LdN 285: Warum es in Deutschland kein Tempolimit geben wird

Um ehrlich zu sein finde ich ein solcher Kommentar trägt nicht zu einer guten Diskussionskultur bei. Für mich ist es auch befremdlich, dass @ChristianB75 das „Sie“ benutzt, aber dann würde ich ihn lieber freundlich drauf hinweisen, dass man im Internet das „du“ bentuzt und ein „Sie“ eher aggressiv rüberkommt. Er hat ja hier nicht aktiv jemanden mit Absicht beleidigt. Vielleicht gewöhnt er sich ja irgendwann an das „du“.

Es ging dabei je vor allem um folgenden Punkt: Wenn man etwas als Gesellschaft verbieten will, dann gibt es Denke ich vier wichtige Punkte, die man beachten muss:

  1. Wie viel bringt das Verbot der Gesellschaft?
  2. Wie viel Prozent der Bevölkerung sind davon stärker betroffen?
  3. Wie stark sind die Personen die stärker betroffen sind am Ende betroffen/eingeschränkt?
  4. Wie rational sind die beschwerden der Betroffenen?

Als Beispiel, wenn es eine Gruppe jugendlicher geben würde, die sich jeden Freitag Abend ein paar Biere kaufen würden und dann damit durch den Wald laufen würden und wenn sie Fertig mit den Bieren sind, die Biere in den Wald schmeißen würden. Wenn man den Jugendlichen dann verbieten würde die Flaschen in den Wald zu schmeißen und sie dann sagen würden: „Uns ist euer Wald doch sowas von egal, wenn ihr uns das verbietet, dann müssten wir die Biere durch den kompletten Wald tragen und dann zu Hause lagern, um sie dann auch noch zur Pfandrückgabe zu schleppen.“ Dann hätten die Meisten wohl eher wenig Verständniss für die Jugendlichen.

Nun hat @ChristianB75 ja gemeint, dass er ein Beispiel für Menschen sei, die sehr stark von einem Tempolimit betroffen sei, da er viel Zeit verlieren würde. Wenn er also ein Beispiel dafür ist, sollte man sich ja damit auseinandersetzen. Deshalb haben andere dann Argumentiert, dass er ja gar nicht so viel Zeit verlieren würde, da er ja auf der anderen Seite Geld durch ein Tempolimit sparen würde und Geld ist ja auch Zeit. Ich denke keiner will ihm konkret vorschreiben, wie er sein Leben zu Leben hat. Es ging eher darum, für seine klimaschädliche Lebensweise Alternativen aufzuzeigen, die nicht so schlimm wären. Er könnte ja mit dem gesparten Geld auch früher in Rente gehen oder einem Wohlfahrstverein spenden. Letztlich fände ich es auch ungerecht der Gruppe der Vielpendler, ihnen gar nicht zu zuhören und einfach nur ein Tempolimit zu fordern, da die ja sowieso in der Minderheit sind.

Auf der anderen Seite gebe ich dir Recht, dass das Ganze vielleicht etwas zu weit vom Thema abgedriftet ist

Denke ich eher nicht. Tempolimit ist einfach ein kurzer pregnanter Begriff, der sich deshalb umgangsprachlich durchgesetzt hat. In anderen Sprachen heißt es ja auch limit (Englisch: speed limit, Spanisch: límites de velocidad, Italienisch: Limite di velocità) und dort gibt es ja ein generelles Tempolimit und soweit ich weiß versucht dort die Autoindustrie auch nicht, dieses loszuwerden. Zumindest hab ich noch nie davon gehört.

Und um mal etwas in der Geschichte zu schauen im Locomotive Act 1861 hieß es:

11 Limit of Speed of Locomotives on public Highways
It shall not be lawful to drive any Locomotive along any Turnpike Road or public Highway at a greater Speed than Ten Miles an Hour, or through any City, Town, or Village at a greater Speed than Five Miles an Hour; and any Person acting contrary hereto shall for every such Offence, on summary Conviction thereof before Two Justices, if he be not the Owner of such Locomotive, forfeit any Sum not exceeding Five Pounds, and if he be the Owner thereof, shall forfeit any Sum not exceeding Ten Pounds.

(Dabei war die Definition einer locomotive: mechanically propelled vehicles)

Und erst in den 1880er Jahren sind ja die ersten Vorgänger moderner Autos erfunden worden.

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Du hast recht.
Ich entschuldige mich @ChristianB75. Tut mir leid!

Ich glaube nicht, dass das der Fall ist, insofern, dass @ChristianB75 diese Gruppe eben nicht repräsentiert… Der größte Teil der Vielpendler hat eben nicht den Luxus den Arbeitsweg antizyklisch zum Stau zurückzulegen.
Ich bin ja selber bis vor ein paar Jahren die Strecke nach Frankfurt gependelt (A3, A66) in etwa auch die gleiche Strecke - nur eben zu normalen Arbeitszeiten. Wenn ich da einen Durchschnitt von 130 hätte fahren können, hätte ich das gefeiert.

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Es gibt Studien, die genau das „unterstreichen“, fahre langsam dann kommste schneller an. Es gibt einen Satz von Werner von Siemens (nicht verifiziert), der seinem Fahrer sagte „Mann, fahren Sie langsam, ich habe es eilig“…!

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Ich bin bei dir, dass @ChristianB75 vermutlich einen Sonderfall darstellt. Allerdings, worauf ich hinaus wollte war, dass er für sich in Anspruch nimmt, eine gewisse Gruppe an Deutschen zu repräsentieren. Und wie schon erwähnt ist es nicht nur relevant, wie klein die Gruppe ist, sondern auch, wie stark die Auswirkungen des Verbotes auf diese Gruppe sind. Da er aber weder in tiefe psychologische Probleme noch einen finanziellen Ruin durch ein Tempolimit getrieben würde, sondern lediglich einen Arbeitsweg von 40 min hätte, halte ich ein Tempolimit auch für diese Gruppe für vertretbar.

Die Klimakatastrophe wird wohl das mit weitem Abstand Schlimmste sein, was die Menschheit je erlebt hat und da müssen wir uns wohl alle einschränken, weil wir alle das Problem sind.
Wir haben halt alle viel zu lange, viel zu weit über unsere Verhältnissen gelebt. Das ist so, als würden wir vom Milliardär über Nacht auf Hartz 4 fallen und die Tempolimitgegner sind die, die argumentieren, sie seien bereit, vieles abzugeben, aber sie wollen doch bitte den Privatjet behalten.
Außerdem betrifft das Einschränken halt die Menschen, die aktuell wenig beschränkt in ihrem Leben sind, stärker, als die Menschen, die sich jetzt schon freiwillig beschränken oder die, die jetzt schon von der Gesellschaft dazu gezwungen werden, sich zu beschränken.

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Die würde ich gerne mal sehen.
Es stimmt auf jeden Fall was das Gesamtsystem angeht: Wenn alle langsamer fahren kommen insgesamt alle schneller an, weil der Verkehr gleichmäßiger ist.
Auch stimmt es, dass es unwirtschaftlicher wird, was Zeit und Geld angeht: Wenn ich versuche statt 100 immer 200 zu fahren, komme ich nicht doppelt so schnell an’s Ziel.

Aber ich komme trotzdem schneller an!

Das fürchte ich auch… Zumal wir bei Dingen wie Corona durch unsere moderne Technik vieles kompensieren konnten - das wird bei der Klimakatastrophe nicht der Fall sein…

Diese deutsche Innovationsskepsis ist genau der Grund warum zu wenig in Bildung und Forschung investiert wird.
Estland baut Europas ersten small nuclear reactor - und will damit bis 2025 vom russischen Stromnetz weg.
Dort wird Abhängigkeit und Klimawandel durch Innovation bekämpft.

Langsamer fahren bedeutet oft schneller ankommen | VRT NWS: nachrichten - das war eine der Studien.

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Atomkraft ist keine Innovation und Deutschland ist nicht teilweise auch realistisch. Atomenergie ist zum Glück tot in Deutschland, auch wenn die FDP wieder weltfremd damit anfangen will.

Was mir beim den Thema Tempolimit aufgefallen ist, ob hier oder in einem anderen Thread, dass die Befürworter eines Tempolimits zu keinen Kompromiss bereit sind. Im Gegensatz zu den Gegnern eines Tempolimits, da wurde 160kmh vorgeschlagen oder Tempolimit nur für Verbrenner usw. Was ich schade finde und deshalb denke, dass dadurch ein Tempolimit weit in die Ferne rückt.
Da ich auch kein Freund eines Tempolimits bin, kam mir die Argumente für ein Tempolimit etwas, wie soll ich sagen, „komisch“ vor, wenn auch einleuchtend.

1.Verkehrssicherheit, ja kann sein, aber in den Statistiken steht immer nur was von nicht angepasster Geschwindigkeit. Hab gegoogelt und konnte nichts finden, wo explizit gesagt wurde, bei Geschwindigkeit xy gab es soviel Unfälle bzw Todesfälle. Vielleicht hat ja jemand eine passende Statistik für mich.
2. Umwelt, es wird immer so getan, ist mein Eindruck, als wenn bei der Einführung eines Tempolimits unsere Erde gerettet wäre. Das bisschen CO2 was eingespart wird, rettet den Planeten nicht. Auch währen wir kein Vorbild für andere Länder.
Im Gegenzug wäre ein Verzicht auf Einwegverpackung viel effektiver aber natürlich kompliziert. Aber dadurch wäre der Umwelt viel mehr geholfen.

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Danke Dave, ich glaube wir haben dieses Thema unter uns einvernehmlich und gütlich geklärt!

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Du wirst es mit einer Maßnahme alleine nicht schaffen. Stattdessen sollte jede Maßnahme genutzt werden, die genutzt werden kann.
Und das Makabre ist doch, dass schnell fahren ein Privileg derer ist, die es sich leisten können. Und das sind auch die, die das Geld haben, die Folgeschäden des Klimawandels für sich persönlich abzufedern.
Treffen wird es vor allem die, die sowieso schon den kleinsten CO2-Fußabdruck haben.

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Ich nehme es so war, dass das Tempolimit von 100-110 km/h die größten positiven Effekte hat und 130 km/h der Kompromiss ist, auf den die meisten eingehen würden. Bei 160 km/h sind die positiven Folgen dann wieder so gering, dass es sich tatsächlich nicht lohnt und man es gleich lassen kann. Nur für Verbrenner will ich hier jetzt nicht diskutieren, das Thema ist in dem anderen Thread zuhause. Mein Eindruck ist, dass all die Kompromiss-Angebote der Gegner des Tempolimits genau so gewählt sind, dass sie persönlich nicht betroffen sind, und nicht so, dass das die positiven Effekte auf das Gemeinwohl maximiert werden.

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Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Macht Atomstrom ein Tempolimit überflüssig?

Nennen wir es heute mal „Gerhard Polt-Tempolimit“. In einem Interview zu seinen 80.Geburtstag sagt er auf die Frage:
„Sie gehen die Dinge sehr langsam an, Sie sprechen sehr langsam. Inwieweit hängen bei Ihnen Humor und Lebenstempo zusammen?“

Ich bin ein langsamer Mensch. Es ist ja so: Du kannst nicht Zeit gewinnen. Drum bin ich immer erstaunt, wenn mich einer schnell überholt. Dann denk ich, aha, dem pressiert’s. Aber was hat er davon? Selbst wenn’s mir pressieren würde, ich würde trotzdem nicht schneller fahren.

SZ Magazin 17, 29.April 2022

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Ein Gerhard Polt kann es sich auch leisten zu spät zu kommen. Seine Kundschaft hat schon gezahlt und wird warten. Wozu also schnell fahren.
Wobei ich klarstellen möchte, dass ich kein Gegner eines Tempolimits bin. Aber ich kann auch nicht so tun, als ob ich nicht wüsste, dass es nicht auch Nachteile für einige mit sich bringen würde.

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Was mir beim den Thema Tempolimit aufgefallen ist, ob hier oder in einem anderen Thread, dass die Befürworter eines Tempolimits zu keinen Kompromiss bereit sind. Im Gegensatz zu den Gegnern eines Tempolimits, da wurde 160kmh vorgeschlagen oder Tempolimit nur für Verbrenner usw. Was ich schade finde und deshalb denke, dass dadurch ein Tempolimit weit in die Ferne rückt.

Ich find mit der Meinung bist auch eher exklusiv unterwegs - ohne dich angreifen zu wollen (schlimm das man das immer hinterher schreiben muss).
Du rettest in Deutschland alleine nicht die Welt - das ist richtig. Aber wir sind eine der größten Volkswirtschaften der Welt obwohl wir nur ein Pups auf der Landkarte sind. Der Sinn dahinter ist, wenn wir als Nation der Denker und Ingenieure das hinbekommen, ohne die Wirtschaft vor die Wand zu fahren, dann ist es ein Zeichen für alle anderen. Nichts anderes wird damit ausgesagt.

Weiterhin stützen wir unser Co2 Budget. Mal einfach formuliert : Ein Tempolimit in Deutschland hätte ein Co2-Einsparpotential aller innerdeutschen Flüge. Finde, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. National Geographics - Studie des Bundesumweltamt
Dass der innerdeutsche Flugverkehr genauso idiotisch ist, brauch man gar nicht ausführen. Aber auch hier sind die Befürworter der Abschaffung für einen Kompromiss. Keine Flüge unterhalb 300 km. Damit kommst von FFM nach München, Berlin, Hamburg. Find ich immer noch schlimm aber das wäre ein Kompromiss für den Anfang. Und ja, es muss absolut was für die Bahn gemacht werden um eben genau die Leute abzuholen die Bereit wären zu wechseln aber der Zeitfaktor eben mitspielt.

Auch die letzte Lagefolge … also wenn der Präs. des DIW sich dafür ausspricht das man nun gefälligst tätig werden sollte diesen GAP anzugehen, ich finde da fallen alle Argumente der „Gegenseite“ einfach mal durch. Es gibt faktisch keine Argumente die GEGEN Klimaschutz, GEGEN Investitionen in Bildung oder GEGEN die Infrastruktur oder oder oder.
Ich denke,alleine schon die Pandemie hat absolut die Missstände in DE offen gelegt.

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Weil der aktuelle Vorschlag schon ein Kompromiss ist.

Warum also den Kompromiss noch weiter verwässern?

Wozu dann noch ein Tempolimit? Die meisten „Gegner“ behaupten doch sie fahren „nur“ 160 kmh, also soll der neue Kompromiss sie möglichst außen vor lassen. Dann ist es aber kein Kompromiss.

Auch das wurde ausdiskutiert. Zum einen sind noch viel zu viele Verbrenner unterwegs, als dass die Ausnahme viel bringen würde und zum anderen ist der Physik die Antriebsart ziemlich egal.

Nein, niemand behauptet das, wohingegen die Befürworter der E-Mobilität teilweise den Eindruck erwecken dass der Austausch der Antriebsart das ermöglichen würde.
Was aber auch falsch ist.

Das eine tun heißt doch nicht das andere lassen.

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Nach dieser Logik würde niemand was tun, denn keine einzige einzelne Maßnahme reicht aus, um „den Planeten zu retten“. Da das also keine einzelne Maßnahme kann, setzt man keine einzige Maßnahme um?

Mir geht diese Diskussion um die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen aus zwei Gründen nicht in den Kopf.

  1. Wir überstrapazieren unseren Planeten gerade auf heftigste Weise. Wir sind gerade dabei, die sechste der neun planetaren Grenzen zu überschreiten. Anstatt also über den vernunftgeleiteten und maßvollen Umgang mit Energie und mit Ressourcen zu reden, diskutieren wir allen Ernstes darüber, dass es kein Tempolimit geben soll?
  2. In Europa sind wir das einzige Land ohne Tempolimit. Nur auf der kleinen Insel Isle of Man gibt es keines. Weltweit gesellt sich Deutschland zu folgenden Ländern ohne Tempolimit: Nepal, Myanmar, Burundi, Bhutan, Afghanistan, Nordkorea, Haiti, Mauretanien, Somalia, Libanon und Vanuatu, sowie dem Indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Ich würde mal frei von der Lippe behaupten: da ist kein Schwergewicht dabei. Bei den meisten dieser Länder gibt es übrigens aufgrund fehlender geeigneter Straßen schlichtweg keine Notwendigkeit für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die schlechten Straßen limitieren von selbst. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es also legitim vereinfachend zu behaupten, dass „die ganze Welt“ eine zulässige Höchstgeschwindigkeit hat, nur wir nicht. Und das führt mich einfach zu der Frage: Halten wir uns echt für schlauer, als den Rest der Welt?

Mir geht das nicht in den Kopf.

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Ein freundliches Hallo in die Runde,

zunächst Danke für die Lage Live mit diesem Thema!

vorab zu meiner persönlichen Situation (zur Herkunft meines Standpunktes):
Mein Arbeitsplatz liegt 400km von meinem Wohnort. Wenn ich Montags ins Büro fahre, schaffe ich dies (bei max. 180kmh) in ~3h. Donnerstags nach der Arbeit dann entsprechend zurück.Freitag Homeoffice.
Bei einer Geschwindogkeitsbegrenzung von 100km/h würde ich 2x1h länger fahren. Zudem sind das 2h weniger Arbeits- oder Freizeit pro Woche. Eine Einführung eines Tempolimits von 100km/h würde für mich bedeuten, dass ich einen neuen Job suchen müsste.
Entgegen vielen anderen bleibt mein Auto ansonsten jedoch stehen. 20.000 meiner 22.000km jährlcih verbringe ich auf der Autobahn.

Provokant formuliert (folgender Absatz) könnte ich eine Gegenforderung ausfälle: Autofahrten unter 20km sind zukünftig verboten. Oder für jedesmal Auto starten muss ich 10€ Steuern zahlen. Ich kenne keine Statistik, aber vermutlich würden 50% aller Fahrten damit entfallen?
Ich denke alle Argumente die für ein Tempolimit gelten, würden auch hier eintreffen. Deutlich weniger CO2 Ausstoß, da es auch viel mehr fahrten (zudem im stop&go, viel beschleunigen&bremsen etc) betrifft. Besseren Verkehrsfluss und weniger Unfälle in der Stadt da weniger Verkehr.
Bis 20km kann man ja problemlos mit ÖPNV und (e)bike kommen. Ich komme selbst vom Land und bin 5-10km täglich in die Schule und Ausbildung geradelt. Das geht wirklich - wenn man will oder es gewohnt ist.
Warum redet man nur über die Autobahn fahrer, aber nicht darüber dass man wegen 500m mit dem Auto zum einkaufen fährt und zurück? Warum die einen massiv einschränken für nur 4% Einsparung, wenn andere ohne Nachteile 100% einsparen können

Im Post zuvor steht:

Das eine zu tun heist nicht das andere zu lassen.

Dem stehe ich anders gegenüber, da unsere Ressourcen (Fähigkeit unendlich viele Themen gleichzeitig zu diskutieren und umzusetzen) begrenzt sind.
Das Thema Tempolimit polarisiert. Man sieht es auch an den Anzahl der Beiträgen. Wir sollten daher meiner Meinung einen größeren Fokus darauf setzen, mit 20% Aufwand 80% näher ans ziel zu kommen, als mit 80% unserer Energie 20% (äh: 4% vom Ölverbrauch, also nur 0,x% CO2 Ausstoß zu reduzieren.

  1. Tempolimit 160km/h: größere Akzeptanz, Steigerung der Verkehrssicherheit, besserer Verkehrsfluss und weniger CO2 - ganz ohne Schilder :wink: Lieber jetzt einen kleinen Schritt, als gar keinen!

  2. Entfall Dienstwagenprivileg. Viele Arbeitnehmer haben einen Dienstwagen und müssen zudem das Benzin/Diesel hierfür nicht selbst zahlen. Müssten die Fahrer ihre Benzinkosten selbst zahlen, würden sehr viel Menschen schlagartig langsamer fahren. D.h. statt 100% Benzinkostenübernahme nur noch 0,35€/km an den Fahrer erstatten. Dies treibt zudem den Wettbewerb an Tankstellen.

  3. Schnellere Umstellung auf E-Mobilität stärker fördern. Ja, schneller fahren braucht mehr Energie als langsameres fahren. Ein Tempolimit bringt 4% Einsparung, das fahren mit erneuerbaren energien idealerweise 100%. Zudem stelle ich fest, dass die meisten E-Fahrzeuge auf der Autobahn zwecks Reichweitenoptimierung auch langsamer und gleichmäßiger fahren - also ein netter Nebeneffekt :wink:
    Darüber hinaus könnte man neben e-Autos eben auch e-Fahrräder, roller o.ä. fördern um die unzählige kurzstreckenfahrten zu eliminieren.

  4. Verstärktes Anrecht auf Homeoffice.
    Während der Corona Pandemie konnte ich dank der Homeofficepflicht nahezu 100% von zuhause arbeiten. Die Menge an gespartem öl und CO2 für jeden nicht gefahrenen km übersteigt jeglicher Geschwindogkeitsbegrenzung ums unendliche.
    Jetzt da die Homeofficepflicht entfällt, kehrt unser Unternehmen wieder zur bisherigen Präsenzkultur zurück…
    Ja, Homeoffice funktioniert nicht bei jedem. Aber ich denke viele haben während Corona gesehen was doch möglich ist. Jede vermiedene Fahrt zur Arbeit ist eine bessere Einsparung als eine langsame Fahrt.

Ich denke es gibt noch dutzende weitere Ansätze, mit deren wir deutlich mehr Effekte erzielen und diese schneller umsetzen könnten, als es mit einem Tempolimit möglich wäre. Lasst uns doch lieber Cash Cows und Quick Wins realisieren, also nochmal 20 Jahre auf der Stelle zu treten?

Gruß,
Gregor

Nachtrag: ich bin durchaus für ein Tempolimit (wenn auch nicht mit 100km/h) - ich halte es aber für nicht Umsetzbar.

Ja, das Thema polarisiert. Ich verstehe nur nicht wieso. Das Thema ist eigentlich ein Low-Brainer: Leicht zu regulieren, leicht einzuführen, leicht durchzusetzen: Und wie weiter oben beschrieben: „Weltweit gesellt sich Deutschland zu folgenden Ländern ohne Tempolimit: Nepal, Myanmar, Burundi, Bhutan, Afghanistan, Nordkorea, Haiti, Mauretanien, Somalia, Libanon und Vanuatu sowie dem Indischen Bundesstaat Uttar Pradesh.“ Toll! Ich verstehe diese Aufregung echt nicht. Zumal es keine wirklich vernunftgeleiteten Argumente gegen ein Tempolimit git.

„Größere Akzeptanz“: So nach dem Motto: OK, nehmt mir mein Spielzeug weg, aber lasst mir wenigstens meinen Teddybär? Wir alle wissen, dass der Verbrauch exponentiell zur Geschwindigkeit steigt.
„Steigerung der Verkehrssicherheit“: Denkst du nicht, dass dieses Argument mit 130 km/h noch besser verfängt?
„Besserer Verkehrsfluss“: Verfängt mit 130 km/h auch besser.
„Ganz ohne Schilder“: Das gilt für jede Geschwindigkeit. Es handelt sich um eine zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen mit genereller Wirksamkeit. Dafür braucht man keine Schilder. Besser noch: Mit 130 km/h könnte man alle 130-ger Schilder abbauen. Nur an den Grenzübergängen müssten die Schilder aktualisiert werden. Aber auch das gilt für jede Geschwindigkeit.

Diese Logik der Trippelschritte hat uns global betrachtet erst in die Umweltmisere gebracht, in der wir uns befinden.

Ich stimme zu. Das wäre sehr vernünftig. Gerade im Dienstwagenbereich werden häufig Sprittfresser gefahren. Oder zumindest die Dienstwagen auf Elektroautos beschränken. Würde ich gerne drüber diskutieren. Aber nicht als Ersatz für die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, sondern zusätzlich dazu. Das eine tun und das andere nicht lassen. (Nur zur Info: Ich habe einen Dienstwagen.)

Strom muss auch erzeugt werden. Selbst wenn zu 100% aus erneuerbaren bedeutet das, dass Leute (und hier vor allem die Bayern :grin:) Windkrafträder und Überlandleitungen vor ihrer Nase haben; neue Staudämme und - Gott bewahre - neue AKWs müssten gebaut werden. Mehr Fläche für Sonnenkraftwerke, für Biogas, und, und, und. Wir müssen Energie endlich als das begreifen, was sie ist: Eine Ressource mit Schattenseiten, egal wie wir das bewerkstelligen. Ein vernunftgeleiteter und maßvoller Umgang mit Energie muss die Maxime sein.

Hier stimme ich dir vollauf zu. Da sind wir aber wieder beim: Das eine tun und das andere nicht lassen.

Hier stimme ich dir nicht zu. Es gibt keine schlagenden vernunftgeleiteten Argumente contra zulässiger Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen. Neben subjektiven Befindlichkeiten und Präferenzen laufen alle Argumente immer genau auf das hinaus: Wieso machen wir nicht andere Maßnahmen? Was uns wieder dazu führt: Das eine tun und das andere nicht lassen.

Eigentlich nicht: Wie oben bereits geschrieben, das Thema ist leicht zu regulieren, leicht einzuführen, leicht durchzusetzen. Die gefühlt 80% Energie gehen auf Diskussionen gegen Befindlichkeiten und Präferenzen drauf, nicht auf die Regulierung, Einführung und Durchsetzung. Und dann wiederum: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen ist kein Einzelfall. Egal wo hin man schaut (Bsp. Inlandsflüge, CO2-Steuer, Kerosinsubvention, Dieselsubvention, Elektromobilität, Windkraft, Überlandleitungen, und, und, und.), überall wird dagegen argumentiert, dagegen mobilisiert und dagegen gehandelt. Welches dieser Themen ist denn leicht? Wo siehst du hier einen Quickwin? Also ob die Petro-Industrie einfach so klein beigeben und sämtliche PR-Kampagnen und Lobbyismus-Aktivitäten sofort einstellen würde.

Es bleibt dabei: Das eine tun und das andere nicht lassen. Wir haben einen ganzen Haufen Handlungsfelder. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen ist nur einer davon. Und ganz ehrlich: 4% Einsparung ist doch schon mal was. Danach bedürfte es nur noch 24 weiterer Maßnahmen mit ähnlichem Einsparpotential und wir wären schon bei den 100% angelangt. :wink:

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