LdN 270 - „Die Lösung (in der Stadt) sind Schnelllader“

Ich möchte gerne wieder zu einem kurzen Kommentar reagieren, der recht schnell gesagt war, aber doch noch mehr Tiefe hat als es hier den Eindruck machte.

Im ersten Teil gehe ich komplett mit, wir benötigen abseits von Autobahnen und Stadtzentren auf jeden Fall mehr Ladepunkte. Das steht außer Frage.

Ob die Lösung dafür allerdings Schnelllader sind, zweifele ich stark an. Sicherlich benötigt es auch Schnelllader im ländlichen Bereich, allerdings müssen wir uns bei Elektroautos dringend vom klassischen „Tanken fahren“ trennen.
Vielmehr ist die Lösung doch an den ganzen Straßenparkplätzen innerstädtisch Krichladepunkte auszubauen. Diese müssen nicht mal mehr als 3,6kW einphasig haben, sind also auch deutlich einfacher zu realisieren als ein Schnellladepark mit 100x 350kW Anschlussleistung.
Und Ländern wie Dänemark oder Norwegen ist sowas schon umgesetzt, dort stehen an sehr vielen Parkplätzen solche Parkuhr-ähnlichen Säulen, an denen die Fahrzeugbesitzer ihre Autos mit dem Schuko-Notladekabel anschließen können. Auch gibt es tatsächlich Laternen, an welche Ladekabel angeschlossen werden können.

Selbst solche Kriechladepunkte reichen locker aus, um den Strombedarf für mehrere Tage an einem Abend zu decken. Kurze Rechnung:

Viele Elektroautos haben Akkukapazitäten von ca. 50-60kWh. Der durchschnittliche Deutsche fährt 42km Strecke pro Tag, bei einem Verbrauch von konservativen 20kWh/100km sind das pro Tag ca. 10kWh und alle 3 Tage ca. 30kWh. Bei 3,6kW Ladeleistung kann man diese Energie im drei, bzw. neun Stunden wieder nachladen. Diese Zeit stehen die Autos nachts sowieso nur herum. Man spart also sogar im Alltag Zeit wenn man nachts am Kriechlader steht, als wenn man aktiv 30 Minuten zum Schnelllader fährt (gilt logischerweise nicht für die Langstrecke, da sind Schnelllader der einzige Weg).

Zusätzlich dazu benötigen wir an Orten wie Supermärkten, Ämter uvm. generell viel viel mehr Ladepunkte, sei es für Mitarbeitende oder Kunden. Ziel sollte es sein das Fahrzeug bei jeder Standzeit ein bisschen aufladen zu können. 15 Minuten im Supermarkt können einen Akku zu 30-50% füllen.

Sicherlich braucht es auch auf dem Land oder in städtischen Wohngebieten Schnelllader, das will ich gar nicht in Frage stellen. Allerdings wird das nicht die Lösung sein. Für oben genannte 100 350kW Lader kann ich bei gleicher Anschlussleistung 10.000 Kriechlader bauen.

Elektroautos sind zwar immer noch Autos, aber ihre Benutzung ist einfach anders, das sollte man im Hinterkopf haben. Dann haben sie nämlich auch eine ganze Menge Vorteile gegenüber Verbrennern.

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Hier und da für Leute die zu Besuch oder auf der Durchreise sind, braucht es sicher einen schnellen Lader auch in der Stadt.
Solange Ladesäulen nicht in großer Zahl verfügbar sind wo die Leute länger stehen, braucht es auch Schnelllader um den Zeitverlust (siehe extra Hinfahren) in Grenzen zu halten.
Aber wir haben das Recht auf eine Lademöglichkeit im eigenen Wohnhaus das man gegen Eigentümer oder die Miteigentümer durchsetzen kann.

Die „ich fahr einmal die Woche oder alle 2 zur Tankstelle und lad für die restliche Zeit voll“ Einstellung ist der Fehler.
„Steht er, dann läd er“ is die neue Devise

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Sehe ich genauso, gerade für Menschen oder Haushalte die über keinen festen Stellplatz verfügen, sind Lademöglichkeiten beim Supermarkt und gerade auch beim Arbeitgeber vermutlich die sinnvollste Lösung.

In einem anderen Thread wurde auch das Thema Batteriewechsel wieder aufgegriffen, welches ich allerdings für ähnlich sinnlos wie flächendeckende Schnelllader in urbanen Räumen halte. Beide Ideen basieren auf der (veralteten) Idee, das man quasi „tanken fährt“, welche mein Vorredner bereits angesprochen hat.

Netter Nebeneffekt von Ladepunkten beim Arbeitgeber: die Hürde für all die Dienstwagen-Plug-In-Hybrid Fahrer, ihre Batterie auch wirklich zu nutzen, sinkt stark.

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Mein Arbeitskollege hat sich ein kleines E-Auto (Smart) zugelegt. Der lädt das über Nacht an einer normalen Steckdose da er keine Wallbox bekommt.

Ich glaube, dass das Hauptproblem die Gesamtmenge an zusätzlicher Anschlussleistung ist. Ein durchschnittlicher Haushalt hat meines Wissens nach einen Anschluss mit 14,5 kW. 3,8 kW zusätzlich ist da schon eine Haussnummer. Und das braucht eine ganze Menge Häuser. Und die 100 Anschlüsse mit 350 kW, also 35 MW Anschlussleistung ist sicher kaum irgendwo mal so verfügbar. Ich fürchte, dass eine nicht unerhebliche Menge an Hausanschlüssen neu verlegt werden muss.

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Wieso denn „zusätzlich“? Die Steckdose in meiner Garage, mit der ich mein Elektroauto lade, ist doch in den 14.5 kW enthalten? Ich erweitere meinen Hausanschluss doch auch nicht für jeden Fön, Trockner oder sonstige temporäre Großverbraucher, den ich nachträglich anschaffe.

Natürlich kann ich mir worst-case-Szenarien ausdenken, in denen ein Haushalt die 14.5 kW übersteigen könnte. Das schaffe ich aber auch ohne die 3.8 kW des Elektroautos.

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Diese Leistung benötigt ein Haushalt doch nie, es sei denn, die Wassererwärmung läuft per Durchlauferhitzer. Wir haben im Haus noch eine Einliegerwohnung und heizen mit Wärmepumpe. Dennoch habe ich noch nie mehr als 7 kW Leistungsaufnahme gesehen.

Sehr schöner Beitrag Lukas!

Bin auch E-Autofahrer (kann nicht Zuhause laden) und kann die Kritik d. LdN am Ladenetz nur beschränkt nachvollziehen. Klar braucht es für den Durchreiseverkehr auch Schnellladepunkte, die muss es aber nicht in jedem Dorf geben. Entlang der Autobahn ist das ein anderes Thema, hier soll möglichst schnell geladen werden damit man auf seiner Reise möglichst wenig Zeit verliert. Das wird „der Markt“ aber mit der Zeit regeln. Schon heute werden riesige Ladeparks nahe Autobahnen eröffnet.

Im Alltag muss man seinen Akku nicht von 0 auf 100% laden. Wie oben schon erwähnt. Steht er dann lädt er. An der Arbeitsstätte, beim Joggen, während man im Restaurant sitzt… Die Schnelllader stressen einen in solchen Situationen auch eher, da das Auto häufig zügiger voll ist als man selber fertig wird (E-Smart).

Es braucht gerade in der Stadt viel mehr Ladepunkte mit geringen Leistungen, wo man das Auto mehrere Stunden oder über Nacht stehen lassen kann. Die meinetwegen zu umweltfreundlichen Zeiten laden. Dazu nutzt man z.B. in UK in Laternen integrierte Ladesäulen. Sehr ästhetisch. In Deutschland wegen irgendwelchen Eichnormen nicht möglich. Hierüber sollte eher diskutiert werden als die ständige Diskussion und Subvention über/von Schnellladeparks. Nur so werden E-Autos für viele Miet-wohnende überhaupt möglich.

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Das ist am Ende alles nur eine Frage es Lastmanagements.
Unser Elektroauto lädt über Nacht netzdienlich mit 11kW. Bedeutet, dass es dann lädt, wenn wir im Land sowieso Überkapazitäten an Strom zu Negativpreisen ins Ausland verkaufen müssten.
Nachts sind im Haus quasi keine Verbraucher an, also überlastet das auch den Hausanschluss nicht.

Klar, wenn man neben Auto auch noch Herd, Wasserkocher, Backofen, Toaster, Bügeleisen, Holzspalter und Elektro-Gartengeräte laufen hat wird das schwierig. Aber nachts läuft davon ja meist nicht so viel.

Sicherlich wird man perspektivisch die Trafostationen der Verteilernetze ausbauen müssen. Das ist aber ein kontinuierlicher Prozess, die Autos sind ja nicht von heute auf morgen alle vollelektrisch.

Du hast immer mehrere Phasen. Pro Phase gibt es eine Sicherung und einmal 3,8 kW. Wenn an einer Phase ein Verbraucher mit 3,8 kW hängt, dann hängt da nichts anderes mehr. Sonst fliegt die Sicherung. Heißt also, dass @Martino wenn er das Auto in der Garage hängt, dort kein Licht mehr anschalten kann ohne, dass die Sicherung fliegt.
Ist immer eine Einzelfallbetrachtung und vermutlich/hoffentlich kann man dem Auto auch sagen, dass es sich nicht die vollen 3,8 kW gönnen soll, sondern etwas weniger, damit das Licht noch angeht. Aber trotzdem ist das Auto ein großer Verbraucher und damit kann man an dieser Phase halt nichts anderes nennneswertes mehr hängen.

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Das witzige ist, dass die Firma, die die Laternenlader herstellt aus Deutschland kommt :slight_smile: Aber ich habe vernommen, dass sie nun wohl auch in D verkaufen werden demnächst.

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Die Häuser hier in der Gegend sind mit 3x40A angeschlossen. Da sollten allermeist 11 kW für die Wallbox übrig sein.

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Ich hab heute Mittag bei mir mal kurz auf die Straße geschaut. Hier parken so viele Autos. Es gibt hier mehr Autos als Menschen wohnen. Ich frage mich ernsthaft wo die ganzen Ladesäulen hin gebaut werden sollen. Nicht jeder hat ein Einfamilienhaus mit Garage. Die ganzen älteren Wohnblöcke in den Innenstädten haben noch nicht mal eigene Parkplätze. Es ist utopisch zu glauben dass jeder der heute ein Verbrenner Auto einfach auf ein E-Auto umsteigt. Das Problem sind nicht nur die Verbrenner, wir haben einfach zu viele Autos! Bei mir in der Stadt (Grüner Bürgermeister) soll, seit knapp 5 Jahren alles so unattraktiv für Autos gemacht wie nur möglich: Auf allen öffentlichen Parkplätzen wurden die Preise erhöht oder sie wurden komplett abgeschafft. Spuren fallen, zu gunsten von Radwegen, weg oder werden verkleinert. Es gibt mehr Einbahnstraßen. Ab nächsten Jahr Parkgebühren in fast jedem Viertel Anwohner müssen sich teure Parkausweise holen. Dann kam Corona, man dachte jetzt steigen die Leute aufs Fahrrad um oder nehmen die Öffis. Nach 5 Jahren Maßnahmen wurde Bilanz gezogen: Es wurden, bei knapp 80000 angemeldeten Fahrzeugen, nur etwas über 80 Fahrzeuge abgemeldet. In 5 Jahren! Jetzt kann daraus jeder seine eigenen Schlüsse ziehen…

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Ich kürze das ganze mal ab:
Es ist vollkommen klar, dass wir die Städte Autofrei, oder zumindest die Anzahl an Autos drastisch reduzieren müssen. Dazu gehört auch, dass Alternative Mobilität (Fahrrad, ÖPNV,…) ausgebaut und mehr Raum bekommen muss. Ebenfalls ist klar, dass nicht alle Menschen auf ihr Auto verzichten können und wie für diese eine Lademöglichkeit haben müssen.

Ich würde vorschlagen, dass dein Thema in anderen Threads besser aufgehoben ist, z.B. hier:

Hier ging es mir um eine rein technische Betrachtung der Elektromobilität, wie sich diese von aktuell verbreiteter Verbrennermobilität unterscheidet und warum die Differenzierung hier wichtig ist.
Ich persönlich finde es etwas anstrengend, wenn jedes Thema rund um Automobil immer direkt in diese Richtung geführt wird. Ja, das Thema ist wichtig, aber hier geht es jetzt gerade mal nicht um Autofreie Innenstädte, sondern eine praxisbezogene Betrachtung der Technik.

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Und all die Autos die da parken fahren auch jeden Tag tanken? Oder wie machen die das nur?
Es gibt halt - im Gegensatz zur Tankstelle - verschiedene Möglichkeiten, sein Auto zu laden.

So ein parkendes Auto braucht locker 3-4qm Fläche. Wo könnte man da nur eine Ladesäule mit einer Grundfläche von 10x10cm unterbringen … hm…

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Naja, wo aller Platz herkommt wenn Autos ihn in der Stadt brauchen: Von den anderen Verkehrteilnehmern. Ja, es mag nur 10x10 cm sein, aber z.B. hier in Köln gibt es Bürgersteige, die sind 2 Meter breit. Und das nicht selten im Innenring. Nimmt man da noch jeweils 10 cm plus drum herum gehen weg, dann wird es schon sportlich mit 2 Einkaufs- bzw Kinderwagen an einnander vorbei zu kommen.

Ich finde man sollte das Thema nicht so wegwischen, wir haben alte Städte, die wenig Platz haben. Und die Lösung muss dort eben nicht sein noch mehr Platz für Autos zu verbrauchen, sondern eben weniger Autos zu haben. Aber der ganze Trend, all die Energie die in die Veränderung gesteckt wird, geht fast ausschliesslich auf das Auto.

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Das ist aus meiner Sicht keine gute Vorgehensweise. Wenn man das Auto unattraktiv macht, so führt dies primär dazu, dass die Leute bockig werden und trotzdem Auto fahren (jetzt erst recht!). Man muss die Leute dazu bekommen selber mit dem Fahrrad zu fahren (ja, viele der Maßnahmen gehen gegen Autos). Denn das Fahrrad ist an sehr vielen Stellen grundsätzlich das bessere Verkehrsmittel, als das Auto. Das muss man den Leuten klarmachen, sonst bekommt man kein Umdenken hin.

Hier hab ich es schon erklärt:

Wie oft kommt das vor? Jede Nacht?