Teil II oder die etwas schwierigeren Fälle:
Immobilienmärkte:
Immobilienmärkte sind auf die unterschiedlichsten Arten durch staatliche Eingriffe gekennzeichnet. Bauland wird in begrenzter Menge ausgewiesen (Angebot knapp gehalten), Mietenwachstum begrenzt, was den Anreiz zum Bau mindern kann, Kredite durch Zentralbankpolitik (staatliche Institution) künstlich verbilligt und damit die Nachfrage angekurbelt, diverse Bauvorschriften treiben die Preise, Subventionen für Käufer und Bauherren erhöhen die Nachfrage usw.
Preise sollen Knappheitsrelationen widerspiegeln und dann Angebot (einschl. Ressourcen Nutzung) und Nachfrage lenken. Verschieben sich die Knappheitsverhältnisse, so ändern sich auch die Preise. Bei knapper werdenden Gütern sollen die Preise steigen, weil das zum einen dazu , dass es sich lohnt das Angebot auszuweiten (mehr zu bauen) und zum anderen Nachfrage zurückdrängt (in kleinere Wohnung ziehen). Solange aber die Ausweitung des Angebots durch Beschränkung der Baulandausweisung staatlicherseits (warum auch immer) beschränkt bleibt ist bei steigender Nachfrage durch Niedrigzins und zunehmender Nachfrage (Wohnfläche pro Kopf und Haushalt steigt seit Jahrzehnten) nicht damit zu rechnen, dass es eine Preisumkehr gibt.
Was genau meinst Du mit Spekulation? Laut Duden ist Spekulation im ökonomischen Kontext eine „Geschäftstätigkeit, die auf Gewinne aus zukünftigen Veränderungen der Preise abzielt“. Wo ist das konkrete Problem?
Fazit Immomarkt: Als Bestandsmarkt mit wenig elastischen Angebot unterliegen Immobilen Preiszyklen, aber der derzeitige Anstieg ist wohl eher der EZB- Politik (staatliche Institution) und knappen Bauland (staatlich beschränkt) geschuldet.
Landwirtschaft:
Komplettversagen finde ich doch ein wenig harsch, ob der Tatsache, dass die Marktkräfte ab dem 18. Jahrhundert es geschafft haben, eine Produktivitätsrevolution zu entfesseln, die es ermöglicht, dass ein deutlich größerer Teil der deutlich gewachsen Menschheit ohne Sorge vor Hunger leben kann und dass bei einem weitaus geringeren Anteil an Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten (müssen).
Da Komplettversagen nicht nur harsch, sondern auch wenig konkret ist, hier noch ein, zwei weitere wenig konkrete Einwände: Natürlich ist der Agrar“markt“ der letzten Jahrzehnte (und wahrscheinlich auch noch weit davor) Spielball massivster Staatseingriffe und ihrer Änderungen. Da gab es staatliche Garantiepreise mit resultierenden Milchseen und Butterbergen, Mengenvorgaben, Exportzuschüsse und Subventionen aller Art, vergünstigter Agrardiesel, Zuschüsse zu allem was der Bauer so brauch Schlepper, Ställe oder Getreide-Hackmaschinen mit Parallelogrammverschieberahmen und vollelektronischer Kameralenkung (guckst Du hier). Wenn es einen Markt gibt der nix mit Markt zu tun hat, dann ist es der Agrar“markt“.
Fazit Landwirtschaft: Da wird fast alles politisch gesteuert.
Lebensmittel:
Hier muss ich InDubioProReo beipflichten. Freiheit ist halt ein forderndes Konzept. Wo wolltest Du denn mit Deiner staatlichen Regulierung aufhören? Auch vegane in der Region selbstgeklöppelte Bio-Nudeln schaden mir, wenn ich es in Unmengen oder ausschließlich esse. Kommt dann irgendwann die Ernährungsberatung unaufgefordert vorbei? Oder liefert der staatliche Lebensmittelbus, dass was ich essen soll (aber nicht will)? So lange ich mit meinen Entscheidungen nur mir selbst schade und keinen anderen ist doch alles gut.
Fazit Lebensmittel: keins
Pharmaindustrie:
Der Pharmabereich ist wieder ein sehr schönes Beispiel. Zum einen wissen wir alle seit der Pandemie, dass der Pharma- und Medizinbereich hochgradig reguliert ist, da gibt es Zulassungsbestimmung, Empfehlungen zur Impfung, Nutzenbewertungen, teilweise staatliche Beschaffung usw. Da ich mich mit den Details noch weniger auskenne als in den anderen Märkten zwei Punkte und ein Hören-Sagen-Bericht.
Der Pharmabereich ist ein sehr gutes Beispiel, wie es mit marktlichen Prozessen gelingt, ehemals teure Güter erschwinglich zumachen. In dem Bereich, wo nämlich der Patenschutz nicht mehr greift und die jeweiligen Produkte massentauglich sind, führen Generika und der daraus resultierende Wettbewerb zu sehr günstigen Preisen.
Was den zweiten Punkt anteasert: Patente. Solange der Patentschutz gilt, hat der Anbieter tatsächlich eine relativ hohe Preissetzungsmacht. Auf Grund des Patentes gibt es keine anderen Anbieter die einen Preiswettbewerb anstoßen könnten und im Gesundheitsbereich reagiert die Nachfrage unelastisch so dass der gewinnmaximierende Preis hoch sein wird.
Warum schafft man die Patente nicht ab? Wahrscheinlich wegen guter Lobbyarbeit (also politisch gewollt). Nein, ernsthaft, es gibt natürlich auch ökonomische Argumente für einen Patenschutz: Innovationsanreiz. Patente dienen vor allem als Schutz vor schneller Nachahmung und sind ein bewusster Ausschluss des typischen marktlichen Preisbildungsprozesses. Die daraus resultierenden temporären Monopolgewinne sollen Anreize setzen, um überhaupt in Forschung, Entwicklung und Innovation zu investieren (natürlich gilt die Logik nicht nur im Pharmabereich) bzw. ermöglichen die entsprechenden Kosten einzuspielen. Hier wäre im marktlichen Rahmen die Abwägung zwischen statischer Effizienz (günstigere Medikamente heute) und dynamischer Effizienz (bessere und neue Medikament morgen) zu treffen. Das ist in der Tat nicht unproblematisch. Je mehr man auf besser Verfügbarkeit heute (Verkürzung der Patentlaufzeit, Preisregulierung) setzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit das man Fortschritte in der medizinischen Entwicklung erzielt.
Nun zum Hören-Sagen. Ein ehemaliger Kollege von mir (lange her) arbeitet in führender Position bei einem seeehr großen Pharmakonzern. Zu einem bestimmten Zeitpunkt war er für die Marktbeobachtung und -analyse zuständig. In der Zeit hat er berichtet, dass es sich bei seinem Job vor allem um die Setzung des richtigen Markteintrittspreises geht. Dieser kann sich von Land zu Land erheblich unterscheiden, selbst bei europäischen Nachbarländern um den Faktor zwei, drei oder vier. Wohlgemerkt, für das gleich Medikament bei geltenden Patentschutz. Treiber dieser Unterschiede sind laut seiner Aussage neben Marktbedingungen (z,B. Konkurrenten, Vertriebswege) die unterschiedlichen Regulierungen. Was mich zu dem Ausgangspunkt bringt: der Bereich ist schon hochgradig reguliert.
Fazit Pharma: Weniger ein Marktproblem an sich, sondern die Abwägung von zwei konkurrierenden Zielen (statisch vs. Dynamisch), aber eigentlich ist mir das Thema zu schwierig
Ausgeglichene Löhne:
Mir ist da auch wieder, trotz Deiner Präzisierung, nicht ganz klar was Du meinst. Es geht offensichtlich nicht um die allgemein Lohnverteilung. Wer bekommt aber bei ähnlicher Tätigkeit unterschiedliche Löhne? Und wenn es die gleiche Tätigkeit ist, warum wechselt man dann nicht Job? Ist wirkliche alles berücksichtigt? Der Nutzen aus einem Job besteht ja nicht nur im Lohn, wie sind die Arbeitsbedingungen? Kann ich mobil arbeiten bzw. meine Zeit flexible einteilen? Stinkt es mehr oder weniger usw.? Unterschiede in diesem Gesamtnutzen sollten man dann einfach mit einem Arbeitgeberwechsel lösen. Und mittlerweile sind in vielen Segmenten die Arbeitnehmer am längeren Hebel. Und das wird Dank Demographie noch krasser.
Aber auch bei solchen Ausgleichsprozessen sollte man nicht erwarten, dass irgendwann alles gleich ist. Denn Märkte, Wirtschaft ist immer in Bewegung. Was gestern noch neu und State of the Art war kann morgen schon obsolet und veraltet sein, so dass einst gut bezahlte Tätigkeiten nur noch niedrige Einkommen erbringen. Deswegen ist eine Situation in der die gleiche Tätigkeit über alle Betriebe hinweg gleich bezahlt wird nicht erstrebenswert, da es stillstand bedeuten würde.
Oder meinst Du den Gender Pay Gap? Der liegt ja bereinigt noch um 5%. Das ist natürlich ein Rätsel. Wobei bei der statistischen Bereinigung wahrscheinlich nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt, weil es keine Daten gibt. Vielleicht unterscheidet sich auch die Bewertung der verschiedenen Merkmale der jobs z.B. auf Grund der der Arbeitsteilung in einer Partnerschaft usw.
Fazit Löhne: mir ist nicht klar was gemeint war