Kreuzfahrten wirken asozial

Da sind beispielsweise Familien mit Kindern, die sind seit einem Jahr besonders belastet, und die werden wohl erst Richtung Winter Aussicht auf Durchimpfung haben. (vorausgesetzt dass keine Escape Mutante dazwischenkommt und die Impferei von vorne beginnen muss…). Einige gehen auf dem Zahnfleisch, leiden physisch und psychisch. Mit ein bisschen Hirnschmalz und vielen geimpften helfenden ehrenamtlichen Händen könnte man hier sehr viel Erleichterung schaffen (z.B. Beschulung oder Hausaufgabenbeteuung durch rüstige Rentner in der Schulturnhalle…).

Solidarität ist keine Einbahnstraße - das Motto der Stunde muss lauten "Freiheit verpflichtet!"

Jetzt stellen wir uns vor, in naher Zukunft sähe man in der Tagesschau startendene Urlaubsflieger und ablegende Kreuzfahrtschiffe und Interviews mit strahlenden grinsenden Geimpften, die nun endlich ihre Freiheit wieder genießen und so richtig ausleben können (so als ob der gesellschaftliche Rest Ihnen nichts anginge). Der Eindruck enstünde, dass „Denen“ nichts besseres einfällt als „erstmal abzuhauen“… Das hätte Potential für einen weiteren gesellschaftlichen Riss und Vergrößerung des Generationenkonflikts.

Ich denke die Krise ist frühestens dann vorbei, wenn auch der letzte Impfwillige geimpft wurde. Und solange der Ausnahmezustand herrscht sollte das als Gesamtgesellschaftsaufgabe begriffen werden. Das bedeutete, dass jeder - der kann - zur Milderung einen kleinen Beitrag (schon 5h/Woche wäre was) leisten müsste (und das geht halt nicht mit Schampus auf der Aida). So lange wäre Maske für Alle angesagt (Symbol des Zusammenhalts) und Urlaubsreisen per Schiff und Flugzeug sollten tabu sein (Symbol des sich Ausklinkens). Mit Neid hat dieses Bild Nichts zu tun, denn es geht dabei nicht darum, dass mein Nachbar Porsche fährt und ich nur Golf. Es geht um ein tiefes Ungerechtigkeitsempfinden (nicht ganz unbegründet) von Menschen die sich ein einer Dauernotlage gefangen sehen. Bitte-nicht-so-anstellen Appelle bringen Nichts.

Geimpfte in heimischen Restaurants, Biergärten, Kulturstätten, Sportstätten? Sehr gern! Und wenn ich helfendes ehrenamtliches Engagement tagsüber im Alltag erlebe (Schule, KiTa, Teststand vorm Freibad, Tracing-Scouts…) dann würde ich es den Geimpften doppelt gönnen! Als Nebeneffekt würden Einige erleben wie erhebend soziales Engagement sein kann und zu langfristiger Zufriedenheit führt.

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Ich kann Ihre Meinung nicht teilen. Vorweg gesagt werde ich noch einige Zeit auf die Impfung warten müssen, da ich Prio 4 bin. Dennoch sollten alle Geimpften natürlich auch wieder in Urlaub reisen dürfen.

Das Reiseverbot hört sich für mich schon sehr nach Neiddebatte an. Noch dazu deshalb, da in wenigen Monaten also bis Ende des Sommers wohl sowieso alle Impfwilligen dran sind. Zudem gehe ich davon aus, dass auch negativ Getestete reisen können.

Deshalb müssen Geimpfte alle Rechte zurück bekommen. Über Kleinigkeiten wie Maskenpflicht, kann man natürlich reden.

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Vielleicht nehmen Sie mal die aktuelle Prognosen über den Fortschritt der Impfungen zur Kenntnis. Wahrscheinlich werden Sie bereits im Sommer geimpft werden können. Dann erübrigen sich solche abwegigen Vorschläge auch.

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Was du hier forderst ist schlichtweg verfassungswidrig. Ulf hat das im Podcast schon mehrfach erklärt.

Sofern du mit „tabu“ mehr meinst als eine gesellschaftliche Ächtung (die jeder einzelne selbst vornehmen muss), verbietest du hier Menschen, das Land zu verlassen. Auch wenn du dich hier auf einzelne Verkehrsmittel beschränkst.
Urlaubsreisen ins Ausland waren übrigens durch die ganze Pandemie hinweg erlaubt - sofern das Zielland dich reinlässt und du bei der Rückkehr entsprechende Maßnahmen hinnimmst.

Wir nennen das Zwangsarbeit, dafür brauchst du verdammt gute Gründe.

Die Idee der Schülerbetreuuung finde ich im Ansatz allerdings toll und längst überfällig. Nur das mit der Verpflichtung geht eben nicht.

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Ganz ehrlich: ich kann’s nicht mehr hören. Lasst doch bitte bitte endlich dieses Neiden, das in vielen wohlig-soften Worten verkleidet daher kommt und am Ende doch nichts anderes ist als…Neid.

Ich bin übrigens auch Familienvater und ganz hinten in der Prio-Schlange, und ich freue mich, wenn ich massenweise Leute wieder Urlaub machen sehe. Einerseits, weil mir damit aktuell kein Zacken aus der Krone bricht - wir fahren in der Regel mit dem Auto in Urlaub, da seh ich schlimmstenfalls auch ohne Impfung diesen Sommer Möglichkeiten - und andererseits, weil ich mir letztes Jahr Kreuzfahrt- und Airline-Aktien ins Depot gelegt habe. Die Urlauber, die andere gerade beneiden, finanzieren mir so gerade meine nächsten Urlaube. Und jeder, der vor mir geimpft wird, hilft dabei doppelt, weil neben den Positionen der Cruise-Lines die der Impfstoffhersteller liegen. Hat ja niemand verboten, dass ich auch von den Leuten, die früher Freiheiten zurückerlangen profitiere, ne?

Ich finde ja ehrlich gesagt, die haben dort trotzdem mindestens solange nichts verloren, solange die in diesen Locations arbeitenden Menschen selbst noch kein Impfangebot erhalten haben.

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Nein, das hat wahrlich niemand verboten, tut hier ja aber um ehrlich zu sein auch nicht wirklich etwas zur Sache, schließlich wird man das in keiner Entscheidung berücksichtigen.
Ich sehe das alles etwas problematisch. Alle, die solche Vorschläge wie diesen hier, auch wenn sie vielleicht häufig sehr unausgereift sind, einfach nur als Neid abtun, und in bester Bouffier-Manier sagen „Damit will ich nichts zu tun haben“, sind da finde ich zu unsensibel.

Ich persönlich habe kein Problem damit zu warten, das viele ein ungerechtigkeitsempfinden haben, ist ja auch nicht unverständlich. Selbstverständlich ist das ein Stück weit egoistisch, aber das ist es ja auch, wenn sie auf das Gegenteil hoffen, damit ihre Aktienkurse steigen. Viele, erste recht psychisch belastete, von denen es deutlich mehr gibt als man immer denkt, leiden ernsthaft unter den Einschränkungen, und da den Neid abzutun als puren nicht beachtungswerten Neid, finde ich nicht richtig.
Ja, es ist Neid, aber meiner Meinung nach spielt der Grund dafür, der in diesem Fall eigentlich kaum veritabler sein könnte, eine große Rolle.

Der Grund dafür ist in diesem Fall, dass die Leute, die man so beneidet, in aller Regel entweder deutlich näher an ihrem Lebensende als man selbst sind oder alternativ das letzte Jahr über erheblich mehr Risiko, ernsthaft an Corona zu erkranken, übernommen haben.

Und nein, das ist nicht „veritabel“, Leute zu beneiden, wenn sie aus diesen Gründen jetzt tatsächlich für ein, zwei Monate in einigen Belangen bevorteilt sein sollten. Wäre man denn umgekehrt auch bereit, in die Stiefel etwa des Intensivstationspersonals zu steigen und sich den Inhalt der zu Recht viel gelobten Charité-Dokuserie nicht bequem am heimischen Fernseher anzusehen, sondern live vor Ort und mit Eigenverantwortung - und das Monate am Stück?

Aber ich lasse mich hier schon wieder auf eine Diskussion ein, in die ich gar nicht einsteigen wollte…meiner Ansicht nach ist nämlich das endlose Diskutieren über die Berechtigung oder nicht-Berechtigung ein fast genau so unproduktiver Umgang mit dem Thema wie das reflexhafte Rufen nach fortdauernden Einschränkungen ohne Ausnahmen, um weiterhin gleich zu behandeln, was inzwischen objektiv ungleich ist. Speziell diese Rufe sind nichts anderes als destruktiver Egoismus, und den verachte ich grundsätzlich und halte ihn auch für grundlegend unentschuldbar. Produktiv ist hingegen, den eigenen Egoismus konstruktiv zu nutzen und die Vorteile für einen selbst zu sehen, wenn andere Leute wieder Freiheiten realisieren können, die man selbst in naher Zukunft auch wieder haben wird. Dazu gehört zum Beispiel, sich drauf zu freuen, dass mehr der geliebten Freizeitangebote die wirtschaftliche Dürreperiode überstehen werden, wenn diese früher wieder öffnen können, und sei es nur für einen Teil der Bevölkerung. Dazu gehört auch, sich für Freunde und Verwandte mitzufreuen, die vielleicht früher als man selbst geimpft wurden - wer sich nicht für wildfremde Leute freuen kann, sollte doch zumindest genug Empathie aufbringen, um das für einem nahe stehende Personen hinzubekommen? Außerdem sorgen mehr und mehr Geimpfte letztlich auch dafür, dass die Inzidenz über die nächsten Wochen sinken müsste und somit auch für alle noch Ungeimpften wieder wesentlich mehr Restriktionen gelockert und Optionen eröffnet werden dürften (ungefähr analog zum letzten Sommer) - auch das ist etwas, worauf ich mich derzeit uneingeschränkt freue. Oder man versucht eben, finanziell von den wieder anlaufenden Wirtschaftsbereichen zu profitieren - deswegen das Beispiel mit den Aktien, das geht unabhängig vom Impfstatus und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es einem psychologisch enorm beim Ertragen der aktuellen Situation hilft, wenn man auf die Weise auch schon jetzt sehr direkt an der kontinuierlichen Verbesserung der Lage partizipiert, obwohl man noch ein paar Wochen auf die erste Impfchance warten muss.

Er wird im Sommer vielleicht geimpft sein, aber seine Kinder wahrscheinlich nicht. Junge Familien werden weiter mit den Beschränkungen leben müssen. Die Politik wird im Jahr der Bundestagswahl vor allem Politik für die Baby Boomer machen, daher gehe ich davon aus, dass es sehr bald Lockerungen für Geimpfte geben wird. Und natürlich können die auch in der Weltgeschichte rumreisen. Auf noch eine Milliardenspritze für TUI hat keiner in der Regierung Lust.

Der Grund dafür ist in diesem Fall, dass die Leute, die man so beneidet, in aller Regel entweder deutlich näher an ihrem Lebensende als man selbst sind oder alternativ das letzte Jahr über erheblich mehr Risiko, ernsthaft an Corona zu erkranken, übernommen haben.

Genau diese Argumentation ist es doch aber, warum die Emotionen bei diesem Thema so hochkochen. Während der gesamten Pandemie war unser Ansatz ja immer, dass wir Lebensjahre und Lebensqualität einzelner Personen nicht gegeneinander aufrechnen, und das aus gutem Grund. Denn sonst hätte man sich doch von Anfang an fragen müssen, ob es okay ist, jungen Menschen zwei Jahre ihrer Jugend zu klauen, oder mittelständische Existenzen zu vernichten, um damit 92-jährige Krebspatienten noch ein paar Monate am Leben zu halten (ich überspitze). Das haben wir nicht getan, sondern wir haben in ganz überwiegender Mehrheit gesagt, dass wir uns solidarisch einschränken.

Auch würde ich mich nicht entscheiden wollen, ob es jetzt die Intensivkrankenschwester härter getroffen hat als den Gastronom, der vor einem Scherbenhaufen steht, oder den Studenten, der mittlerweile sein viertes Semester alleine im Wohnheimzimmer hockt. Mein Kollege hat mir vorhin erzählt, dass sein (motorisch eingeschränkter) Sohn mittlerweile merklich schlechter Schreiben kann, weil ihm in den letzten Monaten so viel Bewegung und Therapie entgangen ist. Wie hat man das jetzt auf unserer Skala des getragenen Risikos zu bewerten?

Wenn du jetzt argumentierst, dass die Risikogruppe schlechter dran war als der Rest und deshalb gewissermaßen Lockerungen verdient hat, stellst du das zentrale Argument der Pandemiebekämpfung auf den Kopf. Denn es war ja nie die Absicht hinter der Impfpriorisierung, besonders betroffene Gruppen zu bevorzugen, sondern vielmehr wollte man jedes Leben schützen, unabhängig von den individuellen Umständen. Das Geimpfte jetzt so hopplahopp nach der Impfung noch ein zweites Privileg erhalten sollen ist es ja gerade, was die Leute kritisch sehen, die betonen, dass Solidarität keine Einbahnstraße sei.

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Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar.

Das zentrale Ziel der Pandemiebekämpfung war immer, Leben zu retten. Das ist die existenziellste Frage, die es gibt, und dass dem so ist, war das zentrale Argument, weswegen man da nicht angefangen hat, Kosten-Nutzen-Betrachtungen und ähnliches vorzunehmen, sondern aus Respekt vor der existenziellen Bedeutung menschlichen Lebens jedes Leben als gleichwertig betrachtet. Deswegen war es ebenso wichtig, die 90jährige Oma zu retten wie den 20jährigen Studenten, so dass im Ergebnis das individuell dann sehr unterschiedliche Risiko den Ausschlag gegeben hat, wem Schutzmaßnahmen früher oder in größerem Umfang zuteil wurden (von denen übrigens nur die Impfung eine ist, die man irgendwie als „erstrebenswert“ betrachten kann - die meisten anderen zielgruppenexklusiven Schutzmaßnahmen wie besonders rigorose Kontaktverbote in Altersheimen haben die Betroffenen meines Wissens nicht gerade als toll empfunden).

Es geht in der Frage, ab wann man geimpfte Menschen von Restriktionen ausnimmt, aber nicht mehr um die existenzielle Frage des nackten Überlebens. Es geht darum, ob ein Teil der Bevölkerung, für den gewisse Beschränkungen objektiv nicht mehr erforderlich sind, um das Ziel des Rettens von Leben in der Pandemie zu erreichen, von diesen Beschränkungen ein paar Wochen früher ausgenommen wird als der Teil, der noch nicht geimpft wurde, weil er während der Pandemie ein deutlich geringeres Risiko für das eigene Leben tragen musste.

Das ist doch geradezu ein Luxusproblem im Vergleich zu der Fragestellung, wie man verschiedene Leben verschiedener Menschen gegeneinander aufrechnet bzw. nicht gegeneinander aufrechnet. Niemand stirbt, wenn andere ein paar Wochen früher eine Kreuzfahrt buchen können! Allein der Vergleich dieser beiden Situationen bzw. das Beharren darauf, sie seien vergleichbar, und man könne über den Verweis darauf, wie in der Pandemie mit der Bewertung von zu rettenden Leben umgegangen wurde, jetzt irgendwie auch in dieser Situation erzwingen, dass gefälligst zu ignorieren ist, WARUM Leute eigentlich früher geimpft wurden, und dass dieser dahinter liegende Grund des Übernehmens eines deutlich erhöhten Risikos nun auch nicht zählen darf als moralische Rechtfertigung, warum man ihnen die Rückerlangung bestimmter Freiheiten ein paar Wochen früher sozusagen als „Glücksfall“ jetzt nach dem „Unglück“ des einjährigen meist eher unfreiwilligen Daseins in einer Risikogruppe nicht einfach mal gönnen könnte…mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, wie ich das finden soll. Ich glaube „geschmacklos“ trifft es noch am ehesten.

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Genau das, was ich sagen wollte, konnte ich ihnen offensichtlich nicht gut genug deutlich machen.

Es geht mir nicht darum, dass die Leute keine Freiheiten bekommen sollen. Das ist ja wie breit in der Lage besprochen sowieso rechtlich nicht tragbar.

Mir fehlt nur immer bei den Stimmen wie ihrer das Verständnis für diejenigen, die sich irgendwie ungerecht behandelt fühlen, wenn jetzt Geimpfte Freiheiten bekommen, und man selber noch lange keine Chance dazu hatte. Natürlich ist der Neid, wie ja bereits gesagt unangebracht und egoistisch. Aber er ist nachvollziehbar, auch wenn ich ihn nicht teile.

Genau die Empathie, die sie hier zurecht einfordern, würde ich mir auch von ihrer Seite wünschen.

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Da ist ja durchaus was dran, das will ich gar nicht bestreiten.
Aber trotzdem kann ich nur wieder sagen: Da fehlt mir die Empathie für ebenfalls die andere Seite, die sie ebenso verdient hat.

Es bezweifelt doch quasi niemand, dass es gute Gründe gab, die Priogruppen so zu wählen wie sie jetzt gewählt wurden.

Ich glaube nur, dass der Unmut, der sich jetzt in dieser Debatte entlädt, daran liegt, dass die Politik in dieser Frage nicht ehrlich kommuniziert hat. Denn es muss ja mindestens im Justizministerium völlig klar gewesen sein, dass es früher oder später dazu kommen wird, dass man Geimpfte von Beschränkungen ausnehmen muss, weil es sonst die Gerichte tun. Trotzdem hieß es in der Debatte auch von Lambrecht und Spahn: staatliche Privilegien darf es nicht geben.

In diesem Kontext hat man dann die Impfpriorisierung debattiert und dabei quasi ausschließlich die Frage gestellt: wie impfen wir, um eine möglichst große Anzahl an Leben zu retten? Die Antwort liefert dann mehr techno- als demokratisch die Stiko und die Priorisierung haben wir ja heute.

Wenn man sich aber ehrlich gemacht hätte und die zukünftige Existenz von Privilegien eingestanden hätte, wäre die Frage ja gewesen: wie impfen wir, um möglichst viele Leben zu retten, und wem wollen wir zuerst ein normales Leben zurückgeben? Vielleicht wäre man dann zu anderen Schlüssen gekommen (so wie man ja Lehrer trotz eines geringen Sterberisikos vielerorts priorisiert hat, eben aus einer Abwägung heraus, die auch andere gesellschaftliche Nöte berücksichtigt). Vielleicht wäre die Antwort aber auch die selbe gewesen, aber es hätte dann wenigstens eine demokratische Debatte darum gegeben. So versteckt sich die Politik hinter vermeintlichen juristischen Zwängen und es entsteht eine ekelhafte gesellschaftliche Spaltung, die gegenseitige Vorwürfe von Neid oder Klientelpolitik nicht besser wird.

(Und auch wenn du hier so tust, als gehe es nur um wenige Wochen: für Menschen, die das „Pech“ einer AZ-Impfung haben, sind „wenige Wochen“ knappe vier Monate. Da muss man doch mit etwas Empathie auch eingestehen, dass die fehlende Begeisterung für Kreuzfahrten nicht nur mit Neid zu tun haben.)

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Die Politik wird Lockerungen machen, weil sonst Gerichte sie dazu zwingen werden. Und das auch mit Recht. Ich bin aus beruflichen Gründen schon erstgeimpft und hoffe auch aus persönlichen Gründen, dass es im Sommer wieder eine Rückkehr zu mehr Normalität geben wird. Aber selbst wenn ich noch länger auf eine Impfung warten müsste, würde ich nicht aus Missgunst Lockerungen ablehnen.

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Eine ähnliche Diskussion hatten wir hier im Forum schon um Weihnachten, als es um die Frage ging, ob man nicht mit dem Familienbesuch ein paar Wochen warten sollte. Es geht für viele um mehr als ein halbes Jahr. Meine Eltern sind als Krankenhausärzte Ü60 schon seit Januar voll geimpft, wenn ich in Deutschland wohnen würde, käme ich vielleicht im September zum vollen Impfschutz (die Schweiz ist etwas schneller, aber auch hier wird es wohl Juli).

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Meiner Meinung nach geht es nicht nur um Kommunikation. Es geht darum, dass es seit über einem Jahr kein Konzept gibt außer Sachen dicht zu machen und an die Menschen zu appellieren, „noch ein paar Wochen“ durchzuhalten, seit Dezember ergänzt durch die Parole „Impfen ist die Lösung!“. Dabei ist seit weit über einem halben Jahr klar, dass a) nicht alle Menschen gleichzeitig werden geimpft sein können und dass b) es genau zu der jetzigen Situation kommen wird, in der es immer mehr Geimpfte/Genesee gibt, für die die Einschränkungen nicht mehr gerechtfertigt sind und dass es jede Menge nicht Geimpfter/Genesener gibt, die sich weiter an die Einschränkungen halten sollen.
All das war absehbar und genau deshalb haben andere Länder auch in den letzten Monaten Lockerungspläne entwickelt und diese zum Teil auch schon umgesetzt. Sie gehen also einen anderen Weg: In der Erwartung des weiteren Impffortschritts nehmen sie Einschränkungen für alle zurück, um genau diesen gesellschaftlichen Druck zu entschärfen. Dass Deutschland im April bei Inzidenzen unter 200 über neue Verschärfungen geredet hat, ist ja aus europäischer Sicht eine ziemliche Ausnahme.
Ich wundere mich jetzt nur darüber, dass der Unmut sich vor allem gegen die völlig gerechtfertigten und völlig erwartbaren Ausnahmen für Geimpfte/Genesee richtet und nicht gegen eine Politik, die sich selbst so in die Sackgasse manövriert hat.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich verstehe die Wut und den Frust von jedem und jeder. Aber der Skandal ist aber nicht, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung bald weniger von staatlichen Einschränkungen betroffen sein wird. Der Skandal ist, dass die Politik quasi dauerhaft solche Einschränkungen verhängt, ohne allen davon Betroffenen zügig und effizient zumindest eine finanzielle Kompensation zu ermöglichen und dass sie nicht dazu in der Lage ist, zu verhindern, dass viele dauerhaft ihren Job oder gar ihre Existenz verlieren.

Und aus FFF-Perspektive möchte ich noch sagen: Kreuzfahrten sind eh asozial :wink: (Achtung Ironie!)

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Das ist so nicht korrekt und berücksichtigt nicht die inzwischen um ein Vielfaches höhere Impfrate als im Dezember.

Es mag ja absurd klingen, aber die Versprechungen der deutschen Politik, im Juni könne man die Priorisierung fallen lassen, sind nicht übertrieben. Sie sind sogar eher konservativ. Schön sehen kann man dies z.B. in folgender, auf aktuellen Impfzahlen und den derzeitigen Lieferprognosen basierender Simulation: Simulation der COVID19-Impfkampagne

Man sollte dazu noch wissen, dass die drei Prio-Gruppen etwa 7%, 20% und 15% der Bevölkerung umfassen (schon korrigiert unter der Annahme, dass in jeder ein Anteil Impf-Unwilliger von etwa 20% sind). Diese Zahlen stammen von der Süddeutschen Zeitung und scheinen mir plausibel und konform mit Schätzungen anderer Stellen. Also bei 42% der Gesamtbevölkerung müssten theoretisch alle Impfwilligen der Priorisierungsgruppen erreicht sein, mal angenommen, es wurde immer strikt nach Reihenfolge geimpft (was in der Praxis wie wir wissen nicht 100%ig stimmt, daher muss man mit ein paar Prozent Abweichung von dieser Zahl rechnen).

Ich habe die zu erwartenden Impfzahlen für Mai auf Basis meiner eigenen Erkenntnisse und bevor ich obige Simulation kannte schon mal grob überschlagen und ich kam auf ähnliche Ergebnisse, wenn auch nicht ganz so optimistisch, nämlich 45% der Bevölkerung erstgeimpft Ende Mai.

Meine „wenigen Wochen“ waren daher ganz bewusst so gemeint und nicht als Verharmlosung oder Untertreibung zu sehen. Es geht hier nicht um ein halbes Jahr oder gar mehr, es geht vermutlich nicht einmal um drei Monate. A propos drei Monate: Selbst für diejenigen, die AstraZeneca bekommen haben und daher nominell erst mal einen dreimonatigen Abstand bis zur Zweitimpfung haben sollten, wird es vermutlich schneller gehen können, denn es ist davon auszugehen, dass AstraZeneca in Kürze mehr als genug vorhanden sein wird bzw. schlicht liegen bleibt, weil die Ü60 durch sind und in den U60 keiner das Zeug will, bzw. diejenigen die wollen finden keine Ärzte die es verimpfen wollen weil dort die Bereitschaft dazu eher mau ist (Aufklärung dauert länger, Ärzte haben teilweise Angst vor Haftungsrisiken). Da man das Zeug mit 4 Wochen Abstand laut Zulassung bereits zweitspritzen darf, gehe ich davon aus, dass viele Leute, die theoretisch 3 Monate warten sollten, am Ende diese drei Monate nicht warten müssen, sondern sich früher einen Zweitimpfungstermin holen können. Persönliche Anekdote an dieser Stelle: meine Eltern sind beide als Ü60 mit AZ geimpft worden, und deren Arzt hat ihnen vor ner Woche bereits einen zweiten Impftermin in 4 Wochen in Aussicht gestellt, d.h. nix mit 3 Monaten warten.

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Mehr Lockerungen bedeuten aber auch mehr Infizierte und Tote. Und es gibt immer noch nicht-geimpfte Menschen, für die eine Corona-Infektion sehr gefährlich sein kann.

Juristisch betrachtet sind Lockerungen wohl unvermeidbar, aber moralisch betrachtet senden sie ein fatales Signal aus. Genau wie beim Klimaschutz werden die Interessen der jungen Menschen mit Füßen getreten.

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Die Lockerungen gelten für Genesene und Geimpfte. Also für einen deutlich weniger gefährlichen und gefährdeten Personenkreis.

Ich lebe auch sehr gerne in einem Rechtsstaat. Moralische Grundsätze sind doch recht individuell. Viele würden es sicher für amoralisch halten, Grundrechte weiter einzuschränken, berufliche Existenzen zu zerstören und Bildungschancen für Kinder und Jugendliche zu beeinträchtigen, ohne dass es dafür noch eine zwingende Notwendigkeit gibt.

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