LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores"

Die Frage muss, wenn schon, lauten: Was wollen sie lieber vor ihrem Haus, ein AKW oder einen Windpark? Aber die Wahl hat man bei Atomkraftwerken sowieso nicht, wie @FlorianR richtig schreibt. In unserem Atomgesetz ist die Enteignung vorgesehen (Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) § 9d Enteignung):

Für Zwecke der Errichtung und des Betriebs von Anlagen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle sowie für Zwecke der Vornahme wesentlicher Veränderungen solcher Anlagen oder ihres Betriebs ist die Enteignung zulässig,…

Und als Vergleich dazu, kann man Windrad-Betreiber, zumindest in Frankreich, verklagen, wenn man die Windräder auch nur von seinem Haus aus sieht:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/windparkbetreiber-in-frankreich-muessen-schadenersatz-zahlen-17626344.html

So wichtig wie die Atomenergie scheint uns die Windenergie also noch nicht zu sein.

Achja? Meinst du damit die 38 Milliarden, die die Atomkonzerne zurücklegen sollten:

RWE hat damals als Gegenargument gegen eine CO2-Bepreisung bei Braunkohle ernsthaft gesagt, dass sie die Braunkohlegewinne brauchen um den Rückbau ihrer Atomkraftwerke zu finanzieren. Die ganzen Rücklagen haben immer nur auf dem Papier existiert.

Solche Rücklagen gehören auf separate, Konkurs-sichere Konten.
Hier wird das ganze, damalige Problem dargestellt:

Die Bundesregierung hat dann eine Vereinbarung mit den Atomkonzernen getroffen, die die Stromkonzerne für nur noch 24 Milliarden Euro aus der quasi ewigen Verantwortung für den Atommüll entlässt (ausführliche Quelle):

Und diese 24 Milliarden sind ja nicht das Geld, das für die kompletten Kosten der radioaktiven Abfälle
veranschlagt ist. Denn diese 24 Milliarden sollen nur den Kapital-Grundstock bildet für eine dauerhafte Finanzierung der weiteren Lagerung der atomaren Abfälle (Quelle):

169 Milliarden Euro – so viel, rechnet das Wirtschaftsministerium, soll die Zwischen- und Endlagerung am Ende kosten.

Bis 2100 sollte sich das Vermögen des Fonds versiebenfachen. Die Realität sieht aber so aus:

Unterm Strich haben sich die Konzerne, die nie ernsthaft Rücklagen gebildet haben, am Ende für 24 Milliarden anstatt 169 Milliarden aus der Verantwortung für den Atommüll gezogen. Und mussten dafür nicht mal die Klagen gegen den Bund wegen des Ausstiegs 2011 zurückziehen. Und durch diese Klagen haben sie am Ende nochmal 2,4 Milliarden bekommen:

Und dann kommt noch das ganze Dilemma mit dem Rückbau der Kernkraftwerke:

Naja, wenn ich so zu unseren Nachbarn schaue, bin ich da nicht so überzeugt:

Alles in allem ist „kokolores“ noch mild formuliert. :slight_smile:

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Aus meiner Sicht ist die persönliche Frage an einen einzelnen bei gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen nicht zielführend. Einziges Ziel solcher Aussagen ist eine Beeinflussung auf emotionaler Ebene.

Die Windenergie ist uns wichtiger, denn aus der Atomenergie sind wir ausgestiegen. Das heißt jedoch nicht, dass die Priorität hoch genug ist.

Das kann ich verstehen, dass Du das so siehst. Aber Du vergiss dabei einen ganz wesentlichen Punkt: Die Zeit. Das zeigt sich deutlich in diesem Post:

Die Frage stellt sich nicht. Aus der Kernenergie sind wir ausgestiegen. Es gibt als nur die Frage Kohle, Wind oder Solar vor der Haustür. Und das ist auch das entscheidende. Die AKWs hier in Deutschland wurden in den 60er bis 80er gebaut. Damals gab es kein Wind und Solar als Alternative, sondern nur Kohle. Und wenn Du Kohle und Atom vergleichst, dann war das bei weitem die bessere Entscheidung! Kein CO2-Ausstoß, keine Luftverschmutzung, um den 2-3 Größenordnungen weniger Todesfälle,…

Gucken wir noch kurz auf das Geld. Wir sind uns einig, dass es Rücklagen gibt. Ob diese reichen, wissen wir nicht. Das wissen wir erst, wenn wir mit der Endlagerung fertig sind. Ja, die AKW Betreiber haben mit den Dingern Geld verdient. Bis zu einem bestimmten Punkt ist das auch ihr gutes Recht. Wir haben damals den Deal mit den AKW Betreibern gemacht, ihr baut das AKW unter diesen und jenen Konditionen.
Konkret hieß das in den 60er kalkuliert Geld dafür ein, um den Kram im Meer zu verklappen (damals Stand von Wissenschaft und Technik, aus heutiger Sicht nicht so toll). Jetzt müssen die Gelder dafür reichen, dass Müll in alten Bergwerken endgelagert wird, zurückgeholt wird und eine aufwändige Standortsuche durchgeführt wird. Damit haben wir als Gesellschat auch die Kosten nach oben getrieben und zwar ganz enorm. Das heißt, dass wir auch eine Teilschuld an den höheren Kosten haben und diese auch tragen müssen. Diesen Aspekt wollte ich hier nur einmal einbringen, da er in Deiner Diskussion keinen Raum einnimmt. Es kann immer noch sein, dass uns die AKW Konzerne über den Tisch gezogen haben, aber so einfach ist es nicht. Und ich würde auch sagen, dass wir den AKW Konzernen zumindest deutlich höhere Kosten aufgebürdet haben, als sie veranschlagt hatten.

Als gute Nachricht noch eine kurze Rechnung: 2018 und 2019 haben wir 75 Mrd kWh Strom aus Atomkraft produziert. Bruttostromerzeugung in Deutschland - Statistisches Bundesamt
1 kWh erzeugt grob 1 kg CO2, sind also 75 Millionen Tonnen CO2. Wenn Du jetzt die 3.000 €/t CO2 ansetzt, sind das für 2019 225 Mrd €, die uns die Kernkraftwerke gespart haben, dadurch, dass sie Kohlekraftwerke verhindert haben. Und wir haben seit den 60ern AKWs.
Ist also ein Schnäppchen die Endlagerung :wink:.

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Nur weil mir gerade etwas der Mund offen steht: Sie sagen ersthaft weiter oben, dass man doch das damalige Wissen zu den Kosten der Entsorgung nicht den Betreiberinnen anhaften kann. Deshalb sollten diese nicht die Mehrkosten tragen und nehmen danach einen Phantasiepreis für CO2, den es so nie gab?

Und nehmen dann noch das Argument, dass man das ja für den gesamten Atomstrom so rechnen soll, der jemals erzeugt wurde? Die Logik kann ich irgendwie nicht nachvollziehen.

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Richtig, so wie 2002, als unter Schröder durch den Atomkonsens der Ausstieg erstmals verbindlich beschlossen wurde (Quelle). Und kaum 10 Jahre später, kommt die CDU 2010 und beschließt den Ausstieg aus dem Ausstieg. Das wir dann, zumindest bis heute, aus der Atomenergie ausgestiegen sind, liegt an 2 Gründen:

  1. Atomkatastrophe in Fukushima
  2. Wahlniederlage der CDU 2011 in Baden-Württemberg gegen die Grünen kurz nach Fukushima

Das Atomenergie ist also eine Frage der Politik und die kann sich ganz schnell ändern. Sicher ist der Ausstieg also niemals. Um so wichtiger ist es sich immer vor Augen zu führen, wie viel da eigentlich schief gegangen ist.

Die Kohle-Frage ist jawohl hoffentlich auch vom Tisch.

Die Rücklagen sind nur ein finanzielles Konstrukt, mit dem die Atomkonzerne Verantwortungsbewusstsein simulieren können. Und leider lässt die Politik das zu. Wenn z.B. morgen die Atomkonzerne (Vattenfall, RWE, EnBW E.ON) pleite gehen, bleibt der deutsche Staat auf den Kosten des Rückbaus der alten Kernkraftwerke sitzen. Lediglich für den Atommüll gibt es ein staatliches Fond-Vermögen, und dazu passt auch diese Aussage:

Richtig, die wahren Kosten der Atomenergie sind unkalkulierbar. Deswegen versuchen und versuchten die Atomkonzerne auch schon immer die Risiken los zu werden. Wären die Konzerne bzw. ihre Geldgeber und Investoren gezwungen, diese Ewigkeitskosten tatsächlich persönlich dauerhaft zu tragen, was in unserem Wirtschaftssystem leider auch nicht wirklich funktioniert, dann wäre die Atomenergie kein Thema.

Das ist ja schon keine Nebelkerze mehr, sondern eher eine Nebelfackel. Die Atomkonzerne haben von den 60ern an fortwährend Milliarden-Gewinne mit ihren Kernkraftwerken gemacht. Von diesen Gewinnen hätten sie also auch fortwährend einen halbwegs realistischen Anteil zurücklegen können.

Wo kommen diese Zahlen her?

Natürlich haben wir über die Jahrzehnte CO2 gespart, weil wir Strom nicht aus Kohle usw. statt aus Kernkraftwerken bezogen haben. Jetzt haben wir aber die erneuerbaren Energien um das zu erreichen. Daher darf und braucht die Atomkraft nie wieder hochgefahren werden.

Und für die damaligen CO2-Einsparungen haben die Atomkonzerne enorme Gewinne eingefahren und davon hätten sie auch problemlos die kompletten heute geschätzten 169 Milliarden bezahlen können. Wollten sie aber nicht und die Politik hat sie damit durchkommen lassen. Das ist die Sauerei.

Und nur um das klarzustellen: Dass die Politik bei der Kontrolle der Atomenergiekonzerne so massiv versagt hat, liegt, Überraschung, auch an den Atomkonzernen. Hier mal eine kleine Auswahl, mehr gibt es bei LobbyControl und Wuffplag:

  1. Nebeneinkünfte: RWE sponsert über hundert Kommunalpolitiker - DER SPIEGEL
  2. Probleme mit verdeckten Lobbyisten | Telepolis
  3. Gregor Golland bekommt bis zu 120.000 Euro für Halbtagsjob bei RWE | Kölner Stadt-Anzeiger
  4. Ulrich Freese ist seit 2013 Mitglied des Bundestags für die SPD und sitzt gleichzeitig in drei Aufsichtsräten von Vattenfall. (Quelle)
  5. „So zahlt beispielsweise Vattenfall auf Parteitagen zwischen 10.000 und 15.000 Euro für einen Stand in der Größe von 40 Quadratmeter“ (Parteispenden: Der Trick mit der Transparenz - taz.de)
  6. „Die Rede ist von Finanzierungstrick Nummer zwei: Anzeigen in Parteizeitungen.“ „Dabei engagieren sich auch Unternehmen wie der Energieriese Vattenfall, der prinzipiell keine Parteispenden leistet und daher in den offiziellen Rechenschaftsberichten der Parteien nie als Förderer auftaucht.“ (Quelle: Stern)
  7. Thomas Kufen (CDU) sitzt im RWE Aufsichtsrat. (Quelle: RWE)
  8. BlackRock hält 7,15 % an RWE (Quelle: Wikipedia) und ist langjähriger Arbeitgeber von Friedrich Merz. Ein Schelm wer böses dabei denkt.
  9. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.energieversorger-enbw-cdu-will-staechele-in-aufsichtsrat-entsenden.ab0301fb-20da-4f0f-be0d-ba37590ab3a6.html
  10. SPD-Politiker müssen Braunkohle-Aufsichtsratsposten niederlegen - Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag

Fazit: Die Atomkonzerne „ölen“ das politische Getriebe an allen Ecken und Enden. Klar, damit sind sie nicht die Einzigen. Aber Sie sind auch nicht die verantwortungsvollen Leute, denen ich die Bewirtschaftung von etwas so gefährlichem wie der Atomenergie überlassen möchte.

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TL;DR, also sry falls das schon jemand erklärt hat,

Gibt es nen Vergleich zu Risiken für Menschen und Umwelt über die Zeit zwischen Chemie Industrie und Atomstromindustrie ?
Leverkusen hat im diesen Jahr einmal mehr die verlässliche Hochsicherheit der deutschen Chemieindustrie gezeigt oder auch der schönste Badesee in Deutschland der Bitterfelder Silbersee ^^

Und gibts es Vergleiche zwischen der Belastung durch Tschernobyl und natürlichen Strahlungsquellen durch Gesteinsschichten bzw. Radonvorkommen ?

Geht mir nur um explizite Vergleiche zur relationalen Betrachtung, also bitte kein whataboutism oder ewig lange Variabelketten, die mir erklären warum die Frage für die eigene Positionierung egal ist.
Danke im Voraus :slight_smile:

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Habe ich leider nicht. Aber ich finde es generell gut, dass du hier darauf hinweist, das die Chemieindustrie, wie die Atomenergie, sehr umweltschädlich ist. Aber für Alternativen zur momentanen Chemieindustrie wäre vielleicht ein eigener Thread besser. Soll aber nicht heißen, dass ich das Thema hier abwürgen will.

Es spricht aber nichts dafuer, dass die Risiken in diesen Faellen auch in Deutschland gegeben waeren. Japan steht ausserdem noch. Ohne Risiken kann man ausserdem nicht leben. Es spricht nichts dafuer, dass es um Risiken geht, die der Mensch, der auch die Zentrifuge erfunden hat, nicht beherrschen koennte. Und dass der 31.12.2022 dafuer einen Unterschied macht. Wir sind damit bisher gut klargekommen. Die Kernkraft ist genauso ein Geschenk der Natur wie die Kraft des Windes und der Sonne. Sie belastet die Landschaft auch weniger. Ueberall Windmuehlen ist naemlich nicht schoener. Lasst wenigstens 100 Blumen bluehen.

Darf ich noch fragen, was im Marketing so energieintensiv ist? Geht es um den Digitaldruck?

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die verstärkte Materialermüdung unter Strahlung

Dazu gibt es ja wissenschaftliche Untersuchungen, die von Laufzeiten von 80 - 100 Jahren ausgehen: Laufzeit 80 Jahre? | heise online

Aber wie realistisch ist eine zeitnahe Umsetzung dieser These?
Nicht so weit weg:

  1. Die Theorie ist erforscht und gesichert
  2. Die Theorie ist prototypisch bewiesen
  3. Die Forschungen zur Skalierung haben in den letzten Jahren große Durchbrüche erreicht: Forschung in Belgien: Löst Transmutation das Atommüll-Problem? | tagesschau.de

Betrachtet man die Zeiträume für die Alternative - nämlich die Lagerung über grob 1 Mio Jahre, ist es völlig irrelevant, ob der Durchbruch in 5, 10 oder 30 Jahren erreicht wird.

Was keinen Sinn ergibt, ist es, diese Forschung zu ignorieren.

Hat die Tagesschau doch sogar: Forschung in Belgien: Löst Transmutation das Atommüll-Problem? | tagesschau.de

Sie vergessen aber, dass eine WKA kein AKW ersetzt. Wenn man die Relationen aus der Greenpeace-Dunkelflaute Studie (https://green-planet-energy.de/blog/wp-content/uploads/2017/06/170629_GPE_Studie_Kalte-Dunkelflaute_Energy-Brainpool.pdf) nimmt, muss ein AKW mit 4 Reaktoren & 6 GW-Nennleistung ungefähr durch den folgenden EE-Systemverbund ersetzt werden:

5 GW GuD-Gaskraftwerke ~ mind. 4 Großkraftwerke
3 GW P2G-Elektrolysateure (Unbekannt, in dieser Größenordnung noch nicht entwickelt)
15 GW WKA ~ 4300 Anlagen
15 GW PV ~ 120 km² (16800 Fußballfelder)

Jetzt ist die Frage: welchen Systemverbund bekommt man schneller gebaut.

(Tatsächlich müssen die WKA und PV-Anlagen während der Lebenszeit des AKW von ca. 60-80 Jahren ca 1-2x getauscht werden und damit noch häufiger gebaut werden, was die CO2-Ausstoß zusätzlich massiv erhöht).

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Erstmal vorweg, vom Beitrag in der Lage hatte ich mit mehr erwartet.
Von der Diskussion eigentlich auch, es war aber auch viel wissenswertes dabei.

Ich würde mich freuen, wenn das Thema weiter in der Lage dargestellt werden würde. Etwas genauer und konkreter.

Weltweit werden ca. 80% des Primärenergiebedarfs derzeit noch mit fossilen Stoffen erzeugt, 5% mit Kernenergie.
Diese 5% werden mit derzeit ca. 445 Kraftwerken erzeugt. Ersetzen wir nun weitere 45% des Primärenergiebedarfs durch Kernkraft, bedeutet dies den Bau von ca. 4000 Kraftwerken weltweit.
Das wird wohl nur aber zu realisieren sein. Welche Firma oder welcher Staat wäre dazu in der Lage? Welche Materialbedarfe habe ich für den Bau (auch für Windkraftanlagen braucht man ordentlich Beton)?

Weiterhin gibt es ihm Forum keine Aussage zur Reichweite des Brennstoffes auf Basis der jetzigen und/oder des zukünftigen Verbrauchs. Ca. 60000 Tonnen Uran als Ausgangsstoff wurden in Jahr 2017 benötigt.

Ich bitte die Lage darum, sich weniger auf Ziele zu konzentrieren, sondern mehr auf die tatsächlichen Auswirkungen einer Umsetzung der Energiewende einzugehen.

Völlig fehlt in der Betrachtung die sicherheitspolitische Bewertung. Proliferation, spaltbares und zum Teil atomwaffenfähiges Material weltweit verfügbar. Keine schöne Vorstellung.

Nein tut es nicht, es verringert das Problem nur etwas (Quelle):

Auch nach der Transmutation strahlt der radioaktive Atommüll noch, aber deutlich weniger: Denn die Halbwertszeit des nuklearen Abfalls lässt sich durch das Verfahren auf 500 bis 1000 Jahre reduzieren

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Natürlich spielen Risiken eine Rolle. Aus dem gleichen Grund haben wir Corona-Maßnahmen, Anschnallpflicht, LKW-Standzeiten, Verbrauchszeiten etc. Wenn wir so Tsunami-Erdbeben-Stark-regen sichere AKWs wie Japan bauen, dann können wir darüber reden, dass wir in Deutschland keine Tsunami-Gefahr haben.
Japan hatte großes Glück. Zum einem kam es nicht zum GAU und zum anderen ist der radioaktive Fallout aufs mehr hinaus getrieben. Das wird in Deutschland schwierig. Wenn in Bayern ein AKW „hochgeht“, dann wird der Fallout weite Teile des umliegenden Gebietes unbewohnbar machen. Ein vergleichbares Unglück würde so mind. 500 Mrd. Euro an Schaden hervorrufen. Auch so etwas muss man einkalkulieren. Der Betreiber wird dafür sicherlich nicht haften (können).
Trotzdem: Japan gefriert den Boden um Fukoshima, um eine Barriere gegen das Grundwasser zu erzeugen. Das schwierigste - der Rückbau - steht noch aus. Selbst das Unglück in Fukoshima wird wohl insgesamt mehrere 100 Mrd. kosten.
Abgesehen davon: Wenn wir unsere AKWs so bauen, wie wir unsere Flughäfen…

Daher stellt sich die Frage: Warum eine so problematische Technologie, wenns auch billiger und risikoärmer geht.
… Die Antwort: Weils einfach ist. Es ändert sich nichts: Zentrale Stromversorgung, nur halt anstatt mit Kohlekraftwerken halt mit AKWs. Kosten trägt sowieso der Steuerzahler, wieviel ist letztendlich egal.

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Nein tut es nicht, es verringert das Problem nur etwas (Quelle):

Richtig, es reduziert die Menge um ca. 80 - 90 % und verringert die Lagerzeit um ca. Faktor 1000. Hört sich für mich absolut sinnlos an. Insbesondere, wenn das im Rahmen des Verfahren zusätzlich Strom erzeugt wird. Ist wirklich nur ein etwas.

Die Dauer der Lagerung von einer Million Jahren auf idealerweise 300, worst case 1000 Jahre reduzieren zu können, wäre schon eine signifikante Verbesserung.

Nein, es reduziert lediglich die sogenannten Transurane. Die machen aber nur ca. 1% des Atommülls aus. Daher:

Durch Transmutation, so schätzen Wissenschaftler, ließe sich das Volumen hoch radioaktiver, Wärme entwickelnder Abfälle um ein Drittel auf etwa 9500 Kubikmeter reduzieren.

Zwar bräuchte man stattdessen mehr Platz für schwach und mittelradioaktiven Abfall – 400.000 statt 300.000 Kubikmeter.

Der wirkliche „Gewinn“ liegt mMn vordergründig in der Reduzierung der Halbwertszeit von 1 Million Jahre auf 1000 Jahre. Das ist aber immer noch länger als z.B. jeder moderne Staat existiert.

Das ginge aber nur in speziellen Reaktortypen, z.B. schnellen Brütern. Diese sind aber die gefährlichsten und am schwersten zu kontrollierende Bauarten. Außerdem war eine zu geringe Energieausbeute noch nie das Problem der Kernenergie. Das ist und bleibt die radioaktive Strahlung.

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Und wie funktioniert die Transmutation? Indem mann (lt. Wikipedia) die Brennelemente Wiederaufbereitet.

Vor der Transmutation müssen bei den meisten Verfahren zunächst die zu bearbeitenden Anteile – also die minoren Actinoide, je nach gewählter Strategie zusammen mit dem Plutonium und evtl. den Spaltprodukten – aus dem gebrauchten (abgebrannten) Reaktorbrennstoff abgetrennt werden.

Also nicht ganz so banal wie es immer behauptet wird. Vor allem weil wir keine Wiederaufbereitungsanlage haben!

Da lese ich sehr viel hätte und könnte. Bewiesen ist das nicht auch wenn der Projektkoordinator das gerne so hinstellen möchte. Vor allem gibt es zu dieser These keinen wissenschaftlichen Review.
Wobei das Problem von Stahl unter Strahlung schon sehr gut beschrieben wird.
Dazu kommt aber noch die thermische Belastung und die Druckbelastung die eine Ermüdung von Stählen zur folge hat. Nicht umsonst müssen Druckanlagen ab 1000l regelmäßig geprüft werden.

Mich musst du das nicht fragen. Ich wäre für nahezu vollständige Nutzung von Kernkraft. Keine wertgeminderte Landschaft, stete Verfügbarkeit. Und im Gegenzug gäbe es nur das Sicherheitsproblem - aber das hätte man für die 500.000.000.000,00€ Förderung der erneuerbaren vielleicht auch hinbekommen. Aber nun ist auch zu spät, das sehe ich ja auch ein.
Im aktuellen Kontext würde ich sagen: Deutschland baut auf nahezu 100% erneuerbare und kauft sich alle Puffer von ausserhalb ein, finanziert sogar die AKWs in Frankreich über den Wiederaufbaufond mit. Dabei verarmt die deutsche Bevölkerung im europäischen Vergleich noch weiter - aber wenigstens fühlt man sich ideologisch überlegen. Bisschen Polemik sei hier verziehen - ich weiss ja dass es viele aus hehren Zielen anders sehen. Aber dann bin ich aufgrund der hohen Stromkosten Deutschlands raus - und eine zu große Deindustrialisierung kann sich der Rentnerstaat Deutschland langfristig nicht leisten

AR/XR Projekte. Projektabhängig ca. 30.000-200.000€/Monat Stromkosten waren es in Deutschland.

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AKWs wären problemlos zu integrieren, da man bei einer Versorgung hauptsächlich durch PV- und Windkraft ohnehin schon kein Matching von Erzeugung und Nachfrage hat. Ob dann überschüssiger „Atomstrom“ oder „Windstrom“ den Elektrolyseur oder sonstiger Speicher befeuert, ist ja irrelevant. AKWs würden in so einem System nicht die Rolle von Gaskraftwerken einnehmen, sondern wären eher mit zusätzlichen Laufwasserkraftwerken vergleichbar.

Aber wenn man die Dinger nicht bauen kann, dann sind alle Diskussionen auf technischer Ebene ohnehin irrelevant.

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