Es sind natürlich viele Verallgemeinerungen dabei und ich meine logischerweise nicht jeden, der sein eigenes Auto fährt. Ich versuch mal, genauer zu werden.
Verweigerungshaltung (oder jedenfalls Abwehrhaltung) sehe ich da, wo schon kleinere Veränderungen abgelehnt werden, wenn sie Auswirkungen auf die eigene Lebensführung haben, und zwar, indem sie als deutlich eingreifender wahrgenommen werden, als sie sind. Emotionale, umstrittene Themen sind zB Steigerung der CO2-Steuer von 30 auf 45 (statt 40) €/t (Unterschied lt. ADAC 1,4 ct/l Benzin), Tempolimit, Bepreisung von Parkplätzen und Verbot der Neuzulassung von Verbrennern ab 2035 oder analog, nicht Verkehr, aber die Stadt-Land-Frage* berührend, Einbau neuer fossiler Heizungen (hier war die Frist aber kürzer). Da kann von Verbrenner aufgeben keine Rede sein, schon gar nicht ganz schnell, sondern es ist eine planmäßige Veränderung in eine Richtung, deren Sinnhaftigkeit seit Jahrzehnten klar ist. Gerade wenn man die Verkehrsinfrastruktur kritisiert, müsste man doch kleine Schritte, die Anreize in die richtige Richtung verschieben, annehmen (ohne Forderungen nach Strukturumbau zu lassen).
Manche der ersten Reaktionen in diesem Thread auf den sehr harmlosen, konstruktiven Ausgangspost schienen das nicht zu bestätigen. Denke aber, dass Du für die Mehrheit recht hast.
Autoritäre Züge: Autoritär finde ich, wenn man die Auswirkungen der eigenen Freiheitsausübung auf die Freiheit anderer nicht mit reflektiert. Auch dort, wo es um langjährig normalisierte Verhaltensweisen geht wie Verbrennung fossiler Energieträger. Da hat man mE schon die Pflicht, die Folgen anzuerkennen und neu abzuwägen, ob dieser eingeschlagene Pfad nicht zu verlassen wäre - jedenfalls auf kollektiver Ebene. Wirft man stattdessen anderen die eigene Freiheit, ggf. kombiniert mit dem Verweis auf Tradition oder anderes „ist halt so“ vor die Füße, ohne wirkliche Kompromissangebote, kann das autoritäre Züge (eben nur Züge) aufweisen. Carolin Amlinger & Oliver Nachtwey haben den „libertären Autoritarismus“ als neuen Typen autoritärer Einstellung ausgemacht. Das passt hier sicher nicht idealtypisch, zeigt aber, dass, sobald unterschiedliche Freiheiten und Interessen in Ausgleich gebracht werden müssen, nicht nur das Berufen auf einen staatlichen Machtanspruch autoritär sein kann, sondern auch die Inanspruchnahme von Freiheit, wenn sie ggü. anderen als Macht oder Gewalt auftritt.
*Ein immer wieder auftauchendes Muster: Wo Klima- und Umweltpolitik erfolgreich emotionalisiert wird, wird der Stadt-Land-Gegensatz ausgenutzt, der für viele Menschen aus irgendeinem Grund identitätsstiftend ist (dass Menschen, die in ein Einfamilienhaus im „Grünen“ ziehen, keine substanziell ländliche Lebensweise führen, steht auf einem anderen Blatt).