Klimaschutz: Das "Aber China ..."-Argument ad absurdum geführt

Ja, auf Deutschland alleine hört China sicherlich nicht. Aber wenn die EU Strafzölle auf E-Autos erhebt, dann wird Beijing kompromissbereit. China hat sicherlich ein dickes Fell, wenn es um innere Angelegenheiten geht und in einem globalen System souveräner Staaten haben es Vertreter von Menschenrechten da sowieso schwer. Aber China ist wie kaum ein anderer Staat auf seine Handelsbeziehungen angewiesen, das gesamte Staats- und Wirtschaftsmodell baut auf dem Export auf. Da lässt sich schon ein Hebel ansetzen, vor allem weil China ja ohnehin in diese Richtung will.

Auf jeden Fall. Zahlen aus China sind ohnehin immer mit einer gewissen Unsicherheit versehen, da es da keine wirkliche Transparenz gibt. In der Summe der Dinge sehe ich aber Anlass für die Annahme, dass China den Hochpunkt der Kohleverstromung erreicht hat oder bald erreichen wird.

China ist außerdem insgesamt wirtschaftlich in einer ziemlichen Krise. Die Zentralregierung hat Probleme, das Wachstum am Laufen zu halten und die USA und EU stellen das chinesische Wirtschaftsmodell (Export enormer Überkapazitäten zu Schleuderpreisen) in Frage. Das Geld wird knapper und am Ende des Tages ist Kohle keine Zukunftstechnologie. Inzwischen dürften außerdem in vielen Fällen die Stromgestehungskosten neuer Solar und Windkraftwerke besser ausfallen als die von alten Kohlekraftwerken.

Kohle kostet ca. 100 Euro/Tonne. Eine Tonne Kohle hat einen Energiegehalt von 8.141 kwh. Kohlekraftwerke arbeiten mit einer Effizienz von durchschnittlich 31%. Das bringt den Preis von einer kwh aus Kohle auf knapp 4 Cent, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Dabei sind in diesem Preis ausschließlich die Rohstoffkosten berücksichtigt, nicht der Transport und der Betrieb des Kraftwerks.

Die Stromgestehungskosten neuer Solar und Windkraftwerke lagen schon 2021 teilweise unter diesen 4 Cent/kwh. Der Betrieb von Kohlekraftwerken (ähnlich wie der von Atomkraftwerken) dürfte also in vielen Fällen eher politische Gründe (Arbeitsplätze) haben bzw. in China durch den wachsenden Bedarf und die begrenzte Kapazität zum Ausbau der Erneuerbaren bedingt sein.

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Ach komm, meinen Schopenhauer habe ich auch gelesen. Du pickst Dir auch einfach nur einen Rohstoff als Gegenbeispiel heraus.
Für jeden Energieträger gibt es einen Weltmarkt, außer für Wind, Sonne und ja, von mir aus auch Braunkohle wenn Du meinst. Ebenso für Agrargüter, Erze, Arbeitskraft bis ins akademische Millieu hinein. Wir sind alle nur die Himbeertonies des Kapitals. Wieviel wann in was investiert wird liegt zu 90% in der Entscheidungsmacht des Kapitals. Der Widerstand gegen Wind und Sonne ist so gewalt(tät)ig, dass wir eine Energiewende erst nach dem Untergang bewerkstelligen werden, aber ohne globale Lieferketten wird das eher wie im Mittelalter aussehen.

Mir ist ehrlich gesagt unklar woher dieser Optimismus kommt. Dass z.B. eine 3,5% Zunahme von Kohlestrom pro Jahr (was übrigens auch dem Schnitt der letzten 10 Jahre entspricht - also nicht wirklich signifikant sinkt) wenig sein soll, ist mir auch schleierhaft. 3,5% Wachstum bedeutet Verdopplung in 20 Jahren. So viel Zubau hatte Deutschland im ganzen Stromsektor in den letzten 40 Jahren nicht. Dass das im Vergleich zum Beginn des Jahrtausends wenig ist liegt einzig an den damals gigantischen Wachstumszahlen Chinas. Und das wäre auch der einzige Grund der mir einfällt, wie Chinas Emissions-Peak ohne fremde Hilfe tatsächlich deutlich schneller eintreten könnte: indem das Wirtschaftswachstum erheblich einbricht. Das wäre aber kaum Grund zur Freude, denn dann dürfte das Thema Klimaschutz in China auch schnell an Priorität verlieren.

Natürlich können wir nicht erwarten, dass andere etwas tun, solange wir als wohlhabende Länder nicht in Vorleistung gehen. Das sehe ich gar nicht als das Problem. Vielmehr sind Leute dann gewillt etwas zu investieren, wenn sie davon überzeugt werden können, dass dieser Verzicht auch zum Erfolg führt. Der Fokus sollte also darauf liegen Klimapolitik so zu konzeptionieren und zu erklären, dass er als global funktionierendes Konzept glaubhaft ist. Und da wird ein Ansatz a la „wenn wir unsere Emissionen erst senken, dann werden alle anderen schon mitmachen“ wenig überzeugen.

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Wenn 1% der Weltbevölkerung für 2% der Emissionen verantwortlich sind, kann dir jeder Erstklässler sagen, dass das zuviel ist. Da braucht man gar nicht nach China schielen.

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Der Witz ist doch, dass Klimaschutz auch dann tolle Effekte erzeugt, wenn kein anderes Land mitmacht.

Der durchschnittliche Bürger in Deutschland würde massiv profitieren, wenn wir weniger Energie verbrauchen, weniger Abgase und Feinstaub produzieren, mehr ÖPNV und Fahrrad fahren, mehr Artenschutz betreiben, Städte für Menschen und nicht für Autos konzipieren, etc. Das Konzept der „externalisierten Kosten“ ist ja wirklich nichts neues.

Es braucht kein „global funktionierendes Konzept“. Das kann es auch nie geben, denn „global“ betrachtete wird immer irgendwas nicht funktionieren, irgendein bedeutendes Land wird immer ausscheren. Insofern ist die Forderung danach eigentlich nur die Forderung nach Stillstand.

Für Klimaschutz und andere Aspekte der Nachhaltigkeit gibt es viele gute Gründe aus der eigenen Motivation heraus. Darin unterscheidet sich das Thema nicht von anderen „Fortschrittsthemen“ der Vergangenheit: Demokratie, Arbeitsrechte, Frauenrechte, Menschenrechte. Sie alle lassen sich aus sich selbst heraus begründen und bedürfen keiner Rechtfertigung durch das Verhalten irgendeiner anderen Gesellschaft.

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Mir scheint hier beginnt jetzt wieder genau die o.g. Strohmann-Diskussion. Nochmal: es bezweifelt niemand, dass Deutschland etwas tun muss. Das ändert aber nichts daran, dass die Erderwärmung im Ganzen nur gestoppt werden kann wenn insbesondere die großen Emittenten das ebenfalls tun. Und deswegen muss ein Konzept zur Klimaneutralität das mit berücksichtigen.

Wenn dem so wäre, dann würde das ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die Erderwärmung nicht zu stoppen ist. Denn: Entweder das Land, das nicht mitmacht, ist so klein, dass die anderen seinen Ausfall kompensieren können. Dann funktioniert das Konzept trotzdem. Oder das Land ist so groß, dass der Ausfall nicht kompensiert werden kann. Das ist z.B. der Fall bei China.

Ist richtig. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit der vollständigen Dekarbonisierung. Das schwierige, aufwändiger und teure sind ja nicht die ersten, sondern die letzten Tonnen CO2, die gespart werden müssen, für die wir auch heute schon konzeptionell die Weichen stellen müssen. Ich verstehe aber ehrlich gesagt nicht, dass wir darüber diskutieren. Denn es bezweifelt ja niemand, dass das gemacht werden muss. Einzig ist die Frage wie es am besten gemacht wird, damit es auch global funktioniert.

Sehr richtig, nur muss der durchschnittliche Bürger auch kurzfristig positive Aspekte bemerken. Und da scheint mir das Problem zu liegen. Kurzfristig empfinden leider viele das als Bevormundung, Eingriff in ihre „Freiheit“, etc, oft dabei sogar bei steigenden Kosten.

Die perfekte Antwort steht ja schon über deinem Post.
Global betrachtet sehe ich nicht, dass sich Deutschland dafür einsetzt, ein internationales Gremium mit derartiger Macht auszustatten, globale Lösungen vorantreiben zu können.
Also müssen wir wohl auf China hoffen, die einzigen, die eine Weltregierung anstreben und auch in der Lage sind, das durchzuziehen.
Wer globale Ziele möchte, muss entweder jeden Tag weinend im Keller sitzen oder auf eine Ökodiktatur hoffen.

Wenn dem so wäre, würde ich verstehen, dass Menschen zögerlich sind beim Klimaschutz. Ich glaube aber nicht, dass das so ist. Ein Konzept hat nie den Anspruch dass es in der Umsetzung zu 100% funktioniert. Aber das Produkt aus Erfolgswahrscheinlichkeit und Auswirkungen bei Erfolg muss halt hoch genug sein. Dazu braucht es gar nicht mal eine Verpflichtung seitens China. Wenn wir mal ohne Berücksichtigung von Ländergrenzen auf das Problem schauen, dann müssten wir doch da die Emissionen zuerst senken, wo wir mit dem geringsten finanziellen Einsatz den größten Benefit erzielen. Sprich wenn es große regionale Unterschiede gäbe, macht es wenig Sinn, wenn Land X gerade ganz teuer seine letzten Emissionen reduziert, und Land Y weiter Kohlekraftwerke baut.
In so einem Fall macht es Sinn (für den globalen Benefit), dass Land X sein Geld einsetzt um in Land Y die Emissionen zu reduzieren. Das könnte man ggf. über sowas wie Klimakredite implementieren. Dafür ist es wichtig, dass eine kritische Masse an Geberländern mitmacht - müssen aber nicht alle sein. Die Konditionen müssen dabei- und das ist sicher nicht einfach - so gewählt sein, dass es sich für Land Y lohnt diese Kredite in Anspruch zu nehmen, aber nur wenn sie die Klimaschutzmaßnahme sonst nur schwer wirtschaftlich stemmen könnten. Gleichzeitig braucht Land X natürlich gewisse Sicherheiten, dass sie das Geld langfristig zurück bekommen. So ein System bräuchte man m.E. zumindest als Fallback Option, sobald die regionalen Unterschiede sehr groß werden.

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Aber das sind doch Fragen, die den Alltag eines Bürgers gar nicht berühren. Eine Regierung kann heute einfach entscheiden, dass heute gebaute Gaskraftwerke auch in der Lage sein müssen, ab 2035 Wasserstoff zu verbrennen. Das interessiert niemanden (außer Lobbyisten) und da kräht auch kein Hahn nach. Langfristig kann eine Regierung mehr oder weniger schalten und walten wie sie will, auch weil sie die Ergebnisse dieser Arbeit ja nicht an der Wahlurne in weniger als vier Jahren vertreten muss.

„Die Bürger“ werden eigentlich nur hellhörig, wenn es um die von dir angesprochenen ersten Tonnen CO2 geht. Wenn zum Beispiel die nächste Heizungsanlage (angeblich) ein paar Euro teurer wird. Oder beim Neubau mehr gedämmt werden muss. Oder an der Tankstelle das Benzin ein paar Cent teurer wird. Der große Aufreger ist immer nur das, was direkt erfahrbar ist. Darum ist es ja auch so ärgerlich, dass etwa in 16 Jahren Merkel kaum etwas in der Richtung passiert ist, weil da hätte man viele Maßnahmen sanfter und weniger spürbar gestalten können.

Für mich ist entsprechend die Krux, dass es Politik schafft die unmittelbaren Vorteile der heute wirksamen Maßnahmen erfolgreich zu kommunizieren. Und das ist nicht nur Verantwortung der Regierung, sondern auch die einer konstruktiven Opposition.

Ich sehe das anders. Die Herausforderung ist, dass wir kein Land außerhalb unseres eigenen Rechtsrahmens zu irgendwas zwingen können. Darum wird es auch nie ein „Einheitskonzept“ mit verbindlichen und durchsetzbaren Zielen geben. Es muss überzeugt werden, entweder durch Vorbild oder durch Verhandlung.

Durch das EEG hat Deutschland viele Länder überzeugt, dass Investitionen in EE sinnvoll und machbar sind. Gleiches gilt für viele technische Innovationen, die hierzulande den Weg zu mehr EE geebnet haben. Durch gemeinsames Handeln innerhalb der EU (Stichwort CO2-Grenzausgleich) können wir auch Großmächten wie China auf Augenhöhe in Verhandlungen gegenübertreten. Das ist das globale Konzept, was funktioniert, aber es ist eben kein geordneter Ablauf nach festen Regeln sondern ein manchmal chaotischer und unübersichtlicher Prozess.

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Sorry to say, aber auch hier gerät die Diskussion schon wieder auf Abwege.

Fakt ist: Es muss so schnell wie möglich netto null erreicht werden.

D. h. alle müssen ihr Möglichstes tun.

Fingerpointing hilft da überhaupt nicht weiter, sondern nur die eigene Verantwortung zu übernehmen.

Und wenn wir von Verantwortung reden, müssen wir erst einmal konstatieren, dass Deutschland ja selbst beim Einhalten seines Emissionsbudgets nicht mal seiner historischen Verantwortung gerecht wird:

1750 bis 2018 war Deutschland […] für rund 5,7 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich – mehr als Afrika und Südamerika zusammen.

Da diese historische Emissionslast beim Emissionsbudget gar nicht berücksichtigt wird, obwohl die historischen CO2-Emissionen in der Atmosphäre ja weiterhin wirksam sind, ist das Budget schon extrem zugunsten Deutschlands gerechnet.

Zum „bösen Buben“ China ist festzuhalten:

China ist mit sehr weitem Abstand führend beim Zubau von Photovoltaik und Windkraftanlagen.

https://newsbase.com/story/rem-china-emerges-as-global-green-energy-champion-with-two-thirds-of-the-world-s-new-wind-and-solar-power-plants-333600

Schon vor sieben Jahren tätigte es Rekordinvestitionen:

Im Jahr 2017 entfielen 126,6 Mrd. USD und damit 45 % der weltweiten Investitionen von 280 Mrd. USD in erneuerbare Energien auf die VR China.

Wie gesagt, mit unserer eigenen Verantwortung hat das nichts zu tun.

Aber es ist in der in Teilen völlig fehlgeleiteten Diskussion zumindest erwähnenswert.

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Und das ist ein Denkfehler.
Es ist jetzt am leichtesten und billigsten CO2 einzusparen (Tempolimit). Der Aufwand wird aber höher und der Ertrag kleiner, je mehr es ans Eingemachte geht (DAC). Es macht also Sinn, dass Industrienationen jetzt schon die Innovation in diesen Bereichen vorantreibt, denn die LowHangingFruits können wir in zehn Jahren immer noch easy in den Entwicklungsländern einsammeln.
Wenn der halbe Planet brennt, wird es aber mit Grundlagenforschung an innovativen Technologien schwierig.

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Warum?

Darüber reden wir doch gar nicht.

Wer sagt das?

Inwiefern ist das relevant?

Genau. Wir können aber Anreize setzen.

Den Ablauf nach festen Regeln fordert niemand.
Nur dass wir Ideen haben, bei denen wir mehr als reine Hoffnung haben, dass sie funktionieren.

Das widerspricht überhaupt nicht dem, was ich gesagt habe. Die großen Investitionen fallen ja nicht bei der Forschung sondern bei der Implementierung/ Umsetzung an.

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@MarkusS @der_Matti

Es muss alles gleichzeitig getan werden.

In den Industrienationen müssen die Emissionen schnellstmöglich runter und in den Schwellen- und Entwicklungsländern genauso.

Bzgl. der Entwicklungsländer stellt sich auch die Aufgabe, den Fossilisierungsirrweg gleich zu umgehen.

In den Industrie- und Schwellenländern stellt sich die Aufgabe, die Transformation zur Entfossilisierung schnellstmöglich voranzutreiben.

Beides muss parallel gemacht werden.

Dem ersten Teil würde ich voll zustimmen. Der Ausbau der Erneuerbaren und der Einbau von Wärmepumpen sind allein aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll.
Das global funktionierende Konzept ist für Netto-Null aber leider dennoch notwendig. Anschaulich wird dies, wenn wir uns die Auswirkungen des Verbot des Kükentötens anschauen. In Deutschland werden seit 2022 keine Küken mehr getötet. Männliche Hühner legen keine Eier und sind nicht wirtschaftlich als Fleischlieferant aufzuziehen. Von den 22 Brütereien im Verband der Geflügelwirtschaft sind nur noch 8 übrig, d.h. die Legehennen kommen jetzt aus dem Ausland - ein europäisches Verbot des Kükentötens ist nicht in Sicht. Durch schlechtere Haltungsbedingungen z.B. in Polen ist für den Tierschutz netto wahrscheinlich nichts gewonnen.

Wenn wir keine international verbindlichen Regeln durchsetzen, werden alle energieintensiven Industrien aus Deutschland verschwinden. An den Investitionen sieht man schon heute, dass viele Unternehmen keine Zukunft in Deutschland sehen. Was der wirtschaftliche Niedergang mit einem Land macht, zeigen nicht zuletzt die Auswirkungen der 90er Jahre auf Ostdeutschland. Die Auswirkungen auf das Wahlverhalten wurden auch in der Lage besprochen.

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Mir scheint hier werden die Verhältnisse etwas auf den Kopf gestellt. Wenn die Worte „Aber China …“ fallen, wird damit ein Gegensatz aus eigener Klimapolitik und Klimadiplomatie konstruiert.
Wenn man deren Notwendigkeit ansprechen möchte, benötigt man weder „Aber“ noch „China“
In jedem Fall ist es doch sinnvoll sich mit den Aspekten zu befassen, die man beeinflussen kann. Das ist also zum größten Teil die deutsche Klimapolitik und fast genauso wichtig die europäische. Der Einfluss auf den Rest der Welt ist nunmal geringer und indirekter.
Und die Fokussierung auf Aspekte außerhalb der eigenen Gestaltungsmacht wirkt oft wie ein Aufruf zur Untätigkeit. Insbesondere wenn sie innerhalb einer Diskussion um die konkrete Ausgestaltung der eigenen Klimapolitik ins Feld geführt wird. Wo soll da der Strohmann sein?

Natürlich gibt es Themen, wo unsere Klimapolitik Einfluss auf die Chinesische haben könnte. Beispiel: das Original-EEG. Aber sicherlich nicht bei der Frage ob wir unsere Emissionen mit bestimmten Maßnahmen senken sollten. Mir scheint, die China-Karte wird eben oft an unpassenden Stellen gespielt.

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Dazu kommt, dass die Maßnahmen zur Anpassung nicht überall gleich gut funktionieren, was dazu führt, dass die Anpassungsmaßnahmen privilegierten Gruppen nützen, die unterlassenen Klimaschutzmaßnahmen aber den bereits Benachteiligten schaden.

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Hier sollte man vielleicht insbesondere in diesem Thema darauf hinweisen, dass China nur etwa 1/3 der Emissionen erzeugt. Bleiben also 2/3 für die sich der nudging effekt doch als wirksam erweisen könnte.

Das kann Deutschland/Europa teils dadurch verhindern, dass wir auf Importe aus Ländern ohne angemessene Klimaschutzmaßnahmen CO2-Abgaben erheben. Das ist ja auch schon längst verabschiedet, muss nur noch umgesetzt werden. Dafür braucht es kein internationales System.

Grundsätzlich ist aber sowohl für die Gegenwart, als auch die Zukunft klar, dass Deutschland nicht das Land mit den niedrigsten Energiepreisen oder Lohnkosten sein wird oder sein kann. Es ist absolut unrealistisch zu erwarten, dass wir z.B. wieder ein globales Zentrum der Stahlindustrie werden. Wir müssen uns gesellschaftlich und politisch darüber klar werden, welche Industrien in welcher Intensität wir aus strategischen Gründen in Deutschland/Europa ansiedeln wollen und wo dies nicht durch den freien Markt allein gelingt, müssen wir das entsprechend subventionieren (z.B. Computerchips).

Dazu hätte ich ein paar Anmerkungen:

  • in dem Zitat ist von Brütereien im Verband der Geflügelwirtschaft (der wohl vor allem die konventionelle Geflügelzucht repräsentiert?) die Rede. Aber was ist mit den Brütereien, die nicht in dem Verband organisiert sind? Laut einer hier verlinkten Statistik (0117660-0000 Brütereien, eingelegte Bruteier und geschlüpfte Küken") gab es im Mai 2024 insgesamt 40 Brütereien in Deutschland und damit 5 mehr als noch im Januar 2023.
  • Die selbe Tabelle gibt an, dass im Mai 2024 rund 1,5 Mio mehr Küken (der Legerassen) als im Mai 2023 und 1,2 Mio mehr als im Januar 2023 geschlüpft wurden.

Ich finde leider keine Daten aus 2022 oder davor, aber diese Statistik gibt keinen Hinweis auf einen drastischen Einbruch bei der Kükenerzeugung in Deutschland. Vielleicht kommt einfach eine bestimmte Art von Betrieb mit den neuen Regeln nicht zurecht, andere Betriebe (wie der in deiner Quelle erwähnte) profitieren, weil sie auch vorher keine Kücken geschreddert haben. Dann wäre das Gesetz ja erfolgreich.

Aufschlussreich wäre aber vielleicht auch eine tatsächlich Importstatistik. In deiner Quelle wird nur der Chef eines Lobbyverbands zitiert, dessen Fakten zufällig zu den Interessen der von ihm vertretenen Unternehmen passen.

Vielleicht ist die Zunahme der geschlüpften Küken aber auch der Effekt einer Anpassung der Rechtslage zur Bestimmung des Geschlechts noch im Ei, was einen Abbruch der Bebrütung vor dem Schlüpfen ermöglicht: BMEL - Pressemitteilungen - Verbot des Kükentötens: Bundeskabinett beschließt Formulierungshilfe zur Anpassung der Rechtslage ab 2024

Auch dann hätte ja das Gesetz den gewünschten Effekt erreicht, weil das Töten der lebenden Küken durch die Zerstörung der noch bebrüteten Eier vor der vollen Entwicklung der Brüderhähne ersetzt wird.

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Kleine Nachricht aus einem anderen oft (und mit gutem Grund) nicht als vorbildlich dargestellten Land:

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