LdN 286: Rücktritt von Anne Spiegel

rofl :rofl:
Politiker brauchen kein Jobsharing um Verantwortung auf andere abzuschieben…

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Das stimmt, aber dann würde Jobsharing das ganze doch nur schlimmer und nicht besser machen?! Oder wie passt diese Aussage zu deiner Forderung von Jobsharing zusammen?

Bei den Grünen habe ich nicht das Gefühl, dass die Doppelspitze dazu führt, dass Verantwortung nicht wahrgenommen wird.
Im Gegenteil: ein harmonisches Duo wie Baerbock/Habeck macht einen höchst professionellen Eindruck in der Außendarstellung.
Es gab auch keine Diskussionen bei Veranstaltungen a la statt Parteichef kommt nur der Stellvertreter.
Beide konnten ihre Stärken ausspielen und die Termine entsprechend verteilen.
Ich finde den Gedanken denkenswert.

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Ich finde bei der Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss noch unterschieden werden, ob es sich um den eigentlichen Beruf oder um eine „temporäre“ Position handelt. Ich finde es total legitim, von Vorstandsmitgliedern im Unternehmen oder Ministern eine Unterordnung des Privaten zu erwarten, da diese Positionen im
Regelfall nur für wenige Jahre von derselben Person bekleidet werden. Außerdem ist es in meinen Augen auch kein Problem, wenn in solchen Positionen vor allem Leute mit genügend Lebenserfahrung sitzen, bei denen die Familie auch nicht mehr so große Ressourcen frisst. In den ~10-15 Jahren im Leben, wo die Kinder wirklich auf einen angewiesen sind, muss man ein solches Amt vielleicht auch einfach nicht bekleiden.

In nicht „temporären“ Positionen sollte dagegen auch für Führungskräfte eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich sein. Hier sind dann auch die schon erwähnten Job-Sharing Modelle eine interessante Option.

Ich weiß wirklich nicht, in welcher Welt du arbeitest.
Ich arbeite 40-50 Stunden die Woche. Bin dabei sehr flexibel. Als Freiberufler sieht mein Vertrag vor, dass ich nicht mehr als 160 Stunden im Monat berechnen darf. Dann arbeite ich auch nicht länger.
Mein Chef/Auftraggeber arbeitet sicherlich mehr als 50 Stunden die Woche, erwartet das aber nicht von mir.
Als Freiberufler bin ich aber so flexibel, dass ich im Notfall auch mal abends oder am Wochenende, wenn eine Koordination außerhalb der Produktion notwendig ist, problemlos ein paar Stunden arbeiten kann.
Die rechne ich dann mit einem Multiplikator ab, den ich mit meinem Auftraggeber vereinbart habe, und mache dann während der Woche ein paar Stunden weniger.
Ein interner Mitarbeiter muss dazu seine Wochenendarbeit beim Betriebsrat anmelden usw. Unnötiger Aufwand.
Ich will keine 32 Stunden arbeiten, denn wenn ich gut haushalte, schaffe ich es mit 60 in Rente zu gehen.
Wenn ich nur 32 Stunden arbeite, müsste ich ggf. ein paar Jahre dranhängen.
Und im Urlaub ist mein Handy aus. Mein Chef/Auftraggeber legt sehr viel Wert darauf, dass Mitarbeiter im Urlaub nur in allergrößter Not angerufen werden.
Klar kann man Führungspositionen teilen und auch bei Ministern wäre das möglich. Aber ich glaube die Minister wollen das selbst nicht.

Die Besten der Besten Ihres Faches werden sich immer ganz und gar dieser einen Sache verschreiben. Man denke an Sport, Musik, Handwerk, Wissenschaft, Politik. Und das ist doch auch das schöne für jene Menschen die sich mit viel Fleiß an die Spitze trainieren/üben/arbeiten.

Deswegen hilft hier Jobsharing (2x Teilzeit) selbst wenn es funktioniert überhaupt nicht. Die Professionalität im „Minister*in sein“ steigt nicht durch mehr Zeit für die Familie.

Und deswegen fand ich es in der LdN auch etwas krumm Frau Spiegel einerseits den Urlaub zuzugestehen aber andererseits das unprofessionelle Pressestatement zu bemängeln. Vielleicht gibt es gute Gründe dass ein/e Famulienminiter*in auch viel Zeit mit der Familie verbringt. Aber dann muss man auch Abstriche bei der Performance zulassen.

Und genau DA liegt der Denkfehler!!!

Dass immer wieder gesagt wird „Klar, ist Work-Life-Balance wichtig, aber für Job XYZ ist es legitim, 80 Stunden in der Woche zu arbeiten.“

Ich bin der Meinung, dass wir im Bundestag viel zu viel „Lebenserfahrung“ haben und der Altersschnitt viel zu hoch ist. Alte weiße Männer…

…ist das ja auch eine komplett andere Geschichte!
Da hast Du es selber in der Hand und kannst es handhaben wie Du lustig bist.

Das sehe ich komplett anders. Ich bin vor zwei Jahren Papa geworden, meine Wahrnehmung der Welt hat sich seitdem in vielen Punkten verändert.

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Es geht mir um ausgewählte Positionen der obersten Hierarchieebene, die meist sowieso (aus guten Gründen) nur temporär besetzt werden. „Normale“ Bundestagsabgeordnete würde ich da zB nicht drunter fassen, sondern wirklich nur die Kabinettsmitglieder in der Politik und die Vorstände von Aktienunternehmen zB. Also eine begründete Auswahl von bestimmten Positionen, für die eine andere Erwartung an die Work-Life-Balance vertretbar ist.

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Es geht doch hier nicht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder darum, dass eine vorbildliche Feministin zum Freiwild der Springerpresse würde, sondern schlicht darum, dass Frau Spiegel in der Ahrtal-Katastrophe ihrer Aufgabe und Verantwortung nicht gerecht wurde, sondern sie sich um ihr Privatinteresse und ihr Image besorgt war und kümmerte.

Das war aber nicht der Grund, warum die Opposition einen Rücktritt forderte. Sie verwies stattdessen auf NRW und forderte Auge um Auge.

Ich glaube dir ist nicht klar, was Kabinettsmitglieder noch alles nennen ihrer Haupttätigkeit machen. Da wird ein lokales Bürgerbüro unterhalten, viele sitzen im Stadt- und/oder Kreisrat, die örtlichen Vereine wollen getätschelt werden und bei den wichtigsten Festen sollte man auch nicht fehlen nur weil man jetzt in Berlin ein wichtiges Tier ist.

Bei diesen Argumenten fehlt mir, wie auch in der Lage ein ganz wesentlicher Aspekt. Wenn jemand wirklich gut ist, dann ist ein ganz wichtiger Aspekt, dass derjenige auch nicht unersetzlich ist. Man stelle sich - rein hypothetisch - das Szenario vor, dass nach einer Katastrophe der zuständige Minister vom Blitz getroffen wird. In diesem Fall erwarte ich, dass trotzdem ein Katastrophenmanagement stattfindet und auch, dass es von ähnlicher Qualität ist. Heißt ein Minister bzw. Manager hat aus meiner Sicht die Aufgabe dafür zu sorgen, dass es Vertreter gibt, die jederzeit einspringen können. Ja, ein bisschen Schwund ist immer, aber gerade die Manager, die >80h pro Woche arbeiten tendieren dazu, dass im Alleingang zu machen, ohne Vertreter. Wenn das eine Firma macht, ist das ihre Sache, aber in einem Ministerium halte ich das für unverantwortlich.

Und Frau Spiegel kann man hier auf jeden Fall zu gute halten, dass es auch ohne sie funktioniert hat.

Das kann ich bestätigen.

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Hab ich schon verstanden, aber genau DIESE Positionen will man ja eben vielleicht auch mal nicht durch alte weiße Männer besetzt haben…

Du hast noch die Pöstchen in diversen Aufsichtsräten vergessen :stuck_out_tongue:

Kannste das irgendwie mit Studien belegen? Ich höre da in meinem Umfeld nur positives - auch von Führungskräften.

Doch, genau DARUM geht es.

Das ist aber schlicht falsch. Sie war eben nur nicht verfügbar um sich Schröder-mäßig in Gummistiefeln in der Matsche vor dem Staudamm ablichten zu lassen. Fachlich wurde im Untersuchungsausschuss letztes Jahr bereits festgestellt, dass sie und ihr Ministrerium da KEINEN Fehler begangen haben…

Es geht ausschließlich darum, wie sie sich jetzt in den Medien verhalten hat.
Also nicht um fachliche Kompetenz, sondern nur Kosmetik!

Absolut, so funktioniert gute Führung!
Viele konservative Vorgesetze kapieren das aber nicht.
Wie Du schon schreibst: Ein guter Manager ist nicht derjenige der unersetzlich ist, sondern derjenige sich selber überflüssig macht und wo der Laden auch weiterläuft, wenn er mal einen Monat ausfällt…

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Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass man sie nicht direkt für den Verlust von Leben verantwortlich machen kann. Das ist himmelweit entfernt von „KEINEN Fehler“, und letztlich auch nur eine politische Beurteilung.

Ich persönlich nenne eine Pressemitteilung, die bis heute verfügbar ist und dokumentiert, dass das Umweltministerium unter Spiegel wenige Stunden vor der Katastrophe keine Anzeichen für ein Extremhochwasser sieht, während dem Amt klare Prognosen vorlagen, die das Gegenteil sagten, einen Fehler, und zwar einen gewaltigen und ganz klar fachlichen. Immerhin waren die „Campingplatzbesitzerinnen und -besitzer“ korrekt gegendert, dafür hat Frau Spiegel ja glücklicherweise gesorgt. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn dieser optische Fauxpas nicht durch Frau Spiegels kompetenten Reviewprozess der Meldung in letzter Sekunde aufgedeckt worden wäre! An den „keinen Anzeichen für Extremhochwasser“ hatte sie dagegen nichts auszusetzen.

Zu diesem Themenkomplex wurde btw auch in dem vorigen Thread schon einiges diskutiert: Anne Spiegel - ungerechtfertigte Rücktrittsforderungen?

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Also sorry, aber die wiederholte Nutzung dieses linken Kampfbegriffs leistet keinen Beitrag zu dieser Diskussion. Nichts von dem was ich schrieb bezieht sich auf Hautfarbe oder Geschlecht der Menschen in den Positionen, die ich skizzierte. Und die einzige Aussage zum Alter der entsprechenden Personen war, dass die Familie nicht mehr so viele Ressourcen frisst, was bei den meisten Elternteilen so mit 45-55 Jahren erreicht sein sollte (Kinder sind zu dem Zeitpunkt hoffentlich ziemlich selbstständig, brauchen höchstens mal nen Fahrer oder so). Das ist kein Alter, welches ich mit dem stereotypischen „alten weißen Mann“ verbinde. Da denke ich eher an Joe Biden oder Wolfgang Schäuble. Alles was ich schrieb könnte also auf eine 50-jährige, dunkelhäutige Frau zutreffen, die jetzt nochmal in der Karriere durchstarten will. Was das jetzt mit alten weißen Männern zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

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Ich sehe nicht, an welcher Stelle das meiner Position widersprechen würde.

Als Frau stimme ich völlig zu! :slight_smile:

Dazu gibt es ja auch schon Forschung, und das Bild ist gemischt, aber diese Tendenz gibt es, glaube ich, schon:
https://ejpr.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1475-6765.12300
„…the inclusion of women in local councils is strongly negatively associated with the prevalence of both petty and grand forms of corruption.“

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Wenn diese fiktive Frau aber in ihren 20ern und 30ern nicht fleißig an der politischen Karriere arbeiten konnte, wird sie nicht „nochmal durchstarten“ können. So funktioniert das momentan nicht.

Es müsste aber so funktionieren, damit eben solche Lebensläufe entstehen können.

Im Moment geht wohl nur: aufwendig studieren, ackern, ackern, 80-Stunden-Woche, auch in den „niedrigen“ politischen Ämtern, und dann, wenn man Glück und Connections hat, irgendwann Ministerin sein.

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Das ist imo DAS zentrale Problem in der Politik… Kenne manche Leute - mich eingeschlossen - die Bock hätten in die Politik zu gehen, die aber nicht mit 12 Jahren schon Plakate geklebt haben und es sich karrieremäßig erlauben können sich mal ehrenamtlich für 10 Jahre in einer Partei zu engagieren.

Am allerwenigsten in meinem Alter
Am allerwenigsten Freuen.

Wenn ich EINE Sache in Deutschland ändern könnte, würde ich ein Gesetz erlassen, das in JEDEM politischen Amt - vom Dorfbürgermeister bis zum Bundeskanzler nur zwei Amtsperioden erlaubt… Egal was passiert, spätestens alle acht Jahre wird der Bundestag einmal komplett neu belegt…

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Grundgesetz, Artikel 66: /„Der Bundeskanzler und die Bundesminister dürfen kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf ausüben und weder der Leitung noch ohne Zustimmung des Bundestages dem Aufsichtsrate eines auf Erwerb gerichteten Unternehmens angehören.“/

Und das mit den Nebentätigkeiten (Matti erwähnte beispielhaft ein „lokales Bürgerbüro“) ist gerade bei Frau Spiegel nicht ganz so einschlägig, da sie - anders als manche ihrer Kabinettskolleg:innen - kein Bundestagsmandat hat. Klar, Minister:innen können auch noch ehrenamtliche Pöstchen beim Kaninchenzüchterverein haben die etwas Zeit beanspruchen, aber mehr noch als ein Parlamentsmandat ist dieser Job als Vollzeittätigkeit gedacht.