Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar.
Das zentrale Ziel der Pandemiebekämpfung war immer, Leben zu retten. Das ist die existenziellste Frage, die es gibt, und dass dem so ist, war das zentrale Argument, weswegen man da nicht angefangen hat, Kosten-Nutzen-Betrachtungen und ähnliches vorzunehmen, sondern aus Respekt vor der existenziellen Bedeutung menschlichen Lebens jedes Leben als gleichwertig betrachtet. Deswegen war es ebenso wichtig, die 90jährige Oma zu retten wie den 20jährigen Studenten, so dass im Ergebnis das individuell dann sehr unterschiedliche Risiko den Ausschlag gegeben hat, wem Schutzmaßnahmen früher oder in größerem Umfang zuteil wurden (von denen übrigens nur die Impfung eine ist, die man irgendwie als „erstrebenswert“ betrachten kann - die meisten anderen zielgruppenexklusiven Schutzmaßnahmen wie besonders rigorose Kontaktverbote in Altersheimen haben die Betroffenen meines Wissens nicht gerade als toll empfunden).
Es geht in der Frage, ab wann man geimpfte Menschen von Restriktionen ausnimmt, aber nicht mehr um die existenzielle Frage des nackten Überlebens. Es geht darum, ob ein Teil der Bevölkerung, für den gewisse Beschränkungen objektiv nicht mehr erforderlich sind, um das Ziel des Rettens von Leben in der Pandemie zu erreichen, von diesen Beschränkungen ein paar Wochen früher ausgenommen wird als der Teil, der noch nicht geimpft wurde, weil er während der Pandemie ein deutlich geringeres Risiko für das eigene Leben tragen musste.
Das ist doch geradezu ein Luxusproblem im Vergleich zu der Fragestellung, wie man verschiedene Leben verschiedener Menschen gegeneinander aufrechnet bzw. nicht gegeneinander aufrechnet. Niemand stirbt, wenn andere ein paar Wochen früher eine Kreuzfahrt buchen können! Allein der Vergleich dieser beiden Situationen bzw. das Beharren darauf, sie seien vergleichbar, und man könne über den Verweis darauf, wie in der Pandemie mit der Bewertung von zu rettenden Leben umgegangen wurde, jetzt irgendwie auch in dieser Situation erzwingen, dass gefälligst zu ignorieren ist, WARUM Leute eigentlich früher geimpft wurden, und dass dieser dahinter liegende Grund des Übernehmens eines deutlich erhöhten Risikos nun auch nicht zählen darf als moralische Rechtfertigung, warum man ihnen die Rückerlangung bestimmter Freiheiten ein paar Wochen früher sozusagen als „Glücksfall“ jetzt nach dem „Unglück“ des einjährigen meist eher unfreiwilligen Daseins in einer Risikogruppe nicht einfach mal gönnen könnte…mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, wie ich das finden soll. Ich glaube „geschmacklos“ trifft es noch am ehesten.