Man lüftet ja nicht NUR wegen dem Wasserdampf. Mehr dazu hier
Hmm … auch auf die Gefahr hin, mangels Expertenwissen zur Gebäudedämmung jetzt die ein oder andere Wissenslücke zu offenbaren: ich habe das Gefühl, das die Definition des Wortes “Lüften” irgendwie der Knackpunkt ist.
Mein Verständnis von klassischem Aufbau einer Hauswand wäre: diffusionsoffen, aber Luftdicht. ABER: an der Innenwand eine Dampfbremse da sonst Feuchtigkeit vom Inneren in das Mauerwerk ziehen kann und bei Kälte ggf. dort bereits kondensiert und Schimmel entsteht.
Im Bio-Solarhaus scheinen sie einzig diese Dampfbremse wegzulassen. Die Entfeuchtung der Wände wollen sie dadurch realisieren, dass in der Außenhülle (Haus-in-Haus) ein Treibhauseffekt durch Sonneneinstrahlung stattfindet. Dadurch entsteht dort trockene warme Luft, die durch Lüftungsklappen wohl auch etwas zirkuliert und die austretende Feuchtigkeit aufnimmt und abtransportiert.
Unabhängig davon, ob das jetzt funktioniert: es wird immer nur von „diffusionsoffen“ gesprochen. D.h. was hier m.E. stattfindet ist keine „Lüftung“ sondern nur eine „Entfeuchtung“. Ob man damit den Effekt einer konventionellen Lüftung ersetzen kann wage ich zu bezweifeln (Gerüche, Emissionen, etc.).
Falls zumindest diese Entfeuchtung so funktionieren sollte, ist ein weiterer Nachteil gegenüber einer Lüftung sicher die unzureichende Regelbarkeit. Ob dieses Prinzip auch an einem bewölkten Wintertag funktioniert? Was passiert mit der Innentemperatur im Sommer, wenn der Treibhauseffekt die Luftschicht extrem aufheizt?
Das Bio-Solar Haus wirbt ja ganz konkret damit, dass es wenig Technik verbaut (keine Wärmepumpe, keine Lüftungsanlage). Für manche Leute ist das vielleicht ein Verkaufsargument. Wenn man böse wäre, könnte man unterstellen, dass die Bio-Solar Leute manche Technik also nicht weg lassen, weil sie nicht sinnvoll / kosteneffizient ist, sondern weil es gewissermaßen ihrer Philosophie nicht entspricht.
Die Website könnte auch eine Werbeseite von einem Lüftungshersteller sein.
Ich stell die Theorie der technischen Lüftung gar nicht in Frage. Aber es ist halt eine Theorie.
Ich arbeite in einer Weltfirma die vor ein paar Jahren eine kleine Firma aufgekauft hat um an ein Patent für besonders energieeffiziente technische Belüftung zu kommen. Die Technik ist in vielen öffentlichen Gebäuden wie Konferenz-Sälen, Theatern aber auch in Fabriken installiert und funktioniert fantastisch. Jeder Nutzer unterschreibt das.
Aber jeder konventionelle Bau-Fachmann glaubt keine Sekunde, dass das funktionieren könnte. Weil die allgemeinen Bau-Regeln halt hier nicht erklären warum es so ist. Auch die Fachleute besagter Weltfirma haben das vehement abgelehnt und als Hokus Pokus verunglimpft. Letztlich waren die ganz kleinlaut, als die ersten eigenen Projekte umgesetzt wurden. Mancher hier im Forum würde das natürlich wieder als „Quatsch“ bezeichnen.
Was ich damit sagen will ist, dass es auch in der Bauphysik Dinge gibt, die funktionieren, aber die „Fachleute“ können nicht erklären warum. Und zählen tut am Ende das Ergebnis. Da kann man auf den armen Florian rumhacken so lange man will.
Luft von A nach B zu schaffen, das braucht man wirklich nicht zu mystifizieren. Im Vergleich zu echt kompliziert Sachen wie baulichem Schallschutz ist das Thema Lüftung trivial.
Ich bin in allen Punkten bei ihnen.
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Die entscheidende Aussage am Anfang war auch, dass das Haus keine volle Förderung erhält. Bei dem bestehenden System wird die warme (Ab)Luft (wie im Detail auch immer) einfach ins freie entlassen => Wärmeverlust.
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Der klassische diffusionsoffene Aufbau z.B. eines gedämmten Daches ist (von innen nach aussen) Fermacellplatte, Lattung, Dampfbremse, Dämmung zischen den Sparren, Holzweichfaserplatte, Konterlattung, Lattung, Ziegel. Die Dampfbremse lässt weniger Dampf in die Dämmung ein wie die Holzweichfaserplatte nach aussen raus lässt. Dadurch ist gewährleistet dass die Dämmung trocken bleibt. Bei richtiger Dimension bildet sich das Kondensat frühestens unter den kalten Ziegeln bzw. wird durch den Kamineffekt abgeführt.
Durch das weglassen der Dampfbremse kann die Dämmung durchfeuchten. Deshalb wäre es halt wichtig zu wissen wie der Hersteller des Hauses das ohne die Dampfbremse realisieren will.
Das wären auch meine Bedenken. Aber wenn das System funktioniert, dann kondensiert die Feuchtigkeit eben nicht in der Dämmung, und dann durchfeuchtet die auch nicht
Toll ist auch, wenn die Sanitärraumlüftung Unterdruck erzeugt und dann mangels andere Luftquellen es plötzlich nach Abfluss riecht So ist’s zumindest bei uns und ja, ich weiß, man müsste die Siphons kontrollieren usw… aber so oder so, für die Lebensqualität ist technische Lüftung echt was Feines.
Das Video bringt die Problematik sehr gut auf den Punkt.
Es liefert auch den Freunden von @FlorianR die Möglichkeit ihr neues Haus zu Prüfen.