LdN 349 Bildung - Lehrergehälter

Darf ich fragen, wo die 8110€ herkommen? "Gemäß der Besoldungstabelle für das Land Baden-Württemberg liegt das monatliche Gehalt von Studiendirektor*innen in der Besoldungsgruppe A15 bei 5.799 EUR monatlich (Stufe 4). Auf der höchsten Stufe 10 sind es dagegen monatlich 7.280 EUR. "

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Ich verstehe diesen Einwand nicht.

Wie gesagt, wenn die Ansprüche an das MINT-Studium generell auf ein vernünftiges Niveau abgesenkt werden, werden auch mehr MINT-Lehrer durchs Studium kommen. Es ist leider nicht unüblich, dass Leute ihr Lehramts-Studium mit einem MINT-Fach beginnen und dann im Laufe des Studiums auf ein anderes Fach wechseln, weil das MINT-Fach einfach zu sehr in die Komplexität geht - eben in Regionen, die für die tatsächliche Lehrtätigkeit einfach nicht mehr notwendig sind.

Ja, ein Lehrer sollte ein mindestens zwei Ebenen höheres Verständnis haben, als das, was er unterrichtet. Aber dafür braucht es kein vollständiges, auf wissenschaftliches Arbeiten ausgerichtetes MINT-Studium.

Mittelfristig werden wir wenig qualifiziertere Lehrer als Quereinsteiger akzeptieren müssen, langfristig macht es Sinn, die Tiefe des Lehramts-MINT-Studiengangs zu reduzieren, um mehr hinreichend qualifizierte Lehrer zu gewinnen. Das ist eine sehr realistische Lösung, wenn auch natürlich langfristig.

Vielen Dank für das kritische Lesen! :slight_smile: Ich meinte Oberstudiendirektor, also A16. Ich habe es oben korrigiert. Die Quelle ist die gleiche bzw. die amtliche.

Gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der gerne in einem MINT-Job arbeiten möchte, für einen Lehrer-Job gewonnen werden kann. Das sind zwei völlig verschiedene Welten.
Was ich mir vorstellen kann: dass jemand vier Tage als Programmierer arbeitet und am Fünften auf selbständiger Basis Unterricht gibt. Oder dass jemand Mathe-Lehrer wird, weil ihn das Thema interessiert, er aber eben nicht den ganzen Tag am Bildschirm verbringen will.
Es gibt Fächer, da müssen wir uns vom üblichen Lehrberuf verabschieden und neu denken.
Meine Kunstlehrerin war vor dreißig Jahren schon eine Externe. Und sie hat das etwas abgehoben, aber fachlich sehr gut gemacht.

Alles klar, aber dann reden wir über Personalverantwortung von 30-80 Mitarbeitern.
Da sprechen wir in der freien Wirtschaft von 10.000 - 15.000€ Brutto pro Monat ohne Bonuszahlungen.
Auf jedenfall bei IG BCE, IG Metall, Banken und Versicherungen usw. Das sind auch fast alle AT Angestellte. Darum: Außertarifliche Mitarbeiter werden üblicherweise besser bezahlt als andere Mitarbeiter. In vielen Fällen lässt sich aus dem Tarifvertrag entnehmen, wie viel Prozent das Gehalt eines außertariflichen Angestellten über dem der höchsten tariflichen Entgeltgruppe liegt. Dies wird als Abstandsgebot bezeichnet. Meist handelt es sich dabei um 10 bis 25 Prozent mehr Entgelt.

Das wird schon an der Schule meiner Tochter praktiziert. Ist aber mit Verlaub sehr umstritten, weil die Kinder keine richtige Bindung zum Lehrerin aufbauen können. Auch werden diese Nebenjoblehrerinnen oft versetzt, um andere Lücken zu füllen. Was nochmals negative Folgen auf das Lehrnverhalten der Kinder hat. Die Fächer wo es praktiziert wird sind Mathe, Informatik, Natur und Technik.

Da sind wir uns ja einig. Das vergleiche man nun mit 6000–8000€ Besoldung pro Monat (ohne Zulagen etc.) und außerdem einer „anekdotischen Evidenz“, dass hohe Führungskräfte in der Wirtschaft tendenziell ein höheres Arbeitspensum als ein Oberstudiendirektor aufweisen.

Das tut er inhaltlich auch garnicht. Der Matheanteil im Lehramtsstudium ist natürlich deutlich geringer als im fachwissenschaftlichen Studium.

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Also kurzfristig fibt es denke ich keine gute Lösung ausser externe hinzuziehen zur Überbrückung. Langfristig müsste man das Lehramtsstudium umstrukturieren und das wäre dann eine Lösung die, wenn man sich beeilen würde, in 6-8 Jahren greifen würde. Klingt lange, aber ist es eigentlich nicht, wenn man bedenkt was für eine Reform das ist. Als Vergleich, die letzte Bundestagswahl ist 2 Jahre her. :man_shrugging:

Und die Gehälter mit denen hier argumentiert wird. Also ich habe ein MINT Fach studiert und bekomme das Gefühl ich werde stark unterbezahlt, und das wo ich eigentlich nicht schlecht verdiene in meinem Umfeld. Irgendwie passt da was mit den Zahlen nicht :face_with_raised_eyebrow: Durchschnittsgehalt ist halt kein fester Wert im Vergleich zu einer Besoldungstabelle. Denke da gibt es schon starke Schwankungen.

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Das wage ich zu bezweifeln.
Bei uns ist der Chef der erste, der kommt und der letzte, der geht. Am Wochenende sind Klausurtagungen der Schulleitung und unterrichten muss er auch noch. Hätte der Tag mehr Stunden, er wäre in der Schule.

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Mir fehlt zugegebenermaßen die anekdotische Evidenz auf dieser Seite des Vergleichs. Ich habe naiv angenommen, dass Beamte sich nicht zu sehr von den in der Arbeitszeitverordnung festgelegten 41h wegbewegen.

Naja, naiv ist vielleicht ein wenig hart, aber die meisten Lehrkräfte (Median) arbeiten (Ferienzeit schon bereinigt) mehr als diese 41 Stunden. Schulleitungen erst Recht, zumal die doch in vielen Ferien noch extra Aufgaben haben.

Gibt es dazu Studien?

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/#:~:text=Tats%C3%A4chlich%20weicht%20die%20Arbeitszeit%20in,H%C3%A4lfte%20unterschreitet%20sie%20allerdings%20auch.

Und da schließt sich der Kreis zur Debatte über Arbeitszeiterfassungen, da Lehrer einer der wenigen Beamten-Berufe (neben z.B. Richtern) sind, die eine extrem hohe Unabhängigkeit in ihrer Zeitplanung genießen. Dadurch gibt es keine Arbeitszeiterfassung, auf welche man sich mit der Behauptung berufen könnte, dass man „zu viel arbeiten“ müsse.

Bei Lehrern und Richtern wird die Arbeitszeit eben in Fallvolumina gemessen, daher: Es wird erwartet, dass die Beamten ein gewisses Pensum an Arbeit (Fälle bei Richtern, Schulstunden samt Vor- und Nachbereitung bei Lehrern) ableisten. Das Problem dabei ist: Wer legt fest, wie viel Zeit für eine Schulstunde angemessen ist?

Im normalen 9-to-5-Job leistet der langsame Mitarbeiter schlicht weniger Arbeit als der schnelle Mitarbeiter, wird aber gleich bezahlt (dafür bei Beförderungen vermutlich benachteiligt…). Im Lehrerberuf hat der „langsame“ (oder besonders sorgfältige, engagierte) Lehrer das Problem, dass er deutlich mehr Zeit braucht, als man ihm statistisch zusteht, sodass er bei einer 50-Stunden-Woche landet, während ein besonders „effektiv und schnell“ arbeitender Lehrer das Pensum vielleicht deutlich schneller schafft und effektiv nur 30 Stunden die Woche arbeitet (jeweils als Durchschnitt über das gesamte Jahr inklusive Ferien exklusive Urlaub).

Das sind letztlich die Vor- und Nachteile der großen Flexibilität. Man kann allenfalls überprüfen, ob die statistischen Werte für die Vor- und Nachbereitung im Durchschnitt realistisch sind, aber es wird dann immer Lehrer geben, die länger oder weniger lang brauchen und effektiv damit ihre Wochenarbeitszeit deutlich über- oder unterschreiten. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie man das lösen soll. Eine konsequente Arbeitszeiterfassung mit Bezahlung aller „Überstunden“ der statistisch langsamen (z.B. besonders sorgfältigen) Lehrer ist natürlich extrem betrugsanfällig, weil niemand kontrollieren kann, wie lange die Vor- und Nachbereitung oder die Kontrolle der Klausuren wirklich gebraucht hat.

Und Studien zu diesem Thema sind mit Vorsicht zu genießen, da der Ausgang der Studien einen relevanten Einfluss auf die zukünftigen Arbeitsbedingungen der Berufsgruppe hat, weshalb eine gigantische Motivation besteht, die Dinge vielleicht etwas schlimmer darzustellen, als sie sind… hier gerät die empirische Sozialforschung jedenfalls an ihre Grenzen, da der tatsächliche Zeitaufwand in der höchstpersönlichen Schutzsphäre der Heimarbeit stattfindet und sich somit objektiven Messungen entzieht, sodass nur die Aussagen der Betroffenen bleiben.

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Das ist mir zu kurzsichtig.
Bei manchen mag es stimmen, aber „langsam“ arbeiten heißt nicht immer weniger effektiv/schlechter arbeiten.
Ich selbst hatte als Rechtspflegerin KollegInnen, die auf wundersame Weise ihre Arbeit schnell vom Tisch hatten. Bei Vertretungen konnte ich dann sehr gut sehen, warum sie so schnell waren…

Geschwindigkeit geht auch oft auf Kosten der Qualität.

Deswegen habe ich hinter „langsame“ in Klammern „besonders sorgfältige, engagierte“ geschrieben :wink:

„Langsam“ ist hier die objektive Beschreibung des Zeitaufwands für die Tätigkeit, keine subjektive Bewertung im Hinblick auf die Qualität, diese subjektive Bewertung wird ja gerade durch die Aufführung der Merkmale in der Klammer relativiert (dh. der Inhalt der Klammer sagt exakt, was du sagst: „langsam“ ist nicht immer „schlecht“, sondern kann auch Ausdruck besonderer Sorgfalt oder Engagements sein).

Daher stimme ich dir natürlich zu, Geschwindigkeit geht auf Kosten der Qualität. Aber das ändert ja nichts an dem Problem bzw. verschärft nur das Problem der maximalen Unabhängigkeit der Zeitplanung bei gleichzeitiger Unkündbarkeit des Beamten: Es erzeugt Situationen, in denen desillusionierte, erschöpfte Lehrer nur noch das absolute Minimum machen, dann zwar ihr Pensum in 30 Stunden schaffen, aber der Unterricht qualitativ schlecht ist. Gleichzeitig werden sehr engagierte Lehrer nicht gefördert, weil ihr besonderes Engagement und ihre besondere Sorgfalt maximal mit einem Burnout honoriert wird :wink:

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Ein sehr guter Beitrag, der auch die wichtigsten Aspekte beinhaltet. Nur bei der zitierten Stelle und insbesondere dem „dadurch“ würde ich widersprechen: eine Arbeitszeiterfassung ist dennoch möglich. Wie sie durchgeführt werden soll ist fraglich und da gibt es wiederum das Problem der Selbstauskunft, mit dem sich auch die Sozialforschung herumschlagen muss.

Eine Arbeitszeiterfassung ist meiner Ansicht auch notwendig. Es ist einfach absurd, dass für eine (große) Berufsgruppe bestimmte Maßnahmen des Arbeitsschutzes einfach ausgesetzt sein sollen.

Dafür müsstest du ja praktisch die gesamte Besoldungstabelle umkrempeln und es den anderen Besoldungsgruppen gegenüber gut rechtfertigen, warum gerade die Fächer höher vergütet werden. Bestimmt machbar, aber stelle ich mir sehr kompliziert vor. Läuft wohl darauf hinaus, ob ein akuter Lehrermangel in MINT Fächern so einen Besoldungsunterschied von auf Papier finanziell gleichberechtigten Beamten rechtfertigt.

Ich würde diese Transparenz begrüßen. Aus Dienstherrensicht ergeben sich dann aber wohl erstmal zwei Optionen, um sicherzustellen, dass die Lehrer sich an das Arbeitsschutzgesetz halten:

  1. Überstunden physisch vermeiden: Verbot von Home-Office, alle dienstlichen Aufgaben müssen im Schulgebäude umgesetzt werden. Der Dienstherr ist verpflichtet, die Lehrer rechtzeitig „vor die Tür zu setzen“.
  2. Überstunden praktisch vermeiden: Die Anzahl der Deputate des jeweiligen „langsamen“ Lehrers wird reduziert, so dass Überstunden unwahrscheinlich werden. Das Gehalt wird proportional zur Anzahl der Deputate gekürzt.

Ich denke, Option 1 wäre ein Horror-Szenario für die meisten Lehrer. Und Option 2 stellt eine unbefriedigende, da ungerechte Lösung dar.

Ein Ansatz um Option 2 gerechter zu machen, wären Qualitätsmessung, um herauszufinden, ob „langsam“ „langsam und mittelmäßig“ oder „langsam und überdurchschnittlich“ bedeutet (und analog für „schnell“). Zukünftiges Szenario: Zwei Lehrer arbeiten beide 41h/Woche, erhalten das gleich Gehalt, aber unterscheiden sich im Verhältnis von Quantität und Qualität. Der eine führt x Deputate „überdurchschnittlich gut“ aus, während der andere x+y Deputate „unterdurchschnittlich gut“ ausführt.