Hmmmm… nehme mir jetzt einfach mal als Mann raus, hier zu kommentieren. Ich habe mich in den letzten Jahren vom evangelikalen Christen zum linksgrün versifften freiheitliche denkenden Menschen entwickelt (okay immer noch Christ) - mitunter auch durch diverse Podcasts. Habe in vielen Punkten meine Meinung um 180 Grad geändert.
Was Abtreibung angeht, bin ich aber anscheinend noch konservativ und der Meinung, dass man hier besonderen Schutz bedarf.
Ja, Abtreibung sollte möglich sein - auch auf Wunsch
Ja, Abtreibung sollte keine Straftat sein
Ja, Ärzte müssen darüber informieren dürfen damit Schwangere die Möglichkeit haben, hier Informationen einzuholen.
Aber ich kann es beim besten Willen nicht verstehen, was so schlimm daran ist, wenn man den Schwangeren hier abverlangt, sich beraten zu lassen? Nein ich sage nicht, dass ein Embryo der ein paar Wochen alt ist, ein vollständiger Mensch mit allen Rechten ist. Und auch ich denke, dass die Rechte der/des Schwangeren vorgehen… Aber es geht hier immerhin im einen werdenden Menschen.
Was ist so schlimm an einer Beratung? Das kann ich kognitiv einfach nicht nachvollziehen. Es gibt tausend andere Themen wo es auch eine Beratungspflicht gibt (z.B. Anwaltspflicht bei bestimmten Gerichtsverfahren etc.), warum nicht auch hier, wo es um ein potenzielles, menschliches Leben geht?
Eine Beratung nimmt einem ja nicht die Freiheit, sondern zeigt nur Optionen auf. Gerade Adoption finde ich eine Sache die bei diesen Diskussionen viel zu wenig zum Tragen kommt. Mal abgesehen davon, dass das Adoptionsrecht in Deutschland ein einziger Clusterf*ck ist, kommen auf ein zur Adoption freigegebenes Kind zehn kinderlose Elternpaare.
Daher finde ich das Argument, dass schwangere Menschen sich durch ein Austragen des Kindes quasi ihr ganzes Leben versauen ziemlich an den Haaren herbei gezogen…
Allein diese Argumentation zeigt doch, dass wir in einer Gesellschaft mit familienfeindlichen Mindset leben.
Und wie Ulf schon sagte. Gerade hier gibt es noch sooooo viele Fronten - gerade was Frauenrechte angeht - für die es sich wirklich zu kämpfen lohnt.
Achja: Mal ein Kommentar von jemandem der Einblick in die evangelikale Szene hat:
Auch hier werden die meisten Christ VIEL entspannter und ein Großteil der Evangelikalen wird hier liberaler.
Es wird nur in den Medien anders wahrgenommen, weil die Leute die strickt gegen jegliche Form der Abtreibung sind einfach NOCH lauter schreien als vorher.
lg, Dave