LdN 349 Thema Solarenergie

Hallo,

ich höre den Podcast sehr gerne, weil ich das Gefühl habe, dass kritische Themen meistens fair von verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Hier stören mich aber zwei Punkte zum Thema PV, die aus meiner Sicht faktisch falsch sind und daher die Glaubwürdigkeit des Podcasts untergraben.

  1. Es wird häufig die installierte PV Leistung mit Atomkraftwerken verglichen. Das in der Lage beschriebenen 9GW Solarziel entsprechen eben nicht 9 Atomkraftwerken. Dies liegt daran, dass Atomkraftwerke realtiv konstant 24/7 produzieren. Ein 1 GW Kraftwerk wird daher pro Jahr ca. 8000 GWh Strom produzieren. PV Anlagen produzieren jedoch abhängig von der Sonne ihren Strom. Eine 1GWh Solaranlage würde daher vermutlich, je nach Ausrichtung, pro Jahr eher 1000 GWh pro Jahr produzieren. Wir ersetzten also eher 1-2 Atomkraftwerke. Das ist schon ein signifikanter Unterschied, den man berücksichitgen sollte, wenn man dieses Thema diskutiert. Bei Wind (gerade offshore) ist das schon erheblich besser. Aber auch hier ist installierte Leistung nicht gleich Produktion.

  2. Es wurde gesagt, dass durch die Mehrwertsteuerabsenkung auf 0 PV-Anlagen deutlich billiger geworden sind. Das stimmt nicht. Vorher konnte man sich mit etwas Papierkrieg die Mehrwertsteuer zurückerstattet bekommen. Es hat sich also preislich vom Invest nichts geändert.
    Was hier auch kaum jemand weiß, dass Inhaber von Bestandsanlagen hier rückwirkend deutlich schlechter gestellt wurden. Ich habe meine Anlage seit 2,5 Jahren, muss jetzt aber noch Umsatzsteuer auf meinen eigenverbrauchten Strom zahlen, darf aber seit diesem Jahr keine Abschreibung der Anschaffung in der Einkommensteuererklären ansetzen. Im meinem konkreten Fall werde ich mit 400€ jählich mehr belastet als noch 2022. und das rückwirkend, bis ich 2026 in die Kleinunternehmerregelung wechseln kann. In Summe also ca. 1200€ Mehrbelastung und das rückwirkend nach der Investitionsentscheidung. Das ärgert mich sehr.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich glaube, der PV-Ausbau ist sehr wichtig und sollte noch stärker unterstützt werden. Allerdings sollten wir die Zahlen und Berechnungen nicht geschönt darstellen, um keine Angriffsfläche zu bieten.

VG

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Ergänzung zum 1. Punkt:
Es gibt in der Solarbranche den gängigen Begriff „kWp“ für Kilowatt-Peak (Kilowatt-Spitze), mit dem man betonen kann, dass es sich nicht um konstante Leistung handelt.

Aber genau diese Angabe kann doch zur Fehlinterpretation führen. Das können nur die Fachleute interpretieren, die es umrechnen können. Die Arbeit die pro Jahr in kWh geliefert wird ist zumindest für Laien besser geeignet

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Hast Du dazu mal einen Steuerfachmann gefragt? Ich meine, dass Du zwar keine Angaben zu der PV mehr machen musst, aber noch machen kannst.

Ich hatte bei mir fast alles fertig, da ich die Vorjahre immer negative Einnahmen hatte, die den zu versteuernden Betrag gemindert haben. Erst als ich festgestellt habe, dass ich durch den Ende 2021 nachträglich installierten PV-Speicher und damit erhöhten Eigenverbrauch / erhöhte Entnahme für Eigenverbrauch für 2022 einen Gewinn gemacht hätte, der mein zu versteuerndes Einkommen erhöht hätte, habe ich den Vorteil genutzt keine Angaben zur PV mehr zu machen.

Ich würde an Deiner Stelle die PV wie früher angeben, da Du es nicht mehr musst, aber weiter darfst !

Fun-Fakt am Rande: Bekam u.a. deshalb Post vom FA mit Nachfrage, warum ich EÜR zur PV nicht angegeben habe. Habe den Finanzbeamten dann freundlich über die geänderte Gesetzeslage informiert :wink:

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Stimme ich zu, nur mit der Angabe Energie/Jahr kann man sinnvoll vergleichen. Auch Fachleute können von Maximalleistung auf Energie/Jahr nur grob schätzen, weil das von vielen Faktoren abhängt (z.B. Standort, Ausrichtung). Bei PV-Anlagen sind die Faktoren in Deutschland wenigstens überall ähnlich, bei Windkraft aber sehr abhängig von Standort und Höhe des Windrads.

Ich meine nur, wenn man diese Zahlen nicht zur Hand hat (oft gar nicht so leicht herauszufinden), kann man bei volatiler Energieerzeugung z.B. mit „Gigawatt Spitzenleistung“ statt „Gigawatt“ verständlicher machen, dass es sich um schwankende Leistung handelt, damit man nicht 9 GW AKW mit 9 GWp Solar gleichsetzt.

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Ist zwar etwas off Topic aber in deinem Fall (ist bei mir ähnlich) würde ich die PV falls du die Bedingungen erfüllst, zum Nullsteuersatz ins Privatvermögen überführen. Damit entfällt dann die Versteuerung des Eigenverbrauchs.

Links:

Das stimmt schon, aber für den Vergleich hilft m.E. auch eine grobe Hausnummer weiter. Während man bei PV Anlagen vielleicht 1000kWh Strom pro Jahr für eine kWhp Leistung bekommt, sind es beim AKW knapp 8000 kWh. Da liegt halt fast schon eine Größenordnung dazwischen.
Auch wenn dieser Wert sicher je nach Anlage und Standort schwankt ist er m.E. deutlich aussagekräftiger als ein Vergleich der Leistungen. Letzterer könnte suggerieren, wir könnten mit 1GW PV ein AKW ersetzen. Bei Windkraftanlagen könnte man z.B. einen mittleren Faktor über alle Standorte ansetzen.

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Vielen Dank für den Hinweis. Die Bedingungen erfülle ich. Das spart mir ein paar hundert Euro :grinning:

Danke an die Lage, dass ihr das in der aktuellen Folge richtig gestellt habt. Das finde ich klasse!

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Korrekt, und das ist selbst nur ein theoretischer Werte, im Labor unter Idealbedingungen.

Wobei selbst der Vergleich über Jahresstromproduktion noch immer irreführend ist: Rein rechnerisch ersetzen 9GW PV in Deutschland vielleicht ein AKW, praktisch ersetzen auch 1000GW PV (ohne Speicher) kein AKW. Strom ist halt kein Rohstoff sondern eher wie ein Service zu betrachten der jede Sekunde genau nach Nachfrage geleistet werden muss.

Besser wäre Atemluft als Analogie. Es ist völlig egal wie viel „extra“ Luft wir zwischendurch haben damit der Jahresdurchschnitt passt wenn dazwischen eine 10min Phase ohne Luft liegt. Beim Strom ist es etwas(!) weniger dramatisch aber im Grundsatz ähnlich.

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Hallo zusammen,

ich finde den Kommentar von „Niedersachse“ absolut richtig. Allerdings hätte ich hierzu noch eine Ergänzung:
Im Unterschied zu einer Atomkraftwerk (oder anderen Kraftwerksarten) bringt die PV-Anlage auch noch das „Jahreszeitenproblem“ mit sich. Wir können zwar den jährlichen Output errechnen, dann bleibt aber immer noch der Fakt, dass wir im Winter erheblich zu wenig Strom aus Regenerativen haben.
Der Zubau ist richtig und wichtig, aber unser Hauptproblem ist die mangelnde Speicherbarkeit des Stroms. Das Problem habe ich bei mir zuhause genauso wie im gesamten Netzgebiet. Ich finde dieser Punkt kommt in allen Diskussionen viel zu kurz - denn es ist unser Hauptproblem. Wir müssen endlich anfangen unsere Überschüsse (die wir in den Sommermonaten in enormem Ausmaß erzeugen) zu speichern. Aus Ermangelung an technisch sinnvollen Alternativen wäre der Weg aktuell vermutlich Wasserstoff. Ja klar ist das Verlustbehaftet, aber aktuell beträgt der Verlust bei abgeschalteten Anlagen (und von denen gibt es im Sommer unzählige) 100%. Da kann man wohl ein paar Wandlungsverluste in Kauf nehmen.
@LdN-Team: Vielleicht habt ihr Lust in einer der nächsten Folgen mal über dieses Problem zu sprechen? Ich finde dieser Aspekt des Themas kommt öffentlich viel zu kurz.
VG

Kannst du nochmal anhand der folgenden Diagramme erläutern, wieso es gerade im Winter erheblich zu wenig ist:

Hier noch zum spielen:
Balkendiagramme zur Stromerzeugung | Energy-Charts

Wer anhand der Balkenhöhe den Monat erkennt bekommt Kudos.

Wahrscheinlich hat der Autor einfach vergessen, dass Windenergie auch zu den regenerativen gehört und gerade im Winter einen höheren Output hat.
Also ideale Ergänzung zu Solar.

Unterschlägst du hier nicht etwas, @MartinH? Die geringere Stromproduktion von PV wird zwar von Wind weitgehend ausgeglichen, aber der Bedarf ist doch im Winter viel höher.

Selbst wenn man akzeptiert, dass eine Wärmepumpe aus 1kWh Strom 4 kWh Wärme machen kann (was nur im Jahresmittel stimmt und im Winter eher niedriger liegt),


ist der zusätzliche Wärmebedarf im Winter mit dann gut 40 TWh extra durchaus beachtlich. Allein der Mehrbedarf ist 3-4x höher als die Erzeugung durch EE nach deinen Diagrammen.

Das ist kein Votum gegen EE. Aber ich halte deine Darstellung schon für sehr grenzwertig die Wirklichkeit verzerrend. Fakt ist, wir brauchen extreme Kapazitätsreserven (Speicher, gleich welcher Art) im Winter weil PV eben genau dann nicht mehr ausreichend liefert, wenn wir es am nötigsten haben.

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Für mich hat der Beitrag suggeriert, dass es im Winter weniger regenerative Energie gibt. Stimmt aber nicht, wie die Darstellung zeigt. Warum das die Wirklichkeit verzerrt, verstehe ich nicht.

Wenn du mit Wirklichkeit meinst, dass wir in Zukunft Regenerative Energie zubauen müssen, dann hast du Recht.

Die wichtige Message ist ja, dass wir neben regenerativen Energien auch massiv saisonale Speicher brauchen, wofür es heute nur bedingt ausgereifte Technologien gibt. Natürlich kann man den Bedarf durch regenerative Überkapazitäten und ein ausgewogenes Verhältnis von Sonne zu Wind reduzieren, aber über die Notwendigkeit herrscht eigentlich in der Fachwelt Einigkeit (entsprechende Studien zu B. vom Fraunhofer Institut würden hier ja immer mal wieder zitiert).

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Hats Du nochmal einen Link zu so einer Studie vom Fraunhofer? Am Besten mit dem Faktor Saisonspeicher.

Irgendwie kann ich mir unter „massiv“, „erheblich“ und „ganz viel“ nichts vorstellen. Zahlen und Verhältnisse finde ich da aussagekräftiger.

Einen ganz guten Überblick gibt m.E. z.B. Abb. 18. Der Flexibilitätsbedarf liegt im Referenzszenario bis 2045 bereits in der Größenordnung des heutigen gesamten Strombedarfs. Über 50% davon über H2-Elektrolyse.
Einen weiteren Hinweis gibt die Auslastung von GuD Kraftwerken in Abb. 17.

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Danke, habe ich Lesestoff fürs Wochende.