Kreuzfahrten wirken asozial

Die Diskussion um Lockerungen ja/nein findet eher im großen Schwesterthread statt: Freiheiten für Geimpfte

Diesen Thread hier habe ich gestartet, um auf den verantwortungsvollen Umgang mit den Lockerungen aufmerksam zu machen, mit denen fatale Signale vermieden werden könnten. Besser noch: Die neuen Freiheiten der Geimpften können als Potential für positive solidarische Gesten erkannt und erschlossen werden. So könnte auch den Ungeimpften ein Stück Freiheit im Alltag ermöglicht werden.

Das erste wäre mal ein klarer Appell an die Gemeinschaft der Geimpften, dass eine moralische Verantwortung besteht, den Gesellschaftsvertrag zur gemeinschaftlichen Krisenbewältigung zu erfüllen (diszipliniertes Verhalten der Massen ist nicht mit Paragraphen erklärbar und Polizei brauchte es nur für verhältnismäßig wenige Freerider)!

Mein Eindruck ist, dass es gerade an vielen Ecken grummelt und gärt, und ich höre da weniger Missgunst heraus denn Empörung über einen sich anbahnenden Vertragsbruch. Wird das ignoriert, dann könnte so einiges Häßliches passieren: Enttäuschung wird zu Zorn, neue Feindbilder entstehen → bester Nährboden für Querdenker und Alternativdeutsche.

Das stimmt natürlich. Daher würde es Sinn ergeben wie die Schweiz Lockerungen für alle zu beschließen. Von den geplanten Lockerungen für Geimpfte und Genesene profitieren nur ein Bruchteil der Kinder, Jugendlichen und Eltern. Für die Außengastronomie, Kinos und Theater könnte man andere Regelungen beschließen, aber Bildung und Sport sollten wieder allen ermöglicht werden.

Bin eigentlich nur wegen des Reizwortes „Kreuzfahrt“ zu diesem Faden gekommen… Bin deiner Meinung dass alle Grundrechte wieder gewährt werden sollen, soweit sie noch notwendige Kontrollierbarkeit nicht ausser Kraft setzen. Glaube aber nicht, dass die gegenteilige Haltung rein auf „Neid“ zurückzuführen ist. Vielmehr halte ich es für ein spontanes, ehrliches Gerechtigkeitsempfinden, das aber zugegeben naiv ist mit Abstand betrachtet. Man hat ja keinen Schaden.

Da haut es mich fast um (oder ist das Sarkasmus?) Jedenfalls sollten diese Aktien baldmöglichst in den Keller rauschen, falls man doch daran geht, die übelsten und überflüssigsten Dreckfinken mit den wahren Kosten ihrer Geschäfte zu belasten. Nichts verbieten, nur so teuer machen wie sie unter dem Strich sind. Das reicht.

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Als Vater von zwei schulpflichtigen Kindern kann ich den Grundton des Posts sehr gut nachvollziehen. Auch ich würde mir grundsätzlich mehr Solidarität mit Kindern, Teenagern oder auch jungen Familien wünschen. Seit über einem Jahr verzichten meine Kinder auf wahnsinnig viel zu Gunsten der Gesellschaft obwohl sie nicht zur vulnerablen Gruppe gehören. Ich habe das Gefühl das wird gesellschaftlich kaum anerkannt oder wertgeschätzt. Stattdessen wird bspw. gleich die Polizei gerufen wenn mal 3 anstatt, der hier aktuell erlaubten zwei Kinder, auf dem Bolzplatz Fußball spielen. Und während bspw. Renter allmählich einfach zur Normalität zurückkehren können werden die Kinder noch sehr sehr lange mit den Folgen dieser Pandemie zu kämpfen haben. Mal ganz abgesehen von den ganzen anderen gigantischen Problemen die auf diese Generation zurollen.

Aber die Kindern haben auch nichts davon wenn wir geimpften Freiheiten vorenthalten. Wichtiger wären langfristige Maßnahmen und Konzepte um Defizite bspw. im Bereich der Schule auszugleichen, oder eben die langfristigen Folgen der Pandemie für die jüngeren Generationen abzumildern.

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Ja, das halte ich auch für wichtig. Ich halte es aber für falsch dies als Ausrede zur Unterlassung von Akutmaßnahmen zu verwenden. Das sind ja keine sich ausschließenden Gegensätze.

Da gehe ich mit (vgl auch meinen zweiten Post 21)! Ich denke Kinder und deren Familien könnten viel davon haben, wenn statt blindem und unbedingtem Drauflosöffnen nun überlegt würde, wie die Freiheiten der Immunisierten nun intelligent in praktische Alltagshilfestellungen gelenkt werden könnten.

Ich verstehe und schätze Deinen Impuls in diesem Thread, an einen verantwortungsvollen und solidarischen Umgang zu appellieren. Zwei Dinge stören mich allerdings daran (wenn ich etwas falsch verstanden habe, bitte ich um Nachsicht): Erstens die Behauptung, es würde „blind und unbedingt drauflosgeöffnet“. Das kann ich - gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich sollten von Öffnungen nicht nur Geimpfte/Genese profitieren können, das versteht sich hoffentlich von selbst (ich sehe aber auch nicht, dass dies gerade anders geplant ist). Die einzige Ausnahme ist vielleicht der weitgehende Wegfall von Reisequarantäten, der natürlich als grobe Ungerechtigkeit aufgefasst werden kann. Aber es ist ja erstens nicht so, dass Geimpfte/Genesene nun auf einmal reisen können wohin sie wollen (es gibt weiter Einreisebeschränkungen, vielerorts ist die touristische Infrastruktur geschlossen etc.) und zweitens wäre es ja ebenso unsinnig, Menschen weiter in Quarantäne zu schicken, wenn dies aus medizinischer Sicht gar nicht erforderlich ist.
Der zweite Punkt betrifft die angedeutete Idee, Geimpfte/Genese sollten quasi eine Art Gemeinschaftsdienst an noch nicht Immunisierten leisten. Ich habe nichts dagegen, wenn beispielsweise Kommunen ausreichend Gelder bekommen, um Programme wie Lesepatenschaften zu bewerben und zu ermöglichen. Aber ich halte überhaupt nichts von einer Art Dienstverpflichtung, sei sie auch nur moralischer Art. Ich hatte gerade einen fetten Streit mit meinem Vater, der sich grad nur noch dafür interessiert, wann seine zweite Impfung ist und wann seine Lieblingsrestaurants endlich wieder aufmachen und der nicht mal ahnt, was andere Leute gerade für Probleme haben. Aber es wäre m. E. fatal, diese Haltung pauschal auf alle Geimpften/Genesenen zu übertragen, daher funktioniert dieser Gedanke aus meiner Sicht nicht. Außerdem finde ich, dass es nach wie vor die Aufgabe des Staates ist, Familien, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu unterstützen und sich um die erwartbaren und zum Teil schon sichtbaren langfristigen Folgen des Lockdowns zu kümmern.

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Wohl nicht auf direktem Weg…
Über den negativen Beitrag zum Klima und den damit verbundenen Schäden an anderen Orten auf unserem Planeten, bin ich mir da nicht ganz so sicher.

In diesem Sinne viel Spaß bei deinen Kreuzfahrt- und Airline-Aktien.

Wenn nach deinem Ärger über diesen Kommentar auch ein Fragezeichen in deinem Kopf auftaucht, ob man in die richtigen Werte investiert, hat es sich schon gelohnt.

Ich hätte das Fass jetzt nicht aufgemacht, aber das wiederholte „endlich wieder Kreuzfahrten und in den Urlaub fliegen“ hatte mich getriggert.

Danke dir für die konstruktive Kritik (das fehlt mir hier in letzter Zeit). Du triffst wohl ganz gut ins Schwarze: „blind und unbedingt drauflosgeöffnet" ist sicher keine objektive Tatsachenbeschreibung sondern meine subjektive und gefärbte Situationswahrnehmung.

„Blind“, denn ich beobachte eine Breite Front aufkochender gesellschaftlicher Emotionen und Gegenwehr, erkenne bislang aber keine ernsthaften Versuche die zugrunde liegenden Motive zu analysieren, um eine Folgenabschätzung zu machen. Das wäre aber dringend erforderlich um eine feinfühlige Öffnungsstrategie abzuleiten die mit möglichst wenig gesellschaftlichen Verlusten einherginge (das gilt aus meiner Sicht unabhängig davon welcher Art die den Emotionen/Emotionsmix zugrunde liegenden sind). DAS Grundrechtseinschränkungen zurückgenommen werden müssen bezweifle ich nicht, aber bei der Ausgestaltung gäbe es aus meiner Sicht sehr viel Gestaltungsspielraum (WANN, WIE, Spielregeln, Begleitmaßnahmen…). Der scheint mir aber nicht erkundet zu werden (oder werden zu wollen?).

„Unbedingt“, da ich keine Diskussion sehe ob Öffnungen nicht vielleicht sinnigerweise auch an Auflagen gekoppelt werden könnten. Wie mir grad auffällt wäre vorherige Ermittlung von notwendigen Bedingungen zur Aufrechterhaltung der wiedergewonnenen Freiheiten auch sinnvoll.

Eine Dienstpflicht halte ich von der Idee her interessant zur Diskussion für künftige Pandemien, für aktuelle Situation wohl kaum machbar. Aus meiner Sicht wäre aber ein moralischer Appell das Mindeste und wäre das Analogon zum Solidaritätsaufruf mit denen die Grundrechtsbeschränkungen wirksam eingeführt wurden.

Weitere Ideen anskizziert:

  • Wahlkampf: Ortsgruppen der sich als Volksparteien empfindenden Parteien könnten lokal Hilfsaktionen initiieren/organisieren → gäb’s bessere Wahlwerbung?
  • Krisen-Parallelwährung: Jeder Unimmunisierte bekommt pro Kopf wöchentliche Corona-Solidaritätsgutscheine ausgegeben - solange die Krise währt (tbd). Die können nach der Krise später von Jedermann in Geld (oder Steuererleichterungen) eingelöst werden. Das aktuelle Schweinerennen um Impfstoffe würde vielleicht effektiv ausgebremst werden. (klar gäb es da einige Probleme zum Umgang mit Impfunwilligen usw zu lösen, es geht mir erstmal um die Grundidee. Könnte dann auch zu einer inversen Neiddebatte führen)
  • Krisen-Luxussteuer: Ausgewählte Luxusgeschichten (Luxus != Grundrecht), die eine symbolische Wirkung als Sprengstoff zur Gesellschaftsspaltung entfalten könnten, werden zeitweise deutlich besteuert. Die Erlöse werden 100% zweckgebunden an Krisenverlierer weitergeleitet (Künstlervereinigungen…)

Ich glaube auf symbolische Ebene wäre es wichtig, dass Niemand das Gefühl bekommen darf, man könne sich aus der Krise rausimmunisieren.

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