Wer Psychotherapeut*in (PsychTh) werden möchte, hat einen langen und kostenintensiven Weg vor sich: 6 Semester BA, 4 Semester MA Psychologie und dann die Psychotherapieausbildung (Kosten mehrere Tausend Euro, Vollzeitbeschäftigung, am Wochenende Fortbildungen, keine anständige Bezahlung). Die Approbation erfolgt erst nach der Ausbildung. Deswegen werden „Psychotherapeuten in Ausbildung“, die im aktuellen System (PsychThG 1999) sind, als „PiA’s“ bezeichnet. Das ist in Kürze das „alte System“. Eine Übergangsregelung für Studierende, die ihren BA bis zum Sommersemester 2020 aufgenommen haben, besteht bis 3032.
Im Jahr 2019 wurde ein neues Gesetz beschlossen. Das „neue System“ (PsychThG 2020) sieht vor: 6 Semester BA, 4 Semester MA Psychotherapie, und dann ebenfalls die Psychotherapieausbildung. Da die Approbation bereits nach Abschluss des MA erfolgt, befinden sich die „Psychotherapeuten in Weiterbildung“ („PiW’s“). Sie sollen die erbrachten Behandlungsleistungen im ambulanten und stationären Bereich von den Krankenkassen vergütet bekommen. Die Behandlung von Patient*innen (unter Supervision), ist ein fester Bestandteil der Ausbildung und erfordert mehrere hundert Stunden. Problematisch ist: die Finanzierung ist unklar.
Die Reform der Psychotherapieausbildung betrifft auch Pädagogen und Sozialarbeiter, denen es bisher möglich war sich zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP) Ausbilden zu lassen. Jetzt steht ihnen dieser Ausbildungsweg nicht mehr offen. Bisher waren 80% der angehenden KJPler Pädagogen und Sozialarbeiter.
Was sind die Folgen?
- Massives Sterben der Ausbildungsinstitute, die keinen neuen Bewerber*innen aufnehmen
a) weder **Psychologiestudierende, die nach dem „alten System“ die Ausbildung machen wollen („PiA’s“)
b) noch Psychotherapiestudierende, die nach dem „neuen System“ die Weiterbildung machen wollen („PiW’s“)
c) noch Pädagogen oder Sozialarbeiter
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Schein-Übergangsregelung bis 2032; Ausbildungsinstitute machen Druck, garantieren im Falle eines Familienwunsches nicht den rechtzeitigen Abschluss der Ausbildung, ermöglichen nicht den Erwerb von wichtigen Zusatzqualifikationen (wie Gruppentherapie, KJP, etc.), die der entstehenden Versorgungslücke entgegenwirken könnten, etc.
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Studierende mit einem abgeschlossenem MA Psychotherapie können sich nicht weiterbilden
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eine in den kommenden Jahren steigender Mangel an PsychTh
Soweit zum „Ausbildungssystem“. Weitere Problematik, die seit Jahren bekannt sind, wie die viel zu geringe Zahl an Kassensitzen, deren Vergabe auf einer Berechnung aus dem Jahr 1999 zurück geht oder die „Übernahme“ dieser von pensionierten PsychTh, die mit Kosten von bis zu 100.000€ verbunden sind, sind hier noch nicht einmal aufgeführt.
Diese LAGE DER PSYCHOTHERAPIE betrifft uns alle!
Vielen Dank für Ihr Interesse bis hier hin
Ich wäre sehr froh in den kommenden Podcast-Folgen von diesem Thema zu hören!