Erst einmal bedeutet maximale Anstrengung nicht das Geld, was man dafür ausgeben kann, sondern nur die Gesamtressourcen an Arbeitskräften und -volumina, Materialzuflüssen usw., die sich mobilisieren lassen.
Es gibt schlicht keine feste Geldmenge, aus der man schöpfen kann. Das wäre Politik nach Art der „schwäbischen Hausfrau“. (Und ich bin kein Anhänger der MMT.) Was es gibt, sind bleibende Investitionsbedarfe. Die sind sowieso da. An denen ändert sich auch nichts, wenn temporär externalisiert wird. Die bleiben.
Die vollständige Entfossilisierung Deutschlands muss ja gemacht werden. Ganz gleich, wo auf der Welt wir noch in Klimaschutz investieren.
Daher sind diese Mittel schon als Investitionsnotwendigkeiten gegeben - und zwar in jedem denkbaren Fall. Deutschland muss auf netto null, daran führt kein Weg vorbei.
Wenn zuerst externalisiert wird, muss ja die deutsche Entfossilisierung trotzdem nachgeholt werden.
Nur wer auf die Fehlannahme, dass es bloß um Reduktion der klimawirksamen Emissionen ginge, verfiele, könnte auf die Idee kommen, dass Klimaschutz woanders effektiver wäre.
Wenn, was nicht stimmt, Deutschland für die Reduktion von THG im eigenen Land z. B. doppelt so viel ausgeben müsste wie für entsprechende Klimaschutzmaßnahmen mit dem gleichen Reduktionsvolumen, dann - und nur dann - ergäbe sich ein Effizienzvorteil.
Wie schon geschrieben geht es aber nicht um Reduktion, sondern um das Erreichen von netto null überall auf der Welt, einschließlich Deutschland.
Die Investitionskosten für die Zielerreichung der kompletten Entfossilisierung Deutschlands, an denen kein Weg vorbeiführt, kann man in der Gegenwart bereitstellen oder man verlagert sie einfach in die Zukunft, was dann à la longue wiederum zu massiv höheren THG-Emissionen führt, da es den Kippschalter, von dem ich schrieb, eben nicht gibt.
Mal ein einfaches Gedankenexperiment:
Land A emittiert 200 Einheiten CO2-äquivalente THG pro Jahr.
Land B emittiert 100 Einheiten CO2-äquivalente THG pro Jahr.
In Land B kostet die Reduktion von 20 Einheiten THG 20 Geldeinheiten, in Land A kostet sie 40 Geldeinheiten, also das Doppelte.
Beide müssen auf null.
In beiden Ländern ist eine Reduktion der THG um 10 Einheiten pro Jahr möglich.
In Land B würde also das Erreichen von null THG zehn Jahre dauern, in Land A zwanzig Jahre.
Jetzt ballern wir als Land A - im ersten Szenario - mal alles Geld in Land B, um dort möglichst schnell netto null zu erreichen.
Da die 200 THG-Einheiten ja für zwei Dekaden bleiben und danach noch auf null gesenkt werden müssen, beträgt die Gesamtmenge an emittierten THG 6.350 Einheiten.
Im zweiten Szenario finanziert Land A die eigene Entfossilisierung voll aus und gibt Land B noch halb so viel wie vorher. Dann beträgt die THG-Gesamtmenge 2.850.
Im dritten Szenario finanziert Land A zuerst die eigene Entfossilisierung und erst danach die von Land B. Die THG-Gesamtmenge beträgt dann 3.250.
Die Gesamtkosten für die Entfossilisierung beider Länder bleiben jedes Mal gleich.
Dieses - zugegeben etwas vereinfachte - Beispiel macht schon deutlich, dass - wenn man die Zeitkomponente bei der Transformation berücksichtigt - eine gleichzeitige Entfossilisierung immer die größte Emissionseinsparung erzielt.
Doch an der Notwendigkeit der gleichzeitigen Entfossilisierung führt kein Weg vorbei.