LdN 220: Impf-Kritik: Langzeitfolgen?

Ok, da bin ich dabei. Ich meinte, um die ging es die ganze Zeit. Es gibt bestimmt welche, die weder durch Fakten noch durch Argumente oder Zuwendung erreicht werden können. Aber momentan sind wir bei ca. 50% Impfbereitschaft. Und der Rest sind sicher nicht alle „Unbelehrbare“, aber auf jeden Fall zu viele, als dass wir darauf vertrauen dürften, dass die schon noch einsichtig werden, wenn sie sich denn mal richtig informieren.

Ich kann den Einzelfall Deiner Mutter nicht beurteilen. Aber einen evtl. berechtigten Einzelfall heranzuziehen zur Beleg der Forderung, wir müssten doch bitte Verständnis haben für alle, die zu faul sind, sich zu informieren und bei ihrer Entscheidung ausdrücklich das Recht ihrer Mitmenschen auf unversehrte Gesundheit ernsthaft einzubeziehen, ist echt weit hergeholt.

Ich weiß, nicht jeder, der sich (z.B. aus medizinischen Gründen) gegen Impfen entscheidet, ist ein Impf-Gegner. Aber Leute: Das sind Einzelfälle. Und ich habe auch Verständnis für alle, die aufgrund eines persönlichen Schicksales nicht mehr die Kraft haben, sich hinreichend zu informieren (hier sind dann die Angehörigen gefordert!). Aber Verständnis für prinzipielle Impfgegner oder gar Covidioten aufbringen? Nein, denen muss man klar kommunizieren: Ihr stellt Euch in Eurem Egoismus gegen die Gemeinschaft und das ist nicht in Ordnung!

Sehen Sie das auch dann noch so, wenn sich letztlich tatsächlich so viele Menschen ohne einen nachvollziehbaren Bezug zu den Fakten gegen das Impfen entscheiden, dass die Pandemie auf Dauer anhält, wir auf Dauer Distanz halten müssen, wir auf Dauer unser Gesicht verhüllen müssen, zahllose Existenzen in den Ruin getrieben werden?

Für mich ist Freiheit ebenfalls ein sehr wichtiges Gut! Aber leider wird heute Freiheit sehr oft völlig falsch verstanden. Freiheit ist nicht absolut. Freiheit ohne Verantwortung ist blanker Egoismus. Ach … dafür will ich gar keine neuen Formulierungen finden:

Und das gilt für Masken ebenso wie für das Impfen. Begründete Ausnahme (s.o.) bestätigen die Regel.

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Dies bezieht sich nur auf die „ja definitiv“-Aussagen, positiv äußern sich weitere 15-20%:

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Außerdem würde ich die aktuellen Zahlen nicht überbewerten. Sehr nahe Angehörige von mir äußern sich auch abwarten - ich bin mir aber sehr sicher, dass die sich trotzdem impfen lassen. Ich interpretieren deren äußeren vor dem Hintergrund, dass die ohnehin erst im 3. Quartal „dran kommen“ werden und daher solche Aussagen ohne groß drüber nachzudenken tätigen.

Ich bin immer noch zuversichtlich, dass mit einer guten Impfkampagne mit beispielgebenden Prominenten mit hohem Vertrauenswerten (die sich dann von den üblichen Verdächtigen den Vorwurf gefallen lassen, vorzudrängeln) werden sich genügend Mitbürger Impfen lassen, um die Herdenimmunität zu erreichen.

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Dem möchte ich nochmal explizit zustimmen, gerade auch, weil @TilRq das meines Erachtens in einen falschen Kontext stellt und daraus falsche Schlüsse zieht:

Es geht nicht um den Einzelfall, und dieses „zu faul“ ist genau das, was @Inselkind97 mit Arroganz bezeichnet. Mal ehrlich: Wieviele der 80 Millionen Bundesbürger*innen haben Studien gelesen, um ihre Einstellung zum Virus, zu den Hygienemaßnahmen und zum Impfen zu untermauern sowie ihre Entscheidungen dazu auf sichere Beine zu stellen? Ich würde sogar annehmen, dass vielleicht mal die Hälfte derjenigen, die hier mitdiskutieren, jemals eine medizinische Studie gelesen haben. Ok, das ist nur geraten, aber sicher ist, dass es einfach die Kompetenz der allermeisten übersteigt.

Und wenn jemand lieber Sucharit Bhakdi als Christian Drosten glaubt, dann steckt da vielleicht Faulheit und Egoismus als unbewusste Teilmotivation drin, aber wir müssen der/demjenigen klarmachen, dass es Gründe gibt, bestimmten Quellen mehr zu vertrauen als anderen. Das ist eine schwierige Aufgabe, und ich weiß nicht, wie das geht, aber genau darum muss es eben gehen.

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Vielleicht sollte ich noch ergänzen:

Ja, meine Haltung mag Manchem arrogant erscheinen. Damit muss ich wohl leben.

Aber am Ende des Tages müssen sich diejenigen fragen, wie in einem Land eine Demokratie zu guten Ergebnissen führen kann, in dem man einem erheblichen Teil der wahlberechtigten Bevölkerung nicht zutraut, sich hinreichend zu informieren zu können. Wie will man Populismus verhindern, wenn es o.k. ist, sich entweder gar nicht oder nur noch in offensichtlich dubiosen Quellen (z.B. soziale Medien oder die Bild-Zeitung) zu informieren und auf dieser Basis seine Entscheidung zu treffen, z.B. für die nächste Wahl, seine Gesundheit, seinen Konsum, …

Nein, es ist völlig in Ordnung, von jedem nicht-debilen Erwachsenen (und Heranwachsenden) zu erwarten, dass er|sie wenigstens in seinem|ihrem eigenen Verhalten aktiv zum Gelingen der Gemeinschaft beiträgt, wenigstens andere nicht negativ beeinträchtigt, dass er|sie dazu Zeit und Anstrengung auf sich nimmt, sich hinreichend zu informieren.

Dazu muss niemand Studien lesen. Es reicht völlig, regelmäßig seriösen Medien zu folgen, egal ob Zeitung, Fernsehen, Radio, … (oder deren Internetangebote). Das Angebot ist sehr groß und für jeden ist was dabei. Ist das wirklich zu viel verlangt?

Wenn diese Menschen sich tatsächlich nicht informieren können, …

… dann wäre unser Schulsystem, das jeden Bürger zu einer 9-jährigen Schulbildung verpflichtet, endgültig gescheitert (ja, wir sollten unsere Bildung noch wesentlich besser organisieren).

… dann wäre unsere Demokratie gegenüber Populismus nicht mehr wehrhaft und dem Ende geweiht.

Du glaubst ehrlich, dass die einem naiven Irrtum unterliegen und man nur nur „auf die richtige Weise mit ihnen reden“ muss, damit sie einsehen, dass sie Anstrengung auf sich nehmen müssen, um sich zu informieren, und zwar aus seriösen Quellen.

Ich rede jetzt nicht über die 4% der Mitbürger, die es aus welchen Gründen auch immer nie zu einem Schulabschluss gebracht haben. Die AfD, Pegida, Covidioten, Klimaskeptiker, … wir reden hier jeweils von einem Potenzial von 15-20% der Bevölkerung, bei Covid19-Impfskeptikern sind es deutlich mehr. Wollt Ihr mir echt erzählen, dass alle diese Menschen auch mit etwas Anstrengungsbereitschaft nicht in der Lage sind, sich hinreichend und seriös zu informieren?

Nein, wir haben es nicht mit bemitleidenswert benachteiligten Mitmenschen zu tun, die einem nativen Irrtum unterliegen. Wir haben es vielfach mit Menschen zu tun, die unsere demokratischen Institutionen (Medien, Politik) verachten. Und zwar, weil diese immer wieder „so Dinge“ sagen, die ihnen Angst machen: „Die Verhältnisse werden nicht so bleiben, wie sie waren. Ihr müsst Anstrengung auf Euch nehmen, um Euch daran anzupassen“.

Wir dürfen keine Toleranz zeigen, wenn Menschen sich ihre eigene Realität basteln, weil ihnen die wahre Realität Angst macht.

Ich bin sofort dabei, wenn die Politik solchen Menschen ein Angebot machen muss, damit diese diese Veränderung angehen. Das passiert ja, und zwar oft in einem schwindelerregenden Umfang (und ja, könnte besser und auch für andere Bereiche organisiert werden). Trotzdem verweigern sich viele Menschen weiterhin der Realität.

Dafür darf man keine Toleranz aufbringen. In Abwandlung von Popper:

Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Realitätsverweigerer ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Realitätsverweigerer zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Insofern empfinde ich es als ebenso ärgerlich wie beängstigend, dass Ihr dies mit dem Vorwurf „Arroganz“ einfachst vom Tisch wischt.

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Die Formulierung von „sich hinreichend und seriös zu informieren“ bezieht nicht ganz das mit ein, was @Hasenkoettel bereits dargestellt hat.

Zudem möchte ich auf etwas anderes wichtiges hinweisen: Ich stelle mal die wage Vermutung auf, dass Sie @TilRq eine Persönlichkeit sind, die sich sehr stark Gedanken macht und dann darauf hin starke ethische Werte hat, die Sie dann einfach rational umsetzen und konsequent danach handeln. So funktionieren nicht alle Persönlichkeiten.
Manche Menschen informieren sich, sind aber von Natur aus einfach skeptischer und haben Schwierigkeiten, einfach nach einer Erkenntnis rational zu handeln, weil Sie dieser Erkenntnis von Natur aus nicht so trauen. Außerdem kann man trotz ethischer Werte starke persönliche Ängste haben, die ganz und gar nicht rational sein müssen.

Denken Sie, dass man diesen Menschen mit Intoleranz begegnen sollte? Und denken Sie, diese Intoleranz wird der gesellschaftlichen Situation irgendwie weiterhelfen?

Was ist denn Ihre Definition von Toleranz? @TilRq

Ich möchte darauf mit Ihren eigenen Worten antworten:

Ja, ich räume ein, dass man einen Einzelfall nicht als Argument verwenden kann. Aber wo ich Ihnen nicht zustimmen kann, ist in Ihrer Wahrnehmung der Gesellschaft! Mit diesem Einzelfall möchte ich Ihnen einfach zeigen, wie ich die Situation allgemein an vielen Stellen einschätze. Durch Medien, aus anderen Freundeskreisen usw. sehe ich es so, dass breite Teile der Bevölkerung einfach Einwände und Sorgen haben, Skepsis da ist usw. Wenn wir jetzt anfangen, die Menschen wirklich unter Druck zu setzen, werden viele ihr Vertrauen in die Politik und Gesellschaft noch mehr verlieren. So nehme ich es wahr!

Deine Haltung ist ja schon in sich nicht schlüssig. Was ich aus Deinen Beiträgen rauslese ist:

  • Alle Fakten sind verfügbar, man muss sich nur informieren
  • Die Fakten sind so kompliziert, dass man auf Expertenmeinungen angewiesen ist
  • Dafür muss nur den seriösen Autoritäten vertrauen
  • Wenn man nicht das gleiche Verständnis hat, welche Autoritäten seriös sind, kann man sich doch einfach die Fakten anschauen und erkennen, was die Wahrheit ist.

Ich seh nicht so richtig wo das hinführen soll. Aus diesem Kreislauf auszubrechen, klappt aus meiner Sicht nur wenn man Vertrauen in die richtigen Autoritäten schafft, was wiederrum mit der Art und Weise der Kommunikation zu tun hat.

Egal wie häufig der Strohmann bemüht wird, niemand hat hier behauptet man müsse alle Positionen und Menschen (insbesondere Verschwörungstheoretiker) ernstnehmen. Niemand muss oder will hier darüber diskutieren ob Reptilienwesen die Politik unterwandern oder ob Impfungen Autismus verursachen.

Aber um das mal wieder auf das konkrete Thema zurück zu holen: hier wurde die Frage nach Langzeitfolgen zum neuen Corona-Impfstoff als „gefährlich“ dargestellt. Das geht mir an „Intoleranz“ deutlich zu weit, und ich frage mich wie Du damit die „Ja, aber“ Leute erreichen willst.

Man kann den Menschen in seiner Angst ernstnehmen, ohne sich mit seiner Position gemein zu machen. Man kann versuchen zu verstehen woher die Angst kommt, und gleichzeitig sich entschieden gegen Missinformationen stellen.

Vermutlich werden wir nicht die Extremsten von irgendetwas überzeugen können, aber wenn Du die „Ja, aber“ Leute erreichen willst, solltest Du versuchen die Ängste der Menschen zu verstehen. Ich bezweilfe dass Du irgendwen auf sachlicher Ebene erreichst wenn derjenige sich nicht auf menschlicher Ebene ernstgenommen fühlt.

Und meine persönliche Meinung: so wie wir mit den Extremsten Positionen umgehen, fällt auf uns zurück wenn wir mit „Ja, aber“ Leuten sprechen.

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Oh je, ich glaube, wir haben da ein ziemlich großes Fass aufgemacht. Es geht im Grunde nicht um Arroganz oder Faulheit. Es geht darum, ob wir damit leben können, das Manche Dinge tun, die wir für falsch halten, weil sie es nicht besser wissen und weil sie keine Anstrengungen unternehmen, sich richtig zu informieren. Im Fall der Corona-Maßnahmen und Impfungen zeigt sich das besonders deutlich, weil das Verhalten der anderen recht unmittelbare Auswirkungen auf uns selbst hat. Aber das Prinzip lässt sich auch auf Klimaschutz, Fremdenfeindlichkeit oder diverse andere gesellschaftlichen Herausforderungen anwenden.

Ich gehe jetzt der Einfachheit halber mal davon aus, dass es ein eindeutiges „Richtig“ und ein eindeutiges „Falsch“ gibt. Wenn sich jemand falsch verhält, schadet es auch mir. Wenn ich sage, der ist selber schuld, dass er sich falsch (oder nicht) informiert hat, bringt mich das nicht weiter.

Na gut, ich kann mit den Schultern zucken und sagen: Es sind so wenige, die falsch informiert sind, dass es mich nicht weiter juckt. Vielleicht ist das auch der erste Hauptunterschied zwischen unseren Einschätzungen: Ich bin der Meinung, es ist im Fall der Impfung sehr wohl wichtig, dass mehr Bereitschaft erzeugt wird, auf welche Weise auch immer.

Der zweite Unterschied besteht in der Vorstellung, dass sich jede*r mit ein bisschen Anstrengung richtig informieren kann. Und das glaube ich halt nicht, vor allem, wenn die, die es besser wissen, sich mit „informier Dich mal“ abwenden, weil es ihnen zu mühsam ist, zur Informationsarbeit beizutragen. Information hat halt (mindestens) zwei Seiten. Und ich fürchte, die unaufbereitete wissenschaftliche Veröffentlichung kann kaum jemand verstehen, wenn er/sie sie denn überhaupt findet, und von unwissenschaftlichen Behauptungen unterscheiden kann.

Ich glaube aber, wir drehen uns mit unseren Argumenten etwas im Kreis, und deswegen wird das voraussichtlich auch mein letzter Beitrag zu diesem Thread sein. Eine letztendgültige Feststellung des besten Vorgehens wird uns eh nicht gelingen.

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Ich habe den Eindruck, hier ist etwas der roten Faden verloren gegangen. Am Ende, glaube ich, liegen unsere Positionen gar nicht so weit auseinander. Ich höre daher bewusst auf, auf konkrete Teilzitate einzugehen, sondern versuche es noch mal eher generell.

Ausgangspunkt meiner empfundenen Beiträge in diese Thread waren Beiträge anderer, in denen …

… die Frage aufgeworfen wurde, ob die Impfstoffzulassung in der EU in Frage gestellt wurde
… das uralte Argument „Langzeitfolgen können ja noch gar nicht festgestellt worden sein“ aufgeworfen wurde.

Es entstand zumindest bei mir der Eindruck, dass einige Teilnehmer der Diskussion den Forschern, Herstellern und Zulassungsbehörden nicht vertrauen und auf deren Seite grobe Fahrlässigkeit oder sogar Vorsatz im Hinblick auf gesundheitliche Schäden durch Impfungen zumindest für möglich halten.

Mein Appel war, doch bitte den Impfskeptikern und -gegnern keine unnötige Nahrung zu geben, wenn es dafür doch gar keine Anhaltspunkte gibt (wie sich in diesen Thread ja klar gezeigt hat).

Dem wurde entgegen gehalten, dass man doch die „nachvollziehbaren Ängste“ der Menschen erst nehmen möge.

Dem widerspreche ich grundsätzlich gar nicht. Aber genau das ist ja schon zur genüge geschehen: Wissenschaft, Politik und Medien haben bereits wirklich sehr viel gemacht, um solche Ängste zu nehmen, in dem sie ausführlich und wiederholt informiert haben. Menschen, die weder die Anstrengung noch die Zeit auf sich nehmen, um diese Information zur Kenntnis zu nehmen, zu verarbeiten und daraus nicht nur eine abwartende, sondern eine skeptische bis ablehnende Haltung abzuleiten, sollte wir eben nicht mit Verständnis oder Toleranz begegnen, sondern von ihnen einfordern, dass sie sich endlich richtig informieren! Niemand muss dafür wissenschaftliche Studien lesen, lange Artikel von Wissenschaftsredakteuren lesen, Pressekonferenzen von Politikern folgen - solange er den seriösen Medien Vertrauen schenkt, die diese Dinge mehr oder weniger gut zusammen fassen.

Lasst uns doch nochmal, um es wieder konkret zu machen, zu den Fakten zurückkommen, um die es hier ging:

  1. Die zugelassenen Impfstoffe wurde im Zuge der Zulassung den gleichen, umfassenden Testungen unterzogen wie alle früheren Impfstoffen auch.
  2. Die Zulassung erfolgte unter den gleichen strengen Vorraussetzungen wie früher.
  3. Langzeitfolgen sind extrem umwahrscheinlich: Es gab auch bei früheren Impfstoffen nie Nebenwirkungen, die erst nach 1, 3, 7 oder 10 Jahren festgestellt wurden.
  4. Nach all dem, was wir über die Impfstoffe wissen und an Erfahrung haben, sind die zugelassenen Impfstoffe sicherer als die Autofahrt zum Impfzentrum. Die Wahrscheinlichkeit für Impfschäden ist sehr, sehr, sehr viel geringer als die Wahrscheinlichkeit, durch Covid-19 einen schweren Schaden zu erleiden oder daran zu sterben (außer Menschen mit Prädispositionen, die im Rahmen des vorgeschriebenen Aufklärungsgespräch erkannt werden).
  5. Wenn sich nicht 60-70% der Menschen impfen lassen, werden wir entweder mit diese Pandemie und ihren für uns alle immer belastender werdenden Folgen noch sehr lange leben oder die Spaltung der Gesellschaft in (privilegierte) Geimpfte und (nicht -privilegierte) Nichtgeimpfte hinnehmen müssen.

Ich kenne kein ernstzunehmenden Argument aus der Welt der „wirklichen Realität“, die dem entgegensteht. Alle Menschen hatte und haben die Möglichkeit, sich diese Informationen mit vertretbarem Aufwand anzueignen.

Ich kann nicht erkennen, wie eine sachliche Güterabwägung zu einem anderen Schluss kommen kann als den, sich impfen zu lassen (wenn keine medizinische Kontraindikation vorliegt). Wer hier auf die persönliche Freiheit verweist, legt den Freiheitsbegriff einseitig und, wie ich finde, egoistisch (Free Rider) aus.

Ich habe grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn Menschen sagen: „Ich habe mich mit dem Thema noch nicht beschäftigt (bin eh erst frühestens in der 2. Jahreshälfte dran) und habe daher noch keine Meinung / Entscheidung getroffen.“

Mir fehlt das Verständnis für Menschen, die sagen: „Ich weiß nicht genug über das Thema / in [diesem oder jenem sozialen oder Boulevard-Medium] steht [dies oder das], deshalb bin ich skeptisch / werde mich nicht impfen lassen“. Das sind aktuell, je nach Befragung, zwischen 30 und 50% der Menschen! Und besonders schockierend finde ich, dass ein nicht unerheblicher Anteil des (medizinisch vorgebildeten) Pflegepersonals in Alters- und Pflegeheimen sich nicht impfen lässt!

Wer - aus welchen Gründen - den seriösen Medien misstraut und dann hofft, seriöse Antworten für derart komplexe Themen auf Twitter, Facebook (inkl. WhatsApp und Instagram), YouTube, geschweige denn Telegram oder auf bild.de zu finden … ist meist gar nicht „dumm“ oder „ungebildet“. Ich finde diesen Phänomen vielfach bei intelligenten, gebildeten Mitmenschen und viele Teilnehmer z.B. an Querdenker-Demos machen auf mich nicht gerade den Eindruck von tumben Tölpeln.

Das erschreckende: Man kann „Impfen“ wahlweise ersetzen durch „Maske tragen, Abstand halten, Kontakte einschränken“ oder auch „CO2 vermeiden, CO2-Preis hinnehmen und Umwelt weniger verschmutzen“ oder auch „Alltagsrassismus vermeiden“ oder, oder, oder … Das Problem bleibt das Gleiche: Realitätsverweigerung (mutmaßlich aus einem Gefühl der Überforderung). Für einen Bodensatz von gefühlt 15-20% der Bevölkerung scheint es völlig in Ordnung zu sein, sich bestimmten, angsteinflößenden Realitäten einfach nicht mehr zu stellen.

Und wir sollen das unwidersprochen hinnehmen und hoffen, mit etwas mehr Verständnis, Empathie und Erklärbär-Mühe könne man dieses Problem lösen? Ich glaube das nicht. Ich habe lange Jahre die Erfahrung gemacht: Man kann sich noch so den Mund fusselig reden, noch so viele Links auf Faktenchecks verschicken … - die erreicht man nicht mehr.

Das ist ein Phänomen, dass immer mehr auffällt, aber vermutlich schon sehr viel länger grassiert.
In einer Demokratie, die auf Diskurs und Kompromiss angewiesen ist, erodiert solche Realitätsverweigerung deren Fundament.

Wir müssen daher - nach einem ehrlichen Versuch der Überzeugung - die „jeder nach seiner Facon-“Toleranz einstellen und solchen Menschen konsequent zu verstehen geben, dass sie sich außerhalb der Gesellschaft stellen. Dazu bedarf es einer gewissen Konfliktfähigkeit und -bereitschaft (das ist wohl das, was andere hier als „polarisieren“ und „einseitig“ bezeichnen).

Ist diese Haltung wirklich „akademisch arrogant“ oder elitär?

Danke für die Rückfragen :slightly_smiling_face:

Für den Verbot von Kino-Besuchen sowie mehr Sanktionen (natürlich sowieso erst, wenn der Impfstoff der ganzen Gesellschaft zur Verfügung steht) spricht:

  • Dass sie die Motivation, sich impfen zu lassen, erhöhen könnten.
  • Dass die Bevölkerung besser geschützt ist und die Pandemie effizienter bekämpft werden kann.

Anmerkung: Was ich davon ausnehme, sind Verbote von Aida-Reisen, Weltenbummler usw. Bei denen kann man von mir aus eine Impfung voraussetzen, wobei ich mich frage, ob das nicht auch mit einem negativen Testnachweis getan werden könnte (zumindest weitgehend).

Gegen den Verbot von Kino-Besuchen sowie mehr Sanktionen spricht:

  • Dass sie das Misstrauen in die Regierung usw. erhöhen könnten (Gerade bei denen, wo schon Misstrauen in die Pharmafirmen usw. da ist. Und mal ehrlich: Kritik an der Pharmaindustrie sowie dem Gesundheitssystem ist berechtigt. Deshalb würden diese Verbote in meinem Umfeld bei Vielen die Angst nur noch verstärken und bestätigen. Zudem würde es viele Menschen empören, die einfach großen Wert auf ihre Freiheit legen. Das würde zur Folge haben, dass sich Frustration erhöht)
  • Wenn wir davon ausgehen, dass die 60% einer Herdenimmunität mit Freiwilligkeit erreicht werden und sowieso alle, die sich selbst schützen wollen, den Schutz auch haben können (ergo sich impfen lassen können), wieso muss man dann noch auf mehr Einschränkungen setzen? Zudem auf Kosten der Freiheit? Verstehe ich überhaupt nicht.

Wenn man meine Einschätzung des ersten Gegenarguments überhaupt nicht teilt und zudem davon ausgeht, dass sich keine freiwilligen 60% finden werde, dann kann ich verstehen, dass man zu einem anderen Schluss kommt als ich. Allerdings kann ich einfach nicht umhin von meinem Umfeld und meiner Einschätzung der Gesellschaft auszugehen. Deshalb bin ich einfach sehr sicher, dass sich die Lage dieses Landes, also die Krise (die nicht nur aus Krankheit und Tod, sondern auch aus Einsamkeit, Depression und Spaltung besteht) am besten so beenden lässt, dass wir möglichst sanft und mit möglichst großem Verzicht auf alle weiteren zusätzlichen Einschränkungen hinaussteuern.

Nun die geschätzten 60% bedeuten ja nur, dass die Anzahl an Neuinfizierten pro Tag ab diesem Level wieder fällt, nicht, dass plötzlich das Corona-Virus nicht mehr da ist.

Ich habe keine starke Meinung zu Kinobesuchen speziell, finde aber schon, dass es legitim ist, Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, von Veranstaltungen auszuschließen, die Superspreader-Potenzial haben, solange das Corona-Virus nicht sehr stark zurückgedrängt ist.
Denn Impfungen helfen leider nicht immer und nicht jedem. Zum Glück kann, soweit ich weiß, fast jeder Mensch mindestens einen der Impfstoffe gefahrlos bekommen (bis auf Menschen, die stark allergisch reagieren. Zum Glück ist das extrem selten), allerdings wird sie nicht bei allen Menschen wirken, wenn auch bei über 90 Prozent (zumindest bei den Pfizer und Moderna Impfungen).
Die weltweit letzte Pockentote war zum Beispiel geimpft:

Insofern ist die Freiheit der Ungeimpften die Unfreiheit derjenigen, die sich zwar geimpft haben, bei denen die Impfung aber nicht angeschlagen hat. Und da finde ich es gerechtfertigt, denen den Zuschlag zu geben, die nun wirklich alles getan haben, um sich und andere zu schützen.

Ich habe in der Corona-Krise (aber auch bei der Klima-Krise) sehr stark den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen mit „Freiheit“ nicht „Freiheit“ schlechthin meinen, sondern eher „Freiheit, aber ohne, dass ich die Konsequenzen tragen muss“, sozusagen ein „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ auf der individuellen Ebene.

Ob es tatsächlich die Pandemie schneller und mit weniger Leid beendet, Impfmuffeln den Kino-Besuch zu verwehren, weiß ich nicht, aber es könnte sein. Jetzt würde ich sowas nicht beschließen, aber es schon kategorisch ausschließen sicher auch nicht.

So oder so sollte man solche Beschränkungen natürlich zeitlich begrenzen, bis Covid durch die Herdenimmunität kein Problem mehr darstellt.

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Kleiner (wiederholter) Einwand: Bisher nicht oder nur mit unkalkulierbarem Risiko impffähig sind Kinder, Schwangere, Stillende und Allergiker. Das sind aus meiner Perspektive doch zu viele für „fast alle“. Und die (bzw wir :wink:) sind keine „Impfmuffel“ oder „Corona-Leugner“. Wir haben einfach keine Grundlage, die eine freie Entscheidung zulässt.

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Oh, das ist wahr. Tut mir Leid, ich bin erst spät in den Thread eingestiegen, deshalb habe ich den Einwand nicht mitbekommen.

Für die konkrete Maßnahme sehe ich allerdings insofern kein Problem, als dass man für diese Gruppen einfach Ausnahme machen kann, falls tatsächlich Beschränkungen für echte Impfmuffel beschlossen werden.

Missbrauch ist, denke ich, wohl beherrschbar. Schwangere haben ja meist einen Mutterpass, Kinder erkennt man auch ganz gut, AllergikerInnen kriegen ein Attest und Stillende… Na wenn die eine oder andere junge Mutter sich nicht impfen will und nicht stillt, letzteres aber behauptet und so ins Kino kommt, wird das im Großen die Pandemie wohl nicht messbar verlängern

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Das klingt dramatischer als es ist.
Bei Kindern, schwangeren und stillenden Müttern sind die Impfstoffe noch nicht zugelassen, da man hier erst mögliche Risiken prüfen möchte und bei diesen Gruppen besonders vorsichtig ist. Es gibt zumindest bei den RNA Impfstoffen keinen Grund von tatsächlichen Risiken auszugehen, Vorsicht ist aber natürlich sinnvoll.

Bei Allergikern betrifft die Einschränkung nur eine kleine Anzahl an Personen und diese können sich entweder später mit anderen Impfstoffen impfen lassen oder das Risiko einer allergischen Reaktion eingehen, welche vor Ort natürlich direkt medizinisch aufgefangen wird.

Ich hatte nicht die Absicht zu dramatisieren.

Allerdings stellt sich mir als Betroffene die Frage: Darf ich selbst entscheiden, ob ich mich impfen lasse bzw. dürfen Ärzte mich mit einem für meinen Fall nicht zugelassenen Impfstoff überhaupt impfen? (Obwohl Studien andererseits nahelegen, dass Schwangere ein leicht höheres Risiko eines schweren Verlaufs haben.)

Was ich mit dem oberen Kommentar sagen will: Wenn diese Gruppe von werdenden/stillenden Müttern und Kindern nicht geimpft werden dürfte, wäre das 1. ein signifikanter Anteil für das Erreichen oder Nicht-Erreichen der angestrebten Herdenimmunität und 2. müsste man diese Gruppe bei der Diskussion um Erleichterungen/Lockerungen für Geimpfte berücksichtigen.

Es geht in meinen Augen nicht, die Nicht-Impffähigen mit den Impfverweigerern in einen Topf zu werfen, nach dem Motto „Wer ins Kino will, soll sich halt impfen lassen“. In die Richtung war der Kommentar, auf den ich mich bezog, ausgerichtet. Ich wollte eher klarstellen, dass es zwischen Geimpften und Impfverweigerern noch die Nicht-Impffähigen gibt und diese Gruppe nicht mal klein ist.

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