Voll aber es nicht nur das habe auch das Gefühl die Leute fahren defensiver wenn sie keinen anreiz haben bei grün direkt das gaspedal durchzutreten. Das macht den ganzen stadtverkehr um einiges angenehmer als nicht autofahrer.
Tempo 30 in den Städten wäre eigentlich genau so ein No-Brainer wie Tempo 100 (oder maximal 120) auf der Autobahn. Alleine, weil der absolute Großteil aller Verkehrstoten im Stadtverkehr zu verzeichnen sind, was Beweis genug sein sollte, dass 50 km/h zu viel sind…
Eine gut gebaute Stadt hat Schnellstraßen (50 km/h) mit vom Autoverkehr getrennten Radwegen als Verbindungsstraßen zwischen den Stadtteilen, alles andere sollte 30 km/h sein.
Wenn ich mit meinem „Raumgleiter“ (Tesla Model Y) durch Hamburg fahre, stelle ich sehr oft fest, dass ich deutlich langsamer als Tempo 50 fahre.:
Weil ich ohnehin im Stau stehe,
Weil der blöde Radfahrer vor mir nur 28 schafft und ich ihn nicht mit mindestens 1,50 überholen kann,
Weil die Verkehrssituation es zwar hergäbe, aber schnelleres Fahren völlig unsinnig wäre.
(DA VORNE IST ROT!)
Und auch in 30er-Zonen kann man nicht automatisch 30 fahren:
Wenn Eltern ihre 4-Jährigen mit dem Laufrad auf dem Bordstein balancieren lassen, während auf der 1 1/2-spurigen Siedlungsstraße von vorne ein Auto kommt, muss man fast bis zu Stillstand langsamer werden, weil es physikalisch möglich ist, dass einem das Kind in rechten Winkel vor’s Auto kippt.
Wenn mein 80-jähriger Nachbar auf seinem Nicht-E-Bike durch die Straße mäandert, dann fahre ich im Zweifelsfall im Schneckentempo hinterher bis Hausnummer 48 - da wohnt er.
Das Schlüsselwort lautet: Angepasste Geschwindigkeit!
P.S.: Das bedeutet übrigens auch, dass ich am Ende der 80er-Baustelle eine diebische Freude daran habe, den Drängler, der auf 5 Meter aufgefahren ist ($Markennamen_hier einsetzen), binnen Sekundenfrist im Rückspiegel sehr klein werden zu lassen.
Wo es grade um Tempo 30 in den Städten geht, würde ich auch gern noch einen weiteren Aspekt in den Ring werfen:
Die Kompatibilität der Verkehrsmittel. Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, schaff ich knapp an die 30 km/h, wohingegen Tempo 50 nicht machbar ist. Auch E-Bikes sind auf 25 km/h ausgelegt. Im Sinne des flüssigen Verkehrs könnte so eine bessere Verträglichkeit zwischen den verschiedenen Mitteln geschaffen werden, sodass alle die selbe Fahrbahn benutzen können ohne sich gegenseitig zu behindern oder zu gefährden.
Exakt, das ist ein ganz wichtiger Punkt aus meiner Erfahrung als Radfahrer.
Ich gebe zu, ich fahre ständig über rote Ampeln und überhole an roten Ampeln auch alle Autofahrer, damit ich vorne bin, wenn sie grün wird. Warum? Weil das ganze Ampel-Netzwerk auf eine Grüne Welle bei 40 km/h ausgelegt ist. Wenn ich nicht ganz vorne bin, wenn die Ampel grün wird, ist die nächste Ampel 300 meter weiter garantiert wieder Rot. Die Standzeit an Ampeln würde sich quasi verdoppeln. Gerade kleinere, übersichtliche Ampeln (keine großen Kreuzungen natürlich) ignoriere ich deshalb auch gerne, weil ich einfach nicht einsehe, dass ich ständig warten soll, weil die Stadtplanung den Verkehr radikal auf eine „Grüne Welle bei 40 km/h“, daher auf die Interessen der Autofahrer, auslegt.
Tempo 30 in der Stadt würde generell bedeuten, dass die „Grüne Welle“ bei 25 km/h liegen würde, was auch für (fitte) Radfahrer eine erreichbare Geschwindigkeit ist - oder zumindest nicht so weit von der üblichen Geschwindigkeit eines Radfahrers entfernt liegt, dass er zwangsläufig bei jeder verdammten Ampel Rot bekommt.
„Grüne Welle bei 40 km/h“ ist eine der radfahrer-feindlichsten Verkehrsplanungen, die wir aktuell haben. Und mein Protest dagegen ist wie gesagt, dass ich nicht an jeder übersichtlichen Ampel einer kleinen Seitenstraße halte. Und dann heißt es wieder „Diese bösen Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten!!!1!!11!elf“. Dann macht halt keine Verkehrsregeln, die so radfahrerfeindlich sind!
Und ganz ehrlich: Es nervt total - und ich bin absoluter Verfechter von Tepmo 130 auf Autobahnen. Da fährt es sich viel entspannter.
Aber im Stadtverkehr finde ich 30 global zu wenig - gerade auf zweispurigen Hauptverkehrsadern. 40… Kein Thema, aber 30 ist anstrengend. Angeblich haben sie hier auch die Ampelphasen angepasst. Aber man steht hier defacto an JEDER Ampel.
Und irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das CO2-technisch so viele Punkte bringt, wie Tempo 130 auf Autobahnen. Deswegen zweifel ich es an, dass das so ein „No-Brainer“ wäre.
Die Verkehrssicherheit betreffend ist es auf jeden Fall ein No Brainer. Und das reicht doch. Was tut man sonst nicht alles, um schwere Unfälle zu vermeiden…
Das ist eine gefährliche Argumentation, denn sie verschafft einem Argument eine gefährliche Absolutheit. Deiner Argumentation folgend müsste man dann sofort auch Tempo 10 km/h einführen und LKWs verbieten. Beides würde die Verkehrssicherheit massiv verbessern, sorgt aber auch für den einen oder anderen Nachteil.
Ich bin durchaus auch für Tempo 30km/h in Städten. Aber mit solchen Totschlagargumenten sollte man sehr vorsichtig sein. Zumal sie auch kein konstruktives Gesprächsangebot an die Gegenseite sind, sondern eher Mauern aufbauen.
oh ja welch ein graus nachher kommen die noch auf die idee mit der begründung auto freie städte zu fordern. Ne gruselige vorstellung, man muss das schon gut abwägen und während wir uns noch fragen was denn jetzt akzeptable argumente sind, sind französische großstädte runter auf tempo 30 und paris zum autofreien utopia mit automatisierten ubahnen geworden, während in berlin noch die kaiserliche hochbahn fährt.
ich glaubs ja selbst nicht dass paris so schnell autofrei wird, aber andererseits hab ich berlin auch noch nie automatsierte ubahnen gesehen.
und jaja ich weiß nürnberg, aber ich finde es ehrlich gesagt ne Frechheit das bayrische kleinstädte so ne abstruse infrastruktur haben. Das geld gehört umverteilt
Du verstehst mich falsch, @Hufschmied Ich bin einfach nur gegen diese Absolutheit der Argumentation.
Wenn ich sage x sei Grund genug, negiert das alles was dagegen spräche. Statt pro und kontra abzuwägen und so zur besten (differenzierten und akzeptiertesten) Lösung zu kommen, wird der Vorschlaghammer geschwungen. In Situationen, in denen man schnell handeln muss (z. B. Corona) mag das vielleicht noch akzeptabel sein (und auch hier fand ich es schwierig wie das Wohl der Alten so diskussionsarm gegen das psychische Wohl und die Chancengleichheit von Kindern gestellt wurde). Aber hier haben wir definitiv Zeit genug um uns ernsthaft in die Augen zu schauen und Argumente zu diskutieren. Und dann gewinnt die Seite mit dem höchsten Gesamtgewicht der Argumente, und nicht der Vorschlaghammer.
Ironischerweise war heute eher Tempo 0 für alle ÖPNV-Nutzer:Innen aufgrund der KlimakleberDemo. Also sind viele auf Taxis oder Autos umgestiegen.
Zu Mainz ein kurzer Exkurs: Aktuell wird nur darüber diskutiert die zusätzlichen Polizeikosten der 80 Beamten über bis zu 3 Stunden auf die Demonstranten umzulegen.
Aber vielleicht sollte auch der Co2-Preis durch den Ausfall des ÖPNV von den Demonstrant:Innen beglichen werden.
Klimademos die den ÖPNV direkt an den Verkehrsknotenpunkten des Hauptbahnhofs lahmlegen ist kontraproduktiv.
Autobahnauffahrten oder Abflugpisten mögen noch eine Symbolwirkung haben. Wobei Flugpisten mit mehr Abflug- als Ankunftzeiten das Motto „am Boden Bleiben“ besser unterstützen würden als das aktuelle „woanders landen und umsteigen müssen“- just sayin. Zentrale Brücken mit ÖPNV-Linien zu blockieren verärgert nur @Dave und sonstige ökologisch Vielreisende.
Wie hat Mainz das hinbekommen? Gibt es da keine Klagen?
Es macht Fahrradfahren attraktiver und gleichzeitig Autofahren unattraktiver ohne direkt Autofahren zu verbieten. Klingt jetzt von außen betrachtet erst mal nach keiner so schlechten Maßnahme. Ich vermute aber dieser Effekt, dass es nervt wird auch nicht ewig anhalten, weil irgendwann gewöhnen sich viele Leute dran.
To be fair rheinland pfälzer nahverkehr und infrakstruktur ist auch so schon scheiße und dessen fragilität ist jetzt nicht die schuld der demo Leute. Gott ich hasse dieses hängengebliebene Bundesland. Es ist so passend dass der Hauptsitz vom dritten weg hier ist.
Die kostenübernahme diskussion ist ne frechheit. Kommt wieder wenn die Deppen von tus bis 05 die Polizeieinsätze bezahlen.
Viel Erfolg dabei, sich versammeln zu dürfen ist immer noch ein Grundrecht und auch Straßen sind ein Versammlungsort, auch wenn es den Autofahrern nicht gefällt. Da wird kein einziger Euro umgelegt, oder der zuständige Verwaltungschef kriegt bald Post aus Karlsruhe.
Da kommen wir übrigens auch zum nächsten Thema. Wofür und von wem dürfen Straßen eigentlich benutzt werden? Ganz wie Ulf und Phillip das schon beschrieben haben, wäre es auch da an der Zeit das Besitzstandsdenken der Autofahrer mal ein wenig in die Schranken zu weisen.
Bin mir nicht sicher, wie ernst du das meinst, aber dieser Argumentationsstrang ist unterirdisch. Wir haben nicht mehr oder weniger Klimawandel weil in einer handvoll Städte eine handvoll Leute an ein paar Tagen Auto statt Bus fahren. Der politische Druck kann vielleicht noch zu ein bisschen Reduktion führen. Das ist so offensichtlich, dass es sich komisch anfühlt, das überhaupt aufzuschreiben. Vielleicht sagst du aber auch von dir, dass du eigentlich für „Klimaschutz“ wärst, aber jetzt, da Suppe an einer Plexiglasscheibe runterläuft und es noch ein bisschen mehr Stau gibt, jetzt nicht mehr.
Es heißt ja nicht, dass es flächendeckend Tempo 30 geben muss auf mehrspurigen Stadtautobahnen. Aber wenn man die Argumentation umdreht (Tempo 30 mit Ausnahme 50 statt 50 und als Ausnahme 30), dann wäre schon viel gewonnen. Dann können auch Radfahrer und Autos sich die Straße teilen. Andernfalls, wenn man zwei Welten schaffen möchte (50 für motorisiert, 30 für Radl), dann müsste man auch konsequenterweise für jede der „Welten“ eine Spur vorsehen - und nein, Radfahrspuren auf dem Gehweg sind keine gute Idee. Aber das ist eine andere Geschichte.
Am Ende muss die große Frage doch sein, was will man erreichen? Fakt ist, der Bestand an PKW nimmt zu (KBA sagt 18% seit 2008). Mehr Autos, die auch noch größer sind bringen irgendwann die Städte zum Kollabs. Also braucht es neue Lösungen. Die Leute vom Auto auf das Radel zu bringen ist ein Ansatz. Geht nicht überall, aber sicherlich öfter als gedacht. Braucht halt entsprechende Anreize und einer davon kann eine radfreundliche Innenstadt sein. [Oder im ländlichen Bereich auch mal vernünftige Radwegenetze. Oder eine Abwrackprämie für Altfahrräder. Oder Fahrradparkplätze. ]
Wenn das Thema Sicherheit angeführt wird, muss dann auch der ÖPNV einbezogen werden. Ich hab jetzt leider keine offizielle Statistik, aber 2-5 Tote pro Jahre sollten schon zusammenkommen, die von der Straßenbahn überrollt werden. Für diese müsste dann auch Höchstgeschwindigkeit 30 km/h gelten.
Ich würde es gerne umgedreht sehen. Aktuell geht die Diskussion für meinen Geschmack viel zu sehr in die Richtung Autofahren unattraktiv zu machen ohne Alternativen zu schaffen. Ich würde sofort auf Alternativen umsteigen, sofern diese auch nur ansatzweise mithalten könnten…und das nicht in dem man das Auto schlechter macht, sondern den Rest besser. Bus ist zu teuer und die Verbindungen brauchen zu lange (30 min Auto vs 1 Stunde 30 mit öffentlichen). Verkehrswege für die Autos könnte man zunächst ja wirklich in städtischen Hauptschlagadern Tempo 50-70 und den Rest 30 machen. (…)
„Bus ist zu teuer“ wird in Zukunft kein Thema mehr sein, weil es mit dem 49 Euro Ticket nahezu unmöglich sein dürfte, mit dem Auto günstiger zur Arbeit zu kommen als mit dem Bus - also dort, wo Busse fahren.
Der Rest ist halt eine Frage der Zeit, die typische Henne-Ei-Problematik und auch ein Problem mit Bürokratie und teilweise zu hohen Ansprüchen. Man kann den ÖPNV aktuell nur schwer ausbauen - neue Bahnstrecken können von jeder Bürgerinitiative über Jahre blockiert werden (Zugegeben, niemand möchte gerne neben einer Bahntrasse leben), die Anforderungen an Lokführer und Busfahrer sind enorm und führen zu Fachkräftemangel, weil wir nicht genug geeignetes Personal finden und vieles, vieles mehr. Über die jahreslangen Finanzierungsstreitigkeiten zwischen Kommunen, Bund und Ländern wollen wir gar nicht erst anfangen, die hat man beim 49 Euro-Ticket ja schon zur Genüge beobachten können.
Wenn wir erst anfangen, das Auto durch ÖPNV zu ersetzen, wenn der ÖPNV hinreichend ausgebaut ist, verfehlen wir ausnahmslos jedes Klimaziel. Daher trägt das Argument, man müsse erst den ÖPNV ausbauen, bevor man das Auto unattraktiver macht, nicht. Denn es muss schnell etwas passieren - der Ausbau des ÖPNV hingegen ist „schnell“ nicht möglich. Das Auto unattraktiver zu machen und dadurch zu einer stärkeren Auslastung des ÖPNV zu kommen, auch wenn dies bedeutet, dass der Arbeitsweg für den Einen oder Anderen eine halbe Stunde länger wird, ist hingegen schnell möglich.
Natürlich kann nicht jeder vom Auto auf das Fahrrad oder den ÖPNV umstellen. Aber aktuell ist das Auto so attraktiv, dass es für fast niemanden attraktiv ist, stattdessen das Fahrrad oder den ÖPNV zu nehmen. Und das ist ein Problem.