LdN 349 Thema Solarenergie

Ich bin immernoch überzeugt davon, dass wir wie früher mal im Sommer mehr und im Winter weniger arbeiten werden.

Dann erübrigt sich nämlich ein Teil der saisonalen Speicher, wenn die Industrie teilweise herunterfährt und die MA Stundenkonten abbauen.

Der Bausektor machts vor und ich denke der Rest wird folgen, wo immer die Prozesse es möglich machen.

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Das hängt doch vor allem vom Strommix ab. Windenergie gibt es in den dunkleren Monaten mehr, Solar mehr in den helleren Monaten und nur tagsüber. Damit es im Winter nicht eng wird mit den ganzen Wärmepumpen brauchen wir eben sehr viel mehr Windenergie als bisher. Dazu kommt der Ausbau von Stromtrassen in unsere Nachbarländer. Und um Engpässe von 2-3 Tagen auszugleichen, werden wir weiterhin fossible Reservekraftwerke benötigen, die zwar auch Geld kosten, aber nur Brennstoff verbrauchen, wenn sie benötigt werden.
Sehr stromintensive Industrien werden sich darauf einstellen müssen, an den wenigen Tagen, an denen wenig Strom zur Verfügung steht, ihre Produktion zu drosseln. Das werden sie aber tun, wenn der Strompreis dafür die notwendigen Anreize setzt.

Ich glaube eher wir werden uns darauf einstellen müssen diese Industrie nicht mehr zu haben.

Wenn du Milliardeninvestitionen in Industrieanlagen erwägst zählt nur eins: Auslastung.
Produzieren nur bei passendem Wetter ist für solche Betriebe keine Option.

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Und dann werden diese Sachen in anderen Ländern produziert werden. Bleibt Frage mit was für Strom und was der Kollateralschaden für uns ist.

Stahl, Papier, Chemie etc. …. brauchen wir ja eigentlich gar nicht.

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So ist aktuell auch das Gefühl bei den Belegschaften dieser Industrien: Man bekommt den Eindruck, als würde weder Politik noch Gesellschaft ihnen wirklich daran liegen.

Viele feiern die Diskussion um die 4-Tage-Woche in der Stahlindustrie aktuell als Vorboten für gelobte Zeiten. In der Realität werden die irgendwann gegen die 0-Tage-Woche streiken müssen, weil sich die Weiterführung der allermeisten Betriebe nicht mehr lohnt. Die „Wasserstoffisierung“ der großen Werke wird weder schnell noch flächendeckend genug sein, um die Industrie zu retten, wenn sie überhaupt je kommt und mehr ist als ein letzter verzweifelter Versuch nochmal Milliarden an Subventionen abzugreifen, um den Exitus zu vertagen.

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Die Frage ist auch hier wieder die Frage nach den Alternativen.

Nehmen wir an, deine Prämisse stimmt zu und es wird nicht möglich sein, die Industrie mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Was folgt für dich daraus?

Wenn deine Prämisse stimmt (und das ist ein großes „Wenn“) bedeutet es letztlich, dass wir ein Dilemma haben: Wir müssen entscheiden, was uns wichtiger ist: Das Klima oder die Industrie (und damit ein Teil des Wohlstandes).

Einen Brückenstrompreis, eine Umstellung auf H2 in Teilen und eine Rückbesinnung auf AKWs. Ich hab letzteres Zeit meines Lebens abgelehnt, aber angesichts der Nöte fällt mir keine bessere Idee ein.

Ein „H2 or bust“ Kurs wird m.E. zu einer reinen Verlagerung der Produktion führen. Heute schon kommt z.B. der Großteil der für die verfahrenstechnischen erzeugen Stähle entweder aus Südeuropa (Flacherzeugnisse, Röhren) oder aus Asien (Flansche). Aus Deutschland kommt in diesem Sektor nur noch sehr wenig. Die deutschen Stahlwerke haben noch Vorteile bei bestimmten Güten, aber wenn die irgendwann gar nicht mehr wettbewerbsfähig sind, ist die Produktion halt weg.

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Nunja, die Frage ist ja erstmal von welcher Industrie du sprichst.

Bei uns hier in der Gegend ist Plaste relativ wichtig. Nur werden auch die Anlagen abends abgeschaltet und morgens wieder angeschaltet.

Ich selbst arbeite in einem Manufakturbetrieb, auch nicht 24/7 Auslastung, aber immernoch Industrie.

Und die Frage ist ja eh, ob wir wirklich alles was derzeit 24/7 läuft auch in Zukunft 24/7 brauchen.

Die Ausrede funktioniert aber nur, solange diese Länder nicht ebenfalls umgestellt haben.

Darf man dabei immer nicht vergessen, das die meisten Länder die mit billig werben im Regelfall auf entsprechende Vorschriften pfeifen um so billig sein zu können.

Wenn aber irgendwann doch doch überall Kohle und Gas Geschichte sind (oder nie vorhanden waren) funktioniert auch „dann halt in anderen Ländern“ nicht wirklich.

Zum einen ist das keine Ausrede, sondern harte Wirtschaftsrealität. Und zum Anderen ist es naiv zu glauben, nur weil wir die guten Klimaschützer werden, dass andere Länder, wo der Wohlstandslevel nicht so hoch ist, dann nicht das Öl verbrennen, was noch verfügbar ist, solange es noch verfügbar ist. Dessen sollten wir uns mal endlich ehrlich machen und dann sinnvoll überlegen, wie man die Wirtschaft transformieren kann ohne mit der Axt durch den Wald zu rennen.

Daher halte ich einen Brückenstrompreis für richtig und wichtig. Dazu dann Zuschüsse / Hilfen für ökologische Transformation und das in Größenordnungen wie es die USA machen. Keine Subventionen in alte Technik, sondern in Umbau hin zu Decarbonisierung.

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Ich glaube, dass das nicht die Frage ist, sondern wie man den Weg dahin gestaltet. Wenn wir uns aber wirtschaftlich ruinieren, werden wir in 20-30 Jahren viel verloren haben, keinen Einfluss mehr, keine Vorbildfunktion. Wir leben nicht von unseren Bodenschätzen oder dem Ackerbau.

Genau das muss mMn nicht sein, wenn man einen gesunden Mittelweg zwischen den Extremen geht. Vielleicht dauert die Umstellung dann 10,15 oder 20 Jahre länger. Aber ansonsten werden Verluste oder auch Gegenwehr so heftig sein, dass es mMn dann kippt und noch viel länger dauern wird.

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Solche Anlagen liefern nur bei maximaler Auslastung Profit. Ein vernünftiges Industrieunternehmen würde keine. Cent in Anlagen oder deren Betrieb investieren, wenn nicht stetige, günstige Energieversorgung gewährleistet ist.

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Das ist die Antwort die viele andere Länder geben. Eine co2-arme, massiv-skalierbare, 24/7 Energiequelle ist ein no-brainer.

Edit: Ich würde gerne auf den späteren Vorwurf des „thread-kaperns“ eingehen, leider wird mein entsprechender Beitrag aber mal wieder nicht freigegeben sondern kommentarlos gelöscht.

Ich weiß nicht ob das ein einzelner Moderator hier ist oder ob die Moderation ein generelles Problem mit Kernenergie-Befürwortern hat, den Diskurs verzerrt es in jedem Fall. Schade.

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Ich habe leider nicht die Zeit, den ganzen Thread aufzuarbeiten. Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, konstruktive Vorschläge zu äußern.

Hierzu aber eine ehrliche Nachfrage, die glaube ich sehr wichtig wäre, um dieses Stimmungsbild zu verstehen: Was vermittelt Dir eigentlich den Eindruck, dass derzeit ein extremer Weg gegangen würde?

Denn mein Eindruck ist das wirklich gar nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass wir noch zu mittig, gewissermaßen Wischi-Waschi agieren. Ich führe mal aus, was ich meine, um vielleicht manche Routen gleich zu vermeiden. Als Extreme kämen aus meiner Sicht infrage:

  • Atomausstieg. Diese Interpretation finde ich fraglich, aber vertretbar. Ist aber eine Sache, die jahrzehntelang geplant und absehbar war.
  • Verzicht auf russische fossile Energien. Extrem scheint mir da vor allem der Krieg zu sein, den sich außer Russland nun wirklich niemand ausgesucht hat.

Im Übrigen gibt es 1) keinen schnellen Kohleausstieg, 2) keine extremen öffentlichen Investitionen in EE, Netze und Speicher, 3) weiterhin viele Subventionen, 4) der Indutriestrompreis wurde ja vorgeschlagen. Außerdem wird im ganzen Thread die EU als moderierender Faktor komplett ausgeblendet.

Ein niedrigerer Strompreis allein bringt die Industrie auch nicht zurück, die lange vor den Preissteigerungen bei Energie abwanderte (erinnert sich jemand an die Werkbank der Welt oder die EU-Osterweiterung?). Ich bin daher bei Subventionen eher skeptisch, auch wenn ich einen Industriestrompreis als Brücke nicht von vornherein ablehne. Strukturwandel kann man maximal bremsen. Außerdem würde die Subvention von Energie mögliche Innovationen bei der Energieeffizienz hemmen.
Ich persönlich wäre ja für ein Paket der EU ähnlich dem Inflation Reduction Act, aber mehr noch wirklich große öffentliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Ein echter New Deal. Aber wäre das dann nicht extrem (und dennoch der Situation angemessen?).

Dieser Thread behandelt eigentlich (nur) das Thema Solarenergie. Dachte ich…

Dann ist mein Unternehmen wohl unvernünftig in deiner Realität.

Bei uns gehen 16:00 die Lichter aus, Sommer wie Winter.

Man sollte mal nicht pauschal Industrie schreiben, sondern schon mehr explizit welchen Teil man meint.

Und bei 24/7 Anlagen bin ich ja durchaus bei dir, aber nicht die gesamte Industrielandschaft in Deutschland läuft 24/7 im drei Schichtbetrieb.

Schön gedacht, aber auch hier an der Realität vorbei.

Du kannst gerne AKW wiederhaben, aber diesmal bitte ohne jegliche Subvention.

Mal schauen ob du deine 24/7 Energiequelle dann immernoch massiv skalieren willst.

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Wir haben bereits über 200 Milliarden Euro Subventionen über das EEG für Wind, Sonne & Co. bezahlt. Entgegen der Worte von Jürgen Trittin war die Energiewende deutlich teurer als eine Kugel Eis und wir zahlen heute noch einen vergleichsweise hohen Preis für elektrische Energie.

Weshalb sollten wir Atomstrom, eine CO2-freie Stromquelle, nicht ebenso (lies: nicht alternativ zu EE, sondern ergänzend) subventionieren?

Das viel größere Problem als die nötigen Subventionen sind m.E. die Unfähigkeit Projekte dieser Größenordnung umzusetzen und den Wegfall technischer Fähigkeiten in Europa hierzu. Vermutlich würde ein neues AKW in Deutschland nicht vor 2045 fertiggestellt sein.

Andererseits, der beste Zeitpunkt war vor 20 Jahren, der zweitbeste heute.

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Während die Erneuerbaren mittlerweile nicht mehr subventioniert werden müssen, müssten neue Atomkraftwerke wieder subventioniert werden.

Und nein, die Einspeisevergütung ist keine Subvention, sondern ein Vergütungssystem.

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Weil beides zusammen nicht funktionieren wird.

„AKW in der EU benötigen 500 Milliarden Euro Investitionen bis 2050“

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-01/kernenergie-akws-investitionen-nachhaltige-energieform

Ja Investitionen sind nicht Subventionen, aber schonmal ein provatwirtschaftliches Unternehmen gesehen, dass ein AKW baut?

Das Risiko ist viel zu hoch im Vergleich zum erwarteten Gewinn, also soll es der Staat richten, so wie seit Anbeginn der AKW.

Wind und Solar sind inzwischen so wirtschaftlich, dass Anlagen völlig ohne Subvention errichtet werden.

In Schweden gibt es de Fakto keinen Atomausstieg und auch kein Verbot ein AKW zu bauen, nur dass der Staat nicht beispringt. Also sind alle Projekte gestorben.

Na gut unsere Rechtskonservativen möchten gerne dass gebaut wird und wedeln fleißig mit Steuermilliarden. Trotzdem findet sich keiner, weil das Risiko sehr hoch ist, dass diese Milliarden nach einem Regierungswechsel nicht mehr existieren.

Leider wieder Solarthema von Atomkraftbefürworten gekapert. Aber um die Dauerdiskussion kommt man wohl nicht herum:

Ein weiteres wirtschaftliches Problem ist folgendes: Atomkraftwerke haben niedrige Brennstoffkosten. Die Investitionskosten für das eigentliche Kraftwerk sind hoch. Das bedingt, dass Atomkraftwerke durchlaufen müssen, um wirtschaftlich zu sein.

Gebraucht werden in Zukunft aber flexible Systeme, die mit den Erneuerbaren harmonieren. Ein Atomkraftwerk, was im Worstcase nur wenige Wochen / Monate unter Volllast läuft, immer unwirtschaftlicher wird.

Bei flexiblen Kraftwerken wird es umgekehrt sein. Der Brennstoff wird wohl sehr teuer werden. Das Kraftwerk hat weniger Investitionskosten. Je weniger es läuft, desto besser. Passt also besser zu Erneuerbaren.

Den Sweetspot muss man noch herausfinden. Und die Batterietechnik entwickelt sich auch exponentiell.

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