Guten Morgen, @MarkusS,
ich verstehe, daß die Spezialfolgen das Thema der allgemeinen Sinnfrage ziemlich ausklammern. Tatsächlich stört mich aber, daß meinem Eindruck nach nicht nur in der Lage, sondern insgesamt in Erste-Welt-Gesellschaften als gesetzt gilt, daß wir den Energiebedarf haben und er gestillt gehört. Außerdem wird viel zu oft nur auf den Energieverbrauch und die sonstigen Umweltaspekte im laufenden Betrieb geachtet, während die Anlagen- bzw. Produktherstellung inklusive der möglichst vollständigen Lieferketten davor mehr oder weniger ausgeblendet wird.
Ich kann die Geschichte vom „lokal emissionsfreien“ Elektroauto beispielsweise nicht mehr hören. Meines Erachtens ist ein Ein-Personen-Haushalt, der sich alle zwei Jahre ein neues (möglicherweise auch noch aus Steuergeldern gefördertes) E-Auto kauft, um damit 30.000 Kilometer im Jahr zurückzulegen, bezogen auf die Mobilität ökologisch gegenüber der Familie, die ihren alten Diesel in der Regel vollbesetzt 5.000 km im Jahr bis zur Schrottreife fährt, im Alltag aber ganz überwiegend radelt, im Nachteil. Trotzdem ist der eine in der öffentlichen Wahrnehmung gefühlt Öko-Pionier (angesicht der steigenen E-Auto-Zulassungen zugegebenermaßen mit abnehmender Tendenz), die anderen aber sind „Umweltschweine“.
Genauso wird der Kauf eines Lastenfahrrads mit Elektoantrieb finanziell vom Steuerzahler unterstützt. Viel nachhaltiger ist es aber, einen Anhänger und mehrere Kupplungen zu kaufen, um ihn mit den eh vorhandenen normalen Fahrrädern, vielleicht sogar noch mit reiner Muskelkraft, ziehen zu können. Dafür gibt es aber keinen Cent.
Auch das Menschenrecht, im tiefsten Winter kurzärmlig in der Wohnung fläzen zu können, stelle ich in Frage.
Warum schafft es die Weltgemeinschaft nicht, sich eine offensichtliche Umweltsünde wie die Kryptowährungen, die über massive Rechenkapazitäten geschürft werden wollen, zu ersparen?
Ich wurde vor einiger Zeit auf „aware_ The Platform“, die „serves as a holistic partner for guidance in sustainability.“ aufmerksam gemacht. Zu der Zeit war der neueste Artikel dieser hier: http://aware-theplatform.com/deceleration-in-the-fast-lane/. Demnach ist ein Porsche die ökologisch ideale Mobilitätslösung für die Bevölkerung der Millionenmetropole Berlin, schließlich hat das betrachtete Modell einen Elektroantrieb. „Driving a car without having a guilty conscience, and without having to compromise on design and aesthetics, is what particularly excites“. FALSCH, man sollte immer ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man einen Pkw bewegt. Und das umso mehr, je überdimentsionierter das Gefährt in Größe und Leistung ist. Solange wir ständig alles grün anstreichen, nur weil es weniger umweltbelastend ist als - gerne selektiv gewählte - Alternativen, werden wir meiner Einschätzung nach nicht zu einer „echten Wende“ kommen. Auch „Grünstrom“ ist nur grüner, aber nicht grün!
Noch ein für mich wahnsinniger Aufreger zum Schluß dieses wieder einmal zu lang geratenen und doch bei weitem nicht alles sagenden Beitrags:
Wie kann es bitte sein, daß bei den Dienstwagen ein staatlicher Anreiz gesetzt wird, sie möglchst viel privat zu bewegen? Zahlt die Firma die Versicherung und das Tanken, geht dies an den Sozialkassen und der Lohnsteuer komplett vorbei. Die (m.E.) eh schon freche Listenpreisversteuerung läßt sich also pro Privat-Kilometer optimieren, indem man möglichst viel Treibstoff verbraucht (und über die Fahrleistung entsprechend hohe Versicherungsprämien verursacht).
Einen schönen Sonntag wünscht
Peter