ich höre den Podcast seit mehreren Jahren. Für mich seid ihr ein zentrales Element für die Bildung meiner politischen Meinung.
Ich habe für mich den Eindruck gewonnen, dass die Lage in den letzten Monate sehr weit nach „links“ gerückt ist und häufig wenig Verständnis für konservative bis rechte Einstellungen vermittelt werden. Dabei natürlich auch immer auf dem Boden wissenschaftlicher Erkenntnisse, was ich total begrüße!
Trotzdem verfestigte sich in mir emotional zunehmend der Eindruck, dass nicht links-grüne Überzeugungen wenig Platz finden. Vllt. ist das aber auch nur meine individuelle Wahrnehmung und wirkt objektiv ganz anders!
Da ich gerade die Lage-Folge 449 höre und ich bei dem Themenblock „Feedback: Sollten Parteien der Mitte Migration begrenzen und das kommunizieren?“ angelangt bin, war ich umso überraschter und sehr positiv begeistert von Frau Livia Gester! Ich finde ihre Einschätzung und für mich wahrgenommene „Relativierung“ der Position von Ulf zu dem Thema als sehr erfrischend! Wirklich schön, dass sie da für meine Wahrnehmung einfach mal eine - wenn auch nur in Nuancen - andere Position vertreten hat und versucht zu erklären, warum man das als Politik nicht ignorieren kann, was sich 80% der Bürgerinnen und Bürger wünschen. Daher großes Dankeschön, dass ihr sie eingeladen habt und auch dass sie der Einladung gefolgt ist! Sehr erfrischend auch andere Stimmen zur Lage der Nation zu hören!
Ich finde euer Format total klasse! Danke, dass ihr (also auch das ganze Team) euch die Arbeit macht! Ich nehme es so wahr, dass die wöchentliche Lage das Baby von Ulf und Philip ist und bin so auch Fan der Lage geworden, nehme es aber als extreme Bereicherung wahr, wenn bei Urlaubs- oder Elternzeitvertretungen andere Personen mit anderen Sichtweisen auf die Lage der Nation, Teil eures Podcasts werden. Vllt. gibt es ja auch die Möglichkeit sowas irgendwie kontinuierlich einzubauen.
Viele Grüße und besten Dank für die bei euch in Anspruch genommene Zeit,
Vielleicht liegt das problem darin. Die Lage der Nation versucht auf genau diesem Boden zu bleiben. Erst dadurch wirkt es wie eine Links-Grüne Darstellung der Themen.
Dann müsste man sich doch eher die Frage stellen, wieso im konservativen Lager eben jener Boden wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht si fruchtbar ist
Und wenn alle, die GG und Menschenwürde (einschließlich Klimaschutz) ernst nehmen, nur noch als links wahrgenommen werden, stimmt im Debattenraum etwas nicht.
Naja, auch wenn man auf dem Boden wissenschaftlicher Erkenntnisse bleibt, kann man ja Dinge unterschiedlich werten.
Nimm z.B. Klimaschutz - ich erinnere mich z.B. an eine Folge, in der es mal positive Nachrichten gab (Deutschland hatte irgendein jährliches Ziel erreicht).Ein Punkt, den Ulf und Philip damals machten war „Super, aber dann sollten wir mehr machen, um Puffer zu schaffen“. Ein total valider Punkt - genauso valide ist die Sicht „Wir haben unseren Beitrag geleistet, lasst uns machen, was uns nichts kosten (z.B. Tempolimit) aber die Industrie nicht noch mehr belasten“. Diese Konflikte gibt es ja auch innerhalb linker Positionen - z.B. nehmen wir mit dem Kernausstieg ja bewusst höhere CO2-Emissionen in Kauf als was wir mit noch laufenden Atommeilern heute hätten.
Oder die ganze Sozialmissbrauchsdebatte - Ulf und Philip führen zu Recht an, dass die Bekämpfung finanziell im Wesentlichen nichts bringt. Wenn ich mit konservativen Bekannten spreche, bekomme ich von einigen die Antwort „Ich weiss, aber darum geht es mir nicht. Es kann nicht sein, dass auch nur ein Euro ausgenutzt wird und wenn das am Ende mehr kostet, ist das OK.“ Und da geht es wirklich nur um Missbrauch, nicht um ein generelles Rumhacken auf sozial Schwachen. Teilweise ist das einfach eine andere Wertehierarchie - Nicht-Ausgenutztwerden im Einzelfall steht hier über einer „kalten“ finanziellen Betrachtung.
Der letzte Punkt ist auch psychologisch gut untersucht - ab einem gewissen Mass von empfundener Ungerechtigkeit sind Menschen bereit, Nachteile für sich selbst in Kauf zu nehmen, um die empfundene Gerechtigkeit wieder herzustellen.
Ich kann all die Gedanken nachvollziehen. Und jetzt kommt das Aber:
Aber es behauptet niemand, dass man Menschen, die das Hilfssystem ausnutzen, nicht zur Rechenschaft ziehen sollte. (Es sind halt nur extrem wenige) Bereits vorher gab es die Möglichkeit der Sanktionen. Es wurde sogar schon die Erstattung von Mieten gekürzt (!), was bei vielen durch den Wohnungsmangel dazu führt, dass sie Teile ihres Regelsatzes für die Miete nehmen müssen.
Das Problem ist:
Warum richten sich diese Ressentiments nur gegen Arme und Schwache? Warum nicht gegen die dicken Fische der Steuerhinterzieher und Überreichen?
Mit der ständigen Thematisierung mehrfach pro Woche in Talkshows, ständig generell in den Medien und auch hier im Forum nimmt man alle Bürgergeldempfänger unter Generalverdacht. Außerdem sorgt man dafür, dass Arbeitnehmer (vor allem im unteren Gehaltsbereich) selbst enorm unter Druck geraten aus Angst, ins Bürgergeld zu fallen.
Warum ist das so? Meine Vermutung: teilweise unbewusst. Vermutlich ist es einfacher, nach unten zu treten. Man möchte sich mit den Reichen identifizieren. Außerdem gehe ich davon aus, dass diese Narrative von finanziell gut gestellten Menschen absichtlich genutzt werden, um von sich selbst abzulenken.
Danke für die Antwort und nur zur Klarstellung: ich befürworte so ein Vorgehen nicht und unterstütze auch Merz Populismus nicht (und denke gleichzeitig dass die Fachbearbeiter Werkzeuge in der Hand haben müssen, um „ihre Pappenheimer“ zu managen ohne das Existenzminimum zu berühren).
Und sicher wird gerade im Thema Sozialpolitik sehr viel Klientelpolitik und Meinungsbildung betrieben. Aber (und das habe ich erst in langen, zum haare-raufenden Diskussionen in meiner engsten Familie verstanden): Es gibt Menschen, denen die Verhinderung von Missbrauch im Einzelfall extrem wichtig ist. Und das gilt sowohl für Sozialmissbrauch wie für Steuerhinterziehung von Reichen - da wird dann gleichzeitig für mehr Steuerprüfer und „härtere Daumenschrauben“ gegen Sozialmissbrauch argumentiert.
Die „typischen Lageargumente“ wie „da ist viel/gar kein Geld zu holen“, deswegen sollten wir das eine oder andere tun, sind für diese Personen komplett irrelevant. Deren persönliches Wertesystem komplett auf Einzelfälle gepolt - wenn man 1 Milliarde ausgeben muss, um Sozialmissbrauch zu bekämpfen (ohne dabei Schwache zu gängeln) und dabei finanziell nichts rauskommt ist das für manche Menschen trotzdem das Richtige. Und auf das Argument „das Geld ist aber viel besser für Steuerprüfer eingesetzt, da verdienen wir sogar was“ kommt dann „Super, dann können wir ja beides machen und noch Geld sparen!“.
Ich finde das weder richtig noch falsch sondern eher interessant, zumindest solange sich die Werte innerhalb der Menschenrechte bewegen. Mir jedenfalls hat das Verständnis dieser sehr individuell getriebene Sichtweise sehr geholfen, um einige Reaktionen und Standpunkte besser zu verstehen - insbesondere wenn die Diskussionspartner auf dem Boden von Wissenschaft und Fakten stehen und trotzdem zu anderen Ergebnissen kommen.
Die Aussage von vor einigen Posts der Richtung „Wer auf wissenschaftlicher Basis steht ist automatisch links“ finde ich hingegen sehr problematisch weil es den eigenen Standpunkt implizit zur einzigen Wahrheit erhebt.
Die Einzelmeinungen kann man vielleicht emotional verstehen.
Nur werden diese ja durch die Polarisierungsunternehmer hervorgerufen oder zumindest verstärkt. Die sind nicht ganz von allein da. Und das ist das Problem. Es ist antidemokratisch und antisozial, die Bevölkerung so gegen eine Gruppe aufzuhetzen.
Vergiss bitte nicht: Sie machen das absichtlich. Um gewählt zu werden, um geklickt zu werden, um ihr Vermögen zu erhalten u.a. Es ist viel, viel einfacher, mit solchen Phrasen zu manipulieren, als echte Lösungen zu finden und zu bewerben.
Wer auf wissenschaftlicher Basis steht ist automatisch links
So war es nicht gemeint. Aber Sozialpolitik und Umweltpolitik leitet sich häufig aus wissenschaftlichen Erkenntnissen ab, während konservative eher über Emotionen argumentieren.
Das auffällige: diese Haltung gibt’s bei denen, die das für Arme und Ausländer selbstverständlich vertreten, eben nicht gegenüber gesellschaftlich starken Akteuren, da heisst es eher “Bürokratie abbauen”, da sind Mitnahmeeffekte und Betrug plötzlich irgendwie halb so wild… Konnte mir noch niemand erklären, warum das so ist.
Kommt aufs Thema an. Aber grade Migration und Klimaschutz sind gute Beispiele: Da sind im Rahmen von Empirie und Logik in vielen Einzelfällen viele verschiedene Antworten möglich. Konservative stellen sich aber sehr oft und zunehmend lieber gegen Empirie und Logik, als ihre unhaltbar werdenden Positionen zu räumen. Weil sie - meine Wahrnehmung- Lösungen nur dann akzeptieren, wenn sich für sie möglichst nichts ändert. Erst wollte man Klimaschutz grundsätzlich nicht. Dann hat man sich angeblich nur gegen zu schnelle, staatliche Lenkung gewehrt und nachdem selbst die viel zu niedrigen, viel zu langsam steigenden Preise der marktnahen und absehbaren Zertifikatelösungen Veränderungen erzwingen, will man die gern auch wieder loswerden. Grade so, als hätte sich an der Ursprungshaltung nie was geändert, dass man die klare Empirie bei dem Thema nie wirklich akzeptiert hat. Dann sind auf einmal sowohl die Grüne Lösung mit mehr staatlicher Steuerung und Federung, als auch die (ex) FDP-Lösung über mehr Markt “links”, weil eine Diskussion, die sich nur auf die sinnvollen und konkret umsetzbare Lösungen “verengt” die konservative “ich will aber nicht!” Haltung nicht abbildet.
Dann sollte man ja meinen, dass beide Themen in der öffentlichen Wahrnehmung gleichwertig diskutiert werden. Mein subjektiver Eindruck ist da ein anderer. Anscheinend wird da doch eine Wertung vorgenommen.
Dazu gerne noch einmal das Zitat von Walter Scheel:
„Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe der Politiker ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen“
Ich will nicht ausschließen, dass rechts der Mitte auch Tragfähiges zur Migration vertreten wird. Aber die Selektivität, was die Ansprüche an “Recht und Ordnung” in manchen Zusammenhängen angeht und die tatsächliche, illegale Politik, die dann vom gleichen politischen Spektrum in jeder Hinsicht weitgehend schweigend oder zustimmend mitgetragen wird, bei katastrophalen, existenziellen Folgen für unschuldig Betroffene rechter Politik, macht es schwer, über theoretisch tragfähige Positionen und Argumente ohne triefenden Sarkasmus zu reden. Wie beim Klimaschutz am Ende in Wahrheit keiner gewollt ist, findet sich auch hier immer ein Weg, der hinter allem rhetorischen und argumentativen Lametta auf “Ausländer raus!” rauskommt. Egal, ob die legal hier sind oder illegal, egal, ob die hier arbeiten (Arbeitsplätze wegnehmen) oder nicht (Sozialschmarotzer), ob die für unsere Interessen ihrer Leben aufs Spiel setzen und deswegen handverlesen Aufnahmezusagen bekommen, oder unreguliert und unbekannt irgendwo über die Grenzen kommen. Aber klar, man will ja nur geordnete Zuwanderung, Kontingentlösungen, Belastungsgrenze wahren, hat ja nicht allgemein was gegen Ausländer, sie sollen halt nur nützlich sein… Wer soll das glauben, wie kann man selbst daran glauben?
Daran dachte ich auch. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen gerne das wohlige Gefühl im Bauch hätten, eine progressive, menschenfreundliche Partei zu wählen, in der Hoffnung, dass die schon auch zu dem Schluss kommen, dass das mit der Migration so nicht gehe. Weil sich das besser anfühlt als eine offen rechtsgerichtete Partei zu wählen.
Ich meine, Parteien täten gut daran, diesen Menschen zuzuhören und dann klar zu sagen: “Tut mir leid, Deine Position ist mit unseren Werten nicht vereinbar. Wir können Dich aufklären, wie wir zu unserer Position kommen, aber wir können Deine nicht übernehmen.” Auch wenn das zu geringeren Wahlerfolgen führt.
Wenn es Mehrheiten für eine egoistische Arschloch-Politik gibt, dann soll die bitte auch von Arschlochparteien gemacht werden. Dann müssen die Wähler da halt auch mal Farbe bekennen.
Ich wuerde mir sehr wünschen, wenn man nicht immer mit Gefuehl argumentiert. ich beobachte das auch in meinem Umfeld. Ganz viele Leute sagen: Ich habe das Gefuehl, dass..
Wenn das dazu führt, dass rechte Menschen damit Deutungshoheit gewinnen wollen, ist das ganz schlecht. Ich höre die Lage der Nation, weil sie stark faktenbasiert ist.
Till Reiners hat ein schönes Video einmal imho veröffentlicht, Meinungsfreiheit heisst eben nicht, dass man Fakefacts verbreiten kann.
Ich bitte das Lage der Nation Team daher in Zukunft vorher zu klaeren, ob Gastmoderatoren in der Lage sind, auch bei herausfordernden Themen wie Migration sachlich , faktenbasiert zu argumentieren.
Du gibst hier nur dein Gefühl zum Besten, denkst aber leider, dass es Fakten sind. Ich würde dir raten, nicht nur über die AfD und rechtsaußen Positionen zu lesen, sondern auch einfach mal mit ganz normalen arbeitenden Menschen zu sprechen, die konservativer als deine Bubble sind. Wird für einige Aha-Effekte sorgen,…
Ich arbeite beispielsweise in einem deutschen global agierendem Konzern, alle Teams sind international gemischt, kommuniziert wird in englischer Sprache (oder auch mal in anderen Sprachen, falls alle Beteiligten sie beherrschen). Praktisch niemand äußert sich wohlwollend zu linker Migrationspolitik in Deutschland, aber zugleich wird die internationale Arbeit als wertstiftend empfunden.
Ich finde es schon … schlecht (edit Mod.), wie hier immer wieder Migrationsarten vermischt werden und unterstellt wird, dass kritische Meinungen zur deutschen Migrationspraxis einfach xenophob wären.
Also entweder verstehe ich deinen Beitrag nicht oder ich habe das Zitat falsch verstanden.
Ich interpretiere es so:
Die Aufgabe eines Politikers ist das richtige zu tun.
—> z.B. aus dem „Immigrationsproblem“ ein Integrationsproblem zu machen. Und dann statt die Menschen abzuschieben sie rigoros integrieren, ausbilden und Arbeit geben.
Und das Richtige populär zu machen.
—> in dem Beispiel also durch Erfolgsgeschichten und einer echten Entlastung des Sozialsystems diesen Weg populär machen
Danke. Zu Steuerhinterziehung CumEX Verschonungsbedarfspruefung usw wird nie öffentlich diskutiert. Wer Steuern in Deutschland hinterzieht hat es wahrscheinlich leichter als ein Buergergeldempfaenger.