Die 1%-Regelung ist als Pauschallösung (im Vergleich zum Fahrtenbuch) ja gerade eingeführt worden, um die Steuer-Verwaltung für alle Seiten einfacher zu gestalten. Eine Prüfung, ob das Fahrzeug zumindest zu 50% betrieblich genutzt wird, würde wiederum ein Fahrtenbuch voraussetzen und dadurch die „Vereinfachungslösung“ der 1%-Regelung ad absurdum führen.
In Grenzfällen ist es daher okay, dass das Finanzamt sagt, dass im Zweifel von einer betrieblichen Nutzung ausgegangen wird. Es geht mir mehr um die offensichtlichen Fälle, in denen einfach klar ist, dass es eigentlich gar keinen oder so gut wie gar keinen betrieblichen Bedarf für einen Dienstwagen gibt.
Das Problem dabei ist wieder die Überlastung der Finanzämter. Die Finanzämter arbeiten recht klar nach einem Effizienz-Gedanken. Nach dem Motto: Wir haben 100 Einheiten Personalkraft, aber 10.000 Einheiten von Steuertricks, die überprüft werden müssten. Das Personal wird folglich auf die Fälle angesetzt, bei denen besonders viel „rum kommt“, wenn die Kontrolle einen Verstoß offenbart. Die Arbeit, einen gerichtsfesten Nachweis zu erbringen, dass das Fahrzeug nicht hinreichend betrieblich genutzt wird, steht einfach in keinem lohnenden Verhältnis zu den Steuer-Mehreinnahmen, die sich daraus ergeben würden. Denn die Konsequenz wäre, dass nachträglich die Verwendung eines Fahrtenbuchs festgelegt würde, weil das Fahrzeug bei zwischen 10 und 50% betrieblicher Nutzung in’s gewillkürte Betriebsvermögen verschoben würde (und 10% betriebliche Nutzung lassen sich nahezu immer vom Unternehmer argumentieren…). Für die zurückliegende Zeit würde dann aus Ermangelung eines Fahrtenbuchs ein privater Nutzungsanteil geschätzt werden, was oft wieder zu Gerichtsverfahren führt, die noch mehr Personal der Finanzämter binden. Die steuerlichen Mehreinnahmen hingegen sind diesen ganzen Aufwand nicht wert, wenn man das Personal auch einsetzen kann, um „dickere Fische“ zu kontrollieren.
… und so kommt es dann dazu, dass diese Fälle leider völlig unkontrolliert bleiben. Dieses Problem zu beheben ist nicht ganz einfach, mehr Mitarbeiter in der Finanzverwaltung wären wohl ein erster Schritt…
Auch das greift bei Arbeitnehmern nicht. Da der Arbeitnehmer für den Dienstwagen Arbeit leistet, ist alleine dadurch schon ein betriebliches Interesse gegeben.
Bei Selbständigen ist es aber de facto tatsächlich so, dass meist die ersten drei Monate ein Fahrtenbuch eingefordert wird, wenn da dann mehr als 50% erreicht wurden, reicht das idR als Nachweis für die Zukunft aus. Da aber niemand nach den drei Monaten den Kilometerstand kontrolliert, fällt nicht mal auf, wenn in den ersten drei Monaten die eine oder andere Privatfahrt nicht eingetragen wurde.
Stimmt, bei Arbeitnehmern gilt noch diese mE völlig unsinnige Rechtsprechung, wobei dazu zu sagen ist, dass da mWn noch Verfahren beim BFH anhängig sind bzw. es dafür noch keine gefestigte Rechtsprechung gibt. Und sollte der BFH ähnlich sinnlos entscheiden wäre genau hier eine Gesetzesänderung anzusetzen, aber im Autofahrerland Deutschland ist das wohl politisch nicht durchsetzbar. Da der Großteil der Neuwagenkäufe durch Betriebe erfolgen und die Automobilindustrie einen großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss hat wird es wohl nie dazu kommen, dass man bei den Firmenwagenregelungen mal aufräumt. Leider.
Die Argumentation, der Arbeitnehmer als Teil des Lohns überlassene Fahrzeuge seien automatisch Betriebsvermögen, ist zwar durchaus irgendwie nachvollziehbar, aber keinesfalls zwingend.
bei dem „Dienstwagenprivileg“ empfinde ich die Diskussion neidgeprägt. Wenn eine Firma Mitarbeitenden Dienstwagen bereitstellt, um sie zu werben…ja dann lasst sie doch. Der Großteil von Dienstwagen wird doch dafür genutzt wozu zu gedacht sind: Dienstfahrten zum Kunden.
Es geht doch meines Erachtens um etwas ganz anderes: Wie kann man bei der Nutzung von Dienstwagen die Einhaltung von Klimazielen verbessern?
Ich war lange Jahre im Außendienst tätig und habe dafür einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt bekommen. Dafür musste ich monatlich 1% vom (Listen-) Neuwert und die km von und zum Dienstweg ebenfalls versteuern. Also, je teurer der Wagen ist, desto mehr muss ich versteuern, und dazu zählt der Listenpreis und nicht der Preis den man nach Verhandlungen bezahlt.
Was sind die Vorteile der privaten Nutzung:
Man muss nach dem Kundenbesuch nicht ins Büro und den Dienst- gegen den Privat-PKW tauschen (unnötige km)
Mitarbeitende haben nur einen PKW und nicht zwei, nämlich den privaten und den dienstlichen Wagen
Es ist ein Gehaltsbestandteil, also ein Goodie diesen privat nutzen zu dürfen.
Bei der dienstlichen und privaten Nutzung liegt aus meiner Sicht ein Problem:
Als Nutzer einen Dienst-PKWs gibt es keinen Anreiz Kraftstoff zu sparen, denn ich bezahle den Kraftstoff nicht.
Alle Dienstwagen-Nutzer die ich kenne/kannte fahren nicht umweltschonend, sondern sehr bis äußerst zügig……und ja, ich bin auch gerast, weil es mich nichts gekostet hat.
Meines Erachtens müssen wir hier ansetzen, indem wir Anreize schaffe bei dienstlich genutzten Fahrzeugen Kraftstoff zu sparen.
Eine Idee hierzu.
Es gibt zum Tanken sogenannte Flottenkarten, über die beim Tanken bezahlt wird. Bei den Flottenkarten wird bei jeden Tankvorgang der km-Stand abgefragt (so war das bei uns jedenfalls). Ich habe also automatisch eine Zuordnung zwischen Mitarbeitenden, Fahrzeug und Verbrauch auf 100km.
Nun könnte man doch hingehen und sagen: Du darfst mit Deinem PKW 8 Liter auf 100km verbrauchen. Verbrauchst Du mehr zahlst Du das selbst.
Da die Abrechnung immer über externe Firmen läuft (bei uns war das eine Mineralölkonzern) wäre das kein Mehraufwand für die Firmen.
2 Vorteile:
Mitarbeitende wären angehalten verhaltener zu fahren
Wenn sich Mitarbeitende einen „Spritschlucker“ als Dienstwagen nehmen müssten sie den Mehrverbrauch privat bezahlen.
Ist so eine Idee von mir und muss sicherlich noch geschärft werden.
Das Problem sind nicht diese Dienstwagen. Es sind die überdimensionierte Dienstwagen für Mitarbeiter, die eben keinerlei Betriebsfahrten haben. Hinzu kommt, dass da nach viel zu wenig Jahren das nächste Auto kommen muss. Bedeutet Mindestnutzung sollte extrem hoch gehen und die Kontrollen, ob es betriebliche Nutzung gibt.
Das ist kein Neid.
Im Dienstwagensektor werden m.W. mittlerweile viele SUVs zugelassen und andere große Wagen
Außerdem nicht bevorzugt E-Autos. (Ich versuche, später Quellen anzugeben. Geht gerade nicht)
Aus meiner Sicht würde es ein guter erster Schritt sein, keine SUVs mehr als Dienstwagen zuzulasen und außerdem nur E-Autos.
Kleinere Wagen sollten mehr Steuervorteile bieten als große.
Es hätte großen Einfluss auf den Automarkt, denn der Dienstwagenbereich speist teilweise den Gebrauchtwagenmarkt.
Hallo,
ja, die SUVs sind sicherlich ein Problem. Rein menschlich mag diese Straßenmonster schlicht nicht.
Aber wenn ich eine Regelung einführen möchte: Wie identifiziere ich diese SUVs? Wir wissen alle was gemeint ist, aber ich kann sie aus Sicht einer Zulassung nicht klar bestimmen. Da steht im KFZ Schein lediglich PKW.
Deshalb ist mein Vorschlag, eine Grenze über den Kraftstoffverbrauch zu setzen, um so auch dem „Rasen“ Einhalt zu gebieten.
Kleines Beispiel warum ich über den Kraftstoffverbrauch gehen möchte.
Mein Nachbar fährt so ein SUV, Durchschnittsverbrauch um die 12l/100km.
Als ich mit meinem Audi A3 über die Autobahn nach Hamburg gerast bin (ja ich war früher unvernünftig) hatte ich einen Durchschnittsverbrauch von 14l/100km….mit einem A3, keinem SUV.
Hätte ich eine Obergrenze von z.B. 10l/100km bekommen wäre ich langsamer gefahren.
Auch eine Idee!
Ich würde das aber nicht auf die Flotte, sondern auf CO2/100km pro Mitarbeitenden runterbrechen, um individuell den Anreiz zum langsamer Fahren zu steigern.
Generell über alle ist das m.E. nicht sinnvoll. So hatte ich Kunden in ganz Norddeutschland, musste also lange Strecken fahren, während andere Kollegen ausschließlich in Hamburg unterwegs gewesen sind.
Selbst wenn das stimmt, warum sollte man einem Teil der Menschen die Steuern für das Autofahren verringern?
Ja, ich bin neidisch. Warum sollte ich nicht neidisch sein? Und warum sollte Neid eine negative Eigenschaft sein, wo sie doch Ungerechtigkeit aufdeckt?
Mein neuer Touran hat mich 8.000 € Mehrwertsteuer gekostet, und um das Nettogehalt vorher zu verdienen, musste ich circa 40.000 € Steuern und Sozialabgaben leisten.
Und mit jeden 100 Kilometern, die ich fahre, kommen noch mal 3 € Mehrwertsteuer dazu.
Ich möchte bitte auch “steuerfrei“ Autofahren. Und nun?
Was den Spritverbrauch angeht, bin ich ja bei dir, aber dann hört es auch schon auf.
Vorweg, ich kann jetzt keine konkreten Zahlen liefern, die Zeit für das Googlen zudem Thema ist es mir nicht mehr Wert, da schon Fachleute, die weit fähiger sind als ich, dazu Studien und Zahlen dargelegt haben, die gegen das ugs. „Dienstwagen-Privileg“ sprechen.
Als jmd. der seit Jahren im IT-Dienstleistungsbereich arbeitet und auch mit anderen Dienstleistern redet, habe ich in den Dienstwagen Wahnsinn „etwas“ Einblick.
I.d.R. ist es doch so, dass über die Hälfte der Mitarbeiter einer Firma, die im Dienstleistungssektor arbeitet, morgens mit ihrem privaten Auto oder per ÖPNV, oder im besten Fall sogar mit dem Fahrrad anreisen und bei Bedarf ein Poolfahrzeug, die für die Außeneinsätze bereitgestellt, verwenden.
Dann gibt es noch die halbes bis ganzes Dutzend Fahrzeuge, die von den „Funktions- und Leistungsträgern“ gefahren werden, die, aber wenn es hochkommt, vielleicht mal 1 bis 4 Außentermine im Jahr haben. Bei diesen wird dann der jedoch der Trick angewandt, dass das Arbeitszimmer zu Hause, als erste Arbeitsstätte gilt und „nur“ „eine regelmäßige Anwesenheit am Firmenstandort (X) gewünscht ist“.
Man könnte jetzt bei nicht wenigen Arbeitgeber sagen, immerhin sind die VW-Kombis dieser „Leistungsträger“ zum Größtenteils rein elektrisch. Da die alle direkt von VW geleast sind, landen diese Fahrzeuge nach der Leasingzeit auf dem VW-Gebrauchtwagen Markt. Da aber im Gegensatz zu Verbrennern, selbst bei ordentlichen Fahrleistungen ein E-Auto einen deutlichen niedrigeren Verschleiß hat, kann VW damit gleich doppelten Reibach machen, selbst wenn sie am Ende eine neue Batterie reinschmeißen müssten. Solange die alte nicht komplett hinüber ist, was nach meinem Kenntnisstand selbst nach 7-10 Jahren i.d.R. nicht der Fall ist, können sie die alten Batterien auf dem stationären Batterien-Markt verkaufen.
Daher mein Unverständnis, was Dienstwagen angeht, die zur Privatbenutzung mitüberlassen werden.
Selbst in den paar Fällen, die ich kenne, wo ich das noch so gerade als vertretbar hingenommen haben, waren es dann ausgerechnet die Nutznießer, die mir dann bei einem „kalten Nass“, offenbarten, dass vollstes Verständnis hätten, wenn sie doch Fahrtenbuch schreiben müssten. Die Mehrzahl machten dies sogar privat auf ihrem Handy, für den Fall, dass es doch mal zu einer Betriebsprüfung kommen sollte.
Teilweise machten die das schon seit Jahren, da sie auch in der Vergangenheit in Gewerbe gearbeitet haben, wo es regelmäßig zu Betriebsprüfung kommt, da die Branche anfällig für „Schmu“ gilt, andere auch aus puren Interesse. Im Zeitalter von Smartphones ist das ja auch wirklich kein ernsthafter Aufwand mehr…
Auch gut
Das verhindert dann, dass mit Pool-Fahrzeugen oder so, die weniger km bewegt werden, der Gesamtwert nach unten gedrückt wird.
Für den ein oder anderen Außendienstler ist ein E-Auto vielleicht auch problematisch
Obwohl es ja auch mittlerweile sehr große Akkus gibt.
Aber die Nitzung von E-Autos in diesen Bereichen, würde auch den (Schnelllader) Ladesäulen Ausbau vorantreiben
Ich kennen Firmen, da erstreckt sich das Privileg einen Dienstwagen zu haben auf alle 800 Führungskräfte. Abgesehen von gelegentlichen Reisen (3-4x pro Jahr) an andere Standorte dient das Fahrzeug meiner Beobachtung nach oft in erster Linie privaten Zwecken. Im Vertrieb mag das anders sein, bei Produktmanager FKs oder IT-FKs ist das meist alles. Natürlich nutzt nicht jeder das Privileg.
Jetzt, wo wir uns einmal im Kreis gedreht haben, wie kommen wir aus dem Dienstwagenprivileg wieder raus?
der Vorschlag der Lage lautet ja, dies politisch zu kommunizieren und den Leuten das Privileg wegzunehmen. Das halte ich für utopisch. Man schaue sich nur den Fall Robert Habeck an. Der Mann hat uns durch die Gaskrise geführt, inklusive Enteignungen von Gasspeicher und Sabotageakten an Gaspipelines. Trotzdem wird es für die Wärmewände abgefackelt.
anpassen der Dienstwagenbesteuerung, dass nur E-Autos gefördert werden? Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Umstand, dass dann einige „steuerarm“ Autofahren bleibt ja trotzdem…
schon heute kann man ja von seinem Bruttogehalt die Altersvorsorge bestreiten. Wie wäre es, wenn man sagen wir bis zu 10 % davon steuerfrei für Mobilität einsetzen könnte?
Naja,
also eigentlich bin ich ja fürs Abschaffen, allerdings halte ich dies auch für unrealistisch, da die Beharrungskräfte einfach noch zu groß sind.
Allerdings würde ich den zulässigen Listenpreis langfristig auf ein kaufkraftbereinigtes Niveau reduziert sehen wollen, was maximal das 1,5-fache vom mittleren Einkommen (Medianeinkommen) hat. Bis 2030 müssten Verbrenner komplett rausfliegen. Des Weiteren ist ein digitales Fahrtenbuch gnadenlos zu führen, allerspätestens nach einer Übergangszeit von 1 bis 2 Jahren.
Dienstfahrzeuge sind Gebrauchsgegenstände und sollten auch als solche betrachtet werden.
Allerdings will ich zwar noch nicht den Abgesang der Deutschen Autoindustrie anklingen lassen, allerdings gemütlich wird es für die auch nicht mehr. M.E. sind deren „fetten Jahre“ bald endgültig vorbei.
In 1 bis 2 Jahren fliegen die „westlichen Autobauer“ langsam aber sicher vom chinesischen Markt, da ein chinesischer Staatsbürger nur dann ein gutes Socialscoring behält, wenn er chinesisch einkauft.
Entsprechend kann es sein, dass wir das Dienstwagen-„Gedöhnse“ evtl. sogar deshalb abschaffen, da wir keine legalen Möglichkeiten finden, zugelassene chinesische Fahrzeuge auszuschließen.
Insbesondere die Deutschen haben sichern mit ihren Verbrennern mächtig verzockt. Inwiefern, alle oder einige doch nur mit einem blauen Auge davon kommen, ist abzuwarten.
Und das ist genau eine Absprache zwischen AG und AN.
Wenn der AN ein SUV möchte und auch benötigt, wegen Sicherheit/Übersicht/bequemes Einsteigen/Hängerbetrieb etc., dann ist das so. Man kann über E-SUVs nachdenken, das wird ja auch passend gefördert mit der geringeren Versteuerung.
Aber es ist müßig über Dinge zu diskutieren, die in irgendwelchen Webinaren vorgeschlagen werden und sich nicht ändern werden. Die Grünen sind in den letzten Umfragen hinter die AFD zurückgefallen und die nächste Regierung wird wohl wieder eine GroKo mit Merz oder Söder als Kanzler. Ich sehe da keine Gefahr für mein dienstliches E-SUV.