LDN 329 Lohn-Preis-Spirale und Inflation

Manager-Gehälter sind ein Problem, aber haben in dem Kontext ja nichts zu tun, zumindest nicht im Gesamttopf der Gehälter.

Ich fand die Idee Einmalzahlung der Gewerkschaften auch erst recht gut, denn damit konnte kurzfristig den unteren Einkommensgruppen geholfen werden, die ja prozentual viel mehr von solchen festen Zahlungen profitieren. Und man ging davon aus, dass der Preisschock durch die explodierten Energiekosten von relativ kurzer Dauer sein würde. Da hat man sich wohl geirrt, über die Gründe kann man trefflich spekulieren und streiten.

Heute muss man einfach sagen, dass besonders die unteren 30% der Einkommen weiterhin viel zu wenig Geld haben, um ihr Leben zu bestreiten. Das war vor dem Krieg und der Inflation schon so, und ist durch die Einmalzahlung nur kurz etwas abgemildert worden. Aber die Inflation geht nicht weg. Alles ist jetzt 6-10% teurer als vor 2 Jahren. Tendenz steigend. (Denn man bedenke, sie wird gemessen durch den Vergleich von heute am gleichen Monat im Jahr davor).

Also muss man Lohnerhöhungen durchsetzen. Und ja, das wird ggfs uns auf der Spirale weiter nach oben treiben. Aber was soll der Ausweg sein?

Es ist so schade, Geld genug ist ja eigentlich da, besonders in den westlichen Industrienationen.

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Das stimmt, ich schlage vor, die steuerliche Abzugsfähigkeit von Gehältern als Betriebsausgaben auf maximal 500.000 € zu begrenzen (falls das nicht bereits schon der Fall ist).
Damit würde wenigstens nicht der Wahnsinn auch noch von der Gemeinschaft zum Teil unterstützt.

Wer ging denn davon aus?
Wenn man sich die Politik der EZB und die Unterstützung der Bundesregierung anschaut, gehen alle Verantwortlichen von einer klassischen Inflation aus. Das Instrument der Zinserhöhung dient ja dazu, den Arbeitern die Grundlage für Lohnerhöhungen zu entziehen.

Grundsätzlich muss ich von einer Reallohnentwicklung ausgehen, um festzustellen, ob ein Kaufkraftverlust eingetreten ist oder nicht. Und diese Entwicklung ist rückläufig.

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Laut der in diesem Artikel der Zeit zitierten Studie sind die Gehälter deutscher Vorstände vom Jahr 2020 auf das Jahr 2021 um 24% gestiegen. 2020 war das große Corona-Jahr mit Lockdowns und erheblichen Wirtschaftshilfen. Wenn Management-Gehälter in so einer Zeit so deutlich steigen, läuft mMn etwas falsch. Aber natürlich mag das von Jahr zu Jahr schwanken, wie sich die Management-Gehälter in den Krisenjahren 2022 und 2023 wirklich entwickelt haben wird man erst später sagen können.

Gemeint ist hier der Unterschied zwischen normalen Arbeitsverhältnissen im Rahmen von Tarifverträgen auf der einen Seite und Außertariflichen Mitarbeitern, die mehr verdienen als die höchste Eingruppierung im Tarifvertrag ermöglichen würde, auf der anderen. Ab diesem Bereich beginnt für mich auch das „Management“ im weiteren Sinne, eben dort, wo es keine einheitlichen Regelungen für die Höhe des Lohnes mehr gibt.

Naja, allgemein ist das ja gar kein Problem, für das es einen Ausweg bedarf. Eine natürliche Inflation ist ja gewünscht. So lange die Transferleistungen und Mindestlöhne auch angepasst werden ist selbst eine Inflation von 10% mMn nicht schlimm (zumindest kurzfristig, also für wenige Jahre im Rahmen einer Krise).

Das schöne an Inflation ist letztlich, dass sie ein Ausgleichsmechanismus ist. So lange Gehälter und Sozialleistungen angepasst werden „leiden“ diejenigen am meisten unter der Inflation, die viel Kapital haben, welches nicht von der Inflation profitiert (hohe Geldbeträge auf Konten oder gar unter der Matratze). Und das ist nicht unbedingt etwas schlechtes, nicht mal zwangsläufig für die Volkswirtschaft (weil dadurch ein Zwang entsteht, Geld sinnvoll anzulegen).

Also ob Inflation grundsätzlich gut oder schlecht ist steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt als die Frage danach, ob man im Sinne der Lohn-Preis-Spirale kurzfristige Inflationsspitzen mit langfristigen Gehaltserhöhungen ausgleichen sollte.

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Was ist mit den Mitarbeitern die eben nicht in tarifgebundenen Branchen sind? Die müssen natürlich einzeln um ihr Recht kämpfen fallen aber mehrheitlich nicht unter die höher Verdienenden.

Das widerspricht dann aber deiner Meinung, dass es besser wäre Gehälter nicht zu erhöhen. Übrigens ist fie Lohn-Preis-Spirale völlig umstritten und es müsste mindestens auch eine Gewinn-Preis-Spirale betrachtet werden.

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Die Verhandlungsparter, also Gewerkschaften und Verbände, die diese Einmalzahlungen ausgehandelt hatten.

Die Inflation wurde durch sprunghaft angestiegene Energiekosten ausgelöst. Viele Experten haben das nicht als Inflation, sondern als Preisschock gezeichnet.

Welche Entwicklung ist rückläufig?

Das sieht die EU und die EZB aber anders. Es ist imer noch das erklärte Ziel für alle Länder in der EU Zone auf 2% Inflation zu kommen.

Die Inflationsrate wird sich (und passiert ja gerade eben schon langsam) ja auch zurückbilden, aber es wird eben sicher nicht zu einer negativen Inflationsrate kommen. Davon ist doch auch wirklich nie jemand ernsthaft ausgegangen. Allein der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es eine Deflation in Deutschland zuletzt 1932 gab. Dass jetzt ein Reallohnverlust von 11% mit einem Schulterzucken und einem “da haben wir uns wohl geirrt” kommentiert wird belustigt mich.

Doch, diese Einstellung ist sogar ziemlich verkehrt. Es läuft ja immer so: In Krisenjahren sollen Arbeiter zurückstecken, in den Jahren des Wirtschaftsbooms müssen die Gewinne aber erstmal unter denen verteilt werden, die sie auch erwirtschaftet haben…
Während von Arbeitnehmern Lohnzurückhaltung unter der gebetsmühlenartigen Nennung abstrakter Gründe gefordert wird reichen zahlreiche Firmen die Energiepreissteigerungen (und mehr) gnadenlos an die Verbraucher weiter. Da könnte man genauso gut sagen: Leute ihr erhöht die Preise für eure produzierten Produkte erstmal nicht, ihr hattet jetzt 15 Jahre saftige Gewinne, jetzt kommen halt mal 3-4 harte Jahre bis die Energiepreise sich stabilisiert haben. Passiert natürlich nicht, insofern sehe ich auch keinen Sinn darin sich bei Lohnforderungen, die mind. die Inflationsrate ausgleichen, zurückzuhalten.

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Also ein paar Posts weiter oben schreibst du noch dass es okay und normal ist dass die Gehälter eben erstmal nicht angepasst werden. Was soll es denn jetzt sein?
Die Idee das irgendwelche Reichen signifikante Geldbeträge auf Konten oder unter der Matratze haben und deswegen die Inflation diese Gruppe am meisten trifft ist eine Vorstellung, die mich einigermaßen ratlos zurück lässt. Das sind doch keine Idioten. Die zahlen ein paar € an einen Vermögensverwalter der damit gerade zu deutlich gesenkten Preisen Immobilien einkauft, die sich ein Arbeitnehmer trotzdem nicht mehr leisten kann weil A) er bei sinkendem Reallohn (was du richtig findest) sowieso schon deutlich mehr Geld für den gleichen Lebensstandard ausgibt und B) sich sich die gestiegenen Zinsen nicht mehr leisten kann. Weißt du für wen gestiegenen Zinsen garkein Problem ist? Jemand mit ordentlich Kapital der nichtmal einen Kredit braucht.
Es ist sich eigentlich wirklich jeder einig dass die Inflation vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen, die einen Großteil ihres Einkommens verkonsumieren müssen, am härtesten trifft.

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Hier gehen gerade mehrere Themen durcheinander.

  1. Lohn-Preis-Spirale und die Frage, ob kurzfristige, rückbildungsfähige Inflationsspitzen durch Lohnerhöhungen ausgeglichen werden sollten.
  2. Ist die (bleibende!) Inflation selbst ein Problem, das bekämpft werden muss?
  3. Kann das Problem, dass die (bleibende!) Inflation vor allem die Armen trifft, durch eine angemessene Anpassung von Sozialleistungen und Löhnen abgefedert werden?

Meine Position daher ist weiterhin:

  1. In der Theorie (und darauf bezog sich der Thread) sollten temporäre, daher rückbildungsfähige Inflationen nicht durch dauerhafte Lohnerhöhungen ausgeglichen werden. Dem wurde zu Recht entgegen gehalten, dass in der Praxis jede theoretisch rückbildungsfähige Inflation doch irgendwie im System verbleibt, daher der Fall, dass eine Inflation sich tatsächlich zurückbildet, eher unwahrscheinlich ist.
  2. Wenn eine Inflation sich nur dadurch zurückbildet, dass es in den Folgejahren sehr wenig Inflation (dh. niedriger als die 2%, die angestrebt sind) gibt, macht es Sinn, die Löhne direkt mit der Inflation zu erhöhen und dann in den Niedriginflations-Folgejahren entsprechend weniger zu erhöhen.
  3. Bleibende Inflation ist nur dann ein Problem, wenn gerade die untersten Löhne und Sozialleistungen nicht schnell(!) an die Inflation angepasst werden. Aber darüber kann man streiten, weil Inflation letztlich viele Nebenwirkungen auf vielen Ebenen hat und es mitunter Zusammenhänge gibt, die doch eine andere Bewertung zulassen (z.B. der Zusammenhang von Inflation und Zinsen, der wiederum die ärmere Bevölkerung trifft und der theoretischen Umverteilungskraft der Inflation entgegenwirkt). Dass eine Inflation von mindestens 1,5 bis 2% gewünscht ist, ist denke ich unbestritten, ab welcher Inflation es problematisch wird (3%? 5%? 10%?) ist hier allenfalls die große Diskussion.

Was ich mir wünschen würde, wäre öfters Gehaltserhöhungen in fester Höhe, unabhängig von dem jeweiligen Gehalt der Person. 500€ Lohnerhöhung für jeden statt 5% und das für alle. Von dem Wachmann/Putzpersonal bis hin zum Management. Wäre für die Firmen gleichteuer, würde aber auf lange Sicht die Gehälter zumindest ein wenig angleichen.

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Prinzipiell sollte man vielleicht auch nicht ständig von Lohnerhöhung sprechen, sondern ehr von Erhaltung der Kaufkraft. Man hat bei Abschluss eines Arbeitsvertrags immerhin einen Lohn in Relation zum Wert des Geldes erworben. Wenn dieser Wert nun durch die Inflation sinkt muss dieser ausgeglichen werden, damit es wieder konform wird. Es ist aber faktisch keine Lohnerhöhung in meinen Augen, denn das würde bedeuten ich hätte danach mehr Kaufkraft.

Die Idee von @HansHans finde ich auch super, wird aber nicht kommen, denn man möchte weiterhin genug abstand nach unten halten.

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Die Kaufkraft wirkt sich bei Geringverdienern auch direkt positiv auf den Umsatz der Wirtschaft aus, denn diese müssen ihr Geld sofort wieder ausgeben.

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Das machen doch Gewerkschaften meistens. Die Lohnsteigerung im unteren Bereich ist meines Erachtens immer etwas höher als im oberen. Sei es durch Einmalzahlungen, die absolut gewährt werden oder durch höhere prozentuale Steigerungen im unteren Segment.

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Einmalzahlung ist keine Nachhaltige Lohnerhöhung und zählt für mich daher nicht. Es ist ein netter Bonus aber unabhängig vom Gehalt zu sehen. Prozentuale höhere Lohnerhöhungen kann ich zumindest in meinem Umfeld nicht erkennen das gerade niedrige Löhne mehr bekommen. Gerade wenn man hier z.b mal rechnet wieviel mehr Prozente jemand mit Mindestlohn bräuchte um am Ende eine gleichhohe Lohnerhöhung zu erhalten wie die höheren Gehälter. Bis bei dem vielleicht 1 Prozent mehr auch nur eine kleine Angleichung der Löhne erfolgt kann man sich denken. Und die AT Kräfte sind hier nicht mal berücksichtigt.

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Sorry Einmalzahlung war das falsche Wort. Was ich meinte war eine Gehaltserhöhung von x € plus eine prozentuale Erhöhung, die mindestens y € umfasst.

Die Absolutwerte führen zu einer relativen Besserstellung niedrigerer Einkommensgruppen.

Zusätzlich gibt es in meinem Tarif auch Formulierungen, die niedrigen Entgeltgruppen ein paar 0,x Prozent mehr geben. Und ich habe das auch in anderen Branchen schon häufiger gesehen.

Hier ist halt die Frage, ob man das will. Den gleich hohen Lohn zwischen Mechaniker und Ingenieur oder Arzt und Pflegepersonal oder Büroassistenz und Volljurist finde ich persönlich nicht erstrebenswert. Damit entfiele der Anreiz sich mit einigem Fleiß weiterzuqualifizieren.

Nun ist die Frage, welche Spreizung zwischen Unterkante und Oberkante in der Bezahlung ist angemessen?

10-15% kann man in vielen Berufen schon allein durch einen Jobwechsel raushandeln, 15-20% durch Beförderung (Daumenwerte aus Jobratgebern). Daher denke ich, eine Spreizung von 50%-100% in einem Team ist realistisch und auch weit verbreitet.

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Man sollte aber wollen, dass die Abstände wesentlich kleiner ausfallen. Du willst ja auch noch Leute haben, die das Pflegepersonal, die Büroassistenz und den Mechaniker stellen. Da darf die Lücke einfach nicht so groß sein und aus diesem Grund muss das Ziel erstmal sein, diese massiv zu schließen.

Wie oben bereits geschrieben, was ist dafür eine gerechte Spreizung? Die aktuelle von 50-100% innerhalb eines Teams finde ich noch nachvollziehbar. Und viel höher ist die zwischen Angestellten nicht - zumindest nicht dort, wo ich beobachten kann.

Ist das schon zu viel?

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Leider oft ja, denn damit wird ja auch die „niedere“ Arbeit schlicht herabgewürdigt. Wieso sollten 20% Unterschied nicht reichen? Und betrachtest du dabei rein monetäre Vorteile oder auch die nicht direkt monetären Benefits, die oft mir höheren Positionen einhergehen?

Weil ich die schon durch einen simplen Jobwechsel (notfalls mit mehr Verantwortung) erreichen kann. Wenn die Krankenpflegekraft so gut wie der Arzt verdient, nur weil sie im Fachkräftemangel zu einem anderen Krankenhaus wechselt und vielleicht Oberpflegekraft wird, dann ist da auch was schief.

Du betrachtest das aus meiner Sicht zu negativ. Nicht die Arbeit der schlechter bezahlten Person wird abgewertet. Die Weiterqualifikation und die höhere Verantwortung der besser bezahlten Person wird honoriert.

Welche schweben dir vor? Ich spreche nur vom Angestellten Bereich, nicht vom Management, wo Dienstwagen und mehr eine Rolle spielen.

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Nein, dann wäre das eben die Marktlage. Angebot und Nachfrage treffen sich auch dort und wenn es eben dort einen höheren Mangel gibt kann so etwas sein. Ein Studium an sich ist keine Rechtfertigung für mehr Gehalt meiner Meinung nach.

Diese Benefits greifen aber häufig schon eben im Angestelltenbereich.

Aber so ist es doch jetzt schon. Es gibt wesentlich weniger Ärzte als Pflegekräfte. Zwar gibt es auch zu wenig Pflegekräfte, aber immer noch mehr als genug, die zu den bisherigen Bedingungen arbeiten. Meinst du, wenn wir Ärzteschwemme hätten und die um einen Job kämpfen müssten, verdienen die weiter 60.000 € aufwärts? Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch dann die Löhne stark fallen dürften. Und das wäre auch in Ordnung so.

Vielleicht ein anderes Beispiel, wo das deutlich wird. Jemand mit Abschluss Politikwissenschaften hat einen relativ großen Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt. Das führt dann halt zu geringeren Löhnen als bei einem Schlosser oder einem angestellten Journalisten ohne Studium.

Dann mach es konkret. Was schwebt dir als Benefit vor. Dann können wir schauen, ob Erhebungen existieren wieviele Mitarbeiter das betrifft.

Bei uns hat jeder(!) Mitarbeiter Anrecht auf ein JobRad. Einen Dienstwagen gibt es allerdings nur für Außendienst oder Manager mit hohem Reiseanteil (ist bei uns in der Konzernvereinbarung definiert).

Weitere Benefits außer dem Obstkorb, kostenfreien Kaffee und Tee oder eine Betriebsrente, die alle (abhängig der Betriebszugehörigkeit) bei uns bekommen, fallen mir gerade nicht ein. Einzig ein Aktienprogramm gibt es manchmal noch (nicht bei uns), aber wird da standardmäßig eine Betriebsgruppe ausgeschlossen?

Also welche Benefits meinst du?

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