Wenn man Konservative auf konservative Parteien bezieht (und Klimaschutz ist nun mal in erster Linie eine Frage der politischen Rahmenbedingungen), dann kann man diese Aussage 100% unterschreiben.
Und das konservative Bürger denkfaul sind, hat er nicht geschrieben, sondern eher angedeutet, dass sie beim ändern der Lebensgewohnheiten träge sind und dementsprechend einen größeren Schubs brauchen, Lebensgewohnheiten zu ändern.
Ja genau, aber auch auf dem Land braucht man andere Lösungen. Als Kind/Jugendliche auf dem Land hätte ich mich damals über regelmäßige Busse oder On-Demand-Systene gefreut. Dann hätte ich nachmittags Schulfreudinnen besuchen können…
Genau das muss man im ländlichen Raum massiv ausbauen. Wir haben das ja schon etliche Male hier im Forum diskutiert und da kamen einige guten Ideen für Alternativen zusammen.
Passieren tut nur leider dort doch nicht viel. Und im Forum wird sich dann über angeblich überwiegend konservative Autofahrer aufgeregt.
Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin spricht übrigens gerade in den Tagesthemen darüber wie man die Mittel aus dem 49 € Ticket besser hätte nutzen können. Laut ihm habe es keinen ernsthaften Mobilitätswechsel dadurch gegeben. Stattdessen hätte man besser den ÖPNV im ländlichen Raum ausbauen und Zubringerdienste installieren sollen. Das wäre laut ihm ein großer Erfolg geworden. Oder alternativ hätte man mit mehr Kosten ein 29 € Ticket anbieten können. Das hätte laut ihm tatsächlich zu einem Mobilitätswechsel in Großstädten geführt. Dazu gebe es wohl auch Studien sagte er ohne spezifische Arbeiten zu nennen.
Es wurden einige Projekte wie Rufbusse gefördert. Zum Ende der Förderung verschwanden dann auch die Angebote.
Solange das Auto vor der Tür steht haben es Alternativen schwer.
Und das ist auch das Problem des 49€-Tickets. So lange es nicht alle meine Bedürfnisse abdeckt und ich mein Auto abschaffen kann wird es auch keine nennenswerte Verlagerung geben.
Und so lange es keine nennenswerte Verlagerung gibt und Busse mit einstelligen Passagierzahlen verkehren können die Angebote nicht rentabel betrieben werden.
Hier muss der Staat in Vorleistung gehen.
Zuerst mal vielen Dank für die ausführliche Antwort. Rein sachlich stimmt das alles, doch das Argument - Öffis geht nicht für die Menschen auf dem Land - finde ich falsch. Es geht doch darum, wie wir als Gesellschaft mobil sein wollen. Aktuell ist hier das Auto das gesellschaftlich gewünschte und durch Gesetze und Regelungen bevorzugte Fortbewegungsmittel. Das Auto ist aktuell der Standard und es ist ja bei weitem nicht jeder durch ein Auto mobil. Somit ist das Argument, Öffis geht nicht, weil da nicht alle erreicht werden, in keinster Weise stichhaltig. Vor einiger Zeit habe ich dieses Argument genau so wiedergegeben, aber inzwischen finde ich es geradezu paradox.
Ich habe - wie in Anfangspost dargelegt - vereinfacht und verabsolutiert. Das denken ist hier nicht präzise. Besser wäre, dann fängt auch der Konservative an seine Lebensweise zu hinterfragen.
Ich verstehe die Aussage nicht. In der Stadt sind Öffis die Lösung und auf dem Land doch auch oder nicht? Also, ja die Tacktung ist in der Stadt häufiger, statt einem Bus ist es eine U-Bahn usw., aber es sind doch überall Öffis oder nicht?
Und das sollte doch auch unser Ziel sein. Jeder Mensch sollte, auch wenn er nicht autofahren kann, „überall“ hinkommen.
Schon, aber eine Ausrichtung nach Bedarf mit intelligenten Ruf-Systemen wäre cool, oder? Mitnehme-Apps, Sammeltaxis, was auch immer.
Und je nach Ort könnte es auch mal die Wiederumbetriebnahme eines stillgelegten Bahnhofs sein.
Ja, er hat gute Ansätze. Habe ihn bei EWS Schönau gesehen, Stromseminar 2023.
Ich glaube wir sprechen aneinander vorbei. Ich bin überzeugt, dass die Öffis, in Kombination mit Mitfahrdiensten und Car Sharing auf dem Land und in Kleinstädten eine gute Lösung sein können. Nur der aktuelle Ausbaustand ist halt in Städten mittlerer Größe (<30.000 €) und darunter oft so schlecht, dass ein Verzicht aufs Auto ziemlich krasse Auswirkungen hätte. Dort werden weder Progressive noch Konservative leichtfertig auf den PKW verzichten. Das hätte mit „nicht denken“ einfach nichts zu tun.
Das kommt auf die Größe und Lage der betroffenen Städte und Dörfer an. Unter einer bestimmten Größe wird man sich auch unter Anwendung aller möglichen Tricks mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr schwer tun, eine ausreichende Taktung bei gleichzeitig hoher Auslastung zu gewährleisten.
Wenn wir das Geld das wir momentan für Automobilität ausgeben (was richtig, richtig viel ist) in öffentliche Mobilität stecken würden, dann könnten wir damit mehr als ausreichend viele Menschen versorgen und das bei einer sehr niedrigen Auslastung mit sehr hoher Tacktung. Wenn wir dann alles auf ein vernünftiges Maß reduzieren, haben wir auch ein vernünftiges Bildungssystem.
Dazu gibt es noch diverse andere Ansätze wie:
Um @Tris zu verdeutlichen: Weil ich es für gesellschaftlich ungünstig und unsozial halten, wenn Menschen keine Mobilität zur Verfügung steht. Ich findes es echt doof, dass sich aktuell alte Menschen gezwungen werden noch Auto zu fahren, obwohl sie das besser lassen sollten. Auch finde ich es für Eltern unzumutbar die Kinder immer überall hin fahren zu müssen. Auch dass eine 17-jährige noch zu einem angetrunkenem in Auto steigen muss, um von einer Party nachts um 2h nach Hause zu kommen, finde ich unzumutbar.
Aha. Du möchtest also den Menschen verbieten eigene PV zu bauen, aber der Disco Besuch mit Verbrenner fällt unter das Menschenrecht?
Zugegeben etwas zugespitzt, aber so könnte man es interpretieren
?!? Im Gegenteil. Der Discobesuch ohne Verbrenner ist Menschenrecht. (zugespitzt)
Das der Autobesitz quasi mit einem exklusiven Zutrittsrecht zu attraktiven Orten verbunden ist, ist ein Fehlanreiz.
Wieder nein. Ich bin lediglich für eine nüchterne Bewertung verschiedener Maßnahmen. Und wenn es überall heißt, wir müssen jetzt entschieden handeln und es kommt auf jedes Zehntelgrad an, sollte doch das Nachdenken über eine optimierte Verteilung knapper Ressourcen nicht verboten sein.
Wenn wir übereinstimmen, dass wir so viel wie möglich EE brauchen, ist die Frage, ob die verfügbaren Monteurstunden für Anlagen mit niedrigerem Ertrag eingesetzt werden sollen, doch angezeigt, oder?
Wir befinden uns in einem Dreieck aus Anpassungskosten, Transformationskosten und Klimaerwärmungs-Folgekosten. Wenn ich bei Transformation oder Anpassung spare, steigen die Folgekosten, es sei denn ich steigere die Effizienz der investierten Mittel. Dafür muss genau diese aber transparent gemacht werden und Fehlanreize vermieden werden.
Das passt schon, wenn man es gesellschaftlich denkt. Haben wir mit Pitus auch schon mal diskutiert.
Aber so ganz praktisch bleibt es ja bei einer Diskussion ohne Chance zur Umsetzung, oder?
Mir fehlt dafür jedenfalls die Phantasie, wie man verhindert, dass Menschen auf ihrem Grund in PV investieren.
Da bin ich voll bei dir. Ich bin auch sehr kritisch gegenüber diesen Klein-PV Installationen, wurde dafür im Forum aber teils heftig angegangen (ein Gruß geht raus an John.Solar und seine Gang).
Wenn man das aber wirklich zuende denkt, dann dürften wir hier quasi nichts machen und müssten stattdessen in Teilen des globalen Südens in EE investieren. Denn dort lohnt sich gerade PV besonders und man könnte die dreckigsten Kraftwerke abschalten. Oder man müsste dort die Transformation auf E-Fahrzeuge fördern, denn ein neuer Golf mit 5l/100km hier ist klimafreundlicher als ein 20 Jahre alter Corsa dort mit 12l/100km.
Unter diesem Gesichtspunkt sollte man dann allerdings auch den ÖPNV sehen. Wenn man sich UBA Zahlen anschaut [1] dann liegt der PKW mit 1,4 Personen Besetzung etwa bei den 4-fachen CO2-Emissionen pro Personenkilometer, gegenüber einem Bus mit 50% Auslastung.
Der Bus gibt also ein gutes Bild ab, solange die Auslastung hoch ist. Fällt sie aber im Schnitt unter ~10-15%, dann macht es aus Emissionstechnischer Sicht wenig Sinn dort den PKW Verkehr zu ersetzen. Besser wären Carsharing/ Fahrradwege als Transit zu stärker frequentierten Strecken (auf denen man dann die Taktung erhöht).
Bei der Frage, wo die Handwerker hier am besten eingesetzt sind, ist der globale Süden vermutlich nicht direkt im Rennen. Kannst ja mal einen anfragen
Wenn man den Transport drauf rechnet und das Risiko durch die Abhängigkeit aufschlägt ist man vermutlich auch schnell auf dem hiesigen Preis.
Ich glaube aber die Investition in energieintensive Industrien an Orten, wo es viel Solarenergie gibt, sollten wir unabhängig von dem Ausbau hier tätigen. Diesmal aber vielleicht mit mehr Wertschöpfung vor Ort und nicht wieder den Süden ausquetschen um sich hier noch mehr Verschwendung leisten zu können.
Mir ging es bei der Thematik um die Verteilung von Fördergeldern und Materialien. Aktuell findet das große Transformieren vor allem in Industriestaaten statt. Im globalen Süden passiert da mangels finanzieller Kraft und Förderung weit weniger, obwohl es viel nötiger wäre.
Und nicht alles benötigt Handwerker vor Ort. E-Fahrzeuge lassen sich prima transportieren.