LDN 349 Stellenausschreibung: Gehaltsvorstellung

Liebes Lage-Team,

vielen Dank für diese neue Folge der Lage. Ich bin großer Fan eures Podcasts, musste dieses mal aber schlucken.

Eure Stellenausschreibung fand ich so lange unauffällig bis der Satz zur Gehaltsvorstellung kam. Die Bewerber sollen mit der Bewerbung ihre Gehaltsvorstellung einsenden. Warum eigentlich?
Ich selbst bin bisher nur im öffentlichen Dienst angestellt gewesen, hier ist es ganz notrmal dass die Gehaltsspanne bzw die Eingruppierung in der Ausschreibung steht.
In vielen anderen Ländern ist es für fast alle Stellenausschreibungen verpflichtend, eine Gehaltsspanne anzugeben, zum Beispiel in Österreich.

Lassen sich Probleme wie Gender pay gap und allgemein Lohngerechtigkeit nicht vor allem dadurch bekämpfen, dass normalisiert wird über Gehälter zu sprechen? Ich bin der Überzeugung dass wir als Gesellschaft an einen Punkt kommen müssen, an dem Arbeitgeber die keine Gehaltsspanne mit der Ausschreibung veröffentlichen dadurch abgestraft werden dass sich keiner mehr bewirbt. Oder noch besser, eine gesetzliche Grundlage schaffen.

Ich schätze eure Arbeit sehr und bin davon überzeugt dass ihr mit eurem Podcast eine wichtige Rolle dabei spielt, den zivilgesellschaftlichen Diskurs zu unterstützen. Vielleicht ist es kleinlich dass mich so ein Detail stört. Wenn ihr ganz anderer Ansicht zu dem Thema seid würde es mich freuen davon zu hören.

Viele Grüße
Dario
(auch weiterhin ein Lage-Fan, trotz der Kritik in diesem Post)

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weil wir natürlich wissen möchten, was die Person in etwa verdienen möchte …

richtig - aber da geht es um gezahlte Gehälter und nicht um Ausschreibungen. Das hat mit Equal Pay nichts zu tun (zumal es die Stelle bei uns im Team auf absehbare Zeit auch nur einmal geben wird).

Hallo liebes Lage-Team,

ich habe in Eurer letzten Folge von Eurer Stellenausschreibung gehört und war überrascht und enttäuscht als Ihr um eine Angabe der Gehaltsvorstellung gebeten habt. Genauso überrascht war ich über die Antworten hier im Forum als jemand auf die Problematik einer solchen Aufmerksam gemacht hat.

Der Wunsch nach einer Gehaltsvorstellung hilft nur einem: dem Arbeitgeber. Und schadet vor allem Frauen und anderen Gruppen, die nicht auf Ellbogen-Kultur sozialisiert wurden.

Ein Grund des Gender-Pay-Gaps ist, dass Frauen nicht dazu erzogen bzw. ermutigt werden, zu verhandeln und für sich selbst einzustehen, wenn es um das Thema Gehalt geht. In meinem eigenen Umfeld erlebe ich es immer wieder, das Frauen für den selben Job weniger bezahlt bekommen als Männer, weil sie nicht nach mehr gefragt haben. Gerade da das Thema Gehalt in Deutschland oft ein großes Tabu-Thema ist, wissen viele auch nicht, was sie auf dem „freien“ Markt „wert“ sind und stützen sich auf Erfahrungen im eigenen Umfeld, wenn überhaupt. Stützen diese Erfahrungen nun wieder auf den selben Prämissen, ändert sich an der Kultur und der Ungleichheit nichts. Selbiges gilt für Menschen aus anderen Bereichen, die kein Netzwerk oder keine Sozialisation erfahren haben, die eine solche Verhandlung zu Ihren Gunsten, oder zumindest fair, fördert.

Auch nicht zu unterachten ist, dass ohne eine Gehaltsspanne seitens des Arbeitgebers, die Bewerbenden nicht wissen, ob sich eine Bewerbung überhaupt lohnt. Passt der Gehaltsrahmen in meine Lebensplanung bzw. kann ich mir dadurch mein jetziges Leben leisten? Arbeit soll nicht nur für Geld geleistet werden, klar, aber die Miete will trotzdem bezahlt werden.
Daher auch meine Frustration über die Antwort in einem anderen Thema, in dem hier drauf aufmerksam gemacht wurde.

„Weil wir wissen möchten, was die Person in etwa verdienen möchte…“

Die Person möchte aber vielleicht auch wissen, was ihr zahlen könnt? Bevor man sich an eine nicht aufwandlose Bewerbung macht, möchte man auch wissen, ob dem Arbeitgeber die Arbeit genug wert ist und dieser auch einen realistischen Gehaltsrahmen im Sinn hat.

Andersherum erlaubt es dem Arbeitgeber, sich dieden günstigsten Kandidat*in auszusuchen, ganz gleich, ob die Rolle ein höheres Gehalt rechtfertigt.

Gerade von den Beteiligten dieses Podcastes, der sich oftmals sozialen Themen widmet und, sehr oft zurecht, behauptet, für Menschen die benachteiligt werden einzustehen, ist diese Kurzsichtigkeit sehr schade.

Es würde mich auch freuen, wenn dieses Thema den Raum der Diskussion bekommt, den es verdient hat und ihr euch der Kritik mehr stellt, als mit den kurzangebundenen Antworten, die auf das letzte Thema kamen.

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Die Punkte sind oben schon hinreichend beantwortet. Die Probleme, die du ansprichst, stellen sich ja erst bei einer Einstellung einer Person zum Dumping-Preis, nicht bei einer Ausschreibung. Außerdem versteht es sich doch von selbst, dass man, wenn man halbwegs bei Trost ist, nicht die billigste Kandidatin einstellt, sondern diejenige, die zum Job am besten passt, natürlich unter der Voraussetzung, dass sie nicht völlig astronomische Vorstellungen hat.