LdN 311: Klimaproteste: Straßenblockaden vs. Attacken auf Kunstwerke

Hast du den Bericht denn gelesen oder nur deinen NationalGeographic-Artikel? Ich hab den langen Bericht auch nicht gelesen. Allerdings verfolge ich den Podcast „Das Klima“, der exakt diesen IPCC-Bericht wöchentlich, Kapitel für Kapitel bespricht. Nach Angaben meiner Podcatcher-App habe ich auf diesem Weg bereits über 100 Stunden Material über den IPCC-Bericht gehört. Die erwähnten 5 Szenarien sind mir daher nicht unbekannt.

Dazu ist zu sagen, dass das erste, „optimale“ Szenario mit maximal 1,5°C Erwärmung mittlerweile wohl mindestens so unrealistisch ist, wie das fünfte, in deinem verlinkten Artikel als „seltsames, absurdes Gedankenexperiment“ bezeichnete. Auch Szenario 2 verlangt laut NG-Artikel, dass „die Regierungen sofort handeln und den Einsatz fossiler Brennstoffe radikal reduzieren“. Wo siehst du das passieren? Derzeit steigen die Emissionen immer noch an, statt zu sinken, und so etwas wie ein Ukrainekrieg, der bei Verfassung des IPCC-Berichts noch nicht absehbar war, trägt sicherlich auch nicht zu einer Trendwende bei.

Kommen wir also zu dem laut Artikel „moderaten Szenario“, dass „am ehesten die Zukunft abbildet, auf die wir zusteuern“. Dieses „entspricht grob dem Zeitplan, den sich die Länder gesetzt haben, die sich dem Pariser Klimaschutzabkommen angeschlossen haben“ (!) – also vorausgesetzt wird nur, dass die Länder ihre bisherigen Zusagen zumindest einhalten – und landet am Ende dieses Jahrhunderts bei 2,7°C Erwärmung! Weit mehr also, als bei Abschluss des Pariser Abkommens als absolutes Maximum betrachtet wurde um nicht irgendwelche verheerenden Kipppunkte zu triggern. Das Fazit lautet dementsprechend, „gegen Ende des Jahrhunderts […] ist die Welt kaum gegenüber den schlimmen Folgen des Klimawandels geschützt.“ (!)

Na, vielen Dank auch. Abgesehen davon, dass die „düstere“, vierte Variante mit Nationalismus und weiter steigenden Emissionen meiner Ansicht nach auch keineswegs unrealistisch ist.

Schlussendlich sollte man nicht übersehen, dass es sich überwiegend um einen Bericht von Klimawissenschaftlern handelt, also Naturwissenschaftlern, der nur bis zu einem gewissen Grad die Folgen für unsere Gesellschaften behandelt, insofern diese von den direkten Auswirkungen wie Extremwetterereignissen, unbewohnbaren Landstrichen usw. direkt betroffen sind. Was das mit den Gesellschaften macht, wenn globale Lieferketten für absolut essenzielle Bausteine unserer Zivilisation zusammenbrechen und/oder vielleicht hunderte Millionen Menschen zu Migration gezwungen sein werden, und man diese entweder mit Gewalt daran hindern oder andernorts integrieren muss, liegt wohl verständlicherweise deutlich außerhalb des Fokus des Berichts.

Also, was hältst du jetzt von der „systems collapse“ Theorie?

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Was auch immer da ein Journalist zusammen geschrieben hat. Wer zu SSP 8.5 meint alles ist gut und wir brauchen nur ein bisschen mehr Technik, der hat den Bericht unter Garantie nicht gelesen.
Und wenn der Golfstrom bei SSP 2.6 schon abreißt und der Monsun in Indien ausfällt dann juckt uns das auch nicht groß oder? Wegen genau solcher Ignoranz gibt es Typen wie die der letzten Generation

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Es geht nur um das eine Ding: Die Gesetze so ändern, dass der Klimawandel nicht die Menschheit überrollt (und damit vermutlich die Demokratien untergräbt). Die Sklaven und die Frauen wollten auch nur ihre Rechte haben und nicht den Staat zerstören. Es wird ja auch gestreikt, wenn die Unternehmer nichts herausrücken wollen. Wenn reden nicht hilft, muss halt der Druck erhöht werden, geht bei Betrieben im Zweifelsfall an die Existenz. Bei der LG ist die Aufregung auch wegen der Neuartigkeit der Aktionen so gross, während man an Streiks gewohnt ist und diese nach Regeln verlaufen. Das Druckpotenzial von Streiks ist aber viel grösser im Gegensatz zu den inzwischen fast wirkungslosen FFF-Demos.

Unter dem Strich stimmt es schon: Die Demokratie schützen durch gezielote Rechtsbrüche, wenn sonst alle Mittel versagen. Das ist dann kein Widerspruch, wenn zu erwarten ist, dass die Demokratie eine Klimakatastrophe nicht überleben wird.

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Wenig, denn sie ist meiner Meinung nach um ein Vielfaches überzeichnet. Ganz klar, die Folgen in den Szenarien 3-5 sind sehr schlimm. Aber ein Zusammenbruch der Zivilisation ist das bei weitem nicht. Wir sollten hier die Kirche einfach im Dorf lassen. Alles andere hilft nur denen, die gegen Klimaschutz hetzen, wie ich oben ja schon schrieb.

Übrigens, ja die Kapitel habe ich auch im Bericht gelesen.

(…)

Wie von mir mehrfach geschrieben: Mir geht es nur um das Framing des Klimawandels als quasi-Weltuntergang (oder Zusammenbruch der Zivilisation). Die Folgen der Szenarien sind natürlich trotzdem Katastrophen und KEIN Grund keinen Klimaschutz zu betreiben.

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