LdN 335 - Selbstbestimmungsgesetz

Der Punkt ist, wie auch gut erklärt wurde, dass die Argumente von Frau Kühn alles nur „Annahmen“ irgendwelcher Möglichkeiten sind, ohne deren Wahrscheinlichkeit zu betrachten, oder schlicht auch die Fakten anzuschauen. Neben dem Fakt, dass es in Argentinien, das seit 10 Jahren ein Selbstbestimmungsgesetz hat, dort keine Anstieg von übergriffen auf Frauen und nur ein einziger Missbrauch (ein Vater war der Ansicht, als Frau hätte er bei der Scheidung mehr Chancen auf das Sorgerecht seiner Kinder) gab. Und dass es in Deutschland dazu kommt ist höchst unwahrscheinlich, erst recht, wenn man weiß, was eine Personenstandsänderung nach sich zieht. Dabei wird nämlich das Finanzamt, die Sozialversicherungen und das Kraftfahrbundeamt benachrichtig. Über diese wird bspw, derdie Arbeitgeberin aufmerksam werden, wenn eine Meldung vom Rentenversicherer kommt, weil die Sozialverischerungsnummer nicht mehr stimmt. Krankenkasse ähnlich … Kurz gesagt, die Personenstandsänderung bringt das gesamte Leben der betreffenden Persone durcheinander und zieht Aufmerksamkeit auf sich, und das ist genau das, was potenzielle Sexualstraftäter ja nicht wollen. Dieser Aspekt wird immer außer acht gelassen, und wenn ich bspw. auf Twitter darauf hinweise, werde ich in der Regel geblockt. Das Problem ist, dass es bei viele der Anti-Trans-Aktivisten keine Einsicht gibt. Diskussionen mit diesen PErsonen werden sehr oft zu Taubenschach. Selbst Studien und Artikel von Weltweit anerkannten Experten auf dem Gebiet der Geschlechtlichen Entwicklung werden mit Verweis auf irgendeine Doktorandin weggewischt, der/die keine Expertise auf dem Gebiet hat, aber eine ziemlich feste und laute Meinung. Und aus meinem persönlichen Umfeld muss ich auch sagen, dass ich nicht der Ansicht bin, das diese Ansichten so extrem weit verbreitet sind, Viel mehr denke ich, dass die betreffenden sehr laut sind. Schaue ich mir zum Beispiel CSDs an sieht man, dass die große Mehrheit der LSBTIQ zu TIN-Personen (TIN= trans*, inter* und nichtbinär) hält, und auch in meinem Umfeld bekomme ich das mit. Klar, für rechte Kreise ist das Thema toll zum anknüpfen, aber in weiten Kreisen der Mitte kennen doch viele Menschen auch trans* Personen und können sich so ein eigenen Bild machen.

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Ist das so? Auf der Webseite vom Bund findet sich dazu nämlich nichts.

Was folgt aus der Änderung des Geschlechtseintrags für Register und amtliche Dokumente?
Im Gesetz wird ausdrücklich ein Anspruch auf Anpassung von Angaben zum Geschlecht und zu den Vornamen in Registern und Dokumenten normiert. Das entspricht der geltenden und bewährten Rechtslage. Bei amtlichen Registern dürfen der gewünschten Datenberichtigung keine öffentlichen Interessen entgegenstehen, was zum Beispiel bei einer Eintragung im Schuldnerverzeichnis nach § 882b der Zivilprozessordnung der Fall sein kann.
Der Personalausweis enthält keine Angabe zum Geschlecht; insoweit ergeben sich bei der Änderung des Geschlechtseintrags keine Auswirkungen. Im Reisepass wird der Geschlechtseintrag vermerkt. Der Pass muss neu beantragt werden.

Die SV-Nummer setzt sich zusammen aus:
der Bereichsnummer, dem Geburtsdatum, dem Anfangsbuchstaben des Geburtsnamens, der Seriennummer und der Prüfziffer.
Von Geschlecht steht da nichts.

Ohne Statistiken oder Umfragen an der Hand zu haben, denke ich, dass das eine Fehleinschätzung ist. Wikipedia spricht von “0,33% - 0,7% der Bevölkerung“, d.h., etwa 1 trans Person auf 200 Einwohner in Deutschland. Zusätzlich lebt nur ein Teil davon offen, gerade ausserhalb der Großstädte. Und laut Statista lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnern…

Dass selbst Ulf und Philip als eher linke und politisch Interessierte Menschen aus Berlin den Begriff „cis“ nicht kannten, macht ja auch nochmal deutlich, dass die Transthematik ein totales Nischenthema ist. Aber das ist ja gerade der Punkt - das Thema muss breiter diskutiert werden, um Ängste anzusprechen und zu nehmen und Fehlwahrnehmungen zu korrigieren.

Ich persönlich finde, dass Philip und Ulf einen guten Weg gefunden haben, genau das zu erreichen und insbesondere Positionen, die nicht aus Frauenschutz sondern aus Hass motiviert sind, eben keine Bühne gegeben haben.

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Hallo an alle,

auch mir ist das Anhören dieses Kapitels sehr schwer gefallen. Gerade die Aussagen von Frau Kühn, als Parade-Beispiel für eine Meinung der sogenannten TERF-Feministinnen (Trans-Exclusionary Radical Feminism), entbehren jeglicher Realität. Schade, dass sie so viel Raum bekommen hat.

ABSOLUTE Literaturempfehlung dazu, die ich vor allem Philip und Ulf sehr ans Herz lege, ist „Das Ende der Ehe“ von Emilia Roig. Es reicht, das Kapitel 8 „Das binäre Geschlecht als Säule der Ehe“, zu lesen, um einen deutlich differenzierten Blick auf dieses Thema zu bekommen.

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr eine inklusivere Sprache nutzt und bei solchen Thematiken auch die Gruppe Menschen zu Wort kommen lasst, die es betrifft.

Viele Grüße

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Das ist keineswegs strittig und schon gar nicht falsch.
Das biologische Geschlecht ist eindeutig und ganz einfach definiert: Die großen Keimzellen sind „weiblich“, während die kleinen Keimzellen „männlich“ sind. Das ist einzig und allein im Rahmen der sexuellen Fortpflanzung zu verstehen und, falls man wissenschaftlich und faktisch bleiben möchte, die Grundlage bzw. Ursache aller weiteren Effekte gesellschaftlichen Effekte, die auf dem binären biologischen Geschlecht beruhen.
Die Definition kann man, wenn man Glück hat, in der Schule lernen, oder aber sich von Biologen erklären lassen. Sie findet sich so auch in Wikipedia.
Alles andere, wie körperliche Merkmale oder der Hormonstatus oder was auch immer sind Indizien oder Hinweise für das biologisches Geschlecht. Mehr nicht.

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naja wenn man es schon biologisch sieht muss man halt einräumen dass die Natur sich auch da nicht um unsere Kategorien schert. Es gibt da durchaus auch beim Menschen phenotypische Varianten die eben NICHT eindeutig sind, wenn auch sehr sehr selten. Im Tierreich wird das ganze dann noch komplexer.

auch das steht bei Wikipedia

Die Diskussion um Geschlecht binär vs. Spektrum scheint sich mir hier zunehmend im Kreis zu drehen.

Dabei sind die Positionen doch klar - der Konsens in der Biologie ist, dass es zwei Geschlechter gibt, definiert durch die Grösse der Keimzellen. Und für über 99,9% stimmt dieses mit dem chromosomalen und somatischen Geschlecht überein. Natürlich gibt es Ausnahmen, die werden nicht bestritten und sind ja insbesondere von @Oneiroid ausführlich und verständlich besprochen worden.

Dem widerspricht auch nicht, dass es im Phänotyp eine grosse Variation und Überschneidungen gibt - z.B. Frauen, die grösser sind als Männer. Ganz praktisch gesprochen sieht man aber doch, dass trotz Millionen von Jahren menschlicher Evolution über 99% der postpubertären Menschen auf den ersten Blick als biologisch „männlich“ oder „weiblich“ zuzuordnen sind. Im Gegensatz dazu kann man bei „echten Spektren“ wie Haarfarbe oder Hautpigmentierung alle Zwischenstufen beobachten.

Wenn man in der Genderwissenschaft von „Spektrum“ sprechen will, kann man das ja gern tun, aber man sollte dann auch ehrlich sein und dazusagen, dass das eine facheigene Betrachtung ist und mit Naturwissenschaft nichts zu tun hat. Dass das im Diskurs hilfreich ist, würde ich aber bezweifeln.

Mir erschließt sich nicht, warum das Thema im Zusammenhang mit trans Menschen so häufig auftaucht - der Anteil der Menschen, die trans sind und in die 0,1% Ausnahme des biologischen Normalfalles fallen, sollte ja verschwindend gering sein. Damit will keinesfalls die Schwierigkeiten und Integrationshürden von DSD-Betroffenen (das „I“ in LGBTQIA+) klein reden - aber das ist halt eine andere Gruppe, die mit Trans nichts zu tun hat.

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Das Szenario wo ein cis-Mann sich als Trans-Frau ausgibt und damit seine Chance im Bewerbungsverfahren tatsächlich erhöht, erscheint mir recht weit hergeholt. Wie muss ich mir das vorstellen? Ist es das Szenario „Pass-Trans-Frau“ und in allen anderen Lebensbereichen weiterhin ein Mann? Das würde mutmaßlich eher Täuschungsversuch gewertet und somit eher zu einer Abwertung durch den AG führen.
Oder ist das Szenario das ganze Leben um zu stellen? für eine Bewerbung? Kann ich mir abseits von skurrilen Einzelfällen nicht so recht vorstellen.

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Noch sinnvoller wäre es vermutlich, gleich auf den aktuellen Stand des Wissens zu gehen anstatt auf halben Weg falsche Theorien aufzugreifen.

aus: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/135431/soziologische-dimensionen-von-geschlecht/
In der Biologie wird sex ausdifferenziert in chromosomales Geschlecht (XX, XY), gonadales Geschlecht (innere Fortpflanzungsorgane), hormonelles Geschlecht (Hormonkonzentrationen) und morphologisches Geschlecht (Genitalien und sekundäre Geschlechtsmerkmale). Die Beschreibung der Geschlechtlichkeit eines Menschen fällt also schon auf dieser Ebene sehr komplex aus und wird in der Regel mehr als ein Kontinuum denn als zwei klar zu unterscheidende Pole betrachtet.

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Sorry. Für mich liest sich das wie ein Widerspruch in sich.
Wie eine Mischung aus whataboutism und einem Unterbietungswettbewerb bei Aufmerksamkeit für Minderheiten.

okay, Leute, wir drehen uns hier tatsächlich im Kreis:

  1. Zur Frage, wie das Thema in der vorletzte Folge dargestellt wurde, wurden, glaube ich, alle Argumente abschließend ausgetauscht. Es bringt jetzt nichts, die Argumente noch mal und noch mal zu wiederholen.
  2. Das gleiche gilt für die Frage, ob es zwei biologische Geschlechter gibt oder nicht.

Wir Moderatoren sind gehalten, eigentlich nur Beiträge zuzulassen, die die Diskussion weiter bringen. Ein Wiederholen von mehrmals bereits gebrachten Argumenten bringt uns alle nicht weiter. Wer hier Beiträge schreibt, sollte den Thread komplett gelesen haben.

ich denke, es ist an der Zeit, den Thread zuschließen.

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HAllo, leider wurde das Thema geschlossen, bevor ich antworten konnte. In dem Thema sind leider noch ein paar Ungereimtheiten und fragen an mich offen: Zur SV-Nummer: In der Seriennummer ist das Geschlecht einkodiert: „ Bei der zweistelligen Ziffer an den Stellen 10 und 11 (YY) handelt es sich um eine Seriennummer, die Auskunft über das Geschlecht gibt: Für männliche Versicherte werden die Zahlen 00-49 verwendet, für weibliche Versicherte oder Personen unbestimmten Geschlechts die Nummern 50-99“ (krankenkasseninfo.de).

Ich selbst habe vor 10 Jahren das TSG durchlaufen, wobei sich bei mir später herausstellte, dass ich inter bin. Deshalb muss ich sagen dass das, was mich am meisten bei dem Podcast zu dem Thema gehört hat, der Fakt war, dass mal wieder nur über trans, inter und nicht-binäre Menschen gesprochen wurde, aber nicht mit diesen und diese nicht zu wort gekommen sind.

Viele Grüße
Asta

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Dies war erst meine dritte Folge und ich fand sie sehr gut. Ich freue mich, dass ihr eine differenzierte und konfliktbereite Auseinandersetzung mit dem Thema Transgender bemüht. Das sollte im gesamten Journalismus so sein.

Nur die Korrektur hat mir nicht so gefallen, nicht-trans-Menschen als Cis zu bezeichnen bzw. euer „Versehen“, für das ihr euch entschuldigt habt.

Während Transgender Personen schwere Lebenswege gehen und Unterstützung und Verständnis in vielen Bereichen erhalten sollten, ist die Theorie des „Menschen im falschen Körper“ ein Ideologie mit sehr begrenzter wissenschaftliche Basis.

Die Wissenschaft definiert beweisbar biologische Geschlechter. Die Psychologie unterteilt Geschlecht als einerseits biologisch determiniert und Geschlechterrollen als sozial konstruiert. Und die Körper-Seele-Dichotomy sowie das Konzept von angeborene Seelen und Reinkarnation sind größtenteils überholt. Die Transideologie behauptet jedoch etwas anderes.

Ich finde es nicht demokratisch, ungeprüft der Aufforderung nachzugehen, die Definitionen und Sprachwahl jener zu benutzen, die am lautesten schreien und behaupten, sie würden anderenfalls unterdrückt.

Keine Frau ist eine echte Cis Frau, weil niemand sich mit den Frauen zugewiesenen Rollenbildern identifiziert. Jede einzelne hat einen langen Leidensweg mit Verhandlungen zwischen Persönlichkeiten und Gesellschaft, bei denen irgendwie und mehr schlecht als recht eine Nische für das eigene Sein gefunden werden muss. Dies trifft auf Männer ebenso zu: welcher Mann ist denn vollständig zufrieden mit Geschlechterrollen? Mit der Tatsache, dass er davon profitiert hätte, als Kind mehr Empathie anerzogen zu bekommen oder ohne Scham hätte weinen dürfen.

Hier kann doch nicht von Wahl und Freiwilligkeit gesprochen werden. Wir sind alle eingezwängt in begrenzte Geschlechterrollen, die die Komplexität unserer Persönlichkeiten nicht wiedergeben.
Oder alternativ: weil wir alle sehr unterschiedlich und komplex sind, machen wir gemeinschaftlich die große Bandbreite menschlicher Unterschiedlichkeit aus. Und dem, was weiblich und männlich sein kann - obwohl wir doch mehr und mehr feststellen, dass es hier keine klaren Linien gibt, wie wir sie früher noch vermuteten. Transideologie tut das Gegenteil und sagt „wer pink mag, ist eine Frau; ich muss im falschen Körper sein“. Eine Frau mit kurzen Haaren und arschigem, dominanten Verhalten zeigt: auch so können Frauen sein. Transideologie sagt: wahrscheinlich ist sie im falschen Körper. Sie unterstützt Geschlechterrollen statt sie zu beenden.

Daher möchte ich als Frau darum bitten, den Begriff Cis nicht als reale und wissenschaftliche Definition zu benutzen, weil es untergräbt, wofür Feministinnen Jahrzehnte gekämpft haben: gesellschaftlich festgelegte Geschlechterrollen zu identifizieren und sie nicht als biologisch determiniert anzusehen. Und Frauen bitte nicht zu unterstellen, sie wären glücklich und zufrieden mit diesen Rollen. Das Wort Cis unterstellt das.

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