LdN 255 - Klimaanalyse Quarks

Mir ist jetzt nicht klar wo das Problem liegen soll. Es geht ja nicht nur darum den CO2-Austoß zu reduzieren, sondern wir sollten versuchen das zu möglichst geringen (gesellschaftlichen) Kosten zu tun. Und ob das nun dadurch geschieht, dass der Verbrauch der Endprodukte sinkt, dass neue Technologien eingebaut werden oder dass irgendjemand es schafft zu niedrigen Kosten CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen und damit anderen, wo die Reduktion teurer wäre die Möglichkeit gibt weiter zu emittieren, hat auf das Erreichen des vorgegebenen CO2-Ziels keinen Einfluss, senkt aber die Gesamkosten und setzt Anreize nach günstigen Wegen der CO2-Reduktion zu suchen.

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Wenn mit Dreck mehr Geld zu machen ist als mit guten fair produzierten Waren, dann hat der „freie Markt“ immer gezeigt wohin er tendiert. Wieso sollte sich das jetzt ändern?

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Das scheint mir doch jetzt ein wenig pauschal und wenig konkret. Ich würde mich über eine Präzisierung freuen, denn häufig ist das, was langläufig als negative Markteffekte wahrgenommen wird, Ergebnis schlecht gesetzter Rahmenbedingung oder diskretionärer staatlicher Eingriffe um irgendwelche cronies der Entscheidungsträger zu begünstigen.
Marktliche Prozesse sind besonders gut darin, sparsam mit knappen Ressourcen umzugehen – so denn diese Ressourcen in den Marktprozess und den Preismechanismus eingebunden sind.

Zudem, was sind den funktionierende Alternativen, die (sicher) bessere Ergebnisse liefern?

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Das ist ja nur deshalb so, weil der CO2-Preis zu niedrig ist. Nur deshalb kann man mit „Dreck“ mehr verdienen.

Das Problem: Bei 5 Pfenning (=sprich: geringe Kosten) landest du erst, wenn ein großes Müllauto durch die Stadt fährt und an jedem Haus die genormte Tonne leert, um den Unrat dann in riesige Müllverarbeitungs- und Entsorgungsanlagen zu transportieren. Wenn dieses System jeodch nicht bereits existiert, sondern erst etabliert werden muss, liegen die Kosten für die ‚early adapters‘ wo? Bei 1000 Euro pro Mülltonne? Ein Preissignal ist hier völlig ineffizient.

Hocheffizient ist es dagegen, wenn Vater Staat ein solches System einfach ausrollt und jeden Haushalt damit „zwangsbeglückt“. So läuft der Aufbau von Infrastruktur.

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Schon bei dem niedrigen CO2 Preis gab es Widerstände. Und am Ende legt der Hersteller den Preis ja ohnehin auf den Kunden um, er macht also nur Sinn wenn es Wettbewerber gibt die mit weniger CO2 Ausstoß produzieren können.

Und im Endeffekt sind doch die CO2 Zertifikate genau der Eingriff des Staates in die „freie Marktwirtschaft“, die von einigen hier so verteufelt werden.

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Naja, es ist ja kein Problem, wenn Kosten in Preise einfließen. Es entsteht aber ein Anreiz für die Hersteller, diese Kosten zu senken, um entweder günstiger anbieten zu können als die Konkurrenz oder die eigene Gewinnmarge steigern zu können.

Im Gegenteil, das ist Marktwirtschaft pur. Das lernt man im ersten Semester: durch einen CO2-Preis werden sog. externe Effekte auf sog. kollektive Güter endogenisiert.

Meinst Du, so wie die erste Müllverbrennungsanlage überhaupt, die 1870 bei Nottingham von der pirvaten Manlove, Alliott & Co. Ltd. errichtet und patentiert wurde.

Oder wie z.B. die ersten deutschen und britschen Eisenbahnen?

Lieber ChristianE,

auch wenn der CO2-Preis „nur“ umgelegt wird, ist dies ein guter Schritt. Sollte doch ein steigender Preis die Nachfrage und damit den CO2-Ausstoß senken.

Und nein, es ist nicht ein Eingriff in die freie Marktwirtschaft, es behebt nur einen längst üerfälligen Fehler, nämlich das dem Faktor Umwelt auf Grund fehlender Eigentumsrechte kein Preis zugewiesen wird. Also wird damit auch nicht gewirtschtet.

Stimmt aber nur, wenn es auch vergleichbare Alternativen mit weniger CO2 Preis am Markt existieren und für mich nutzbar sind.

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Nur damit dass nicht falsch rüberkommt: Ich wäre echt glücklich, wenn durch welche Regelung auch immer eine Abkehr von klimaschädlichen Produkten stattfinden würde. Mein EIndruck ist eben nur, dass es

  1. in vielen Bereichen für viele Menschen in diesem Land keine Alternativen zu steigenden Preisen bei Produkten die viel CO2 in der Produktionskette haben gibt und
  2. die Menschen die ohnehin einen höheren CO2 Fussabdruck haben den steigenden Preise mühelos zahlen können und werden (und somit nicht eingeschränkt werden), während der „kleine Mann“ sich weniger leisten kann.

Der CO2 Preis ist ja auch eigentlich primär nicht für den Endverbraucher gedacht, sondern für die Industrie. Es geht darum, dass sich Investitionen dann lohnen, die aus klima-Sicht sinn ergeben, aber ohne CO2 Preis unwirtschaftlich sind. Außerdem könnten Geschäftsmodelle, die sich um negative CO2 Emissionen drehen (direct air capture, etc.), aus ihrem gesellschaftlichen Nutzen endlich Kapital schlagen.

Lieber ChristianE,

ich kann Deine bedenken zumindest teilweise nachvollziehen, aber nicht teilen. Mir scheint das eine eher statische Sichtweise zu sein: alles bleibt mehr oder weniger gleich, außer halt das der CO2 Preis drauf kommt und sich deswegen manche Leute einiges nicht mehr leisten können.

So ist es aber nicht. User Marktwirtschaft ist ein dynamisches System in dem jeden Tag Kaufentscheidungen neu getroffen werden, neue Produkte entwickelt werden, neue Produktionstechnologien implentiert werden und in all diese täglichen Entscheidungen fließen die Preissignale ein, auch diejenigen, die von den CO2-Preisen oder -Zertifikaten ausgehen. Die Ausweichmöglichkeiten, die wir heute teilweise noch gentstehenar nicht kennen, zusammen mit der Notwendigkeit ausweichen zu müssen, quasi on the fly.

Throughout most of the nineteenth century, nuisance removal and disease
prevention legislation motivated local authorities to grapple with waste.
In its survey of 50 urban centres, the Royal Commission into the State of
Large Towns and Populous Districts (1844) recorded just one location where
refuse was removed regularly from working-class alleys at the expense
of local rates. Two other towns indicated that refuse was removed by
scavengers, but just one of these noted that this was done regularly, and
that scavengers were employed by the local government. The Public
Health Act of 1875 made it incumbent upon local authorities in England
and Wales to organize removal and disposal of waste.

Quelle: https://research-repository.st-andrews.ac.uk/bitstream/handle/10023/1492/Clark2007-UrbanHistory34-Incineration.pdf?sequence=1

Nein, das stimmt nicht. Für den Anbieter ist der Anreiz sofort da - und dadurch entstehen auch unterschiedlich teure Angebote für die Kunden.

Falls es überhaupt Alternativen gibt/angeboten werden!

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Der CO 2 Preis ist schon für alle gedacht. Der betrifft ja schließlich nur fossile Energieträger und der Privatverbraucher braucht im Verhältnis deutlich mehr fossile Primärenergie als Strom. Und er kann den Verbrauch unmittelbar beeinflussen.
Mit CCS oder CCU hat der CO2 Preis im Moment meines Wissens (noch) gar nichts zu tun.

Die Diskussion liest wie wenn der CO2. Preis zur Verteuerung aller Konsumgüter führen müsste. Das trifft nur insofern zu, als dass der Handel es als Argument missbraucht um den Verbraucher abzuzocken (was natürlich Teil der neoliberalen Marktwirtschaft ist) Selbst die Kosten für Produkte aus der energieintensivsten Industrie wie Zement verteuern sich nur geringfügig für Otto Normalverbraucher.

Das der Preis für alle anfällt ist schon klar, aber es geht mir darum, dass der primäre Effekt vor allem in der Beeinflussung von Investitionsentscheidungen liegt. Und ja, momentan hat der CO2 Preis keine Auswirkungen auf DAC, CCS, etc., aber das ist ja ein Problem. Mit einem echten, marktbasierten Zertifikatehandel würden eben auch negative Emissionen gewürdigt werden.

Die Energieversorgung und Verbrauch sind leider sehr langweilige Felder, da passiert auf konzeptioneller Ebene nicht viel.

Um z. B. ein Gebäude zu beheizen, muss man entweder etwas verbrennen oder aber per Wärmepumpe/Widerstandsheizung mittels elektronischer Energie Wärme aus der Umgebung zuführen. Alles andere (z. B. tiefe Geothermie, Speicherung solarer Wärme aus dem Sommer für den Winter) sind nicht skalierbare Nischen.

Auf der anderen Seite hat man Verluste durch Wärmetransport durch die Gebäudehülle, Luftaustausch und Abfluß von Warmwasser.

Was da zu tun ist (Dämmung und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung auf der Verlustseite, Umstieg auf Wärmepumpe bei der Erzeugungsseite), ist klar wie Klosbrühe. Da wird nicht irgendwo das Äquivalent zum iPhone auf den Markt kommen. Oder der MP3-Standard, etc.

Stattdessen müssen um die 20 Mio Gebäude in Deutschland möglichst schnell umgerüstet werden. Der einfachste Weg dorthin, ist das Verbot von allen Sachen, die nicht zu diesem Ziel passen. Und die Förderung von Maßnahmen, die uns diesem Ziel näher bringen.

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