LdN 307: 49 Euro-Ticket

„Man muss es sich auch leisten können“.
Ich wohne in Berlin und vielleicht bin ich ein Einzelfall, dass ich nur so mäßig begeistert bin. Aber hier ist der ÖPNV soweit ich weiß im deutschlandweiten Vergleich auch sehr günstig (ich hab dafür aber keine Quelle).
Familie mit 4 Personen - da es sich um Nahverkehr handelt, gilt die Regel nicht, dass die Kinder bis 14 kostenfrei mitfahren. Also müsste ich 196 Euro pro Monat zahlen.
Da ich das Ticket nicht einzeln kaufen können soll, sondern nur per Abo müsste ich für die Ferien 4 Abos abschließen und dann wieder kündigen.
Mein ÖPNV-Ticket in Berlin habe ich gekündigt, dass nur 14 Euro mehr pro Monat kostet. Der Grund: Corona hat mir gezeigt, dass das meiste per Fahrrad geht.
Die Funktion, dass ich quer durch die Nation fahre ist eher selten der Fall und dann nur mit dem Regio…das hab ich mal mit 14 gemacht und brauchte von Berlin nach Fulda sowas wie 12 Stunden. Für 9 Euro - ok, no-brainer. Für 49 Euro muss ich trotzdem immer noch genug Fahrten zusammenbekommen.
Die 4-Fahrten-Karte AB kostet 9,40. Wenn ich mehr als 20 Mal (mehr als 5 4-Fahrten-Karten) mit dem ÖPNV fahre, lohnen sich 49 Euro/Monat. Bei ABC sind es mehr als 12 Fahrten (ab 3,5 Karten lohnt es sich) - aber ins Umland fahre ich jetzt nicht so häufig. Noch weiter ist noch seltener, wenn dann in den Ferien und ich weiß noch nicht, ob da Komfort (einmal Ticket kaufen, ICE+Regio oder +internationale Züge, wofür ich auch nochmal extra zahlen müsste, keine Gedanken über Abos) über Preis siegt.

Wer schon eine Monatskarte hat, spart - wer in Berlin eine ABC-Karte hat, spart deutlich.
Wer keine hat, der wird hier wieder überlegen: wie oft fahre ich denn überhaupt. Ich weiß ja nicht, ob der Pendler für 49 Euro umsteigt.

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Ein großer Gewinn ist schomal, dass dieses deutschlandweite Ticket nun verstetigt wird. Am Preis kann in der Zukunft noch gedreht werden.

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Ich vergleiche das Ticket immer mit meinem alten Semesterticket NRW. Das hat zuletzt um die 210 Euro für 6 Monate gekostet (35 € / Monat). Das 49-Euro-Ticket ist bundesweit gültig, daher ist ein etwas höherer Preis gerechtfertigt, aber ich denke, dass 39 Euro wesentlich angemessener wäre als 49 Euro.

Dazu kommt, dass laut Hartz-IV-Warenkorb für Verkehr knapp 40 Euro vorgesehen sind und das Ticket ja auch gerade für die Ärmsten der Armen die Mobilität bereitstellen soll, die zur sozialen Teilhabe nötig ist. Auch mit der leichten Erhöhung (die inflationsbereinigt keine ist!) im Rahmen des neu geplanten Bürgergeldes wird der für den Sektor Verkehr geplante Anteil unter 49 Euro liegen.

39 Euro wäre daher die logische Schlussfolgerung, leider sind Subventionen in der dafür nötigen Höhe von Bund und Ländern scheinbar nur für den privaten Automobilverkehr selbstverständlich…

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Zusammenfassend benötigst du ein solches Ticket eigentlich gar nicht, würdest es aber nehmen, wenn es quasi umsonst ist.

Pendler werden vor allem auf den ÖPNV umsteigen wenn es überhaupt ein zuverlässiges Angebot für sie gibt. Daran hapert es doch vor allem (okay in Berlin wohl weniger).

Und dann noch billiger, also noch stärker subventioniert? 49 Euro ist schon sehr günstig.

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Ich denke dass zeigt ein bisschen den falschen Blickwinkel.

Es heißt Nahverkehrsticket.
Dass man durch die Einheitlichkeit bundesweit rumkommt ist ein Pluspunkt aber nicht das Ziel oder das Wesen des Tickets.

Was den Preis angeht: du musst ihn gegen die Kosten für einen PKW rechnen.
50€ allein Sprit sind in Berlin locker pro Woche weg, wenn man arbeitspendelt.
Heißt man muss dann nur noch die Leute überzeugen, dass ÖPNV die 150€ Ersparnis wert ist. (Mehr wenn man das Auto ganz abschaffen kann/will)

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Das 49€ Ticket ist im Endeffekt nichts anderes als ein Preisdeckel. Es wird keine Tickets für den Regionalverkehr mehr geben, die über 49€ kosten.

Es bedeutet, hoffentlich, aber auch, dass die Verkehrsverbünde Monatskarten für ihren Verbund anbieten werden, die irgendwo zwischen 9€ und 39€ liegen. Denn wie sollen die Verbünde argumentieren, dass sie ein Monatsverbundsticket anbieten, dass ebenfalls 49€ oder mehr kostet?

Was ich mir aber leider vorstellen kann ist, dass Einzelfahrscheine, Gruppentickets, Streifenkarten, Wochenkarten usw. teurer werden.

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Man könnte sogar Preise für regionale Monatstickets über 49EUR verargumentieren, wenn diese bei Bedarf erworben werden können und nicht an ein Jahres-Abo gebunden sind…

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Kommt darauf, was man mit der Maßnahme bezweckt.

Für einen deutlichen Anreiz hin zum ÖPNV und auch für die Vorstellung des Mobilität mit dem ÖPNV als Menschenrecht sind die 50 Euro natürlich noch viel zu teuer.

Aber als inflationsdämpfende Maßnahme für alle, die jetzt schon eine Monatskarte haben, ist das Ticket sehr effektiv. Und für Menschen, die über Verkehrsverbünde hinweg pendeln, wird der ÖPNV erst jetzt bezahlbar.

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zumal es in München z.B. möglich ist, ein Monatsticket nicht pro Monat, sondern für 30 Tage zu kaufen, also z.B. vom 19.10.2022 bis 18.11.2022 - das ist äußerst praktisch.

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In dieser Diskussion geht leider ein bisschen unter, dass die Alternative ja nicht nichts ist. Dh alle anderen Möglichkeiten gibt es ja immer noch, Einzelkarten, Wochenkarten… es heißt ja nicht, Bahn fahren geht jetzt nur noch für 49€ und wer die nicht hat, hat Pech.
Das hier ist doch vor allem eine Alternative für Menschen, die viel fahren- Pendler zum Beispiel oder Wochenendheimfahrer. Und da ist es durchaus attraktiv- ich zahle momentan für eine Fahrkarte im Abo 162€/ Monat. Das Auto wäre durch zusätzlich anfallende Parkplatzkosten noch etwas teurer. Nicht viel, aber wichtig ist ja, es wäre auf gar keinen Fall günstiger. Für mich wird es definitiv eine Entlastung.
Und ich weiß zum Beispiel nicht, ob beispielsweise die Semester Tickets nicht einfach bleiben (das wurde ja bei den 9€ nur angepasst, weil das günstiger war). Also dass Studenten günstige Tickets bekommen, muss sich doch gar nicht zwangsläufig ändern?
Diese ganzen Details sind noch überhaupt nicht klar (…).

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Ist das mit Jahresticketzwang denn überhaupt bestätigt?

Das würde mich doch sehr wundern, wenn SPD und Grüne das mittragen.

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Also als jemand, der damals stellvertretender StuPa-Vorsitzender einer NRW-Hochschule war, als das NRW-Semesterticket eingeführt wurde, kann ich dir zumindest sagen:

Die Verhandlungen über die Konditionen waren damals schon recht hart. So ein Semesterticket muss sich halt auch für die Verkehrsverbünde lohnen. Wenn nun das bundesweite 49 Euro Ticket mit Unterstützung von Bund und Ländern finanziert wird, ist es nahezu undenkbar, dass für Studierende eine noch günstigere Lösung ohne Finanzhilfen von Bund und Ländern zu Stande kommt.

Das Problem ist:
Viele Studierende, deren Familien und Freundeskreise über die Grenzen des Bundeslandes, in dem sie studieren, hinweg wohnen, werden ganz klar sagen: „Ich will nicht das bisherige Semesterticket für 35 Euro / Monat, wenn ich stattdessen auch ein bundesweites Ticket für 49 Euro / Monat kriegen kann“. Und das ist ja durchaus nachvollziehbar. Damit sinkt dann aber der Anteil der Studierenden, die das Semesterticket als solidarische Pflichtausgabe unterstützen - und damit letztlich auch die Verhandlungsposition der ASten gegenüber den Verkehrsverbünden.

Fraglich ist nun, ob die Verkehrsverbünde sich darauf einlassen, einen Massenrabatt auf das 49-Euro-Ticket zu geben, daher: Jeder Student ist wie bisher verpflichtet, das Ticket zu kaufen („solidarisches Prinzip“), dafür gibt es im Gegenzug vielleicht noch mal einen Rabatt. Dann wiederum würden sich auch wieder Studierende - zumindest hier im VRR - beschweren, weil damit dann Vorteile wie die kostenlose Fahrradmitnahme und die kostenlose Mitnahme einer weiteren Person nach 19 Uhr wegfallen würden. Für das 9 Euro-Ticket hat man einfach alle Perks des Ursprungstickets übernommen, aber das war halt auch nur zeitlich befristet (und für die Verkehrsverbünde einfacher umzusetzen)

Egal wie man es dreht und wendet, ich sehe hier noch einiges an Diskussionsbedarf und Potential für eine Verschlechterung der Situation in einigen Fällen (und natürlich eine Verbesserung in vielen, vielen anderen Fällen). Ich würde mich jedenfalls wundern, wenn das Semesterticket, welches letztlich dabei rauskommt, günstiger wäre als das Aktuelle.

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Ist denn bekannt, nach wlechem Schlüssel das Geld in Zukunft verteilt wird? Im Moment haben die regionalen Verkehrsbetriebe ein Interesse daran, ein möglichst attraktives Angebot zu haben. Mit einem 49 EUR Ticket sehe ich die Gefahr, dass unrentable Strecken noch eher gestrichen werden. Ist dem so?

Finanziell und politisch war das 9-Euro-Ticket auf jeden Fall ein Erfolg. Ich als Fahrgastbetreuer kann nur sagen, dass das System ein solches Ticket nicht noch einmal aushalten wird.
Zum einen von der Infrastruktur. das Bahnnetz war total überlastet und es gab garnicht genug Trassen oder Loks, um den Bedarf zu stillen. Das Ergebnis waren packend volle Züge, die bleibende Schäden am Personal hinterlassen haben.
Viele Kollegen leiden seit dem Sommer unter hoher psychischer Belastung, kurz vor Burn-Out, wenn nicht schon dort angekommen. Ein weiteres Ticket werden viele nicht mehr mitmachen, was die ohnehin schon geringen personalzahlen noch verringern wird, auch bei Lokführern, die auch enormen Druck ausgelastet waren.
Ich bin noch immer perplex, wie positiv über das Ticket berichtet wurde, wenn die Realität eher Stress und Angst nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Fahrgästen auslöste.
Viele Bahn-Pendler meinten schon falls noch einmal so ein Andrang kommen sollte auf die Bahn wegen eines Tickets, steigen sie wieder aus Auto um, und das ist ja schon fast mehr als Kontraproduktiv.
Natürlich wird ein solch riesiger Ansturm nicht noch einmal passieren, weswegen ich persönlich die 49€ Grenze auch angemessen finde.
Generell war das 9-€-Ticket auch eine super Idee. Vorher muss bloß die Infrastruktur ausgebaut werden, es müssen mehr Züge und mehr Personal auf die Schienen. Dann wird ein bundesweit einheitliches günstiges Ticket auch der nächste große Schritt im Klimaschutz sein.

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Ist es nicht eher so, dass Fahrgäste und Personal den größeren Andrang nur nicht gewöhnt sind und sich alle erst einmal an die neue Situation anpassen mussten?

Von Zuständen wie in der U-Bahn von Tokyo habe ich jedenfalls nichts gehört oder gelesen: Als Sardine in der U-Bahn von Tokio

Ein Nahverkehr, der massiv an Zuspruch gewinnt, wird natürlich voller sein. Das ist ja nicht nur eine Frage der Zahl der Züge, auch die Fläche auf Bahnsteigen und in den Transitbereichen der Haltestellen und Bahnhöfe ist begrenzt. Die werden sich in Zukunft viel mehr Menschen teilen müssen.

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Das ist halt die typische Henne-Ei-Problematik.

Genügend Investitionen in den Netzausbau wird es nur geben, wenn der Bedarf langfristig da ist. Das 49 Euro Ticket führt vielleicht genau dazu.

Dass der Übergang für die Zugbegleiter hart ist, bestreitet niemand. Aber da müssen wir halt durch, ähnlich wie in der Alten- und Krankenpflege. Wir können nicht die Förderung des ÖPNV ein paar Jahre (oder Jahrzehnte…) in die Zukunft verschieben, weil wir erst die Infrastruktur ausbauen. Sorry, aber das funktioniert halt nicht.

Neue Zugbegleiter zu finden, um die Belastung durch Überstunden / Zusatzschichten zu reduzieren, sollte hingegen wenig problematisch sein - im Gegensatz zu Lokführern braucht man für Zugbegleiter eigentlich wirklich keine komplexe Ausbildung mit hohen Einstellungsvoraussetzungen… kurzum: Hier muss die gestiegene Belastung dann halt auf mehr Schultern verteilt werden.

Dann stand es scheinbar nicht oft genug in den Medien. Wenn 7 Tage die Woche Züge auf den Hauptstrecken teilweise wegen Überfüllung gar nicht losfahren oder unterwegs halten und der gesamte Zug geräumt wird, dann ist das halt hemmungslose Überlastung.

Das ist gegenüber den Betroffenen schon zynisch.

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MdL Bernd Siebler fährt immer mit dem Zug von seinem Wohnort Plattling zu den Sitzungen nach München.
Obwohl Plattling ICE-Bahnhof ist, fährt bis heute nach München nur Regionalbahn, Kosten einfach mit BahnCard 50: 15,50€
Für den MdL und viele andere Pendler hat sich das schnell rentiert, wenn ein Monatsticket 49 € kostet.
Ansonsten habe ich in Nürnberg die selbe Erfahrung gemacht, dass ein Studententicket für 150€ pro Semester unrentabel wird, wenn ich einmal 200€ für ein Fahrrad ausgebe und nur bei strömenden Regen mir ab und zu ein Einzelticket gönne.
Solche Leute sollen aber ja auch gar nicht auf den ÖPNV umsteigen, sondern weiterhin emissionsfrei pendeln.

Edit: ich möchte dir aber zustimmen, dass es für Familien extrem unattraktiv ist und dort auf jeden Fall nachgebessert werden muss.

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„(5) Die Mitglieder des Bayerischen Landtags haben das Recht zur freien Fahrt auf allen staatlichen Verkehrseinrichtungen in Bayern und dem Streckennetz der Deutschen Bahn AG in Bayern.“
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAbgG-6

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Ich stimme 100% zu, dass es für mehr politischen willen auch mehr Zeichen der Bevölkerung geben muss, dass sich was ändert. Dies passiert nur mit Anreizen für die Bevölkerung.

Die Infrastruktur hätte halt schon viel früher erneutert werden müssen. Naja, hätte, hätte, Fahrradkette…

Man kann allerdings auch nicht sagen, dass das Personal das halt so hinnehmen muss und entweder gewöhnen sie sich dran, oder wir holen halt neue Leute. Das finde ich unfair gegenüber so vielen Menschen, die mit viel Leidenschaft im Bahnwesen sind. Es gibt schon jetzt nicht genug fahrpersonal. Das wird sich mit so einem Ticket noch mehr verdünnen.

Dass eine Ausbildung als Zugbegleiter nicht so kompliziert sein soll, finde ich etwas anmaßend. Bevor ich anfing als Zugbegleiter, hatte ich bereitss erfolgreich einen Bachelor und Master Abschluss absolviert. Dennoch war die Ausbildung sehr anstrengend und anspruchsvoll. Sechs Tarife lernen, plus Strecke, Tarifbestimmungen, Beförderungsbedingungen, gesetzliche Grundlagen, sowie den Service allgemein und ein technisches Verständnis für die Wagen, ist wirklich kein Zuckerschlecken. Natürlich müssen Lokführer mehr lernen, allerdings kann man das auch so weiterspinnen und sagen, dass Neurologen auch viel mehr lernen müssen, also kann es ja nicht so schwer sein, Lokführer zu finden…
Mehrmals am Tag standen Züge komplett still, weil die leute im Zug nicht raus kamen, weil zu viele Leute am Bahnsteig waren. Da hat der Umstieg manchmal eine Stunde gedauert. Das ist nicht normal und das kann auch kein System verkraften.
Die Tarifbestimmungen usw. werden ja auch wahrscheinlich bleiben. D.h. als Zugbegleiter macht man die gleiche Ausbildung, nur mit sehr viel mehr Stress, sobald man endlich fertig ist. „Just deal with it“ ist halt nicht die richtige Einstellung zu dem Thema meiner Meinung nach.
Das Gleiche gilt natürlich auch für Alten- /Krankenpfleger. Aber das ist ein Thema für einen anderen Thread ^^

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