Kriegstüchtigkeit

Das war der Plan der russischen „Spezialoperation“ in der Ukraine:
Ein Blitzfeldzug gegen Kiew → die Stadt umstellen bzw. einkesseln → die Regierung stürzen → eine Marionetten-Regierung einsetzen (angepeilter Zeitrahmen: 3 Tage)

Die russische Armee ist durch ihr strategisches Unvermögen aber bereits an Schritt 2 gescheitert.
Dazu gehört aber auch der Fakt, dass die Ukraine seit 2014 von den Amerikanern u.a. ausgebildet und bereits mit Waffen unterstützt wurde. Vor allem die bereits vorhandenen Panzerabwehrwaffen (z.B. die Javelin) waren entscheidend um die russischen Panzerkolonnen zu dezimieren und den Vorstoß immer wieder aufzuhalten. Die gelieferten tragbaren Boden-Luft-Raketen (z.B. Stinger) halfen dabei, die russische Luftüberlegenheit einzudämmen. Der gesamte Angriff auf die Ukraine ist ein militärisches Desaster für Russland mit erheblichen Verlusten.

Aber man sollte auch niemals vergessen: Die Ukraine ist flächentechnisch das zweitgrößte Land in Europa. Das ist nicht zu vergleichen mit der Situation von Moldau oder den Baltischen Staaten.

Nein keine Fiktion es ist die jüngste Geschichte, auf die Putin die Zeit zurück drehen will. Sprich so wie zu Zeit der Sowjetunion:


Upps wo ist denn da das Baltikum? Wo ist Moldau? Wo ist Georgien? Wo ist die Ukraine?

Also erstmal: Wo ist die Frage?
Und zweitens: Natürlich wäre der Einsatz von Atomwaffen das Ende der Menschheit, aber damit auch das Ende des neuen russischen Imperium. Deshalb setzt Russland diese in der Ukraine auch nicht ein, obwohl man seit 3 Jahren ständig damit gegenüber Europa droht. Das ist nichts anderes als ein Bluff.

Die bezeichnest du als unrealistisch. Aber mit Verlaub, welche Expertise hast du hier?
Ich vertraue dann doch lieber auf Experten wie Claudia Major oder Carlo Masala, die beide seit Jahren davor warnen, dass Deutschland und Europa für so einen Konflikt nicht ausreichend vorbereitet sind.

Was passiert denn hier gerade? Europa fokussiert sich doch endlich auf sich selbst.

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Aus meiner Sicht geht es vollkommen an der Realität vorbei, das Risiko militärischer Auseindersetzungen einzig anhand dieses Kriteriums abzuschätzen. Gerade die Kriegsführung Russlands in Georgien, der Ukraine und Syrien zeigt, dass Angriffe auf bestimmte neuralgische Punkte oder die Eroberung von Teilgebieten (gerne auch mal durch irreguläre Truppen oder vermeintlich unabhängige, aber de facto von Moskau abhängige „Separatisten“) in Kombination mit Angriffen aus der Luft auf zivile Infrastruktur, Wohnungen, Verkehrsknotenpunkte, Einkaufszentren, Krankenhäuser etc. - also eine Terrorisierung der Zivilbevölkerung, die unter anderem sehr viele Menschen in die Flucht treibt und ein normalen Leben weitgehend unmöglich macht - viel effektiver sind. Das wurde ja auch alles schon in diesem Post angesprochen:

Ich finde es schade, dass du auf vorherige Beiträge im Thread und insbesondere auf Antworten zu deinen vorherigen Posts so gut wie nicht eingehst - einer produktiven Diskussion ist das m. E. nicht gerade zuträglich.

Hinzu kommt natürlich die hybride Kriegsführung, durch Anschläge, direkte Propaganda, Trollarmeen, Unterstützung poltischer Parteien im Ausland etc. pp. All das folgt eben nicht dem primären Ziel, ein Land komplett zu besetzen, sondern für Schwächung und Destabilisierung einzelner Länder oder westlicher Bündnisse wie EU oder NATO insgesamt zu sorgen und so entweder unmittelbar oder mittelbar einer Ausweitung des russischen Einflussbereichs zu befördert. Also Krieg im „klassischen Sinne“ als Mittel der Politik.

Die Ankündigungen des Kreml sind keine „Besetzung von Europa“, sondern (Atom-)Raketenangriffe auf westeuropäische Hauptstädte und eine Rückabwicklung der NATO-Osterweiterung, also de facto eine Wiederherstellung des sowjetischen Einflussbereichs vor 1989.

Dass Putin mit diesen atomaren Drohungen politischen Druck erzeugen kann, hat er in den letzten Jahren bei diversen Debatten über Waffenlieferungen mehrfach unter Beweis gestellt. Warum sollte er dieses Mittel nicht weiter nutzen? Zu Glauben, dass nur die Atomraketen an sich eine Waffe sind, nicht aber die Drohung ihres Einsatzes, ist aus meiner Sicht ignorant und naiv.

Die „unrealistischen Prämissen“ legst - wie beschrieben - m. E. eher du an den Tag, als jene, die die Notwendigkeit einer stärkeren Verteidigungsfähigkeit unterstreichen.

Was meinst du damit? Das Ganze wird doch explizit in einem europäischen Rahmen diskutiert.

[Edit: Tippfehler]

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Das habe ich aus dem Podcast „Geld für die Welt“ von Maurice Höfgen. Dort beziffert er das Sondervermögen, das ja für Infrastruktur und Bundeswehr ist, auf eine halbe Billion. Rechnet man die nun mutmaßlich kommenden 3% des BIP hinzu und auch die Aufweichung der Schuldenbremse für Infrastrukturmaßnahmen, dann kommt man insgesamt auf etwa eine Billion und grob hab ich das hältig aufgeteilt, 500 Milliarden für Infrastruktur, 500 Milliarden für Bundeswehr. Das sind zumindest so die Größenordnungen, die sich abzeichnen…

Apropos Kriegstüchtigkeit: Eine Entwicklung die unter Experten schon länger erwartet/befürchtet wurde.

Lithuania sends ‘strategic message’ as it leaves cluster munitions convention – MoD
Lithuania debates landmine ban exit amidst regional security concerns

Wird sicher auch hier eine Debatte in naher Zukunft werden.

edit/ sollte keine Antwort auf dich sein, hab mich verklickt @pbf85

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Die Phaseneinteilung kommt schon grob hin, aber es fehlen auch einige Kriege, die da etwas „stören“, etwa der sowjetische Einmarsch in Afghanistan 1979-1989, die Kriege im ehemaligen Jugoslawien (wo man durchaus sagen kann, dass es u. a. durch ethnische Säuberungen De-facto-Verschiebungen von Grenzen aufgrund der Gewalt durch einen Stärkeren (das serbisch dominierte Rest-Jugoslawien) gab, die zum, Teil nachträglich legitimiert wurden (durch das Dayton-Abkommen) und - vor allem aus Sicht Russlands - der Einsatz der NATO gegen Rest-Jugoslawien mit der durchaus gewaltsam erzwungenen Abtrennung des Kosovo 1999.
Aber das eher als Randnotiz, dem Grundtenor, dass in Zukunft eher sehr viel mehr Kriege zu erwarten sind als während der Blockkonfrontation und auch in den letzten 25 Jahren, würde ich zustimmen.

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Das Handelsblatt geht für Infrastruktur, Bundeswehr und neu zu erlaubender Verschuldung der Länder von 1,5 Billionen (1.500.000.000) € aus:

88 Mrd. p.a. für die Bundeswehr = 880 Mrd. in 10 Jahren
15,4 Mrd. p.a. Verschuldung durch die Länder = 154 Mrd. in 10 Jahren
500 Mrd. Sondervermögen der Länder

D.h. wir sprechen nicht über 500, sondern über knapp 900 Mrd oder 0,9 Billionen.

Das ändert aber nichts an meiner Haltung. Ganz nach einer früheren Werbekampagne von Mastercard:

„Eine verteidigungsfähige Bundeswehr: 900 Mrd. €
In Freiheit und Sicherheit leben: Unbezahlbar“

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Damit haben wir eine schöne Sammlung für den Themenvorschlag; ich schließe hier mal.