrage zu der Schließung von Kliniken: Was gibt es dann für Lösungen für die Notfallversorgung in der Fläche? Sind die lokalen Gesundheitszentren dann mit einer kleinen Flotte von Rettungsfahrzeugen und einer notfallmedizinischen Erstversorgung ausgestattet? Ihr stellt es in der Folge so dar, als ob das Hängen am lokalen Kreiskrankenhaus eine reine Bequemlichkeitssache wäre, aber bei Unfällen oder auch Herzinfarkten kann der kurze Anfahrtsweg eine Sache von Leben und Tod sein. Wenn das nächste Krankenhaus zwei Stunden entfernt ist, müssen da andere Lösungen her. Geburtstationen sind auch ein Thema…

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Bei tatsächlich lebensbedrohenden Notfällen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass man lieber mit einer längeren Anfahrtszeit in ein entsprechendes Zentrum (Chest Pain Unit mit Herzkatheterlabor bzw. Stroke Unit mit interventioneller Radiologie) transportiert als ins kleine Spital im Nachbarort. Da kann man durchaus 30-45min Fahrstrecke tolerieren, wenn es ab dann in der Klinik zügig weitergeht.
Dafür braucht man natürlich entsprechend ausgebaute Strukturen des Rettungsdienstes. Ambulante Notfallzentren könnten dagegen dann den Kleinkram abfangen, gebrochene Arme und Nasen oder Schnittwunden. Dafür kriegt man ja auch heute schon kein Bett mehr.

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An der Aussage des Beitrags ändert es nichts direkt. Die Beispiele sind halt unglücklich gewählt. Worum es mir geht: ihr versteht euch (und die Lage-Hörer*innen inkl mir verstehen euch) als sehr gutes journalistisches Medium. Vielleicht geht es nur mir so, aber wenn ich in Berichterstattungen zu Themen, bei denen ich mich auskenne (gehäuft) Fehler bemerke, kommt der Gedanke:„Hm… aber stimmt denn das Andere was sie erzählen, wovon ich keine Ahnung habe, denn sich nur so zu 95% oder sogar weniger?“.

Bietet euren Kritiker*innen und insbesondere den Kritikern der „Mainstreammedien“ doch nicht diese Genugtuung und Angriffsfläche von „ach guck, da sind Fehler, also ist alles was sie sagen falsch“

Das ist der nächste Punkt, der mit solchen kleinen Fehlern einhergeht. Wir erleben immer mehr Patientinnen, die nicht so wirklich auf Schulmedizin vertrauen und jegliche Entscheidung der Ärzteschaft in Frage stellen (sicher, Hinterfragen ist gut. Alles kategorisch abzulehnen ist nicht gut). Diese Tendenzen (auch unbeabsichtigt) zu befeuern macht den Job der Pflegekräfte und Ärzt:innen nicht einfacher. Schimpfende und handgreifliche Patientinnen und deren Angehörige findet man leider immer häufiger vor. Und der Tenor geht oft in die Richtung: „ihr habt keine Ahnung“, „das ist alles nur Geldmacherei“, „das Internet hat aber gesagt“, „ihr steckt doch mit Big-Pharma unter einer Decke“.

Ein Verbesserungsvorschlag für die Lage mit Note 1-2, damit ihr die 1 schafft :wink:

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Dieser Eindruck ist ja gerade falsch, es handelt sich um einen (!) falschen Fachbegriff in einer ansonsten korrekten Berichterstattung.

Dieser Eindruck entsteht - wenn überhaupt - allenfalls durch die völlig übertriebene Kritik hier im Forum. Ich habe eher den Eindruck, dir geht es darum, die Redaktion als solche zu delegitimieren.

Eine angemessene Reaktion auf den Beitrag wäre gewesen: Liebe Lage, super Thema, aber die Rücken-OP heißt nicht X, sondern Y. Stattdessen machen ein paar Leute hier eine riesige Welle.

das beruht aber nicht auf kleinen und in der Sache völlig irrelevanten Fehlern von Journalisten, sondern auf den kaputten Anreizsystemen in den Kliniken, die wir beschrieben haben.

Und letztlich sind Menschen auch für sich selbst verantwortlich. Wenn der Tumorpatient auf Globuli setzen will statt auf Chemo, dann lass ihn doch.

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Kannst du die wissenschaftlichen Arbeiten dazu posten die du zitierst? Das ist mir neu, gerade bei Schlaganfällen.

Mal abgesehen davon haben dürften eh nur wenige kleine Häuser eine interventionelle Neuroradiologie haben. Da ist das Netz so weit schon sehr grob gespannt, alleine weil die Zahl an Ärzten die das kann extrem gering ist. Das weiter auszudünnen da wäre ich sehr vorsichtig. Soweit ich weiß gilt weiterhin Time ist Brain.

„Und letztlich sind Menschen auch für sich selbst verantwortlich. Wenn der Tumorpatient auf Globuli setzen will statt auf Chemo, dann lass ihn doch.“

Uff. Also schwer kranke Menschen denen von dritten unsachliche Hoffnung gemacht wird und die sich in ihrer Angst vor Erkrankungen und Nebenwirkungen an die falschen Strohalme klammern, die überlassen wir ihrer Eigenverantwortung. Pech gehabt. Sollen sie sehen wo sie bleiben.

Niemand hier streitet ab das es Fehlanreize gibt. Aber im Gesundheitswesen arbeiten tausende Menschen, die teils unter Aufopferung der eigenen psychischen Gesundheit versuchen in einem maroden System eine vernünftige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Und genau die werden jetzt zusätzliche Zeit darauf verbringen müssen Patienten von euch verunsicherte davon zu überzeugen, dass sie wirklich eine OP brauchen. Ihr seit herzlich eingeladen eine OP abzulehnen wenn ihr mal einen Bandscheibenvorfall habt. Aber wenn ihr euch aufschwingt die Arbeit anderer Menschen zu beurteilen, dann macht vorher wenigstens euren eigenen Job und recherchiert gründlich. MIt Reichweite kommt Verantwortung, insbesondere in Gesundheitsfragen.

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Harte Worte… Es tut mir Leid, dass dieser Eindruck bei euch entstanden ist. Ich wollte nur auf einige kleine Fehler hinzuweisen, sodass in Zukunft die Lage noch hochqualitativer ist als sie auch sonst schon ist. Ich hätte das sicherlich freundlicher formulieren können/sollen.

So gleichgültig dem Schicksal von Menschen gegenüber bin ich (noch) nicht.

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Sachliche Kritik sollte auch Euch helfen. Beiträge löschen ist imho keine Lösung. Wenn Sie falsch sind wird das die Community schon klarmachen.

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Es gibt keinen Grund, warum mehr als ein Mensch hier darauf hinweist, dass irgendeine Bezeichnung irgendeiner Operation falsch sei. Das ist letztlich alles nur Werfen von Nebelkerzen, weil euch die eigentliche Diagnose nicht passt: dass nämlich Krankenhäuser massenweise sinnlose Behandlungen vorschlagen, um die Kasse aufzubessern.

Wie bereits mehrfach erklärt, ist die Bezeichnung der OP völlig irrelevant. Aber selbst wenn sie relevant wäre, müsste die Kritik nur einmal vorgetragen werden. Alle anderen wollen offensichtlich einfach nur schlechte Stimmung verbreiten und die Redaktion diskreditieren.

Aber wir haben das hierfür schon viel zu breit diskutiert, in Zukunft müssen wir einfach engagierter moderieren, damit solche Diskussionen gar nicht erst aufkommen.

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