Kinder von Beamten

Warum ist ein Kind eines Beamten mehr „wert“?
Für jedes Kind (egal ob ein Elternteil verbeamtet ist oder nicht) gibt es die gleiche Höhe an Kindergeld.
Warum bekommt ein Beamter nochmal zusätzlich Geld für seine Kinder? Das fühlt sich nicht gerecht an, zumal es Beamten im Normalfall finanziell nicht schlecht geht und diese Kosten vom Steuerzahler finanziert werden müssen.

Edit Mod. Quelle https://www.derwesten.de/politik/kindergeld-beamte-arbeitnehmer-familienzuschlag-y-id300586085.html#:~:text=Kindergeld%3A%20Beamte%20erhalten%20zus%C3%A4tzliches%20Geld&text=Seit%20Anfang%20des%20Jahres%20erhalten,bis%20zu%20knapp%20410%20Euro.

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Den Kinderzuschlag im Öffentlichen Dienst gibt es schon sehr lange. Sowohl Beamte als auch öffentliche Angestellte bekommen einen Kinderzuschlag. Der Staat als öffentlicher Arbeitgeber fordert damit Familien, was ich nicht verwerflich finde. Man muss bei dessen Kritik auch immer das Gesamtpaket im Blick halten und nicht eine einzelne Zulage in den Vordergrund stellen.

Bei Beamten liegt dieser Zuschlag höher als bei Angestellten. Zuletzt wurde die Kinderzulage für Beamte deutlich erhöht (zumindest in Hessen). Grund ist, dass die Besoldung für verfassungswidrig erklärt wurde, da das Abstandsgebot (Abstand der untersten Besoldungsgruppe zum Bürgergeld) nicht eingehalten wurde. Problematisch bei diesem Abstand war es insbesondere für Familien mit Kindern im Vergleich zu Bürgergeldempfängern mit Kindern. Insofern war die Erhöhung der Kinderzulagen Recht zielgenau.

Kinder von Beamten sind daher nicht mehr wert. Die Zusammensetzung des Gehalts ist einfach anders aufgebaut. Es stünde jedem Arbeitgeber frei, Zulagen für Kinder zu zahlen. Viele machen das indirekt etwa über Kitaplätze oder ähnliches.

Edit: Der Zuschlag für Kind 1 und 2 liegt übrigens deutlich unter dem Kindergeld und wird auch versteuert.
Viel mehr würde mich übrigens die sog. Familienzulage, also eine „Ehezulage“ für Beamte (gibt es bei Angestellten nicht) aufregen.

Die Welt ist nicht gerecht. Beamte haben noch in anderen Beziehungen Vorteile. Sie bekommen leichter Kredite, da ihr Job als nahzu unkündbar gilt. Sie sind grundsätlich privat versichert und haben bei den Ärzten und Krankenhäusern eine Vorzugsbehandlung.

Aber im öffentlichen Dienst angestellte bekommen keinen besonderen Bonus für die Kinder. Beamte bekommen einen sehr hohen Bonus für Kinder.

Bei mir in Hessen schon. 100€ pro Kind für die ersten beiden, dann ansteigend.

Um es einmal konkret zu machen: Hessische Landesbeamte erhalten für die ersten beiden Kinder monatlich etwa 240, für jedes weitere Kind monatlich etwa 730€ an Zuschlag (das übrigens unabhängig von der Besoldungsgruppe des Beamten). Dass der Zuschlag für das dritte und alle weiteren Kinder so hoch ist, hängt eben genau damit zusammen, dass in diesen Konstellationen der Mindestabstand zur Grundsicherung besonders klein oder deren Niveau sogar unterschritten war.
Wenn man das betrachtet, stellt sich der hohe Kinderzuschlag also gerade nicht als eine besondere Großzügigkeit des Dienstherrn dar, sondern als die Wahl der absoluten Minimalmöglichkeit, um die verfassungsrechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Man hätte diese natürlich auch durch eine Anpassung der Grundvergütung erfüllen können, diese hätte man aber allen, nicht nur den besonders Kinderreichen, gewähren müssen und dabei auch den Abstand zwischen den Besoldungsstufen beachten müssen. Der hohe Kinderzuschlag ist also eher ein Mittel, um die Besoldung nicht insgesamt erhöhen zu müssen.

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Das kommt dann aber auch darauf an in was für einem Tarif sie versichert sind. Bei Standardtarifen ist der Umfang der Behandlung jetzt nicht entscheidend anders und es gibt meines Wissens durchaus auch Nachteile gegenüber der GKV.

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Also so wie ich das verstehe, wurde das in NRW lange abgeschafft. Warum bekommen nur Beamte den Familienzuschlag? Mir wurde auch nie ein solcher Bonus ausgezahlt. Sehe dazu jedenfalls nichts auf meinen Abrechnungen.

Warum ist die Welt nicht gerecht?
„Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.“ (Art. 33 Abs. 2 GG)

Es steht jedem frei, eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren, Leistung zu zeigen, sich im Auswahlverfahren durchzusetzen und sich ins Beamtenverhältnis berufen zu lassen.

Wenn man dann Beamter ist, merkt man, dass mit der etwas höheren Besoldung auch Einbußen an anderer Stelle verbunden sind: Längere Arbeitszeiten, geringere Flexibilität bei der weiteren beruflichen Entwicklung, Genehmigungspflicht bei Nebentätigkeiten, Mäßigungsgebot, Risiko von Um- und Versetzungen, höheres Risiko bei Verfehlungen im Dienst gegenüber Tarifbeschäftigten.
Mir ist auch nicht klar, warum man wegen der privaten KV beneidet wird. Den paar schnelleren Terminvergaben steht insbesondere bei privat versicherten Kindern ein immenser Papierkrieg gegenüber, da man jede Rechnung bei zwei verschiedenen Stellen zur Erstattung einreichen muss. Ich war vor der Verbeamtung Jahrzehntelang gesetzlich versichert- ich sehe keine „Vorzugsbehandlung“ beim Arzt.

reinkens

Dazu kommt noch, dass der andere Elternteil keinen Anspruch auf Kinderkrankentage hat. Der verbeamtete Elternteil hat das Recht, ein paar Tage im Jahr zu Hause zu bleiben, aber so wie der ÖD gerade im Bildungsbereich gestaffed ist, hat man dann halt die Wahl ob ein krankes Kind zu Hause betreut werden kann oder ob 300 Studis eine Vorlesung besuchen können.

Es gibt einen Mindestand zwischen Grundsicherung und dem Gehalt für Beamte? Warum gibt es das nicht bei anderen Arbeitnehmern? Gibt es eine Abstandsklausel zum Mindestlohn?

Damit Mitarbeiter arbeiten gehen können, stellen zwar einige Firmen Kitas zur Verfügung, diese sind aber oft sogar teurer für die Eltern als die staatlichen Einrichtungen. Und selbst wenn dieser bezuschusst wird, ist das ein geringer Zeitraum im Vergleich zu den Bezügen von Beamten für Kinder. Der Vergleich hinkt da meines Erachtens sehr.

Ich würde sagen, weil andere Berufsgruppen die Möglichkeit haben z.B. durch Streiks Einfluss auf die Löhne zu nehmen.

Da diese Möglichkeit bei Beamten fehlt muss es ja einen Schutz gegen Missbrauch des Systems durch den Staat geben.

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Hessen befindet sich als einziges Bundesland nicht in der TdL und fahren daher diesen Sonderweg.

Kein sonstiger Tarifvertrag im öD sieht Kinderzuschläge vor.

Beamte befinden sich nicht einem Arbeitsverhältnis sondern in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis mit ganz anderen Rechten aber eben auch Pflichten.

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Nun es ist schon ein bisschen anders. Wer auf Mindestlohn-Basis Vollzeit arbeitet und Kinder hat, verdient sicherlich weniger als ein Beamter in der untersten Besoldungsgruppe. Da aber jede Person Anspruch auf Bürgergeld bzw. Aufstockung des Gehalts (Arbeitende erhalten immer mehr als Bürgergeldempfänger) hat, gibt es diese „Abstandsklausel“ für den Arbeitgeber zwar nicht, wohl aber für den steuerfinanzierten Sozialstaat. Mit Kindern steigt dieser Anspruch.
Ich finde es aber absolut nachvollziehbar, dass der Staat seine Beamten nicht so besolden darf, dass sie aufstocken müssen. In Prinzip kommt es eh auf das selbe raus, da beides steuerfinanziert ist.

Der Vergleich hinkt nur, weil du es so definierst. Wenn ich mit meinem Arbeitgeber in Lohnverhandlungen gehe, kann ich mein Gehalt frei verhandeln. Es gibt auch die Möglichkeit für den AG, diverse Zugeständnisse außerhalb des Grundlohns zu machen. Am Ende ist das Gehalt hoffentlich höher, nur steht dann da nirgends „Kinderzulage“.
Wie @laurens02 vollkommen richtig schreibt, ist das die Minimallösung, um eine verfassungskonforme Besoldung zu erreichen.

Ich verstehe nicht genau, worüber du dich konkret beschwerst? Wenn es um die Kinderzulage gehen sollte, müsste das doch nun aufgeklärt sein, oder?

Wenn es um das Beamtentum insgesamt geht, wäre das eine andere Diskussion. Ich beobachte aber nicht, dass jetzt unbedingt jeder in den ÖD gehen will, weil das so toll und so gut bezahlt ist. Woran liegt das?

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Ich habe eine Frage gestellt und mich weder beschwert noch jemanden direkt angegriffen. Jedenfalls war das nicht meine Absicht.

Ich stimme dem zu, dass der Staat die Besoldung so hoch ansetzen sollte, dass keine Bezuschussung vom Amt notwendig ist.
Dem Zuschuss bekommt ein Arbeitnehmer auch nur bei einer Untergrenze und nicht, wenn er gut verdient. Du Zulagr für Beamtenkinder bekommen hingegen alle, auch gut verdienende Beamte mit Kindern.

Und genau darum geht es mir bei meiner Frage. Warum bekommt ein Beamter Geld für ein Kind? Beamte ohne Kind bekommen es nicht und können anscheinend mit der Besoldung auskommen. Wenn nicht, sollte diese für alle angehoben werden.
Gehalt bzw. Besoldung sollte an Arbeitsleistung gekoppelt sein, nicht an der Anzahl der Kinder. Oder?

Das Kindergeld zur finanziellen Entlastung für Familien gibt es ja bereits unabhängig vom Beamtentum.

Die viel genannten Nachteile haben alle Beamte und sind deshalb für mich kein Argument für die Kinderzulage von Beamten.

Also in meinem Bekanntenkreis streben das viele an. Unkündbarkeit mit guter Absicherung eine Familie zu gründen und ein Kredit für ein Haus zu bekommen. Und das bei einem guten Gehalt in einer allgemein Strukturschwachen Gegend.

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Alles gut! „Beschweren“ ist für mich nichts schlimmes. Synonyme sind etwa „kritisieren“, „beanstanden“ oder etwas „bemängeln“. Ich denke, dass das schon zutrifft :wink:

Ernstgemeinte Frage: Wie genau streben sie das an? Hier gibt es nämlich durchaus große Unterschiede.

Die Verbeamtung ist heutzutage keinesfalls mehr der Standard im öffentlichen Dienst.

Im mittleren Dienst gibt es ein paar wenige Ausbildungen, die „Anwärter“ ausbilden. Insgesamt wird hier nach meinem Gefühl in den letzten Jahren massiv abgebaut.

Für den gehobenen Dienst (vergleichbar mit FH-Abschluss) läuft das in der Regel über spezielle Studiengänge. Am verbreitetsten ist hier wahrscheinlich das Polizeistudium oder der Diplom-Finanzwirt.

Die Verbeamtung nach einem „normalen“ Fachhochschulstudium passiert nur in eher seltenen Fällen (z.B. am ehsten bei obersten Landesbehörden). Notwendig ist auch eine entsprechende Stelle mit „hoheitlichen Tätigkeiten“. Einige der Finanz-Beamten die ich kenne sind in die freie Wirtschaft gewechselt, da sie extrem gut ausgebildet wurden und im Steuerbüro oder bei einer Beratungsgesellschaft deutlich mehr verdienen können.

Im höheren Dienst ist es ähnlich. Absolventen von Studiengängen, die ein Staatsexamen haben (Volljuristen, Lehrer) gelten als Laufbahnbewerber und können theoretisch direkt verbeamtet werden. Andere Uni-Absolventen sind sog. „andere Bewerber“ und müssen ihre Laufbahnbefähigung durch Berufserfahrung nachweisen (mind. 4 Jahre vergleichbare Tätigkeit). Die Ansprüche, die an Bewerber gestellt werden, sind zumindest in meinem Bereich sehr hoch (z.B. Volljuristen / Wirtschaftswissenschaftler mit sehr guten Abschlüssen). Wir bekommen unsere offenen Stellen oft nur sehr schwer besetzt; grundsätzlich auch fast nur mit Berufsanfängern. Eingangsamt ist grundsätzlich A13 (bei anderen Bewerbern vorher noch einige Jahre E13-E14). Trotz Kinderzulage etc. schafft es der ÖD nicht, mit den Gehältern in der freien Wirtschaft mitzuhalten. Man muss schon immer das Gesamtpaket betrachten.

Auch hier: Gesamtpaket. Gut ausgebildete Fachkräfte haben in der Regel kein Problem mit Arbeitslosigkeit (Stichwort Fachkräftemangel). Das Thema Kredit lese ich häufig. Ehrlich gesagt ist es sicherlich von Vorteil, ein höheres Gehalt in der Wirtschaft aber sicherlich genauso.

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Der Beamte wird alimentiert und nicht „bezahlt“. Er wird amtsangemessen bezahlt, dies gilt nicht nur für die Person sondern auch für die Familie und gilt lebenslang.

Es besteht ein Treueverhältnis, Korruption und Bestechung einen vermieden werden.

Jede Diskussion um Bezahlung der Beamten muss sich auf der Basis einer amtsangemessen Bezahlung beziehen.

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Als Beamtin kann ich dir sagen, dass der Staat sich zu einer auskömmlichen Alimentation des Beamten und seiner Familie verpflichtet. Und wenn das Einkommen für viele Familienmitglieder reichen muss, gibt es eben pro Kind diesen Kinderzuschlag ( der früher bei unseren eigenen Kindern deutlich geringer war). Ich denke, dass es Klagen gab wegen des zu geringen Lohnabstands und deswegen der Kinderzuschlag deutlich gestiegen ist. Es wird auch mittlerweile in Bayern ein Ortszuschlag je nach Lebenshaltungskosten (Mietkosten!) angepasst, wobei wir im Bayerischen Wald in der niedrigsten Stufe liegen.
Eine Versetzung nach München konnten wir vor vielen Jahren gerade noch abwehren - wir hätten uns schon damals keine Wohnung für 5 Personen leisten können.