LdN 212 - Aktuelle Corona-Maßnahmen

Danke für die Erläuterung @Kiteamangu.

Ich denke wir sind gar nicht so weit entfernt. Ich denke halt das man dieses Bild vom „kleinen Vermieter“ nicht so stehen lassen kann, weil es rein vom Vermögen und dem Einkommen her nicht belastbar ist. Von der Größe dürfte ja nicht die Rede sein :wink: Das bedeutet natürlich nicht das jeder der Geld in dieses Feld investiert reich ist.

Was ein fairer Lastenausgleich ist, ist natürlich eine große Frage. In der Vergangenheit hat man da aber z.B. auch die Bodenwerte herangezogen, die man aktuell an Eigentümer verschenkt.

Danke auch für die Erläuterung mit dem „privaten Kleinanleger“, ja das dürfte es sicher geben. Aber die Aussage mit der Rentabilität von Wohnungsimmobilien stimmt im Kern, bei geringerer Volatität als bei Aktien. Die Sache wo wir wahrscheinlich nicht unter einen Hund kommen ist das hier v.a. private Kleinanleger thematisiert werden, aber die im Vergleich zum institutionellen Bereich einen verschwindend geringen Anteil ausmachen. Sofern der „Kleinanleger“ nicht wieder als Person mit paar Wohnungen in der Hinterhand verstanden wird.

Das du das Monopol-Argument ein wenig beim Gewerbe nachvollziehen kannst, freut mich. Ähnlich - aber weniger sichtbar - ist es aber auch beim Wohnraum so. Auch hier wird mit bestimmten Lagequalitäten geworben und das Grundstück macht durchschnittlich schon 2010 37% des Immobilienwertes (Table 2: Paper nicht frei verfügbar) aus. Wie du richtig schreibst hat bei Wohnraum die Nachfrageseite keine Verhandlungsmacht - wer will denn unter der Brücke schlafen?

Für viele hat sich aber durchaus geändert wieviel sie für Wohnen ausgeben könnten (Nachfrageseite). Aber auch die Lage-Qualitäten der Wohnung haben sich verändert (Angebotsseite). Ob sich das in Anpassungen der Miete äußert - sicherlich nicht, denn wie auch im Gewerbebereich scheint das eine durchsetzbare Position zu sein.

Natürlich ist die Lagequalität und der Boden an sich Bestandteil des Mietvertrages, schließlich zahlt man dafür. Bei einem Mietvertrag wurde mir erzählt das die Lage so gut sei, weil der bayerische Staat in kurzer Entfernung Millionen Euro in ein Naherholungsgebiet gesteckt hat. Und auch ein guter Bäcker sei in der Nähe - andersrum, wieso zahle ich „dafür“ Geld an den Vermieter?

Ich plädiere nur dafür zwischen Wohnung und dem Boden zu differenzieren. Die Wohnung kommt vom Vermieter, dafür kann er Geld verlangen. Bei den Boden- bzw. Lagewerten ist das anders.

Ein Beispiel dafür wo man diffenziert ist übrigens das sehr „kapitalitische“ Singapur. Der Staat hat hier weitgehend Pachtzahlungen für Land erlassen, was absehbar dazu führt das die Geschäfte nicht noch zusätzlich belastet werden mit Zahlungen, die realwirtschaftlich nicht zu erbringen sind.

Alles gute!

Wenn du einen Nachweis willst, inkl. der Methodik der Studie, frag danach. Aber wenn du nach einer Definition fragst von „Durchschnitt“, sei darauf gefasst das man eine solche anbietet. Nichts für Ungut, aber da antworte ich jetzt nicht mehr auf deine Beiträge ab jetzt. Der Ton - auch in anderen Beiträgen von dir - lässt bisschen zu wünschen übrig.

Ich finde das schon ein Unterschied…

Wer sich in ein Auto setzt, der kennt das Risiko… Der weiß, dass Unfälle passieren.
Abgesehen davon, reden wir von 3000 Verkehrstoten in Deutschland - und mittlerweile 30.000 Coronatoten.
Vom Jahr 2020 werden Historiker noch lange reden.

Sorry, was Du hier machst ist Manipulation übelster Natur.
In der von Dir verlinkten Quelle steht, dass die Kinder aufgrund von „direkten und indirekten Folgen von COVID-19“ sterben. NICHT vom Lockdown.

Was ich schon immer mal sagen wollte", kann ich das als Radfahrer in Mainz nicht bestätigen. Dass im Innenstadtbereich komplett auf Tempo 30 umgestellt wurde, hat zwar hauptsächlich Umweltgründe, aber es kommt den Radfahrern DEUTLICH zugute.

Zusammenfassend:
Derartige Rundumschläge á la „Was ich schon immer mal sagen wollte!“ sind nervig und sinnbefreut, umso mehr wenn hier gelogen und manipuliert wird, was die Quellen angeht.

Und mal ehrlich: Sollen wir in einer Lokalzeitung nicht mehr über einen Verkehrsunfall berichten, nur weil in Afrika Kinder an Hunger sterben? Egal warum es geht: Du wirst immer jemanden finden der schlimmer dran ist.
Und was hat das mit Doppelmoral zu tun, dass man sich einen Bereich raussucht, in dem man gutes tut? Soll ich dem Penner vor dem REWE Markt keine Stulle mehr kaufen, weil ich für die 5 Euro auch ein Kind in Afrika für einen Monat das überleben sichern könnte?

Nenne mir ein beliebiges Beispiel, und ich zeige Dir jemanden, dem es beschissener geht…

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Das Gehalt mag leicht über dem Durchschnitt liegen. Das Vermögen nicht. Die Immobilienbesitzer die ich zu Hauf kenne, sind Facharbeiter, Sozialpädagogen, Ingenieure. Die Gehälter liegen vermutlich allso im Bereich von 30.000 bis 50.000.
Sehr häufiger Fall auf dem Land sind sind Familien die sich ein Haus mit einer Einliegerwohnung gekauft haben, um überhaupt in der Lage zu sein, den Kredit zu stemmen.

Und mag sein, dass die mehr verdienen als irgendein Bandarbeiter, so ist das für mich trotzdem „Normalbevölkerung“ (wie Du es nennst). Also Leute, die ein Mietausfall extrem hart trifft.

Nein, natürlich liegt das Einkommen von Personen mit Immobilienbesitz (streng genommen nicht notwendigerweise der direkte Vermieter) deutlich über den Durchschnitt. Vom Vermögen privater Haushalte und Organisationen, etwa 15 Billionen Euro, entfallen 5,2 Billionen Euro auf Bauten und zusätzlich 3,5 Billionen Euro auf Landbesitz (Bundesbank, S. 14).

Die Interessante hier ist das ständig empirisch falsch vom „kleinen Vermieter“ gesprochen wird, man sich gegen eine Besteuerung wehrt und damit nur die Vermögen einiger weniger Reicher schützt, die in Wirklichkeit den Großteil des Landes besitzen. Sowohl wörtlich, als auch im übertragenen Sinne.

Mehr:

https://www.bundesbank.de/resource/blob/794130/d523cb34074622e1b4cfa729f12a1276/mL/2019-04-vermoegensbefragung-data.pdf (S. 16 mal auf die Zusammensetzung, und Verteilung achten)

Finde diesen Beitrag ehrlich gesagt relativ beschämend. Selbstverständlich besteht ein Unterschied zwischen Corona-Toten und Verkehrstoten. Und daran ändert auch nichts wenn, Ihnen in Mainz im Kreisverkehr mal wieder die Vorfahrt geschnitten wurde. Also wirklich.

Das Teilnehmer am Verkehr sterben ist tragisch, aber der Teilnehmer des Verkehrs hat sich freiwillig in diese Risikosituation begeben. Hat sich die 75 Jährige auch freiwillig dem Risiko eines frühzeitigen Todes durch Covid-19 ausgesetzt? Ich denke nicht.

Desweiteren sind die Zahlen über die angeblich tausenden Kinder die an den Folgen des Lockdowns sterben unzutreffend, darauf wurde durch Dave schon richtig hingewiesen.

Das Argument, dass anderswo ja auch Leute sterben ist dann schließlich der Gipfel des Zynismus. Da fragt man sich warum Sie überhaupt Nachrichten verfolgen. Stirbt doch eh immer grad irgendwo irgendwer anders. Was soll ich mich da über die Toten hier aufregen?

Ob jetzt ein Nationalgedenktag für Corona-Tote irgendetwas bringt, sei mal dahingestellt. Man kann denke ich mit guten Gründen sagen: „Das ist billig und bringt gar nichts, stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren die Pandemie vernünftig zu bekämpfen. Die Verstorbenen können sich nichts dafür kaufen und die Angehörigen auch nicht.“

Aber ich denke die Argumentation - wie sie ja auch in der Lage gemacht wurde - das den Verstorbenen dadurch auch im öffentlichen Bewusstsein ein Gesicht gegeben wird, hat zumindest auch etwas für sich.

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Hallo Dave,

Zunächst einmal:
den Fehler mit der Quelle muss ich mir anziehen; gar keine Frage. Dennoch ist hier sicher nicht gemeint, dass die Kinder an der Krankheit an sich sterben, sondern an den wirtschaftlichen und (geo-) politischen Auswirkungen. Diese problematisiert ja eben der Artikel.

„Nenne mir ein beliebiges Beispiel, und ich zeige Dir jemanden, dem es beschissener geht…“

Sie haben meinen Punkt wirklich im Ansatz nicht verstanden. Aber das mag auch daran liegen, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Ich kritisieren den Vorschlag eines nationalen Corona Trauertages. Das heißt, ich kritisiere eine Doppelmoral auf einer systemischen, nationalen Ebene. Ihr Supermarkt Beispiel spielt sich auf der individuellen Ebene ab. Wenn nationale und institutionell getrauert wird, diskreditiert das Tote, die wir als „normal“ erachten (Beispiel Straßenverkehr) und dennoch leicht zu verhindern wären. Dass wir uns ständig individuell moralisch widersprechen, steht ja außer Frage.

„Wer sich in ein Auto setzt, der kennt das Risiko… Der weiß, dass Unfälle passieren.“

Aha, also wenn ich auf mein Rad setze und umgefahren werde, bin ich also selbst Schuld, weil ich das Risiko kenne? Interessante Logik. Ich bin als Radfahrer nun einmal schwach und bin leider auf die Vernunft und Rücksicht der Autofahrer angewiesen, da ich die Infrastruktur in Deutschland auf das Auto ausgerichtet ist. Da Sie sich ja in Mainz auskennen, wäre hier die Kaiserstraße und Rheinstraße ein gutes Beispiel, wo es jeweils 2 Spuren (eine Richtung) für Autofahrer gibt und keine für Radfahrer. Aber gut, das soll jetzt hier nicht die Diskussion sein.

Mein Punkt: Es geht hier auch nicht um 3000 gegen 30000 Tote. Wir könnten auch über Tote im Mittelmeer, Tote wegen bakterieller Infektionen in deutschen Krankenhäusern oder Tote wegen Feinstaubbelastung sprechen und eben auch tote Radfahrerinnen. Alle diese toten Menschen ließen sich mit politischer Anstrengung deutlich senken und sind tragisch und betrauernswert. Und es ist mir absolut unverständlich, warum ich jetzt um den Corona Toten trauern soll, aber um die Toten, die an anderen Krankheiten oder sehr leicht vermeidbaren Tragödien sterben, nicht.
Mich schockiert die humanistische Selbstinszenierung, die manche Politiker
innen an den Tag legen. Der CDU Abgeordnete Torbjörn Kartes twittert beispielsweise, wie sehr ihn eine Todesanzeige geschockt hat und dass ja jedes Leben gleichviel wert sei. Aber bei der Abstimmung am 20.3 im Bundestag mit dem Thema „Aufnahme besonders schutzbedürftiger Geflüchteter aus den griechischen Lagern“ stimmt er mit Nein. Entschuldigung, aber das passt doch nicht zusammen. Das meine ich ich mit der Doppelmoral. Aber ich gebe Ihnen Recht. Doppelmoral ist leicht misszuverstehen, da niemand von uns die Welt retten kann. Humanistische Selbstinszenierung gefällt mir besser.
Wie schön wäre es, wenn nach Corona das menschliche Leben mal wirklich in den Vordergrund rückt. Und um dieses zu schützen, gäbe es so viele Möglichkeiten. Von kluger Verkehrspolitik bis zum Verbot von Waffenexporten nach Saudi Arabien. Wenn wir jetzt schon als Bevölkerung gemeinsam kollektiv trauern sollen, dann wäre es doch schön, wenn wir uns um den Wert des Lebens mal Gedanken machen und überlegen wie wir es nach Corona auf anderen Ebenen schützen.

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Das wäre nur ein Argument, wenn ausschließlich KFZ-Insassen Opfer von Verkehrsunfällen würden. Derzeit kostet alleine spazieren gehen in Bayern um 21h05 500 Euro, mit 100 km/h (!) in der Dreißigzone vor der Grundschule 480 Euro.

Nein, das bedeutet das sicher nicht. Nicht umsonst haben wir bisher von unterdurchschnittlich und überdurchschnittlich gesprochen. Das ist ein eindeutiger Faktor. Die Begriffe „arm“ und „reich“ sind ein komplexes Thema. Wenn Du behauptest Jemand der über Durchschnitt ist, ist reich, hast Du ganz grundsätzlich etwas nicht verstanden. Das bedeutet im Umkehrschluss nach Deiner Logik, dass Jemand mit 60.000 Euro Gesamtvermögen arm ist und Jemand mit 80.000 Euro Gesamtvermögen aber reich. Du merkst selber, so einfach kann man es sich nicht machen.

So ganz spontan gegoogelt scheint man als „reich“ zu bezeichnen wer zu den oberen 10 Prozent gehört. Es sind also 40% aller überdurchschnittlich Vermögenden nicht als reich zu bezeichnen, sondern eben nur als überdurchschnittlich vermögend. Was aber auch mal keine absolute Aussage ist, denn die Sache mit den Durchschnitten hat seine Tücke.

Sich nur ans Durchschnittsvermögen zu Klammer bringt einen da ja auch nicht weiter. Wenn im Land mehr Leute vermögender werden, steigt natürlich automatisch der Durchschnittswert. Somit werden Statistisch immer mehr Leute ärmer, weil sie unter den steigenden Durchschnitt fallen. Bleibt der Lebensstandart aber gleich, änder sich für die Leute doch nichts. Es ist also nur eine statistische Neiddebatte, weil es Menschen gibt die mehr haben.

Bei der gegoogelten „reich“ Definition ist mir dann auch gleich noch aufgefallen, das dort vor allem das Einkommen heran gezogen wird. Also auch hier wieder die These, dass das Gesamtvermögen nur bedingt als Maßzahl heran gezogen werden kann. Manches Vermögen ist halt auch totes Kapital.

Erstens reden wir bei Mietausfällen nicht von einer Einkommensbesteuerung, für die ich ja plädiert habe, sondern einem Umsatzausfall. Das macht einen gewaltigen Unterschied aus!

Zweitens ist die Angst nicht so unberechtigt, denn seit Jahrzehnten werden die hohen gegen die niedrigen Einkommen ausgespielt und das wirklich große Geld, dass die großen Konzerne raus tragen, lacht sich darüber kaputt wie „die Dummen da unten“ sich um die Brotkrumen streiten. Jetzt auch mal überspitzt ausgedrückt.

Gruß
Kite

Hallo,

danke für Ihren Beitrag. Die schrieben: „Das ist billig und bringt gar nichts, stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren die Pandemie vernünftig zu bekämpfen. Die Verstorbenen können sich nichts dafür kaufen und die Angehörigen auch nicht.“ Da bin ich erst einmal absolut Ihrer Meinung! Ich würde auch den Begriff der Doppelmoral auch so nicht mehr verwenden. Was mich aufregt, ist die moralische Selbstinszenierung einiger Politiker*innen. Bei Corona twittern, wie traurig man ja so über die Opfer ist, aber dann im Bundestag dagegen stimmen, wenn es um die Notevakuierung von Geflüchtete aus Moria geht. (siehe hierzu Torbjörn Kartjes).
Sie werfen mir Zynismus vor. Da kann ich auch. Sie schreiben:
„Das Teilnehmer am Verkehr sterben ist tragisch, aber der Teilnehmer des Verkehrs hat sich freiwillig in diese Risikosituation begeben.“
Die Frau, die vom abbiegenden LKW überfahren wird, hat halt leider Pech gehabt. Sie hat sich ja dem Risiko selbst ausgesetzt. Das nenne ich mal zynisch. Das die circa 50 Menschen, die bei diesen Unfällen ums Leben kommen, noch leben würden, gäbe es einen verpflichtenden Abbiegeassistenten für LKWs, will niemand wissen. Und trauern muss man über diese Opfer nicht, sie hätten ja nichts aufs Rad steigen müssen?! Sehr merkwürdige Argumentation.
Und wissen Sie, das ist genau mein Punkt. Diese Opfer sind vermeidbar, wenn man nur will und nicht so zynisch wie Sie argumentiert „Sie/Er hätte sich dem Risiko ja nicht aussetzen müssen“.
Ich bin für jede Lockdown Maßnahme, wenn sie auch nur ein Menschenleben rettet. Aber ich erwarte auch, dass wir uns als Gesellschaft mal darüber Gedanken machen, wie Menschenleben denn auch in anderen Bereichen geschützt werden können. Und er Straßenverkehr ist hier nur ein Beispiel. Sie werden sicherlich keinen Gedanken daran verschwenden, denn der tote Radfahrer oder Fußgänger ist am Ende ja selbst Schuld. Er hätte sich ja nicht in die Situation begeben müssen.

Danke Konsi für die Zahlen!

Das ist genau die von mir angesprochene Absurdität. Wenn es um den Schutz des menschlichen Lebens geht, dann ist uns bei Corona keine Strafe zu hart. Aber ein flächendeckendes Tempo 30 in den deutschen Innenstädten ist dem Autofahrer ja nicht zuzumuten.

Ich fürchte da werden wir uns wohl nicht ganz einig werden. Klar ändert sich das zur Verfügung stehende Budget wenn sich die Lebensumstände ändern. Ist dieser Effekt temporär, ist es sinnvoll durch Stundung dem Mieter zu ermöglichen die Zahlung etwas zu strecken.
Ist die Situation jedoch dauerhaft, wird den betroffenen nichts anderes übrig bleiben sich günstigeren Wohnraum zu suchen. So funktioniert das System eben.

Jetzt mal besondere soziale Härten ausgenommen.

Zum Lagequalität habe ich ja schon geschrieben:

Was nicht im Vertrag steht, auf dessen Einhaltung kannst Du auch nicht pochen. Auch hier gilt, sollte sich die Lagequalität dauerhaft ändern hast Du die Option ein anderes Objekt zu suchen bei dem für Dich Preis und Angebot besser zueinander passen. Sollte der Mieter niemand mehr finden, der den ursprünglichen Preis zahlt, werden die Mieten sinken.

Gruß
Kite

Das ist natürlich grober Unfug. Wenn jemand bei einem Ski- oder Autorennen stirbt, würde ich das Argument der Freiwilligkeit ja noch gelten lassen. Aber Straßenverkehr? Ich weiß ja nicht in welcher Welt Sie leben. Aber in meiner Welt muss!!! ich die Wohnung verlassen, um meine sozialen und wirtschaftlichen Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Und wenn ich das tue und nicht in ein Auto steige, bin ich als Fußgängerin oder Radfahrerin besonders vulnerabel. Und an dieser Stelle stört es mich gewaltig, dass so getan wird, als könne man gegen Tote im Straßenverkehr nichts tun. Wenn hier dieselbe Anstrengung an den Tag gelegt werden würde, wie bei Corona (beispielsweise mal angemessene Strafen für zu schnelles Fahren), dann hätten wir hunderte Verkehrstote jedes Jahr weniger. Bitte alles menschenmögliche tun um Menschen vor Corona zu schützen. Aber bitte auch alles menschenmögliche um andere vulnerable Gruppen im Alltag zu schützen. Und hier trifft Konsi ja den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf! Danke!

Lieber Ulf, lieber Philipp,

ich möchte Euch im Hinblick auf Eure Corona-Berichterstattung in diesem Jahr an dieser Stelle ganz herzlich danken und eine kurze Episode aus meinem Jahr schildern, um nochmal deutlich zu machen, wie elementar funktionsfähige Intensivstationen sind und dass das kein abstraktes Interesse ist, sondern jeder ganz unvorhergesehen plötzlich auf diese Funktionsfähigkeit angewiesen sein kann - ich hoffe, mein Beitrag passt an diese Stelle!

Ich möchte Euch zunächst herzlich dafür danken, dass Ihr in diesem Jahr eine so deutliche Position für den Schutz von Menschenleben eingenommen habt und zuletzt auch die vielen Schicksale aufgrund der vielen Todesfälle in den Blick genommen habt, das hat mir sehr viel bedeutet und war für mich eine große Hilfe.

Die öffentliche Debatte hat gezeigt, dass auch eine andere Einstellung, die den Schutz von Menschenleben durch Maßnahmen gegen SARS CoV 2 in den Hintergrund rückt und stattdessen deren wirtschaftliche und soziale Begleiterscheinungen in den Vordergrund stellt, von vielen vertreten wird und sicher auch durchaus legitim ist. Und trotzdem war es für mich schon das gesamte Jahr über schwer erträglich, wenn der Schutz des Lebens nur als eines von vielen Gütern und Interessen bewertet wird und mehr oder weniger gleichrangig neben anderen Interessen etwa wirtschaftlicher Art gestellt wird. Zumal, wie Ihr auch herausgearbeitet habt, aus wissenschaftlicher Sicht viel dafür spricht, dass der konsequente Schutz von Menschenleben wirtschaftlichen und anderen sozialen Interessen - leicht nachvollziehbar - natürlich im Ergebnis auch nicht entgegensteht. Ich danke euch dafür, dass Ihr den konsequenten Schutz von Menschenleben auch trotz der damit einhergehenden Beeinträchtigungen von individueller Freiheit so prominent unterstützt habt. Ich denke, eure Position hat unmittelbaren Einfluss auf die Akzeptanz in der Bevölkerung für die entsprechenden Maßnahmen.

Was es bedeutet, ob im Land funktionsfähige Intensivstationen zur Verfügung stehen, wurde für mich in diesem Jahr leider unmittelbar erlebbar und ich möchte hier ganz kurz darauf hinweisen, da auch für mich zuvor nicht klar war, was das eigentlich bedeutet. Eine Angehörige von mir hatte im Laufe des Jahres einen ganz plötzlichen Herzstillstand, musste wiederbelebt werden und lag mehrere Tage künstlich beatmet im künstlichen Koma. Ich habe gesehen, was eine Versorgung auf einer solchen Station bedeutet und möchte daher kurz darauf hinweisen: Die Menschen, die dort liegen, würden ohne diesen Platz überwiegend sofort versterben. In der Regel werden dort drei Patienten durch eine Pflegekraft versorgt. Wenn keine Kapazitäten für die Intensivpflege zur Verfügung stehen, können Menschen in allen möglichen Notsituationen nicht gerettet werden, sondern sterben. Ganz praktisch bedeutet das, dass aus dem Rettungswagen in einer solchen Situation herumtelefoniert wird, wo ein entsprechendes Intensivbett zur Verfügung steht. Die Angehörige konnte nur dadurch gerettet werden, dass ein solches ganz nah zur Verfügung stand und dort genügend Personal und ein Beatmungsgerät vorhanden war. Ich möchte mit dieser Episode kurz darauf hinweisen, dass es absolut unvorstellbar und grauenhaft wäre, wenn wir in die Situation kommen würden, dass eine entsprechende Versorgung in Notfällen - egal ob durch das Virus oder die vielen sonstigen möglichen gesundheitlichen Notsituationen - nicht mehr möglich wäre.

Die Diskussion betrifft im Endeffekt daher keine rein abstrakten Themen, sondern die ganz konkrete Frage, ob Menschen in lebensgefährlichen Notsituationen, wie sie jeden in jedem Moment treffen können, am Leben gehalten werden können oder sterben. Auch wenn - wie hier diskutiert wird - auch andere Gefahren wie der Straßenverkehr bestehen, was auch aus meiner Sicht kaum hinzunehmen ist, hat es doch eine gänzlich neue Qualität, wenn wegen der neuen Bedrohung durch das Virus die Möglichkeit einer Intensivversorgung ganz grundsätzlich bedroht ist. Auch wenn das abstrakt klar ist, sollte man sich aus meiner Sicht nochmal ganz konkret auf sich und seine Bekannten und Angehörigen bezogen vergegenwärtigen, weswegen man wirklich alles daran setzen muss, eine Überlastung zu vermeiden. Und zu diesem Zweck daher auch ganz erhebliche soziale und wirtschaftliche Einschnitte hinnehmen sollte, um das Leben als elementarstes Gut zu schützen.

Wenn ich es nochmal etwas zugespitzt auf den Punkt bringen darf: die Möglichkeit zum Einkaufen, zur Fortführung eines Wirtschaftsbetriebs, zu einem uneingeschränkten Sozialleben und auch der Besuch von Kulturveranstaltungen ist eben nicht lebensnotwendig (so zentral diese Güter selbstverständlich auf längere Sicht sind!) - lebenswichtig ist genügend Personal im Rettungsdienst, auf der Intensivstation und ein freies Beatmungsgerät.

Herzlichen Dank für Eure wöchentliche Sendung. Sehr beeindruckend, wie gut recherchiert und gleichzeitig fundiert meinungsstark Ihr das macht.

Viele Grüße

Ich verstehe den Einwand schon „das etwas nicht im Vertrag steht“, aber wäre es nicht Bestandteil würde nicht dafür bezahlt werden. Wohnen ist in gewissen Lagen teurer, und das hat eben mit diesen Lagequalitäten zu tun. Da Landbesitz ein natürliches Monopol ist, sind auch die Möglichkeiten sich einfach eine neue Wohnung zu suchen sehr beschränkt.

Wie auch beim Gewerbe beharrt der Land- und Gebäudebesitzer gegebenfalls auf seine Verhandlungsmacht, die ihm durch das Bodenmonopol gegeben ist. Ein Umzug geht mit enormen Aufwand einher und wird wohl nur durchgeführt wenn eine Verbesserung zu erwarten ist. D.h. eine vergleichbare Gewerbefläche müsste günstiger geworden sein, was gesamtwirtschaftlich nicht aufgeht wenn - wie Umfragen zeigen - Gewerbevermieter zu großen Teilen an den Mieten festhalten wollen. Mögliches Resultat ist Geschäftsaugabe.

Im Wohnungsbereich, dem ähnlich, wird wohl am privaten Konsum gespart werden (was eigentlich in der Krise wichtig wäre) oder Menschen werden in wohnbezogene Unterstützungsleistungen rutschen. Auch hier wird ein Umzug nur durchgeführt werden, wenn eine Verbesserung der Position erfolgen kann - was in den allermeisten Fällen durch die riesige Diskrepanz zu den Neuvermietungsmieten nicht der Fall ist.

So gesehen ist der Hinweis sich einfach ein neues Stück Land mit einem Gebäude zu suchen, eher zynisch und theoretisch, weil es eben nichts an der realen Situation ändert. In anderen Wirtschaftsbereichen, die unter Wettbewerb stehen, verändern sich auch Preise auf veränderte Angebots- und Nachfragebedingungen. Das dies mit Land und folgend mit den darauf stehen Immobilien nicht der Fall ist illustriert nur, das es hier um einen Wirtschaftsbereich handelt, der selbst in der Lage ist (wörtlich, wie sprichwörtlich) die Preise auf Kosten Dritter zu setzen.

Ich danke nochmals für den Austausch und denke das aus meiner Sicht damit alles gesagt ist.

Ich hab das schon verstanden… Aber ich sehe da immer noch keine Doppelmoral. Corona war ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur Todesopfer zur Folge hatte. Das ist ähnlich wie 9/11: Die Welt ist nicht mehr die gleiche danach.

Es sind auch seit 1945 mehr Menschen im Straßenverkehr umgekommen, als im zweiten Weltkrieg gestorben. Trotzdem gibt es für letzteres diverse Gedenktage, für ersteres nicht - und zwar zurecht. Auch das hat nichts mit Doppelmoral zu tun.

Und ja, Corona betriff hier so gut wie jeden. Wenn in Afrika Menschen an Hunger sterben, betrifft uns das erstmal nicht.
Denn hungernden Menschen müssen wir natürlich helfen, aber dafür müssen wir keinen Feiertag einführen (davon haben sie auch wenig). Für Dinge, die uns selber betreffen, finde ich das allerdings schon gerechtfertigt.

lg, Dave

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Ist für mich das gleiche…
Skifahren => gefährlich
Straßenverkehr => gefährlich

Bei beidem muss man mit Unfällen rechnen und entsprechend vorsichtig sein.

Wer sich (auch als Fußgänger) in den Straßenverkehr begibt, weiß, dass es ein gewisses Risiko gibt, dass er dabei zu schaden kommt. Damit muss man einfach rechnen.

Man muss aber nicht damit rechnen, dass man durch einem Terror-Anschlag oder einem Killervirus niedergestreckt wird.
Und DAS ist der Unterschied! Deswegen geben wir mehr Geld für Terrorbekämpfung als für Sicherheit im Straßenverkehr aus.

Denn sonst könnten wir uns - nach Deiner Logik - die Terrorbekämpfung auch komplett sparen. Denn es kommen jährlich in in Deutschland vermutlich circa 3,785 Menschen durch Terroranschläge um’s Leben.
Und die Verhältnismäßigkeit der Terrorbekämpfung kritisiere ich daher tatsächlich, aber finde sie als solches aber eben trotzdem wichtig.
Die Chance durch Terror um’s Leben zu kommen geht gegen Null. Aber es könnte eben jeden jederzeit treffen und nicht jemanden, der sich - wie im Straßenverkehr - einem kalkulierbaren Risiko aussetz.

Wieso nicht? Viren gibt es länger als Automobile? Es gibt bei allen legalen Aktivitäten ein gesellschaftlich akzeptiertes Risiko, vom Straßenverkehr bis zum Betrieb eines Atomkraftwerkes. Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich mit einer infektiösen Krankheit anzustecken. Nur bei Corona geben manche Politiker wie z.B. Markus Söder plötzlich die Nullrisikostrategie vor. Wieso nicht auch im Straßenverkehr? Das macht z.B. Schweden.

Nochmal - man hat in Deutschland keine Wahl, ob man am Straßenverkehr teilnimmt, oder nicht. Und in manchen Fällen ist man nicht einmal im Haus sicher (ein Beispiel von vielen Hilpoltstein/Bayern: Mann rast mit Auto in Haus und stirbt - Bewohnerin und Tochter (8) werden verletzt – und ja, es ist Zufall, das der Fahrer im ersten Beispiel was ich gefunden habe, auch Corona-Hochrisikogruppe war).

Hallo @Axel_R,

ja ich denke auch wir haben unsere Standpunkte klar gemacht und ja ich gebe Dir recht, wir sind nicht weit voneinander entfernt. Nur noch eine Anmerkung zu Deiner Anklage.

Absolut richtig, ich habe das natürlich überspitzt ausgedrück um den Standpunkt zu verdeutlichen, dass sich aus der Situation aus meiner Sicht kein Recht auf Mietminderung ableitet. Das diese Aussage absolut gesehen zynisch ist, ist korrekt und ich halte es in den meisten Situation für sehr unangemessen so gegenüber einem Mieter zu argumentieren. Hier gilt für mich unser Grundgesetz

„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Gruß
Kite

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