Krise bei VW

Nur das VW einen signifikanten Teil des Umsatzes in China macht. Die Probleme kommen ja aktuell auch daher, dass der Markt dort wegbricht.

Selbst wenn es in Europa noch sinnvoll gewesen sein kann mehr auf den Verbrenner zu setzen, dann war es schon in China fahrlässig da nicht mehr auf ein Umschwenken zu setzen. Ganz abgesehen davon, dass auch hier aus von @Justjaythings klar ist, dass es mittel- bis langfristig das E-Auto sein wird.

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Naja, da muss man aber eigentlich auch mal genauer hinschauen.

Als ich meinen SMART EQ bestellt habe gab es in dem Autohaus (mehrere Marken) etwa 50 Ausstellungsfahrzeuge davon ganze 2 Kleinwagen (Fiat 500)

Wenn also der Verbraucher jetzt ohne vorgefertigte Meinung in Autohaus geht um seinen Willen zu formen findet er hochpreisige viel zu große Autos.

Daraus leiten dann die Hersteller den Verbraucherwillen nach großen hochpreisigen Autos ab.

Ein Schelm wer böses denkt.

(Und die Reichweitenangst wird ja auch nicht ohne Hintergedanken gepusht)

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Hust Der Markt regelt doch so schön :face_with_peeking_eye:

Es war schon 1986 klar, dass Elektromotoren deutlich effizienter sind. Das einzige Problem waren die Akkus. Peter Lustig wusste schon damals, dass alternative Energiequellen das perfekt ergänzen.

Exakt.

Der Verbraucherwille ist immer vom Angebot geprägt. Ja, es gibt das, was der Kunde sich wünscht: die eierlegende Wollmilchsau, aber umsonst. gleichzeitig keinen Platz brauchen, aber 3000 Liter Kofferraum bei Nullverbrauch.

Aber im Zweifel wissen wir ja, dass selbst der Tierwohlbewusste zur Bärchenwurst greift. Es stimmt einfach nicht, dass der Verbraucher das Angebot bestimmt, unter dem bestehenden Angebot wird das passendste gewählt.

Es geht gar nicht darum, dass VW Early Adoper ist oder einen Shift vollzieht, es geht darum, dass eine von >80 Tochterfirmen an sowas hätte arbeiten können. Für die Kohle von VW wäre es ein verhältnismässig kleiner Aufwand gewesen. Als Unternehmen vielversprechende Technologiezweige zu verfolgen (was der Elektromotor im Prinzip seit über 100 Jahren ist). Erste Elektromobile gab es bereits 1830, da brauchen wir doch nicht ernsthaft drüber sprechen, dass das den hochqualifizierten Entwicklungsingenieuren nicht bewusst war. Quelle

Und jetzt kommt der springende Punkt: selbst, als Tesla bereits erfolgreich war, wurde seitens deutscher Automobilindustrie über Musk gelacht (unter anderem wegen der Spaltmasse), aber solange das Auto fährt und die Technik einigermassen passt, lacht die Welt über Spaltmasse. Kleines Video über Spaltmasse

Zum Thema Marketing noch ein wichtiges Video hinsichtlich Kundenwunsch:

VW hatte praktisch einen vierstelligen Betrag vom Steuerzahler geschenkt je verkauftem Elektroauto, sie haben trotzdem Produkte gebaut, die sich mit der Konkurrenz nicht messen können.

Das liegt daran, dass bei frühen Modellen einer „neuen“ Technologie eine deutlich höhere Marge gesucht wird, um die Entwicklungskosten zu rechtfertigen. Ein Kleinwagen hat weniger Marge → höheres Risiko.

Die Faktoren sind sehr vielfältig und dennoch wäre es vermeidbar gewesen.

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Man kann durchaus argumentieren, dass etwas mehr marktwirtschaftliche Instrumente der Verkehrswende besser getan hätten, als das was wir bisher erleben.

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Ob es wirtschaftlich ist als international tätiger riesiger Konzern, der fast überall auf der Welt Fahrzeuge verkauft, nur für eine - zweifelslos wichtige - Region eine neue Plattform zu etablieren, während die Konkurrenz, an der man sich misst (Toyota) weiter nur auf den bisherigen Pfaden wandelt, erscheint mir diskutabel.

Zumal sich bei VW auch der Betriebsrat und die Eigner lange gegen den Move zur Elektromobilität gesträubt haben. Für mich ist das Kapitel VW ein Beispiel für gesamtgesellschaftliches Versagen, nicht nur unternehmerisches.

Hätten die Europäer (und Amerikaner?) eher den Stock aus dem Hintern gezogen und E-Autos gekauft, hätten wir die heutigen Probleme nicht.

Was ist mit Cupra? Die scheinen mir im E-Auto Segment durchaus vertreten.

Es geht mir nicht darum Volkswagen frei zu sprechen. Da ist sicher einiges passiert was nicht gut war. Aber wie bei Nord Stream ist das keine alleinige Fehlentscheidung Mächtiger, sondern gesellschaftliches Versagen. Die Käufer würde ich zumindest nicht aus der Verantwortung nehmen. Jeder ist frei das beste Produkt zu kaufen, nicht das das ein Konzern vorsetzt.

Und auch ich habe mich da sicher nicht ideal verhalten als ich mir 2017 einen gebrauchten Verbrenner gekauft habe, statt einen Stromer. Mein Kaufverhalten bestimmt die Produktpalette mit.

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hat in den letzten sechs Monaten 30% an der Börse verloren. Das große Glück ist ein schwacher Yen, der Exporte billig macht, das ist aber nichts, worauf man seine Marktstrategie ausrichten sollte.

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Es ist eben nicht nur für eine Region, sondern langfristig auch für andere Märkte. Mit den Flottengrenzwerten in der EU war auch hier absehbar, dass man neben dem Verbrenner attraktive andere Angebote etablieren muss.

Aber auch im ersten Schritt nur auf China bezogen. Wenn man sich zu einem signifikanten Teil von diesem Mark abhängig macht, dann bedarf es rechtzeitiger Angebote für den sich dort verändernden Markt. Das nur nicht zu machen weil Toyota da auch eine andere Strategie fährt ist mir eine sehr vereinfachende Ausrede.

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Sind sie, aber der Cupra Born, der ja ebenfalls auf dem MEB basiert kam erst 2021, während der iD3 2019 auf den Markt kam.

Zum Vergleich: das Tesla Model S wurde 2009 der Öffentlichkeit präsentiert. Seit 2016 gibt es zudem das Model 3.

Da gehe ich ein Stück weit sogar mit, wir hätten früher und deutlicher Entscheidungen sehen müssen, die der Industrie eine klare Perspektive aufzwingen. Aber dagegen hat sich am Ende die Industrie durch ihren Lobbyismus halt auch selber gewehrt,

VW Entwicklungschef Eichhorn behauptete währenddessen noch 2017/2018, dass der moderne Dieselmotor die Luft reinigt. Das ist eine komplette Fehleinschätzung.

VW sieht Diesel als „Luftreinigungsmaschinen“ (wiwo.de)

Und wenn es keine Auswahl auf dem Markt gibt, kann der Käufer auch nichts kaufen, das ist ja genau das Henne-Ei Problem bei neuen Technologien. Zum Vergleich: Früher musste man das Benzin in Deutschland noch in der Apotheke kaufen, weil es keine Tankstellen gab.

Heute gibt es Konzerne, die mehr Umsatz machen als ein Staat, aber die wollen halt nicht investieren, um ihre Vorreiterstellung auf dem Markt zu erhalten, sondern kurzfristig Profite an Shareholder werfen. Das ist doch genau der Punkt. Stellen wir uns mal vor, BP oder Shell würden jetzt voll auf Nachhaltigkeit gehen, dann hätten wir plötzlich berall Wind- und Solarparks und unfassbar schlaue Ladesäuleninfrastruktur, weil sie davon profitieren würden, wenn der Verbrenner langsam verödet.

Gleiches hätte VW machen können. Warum muss Tesla eine Ladesäuleninfrastruktur bauen und hat diese jetzt als zentralen Vorteil ihrer Geschäftsidee und Volkswagen jammert und lässt lieber die öffentliche Hand oder beispielsweise Lidl die Infrastruktur hochziehen, die sie eigentlich bräuchten, um ihre Produkte sinnvoll auf den Markt zu bringen. Das begreife ich einfach nicht.

Und genau diese ganzen Dinge gehören ja zum systematischen Totalversagen, dass die Krise herbeigeführt hat. Wir wissen es alle: Reichtum verpflichtet. Und dann müssen halt für eine Transformation die Performanceindikatoren mal für ein paar Jahre verschoben werden.

Wenn VW nun innerhalb Asiens und Amerikas unattraktiver wird, sind 25-30% vom Umsatz hin, nicht mal wir Deutschen finden die VW Elektroautos noch sexy, mal abgesehen davon, dass sie für einen grossen Teil der Bevölkerung gar nicht zu finanzieren sind. Und dann? Haben die Shareholder immerhin 10 Jahre dick abgecashed.

Aktionäre haben eine Verantwortung und ich habe schon für mich selbst die Problematik, dass offenbar kurzfristige Shareholderinteressen über alles gestellt wurden und wesentliche Prägungsmomente der Zukunft verpasst wurden. Man hat allerdings die Strategie nicht angepasst, um auch noch 30 Jahre weiter stabil dazustehen, sondern noch ein Bisschen gemolken, was man halt so konnte und jetzt geht das Leichenfleddern los, wenn man es mal etwas radikaler ausdrücken möchte.

Ich schliesse den Kreis zum ersten Post: Ja, die Strafe wird massive Folgen haben und sie wird in vielerlei HInsicht die Falschen treffen (Mitarbeiter). Dennoch bin ich nicht sicher, ob man als VW-Aktionär jetzt wirklich im Glashaus mit Steinen werfen sollte oder ob man nicht jetzt endlich mal das Ruder in die Hand nimmt. Eine Rettung von VW mit Geld des Steuerzahlers (insbesondere ohne weitere Anteile an der Firma zu erhalten, wie das während C bei Lufthansa war) ist für mich daher keine Option.

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Das ist ja auch nachvollziehbar und völlig okay.
Aber aus dem Punkt „frühe Modelle“ sind wir nun schon eine Weile raus.

Und bei Platz für ca 50 Ausstellungsfahrzeuge könnte man durchaus 30 hochpreisige große, 10 - 15 mittlere Größe und 5 - 10 kleine ausstellen, gerade wenn man mehrere Marken vertritt.

Meine Frau hat soch auch beim Verkäfer ein bisschen beschwert, dass nur übergroße Panzer angeboten werden.

Zum VW Thema, Südekum heute im Handelsblatt:

Naja, nur weil sich alle Füchse einig sind, lässt der Bauer trotzdem nicht den Hühnerstall offen. :wink:

Die anderen Hersteller hatten vermutlich ein ähnliches Kalkül wie VW und setzen auch darauf, dass die Regierung einknickt.

Und wie im Podcast gesagt haben die Autohersteller auch schon bei der letzten CO2-Grenzen-Verschärfung „rumgeheult“, z.B. hieß es Mitte 2019 (Quelle)

Reißen Hersteller ihre Grenze, müssen sie ab 2021 ansonsten pro Auto und zu viel emittiertes Gramm CO2 jedes Jahr 95 Euro Strafe zahlen. Allein für VW summieren sich die Strafen auf der Basis heutiger Modelle und Zulassungszahlen laut Evercore auf etwa 8,6 Mrd. Euro.

Und was wurde dann aus diesen 8,6 Mrd. € bis Anfang '21 (Quelle)?

Ab 2021 sieht sich Volkswagen in Bezug auf die CO2-Grenzwerte denn auch gut aufgestellt. Für 2020 rechnet Volkswagen mit einer Strafzahlung in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrages, Experten prognostizieren 140 Millionen Euro.

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Da ist es mal wieder an der Zeit, an Clayton Christensens Buch „The Innovator’s Dilemma“ zu erinnern:

First, disruptive products are simpler and cheaper; they generally promise lower margins, not greater profits. Second, disruptive technologies typically are first commercialized in emerging or insignificant markets. And third, leading firms’ most profitable customers generally don’t want, and indeed initially can’t use, products based on disruptive technologies.

Firmen, die Opfer disruptiver Marktprozesse werden, haben in der Regel vorher, gemessen an ihren Paradigmen, alles richtig gemacht.

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Es wurde ursprünglich der Eindruck erweckt, VW würde sowas für sich einfordern. Das stimmt schlicht nicht.

Ist es richtig? Völlig andere Frage.

Also mit Stellenabbau wurde auch schon damals gedroht, falls du das gemeint hast:

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Natürlich tun sie das. Sind ja Teil von „alle Hersteller“.

Die Verschärfung des Flottengrenzwertes könnte Hersteller wie VW in die Bedrängnis bringen. Deshalb kommt von dort die Forderung, die Grenzwerte zu lockern.
VW-Aufsichtsratschef Pötsch plädiert für Lockerung der CO₂-Ziele | heise autos

Interessant, was da sonst so steht:

Stattdessen würden die Menschen durch Debatten über Elektroautos und Verbrenner verunsichert. „Wir brauchen in Europa aber Klarheit und Verlässlichkeit.“

Also genau das, was Grenzwerte liefern. Aber es ist natürlich die Politik schuld, wenn die Wirtschaft es nicht hinkriegt, die nötige Infrastruktur zu schaffen:

„Die Politik hat der Industrie Vorgaben gemacht, ohne dass die notwendige Infrastruktur vorhanden gewesen wäre und ohne darüber nachzudenken, ob die Kundinnen und Kunden da mitmachen“

Anscheinend kommt die Wirtschaft mit Leitplanken nicht klar und braucht klare Vorgaben. Und der Markt ist überfordert.

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Desgeht doch aber nicht. Frag Christian, klare Vorgaben sind Planwirtschaft und nicht technologieoffen und der Merkt regelt das schon, wenn er nicht zu reguliert ist …

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Nur der deutsche Markt ist überfordert. Der chinesische Markt will liefern, darf aber (vielleicht aus gutem Grund) nicht.

Es hat seine Gründe warum z.b. Huawei in Zukunft nicht mehr bei kritischer Infrastruktur eingesetzt werden soll. Spätestens die Pager-Aktion hat gezeigt was für Möglichkeiten bestehen. Ich spreche explizit von Möglichkeit und nicht das jedes Chinesische Auto eine potentielle Bombe ist ^^ Das wäre dann doch etwas hart aber eine Abschaltung aus der Ferne wäre denke ich ohne Probleme machbar. Die Fahrzeuge und ihre Software sind mittlerweile so komplex, das sich entsprechender Code gut verstecken lässt.

Auch der chinesische Markt hat bisher kein Interesse, den europäischen Kleinwagenmarkt zu fluten. Warum?
Weil sie festgestellt haben, dass dafür ein Händler- und Reparaturnetz notwendig ist - und solche Strukturen lassen sich eben mit hohen Margen leichter aufbauen.
China hat also selbst kein Interesse den Premiummarkt zu kannibalisieren, solange dort noch Geld verdient werden kann. Dass aus Sicherheitsgründen chinesische Autos oder Handys in Deutschland verboten werden sollen, war bisher jedenfalls kein ernsthaftes Thema.

Das Blamegame ist eröffnet :wink:

If someone’s gonna eat your lunch, it’d better be you.

Die Premiumsegment-Strategie ist eine Sackgasse. Jemand wird preiswerte E-Autos für die breite Bevölkerung bauen und damit Geld verdienen, und das wird den Automarkt als Ganzes umkrempeln. Da müssen die deutschen Hersteller nicht Pioniere sein, aber wer den richtigen Zeitpunkt verpasst, den wird es nicht mehr lange geben.