Kapitalismuskritik in der Lage

Das Problem für mich ist, dass man hier Risiken mit Steuergeldern abfängt, aber im Gegenzug die Profite an die Firmen abfliessen.

Sie schreiben:

„[…] dass es eben nicht am Wirtschaftssystem liegt, ob eine Bevölkerung schneller oder langsamer mit Impfstoffen versorgt wird, sondern dass schnelles und affektives Handeln auf der politischen Ebene die Gründe für eine gute Versorgung sind“

Ich sehe das etwas anders. Staaten in Afrika oder Asien sind unter Umständen wirtschaftlich nicht in der Lage, eine solche Krise wirtschaftlich zu meistern. Das liegt aber m. E. nicht unbedingt an politischen Systemen, sondern an bestehenden Strukturen. Finanzstarke Nationen können natürlich mit der bestehenden Infrastruktur der extrem leistungsstarken Pharmaindustrie wesentlich schneller eine Impfung der Bevölkerung garantieren, als finanziell eher schwächere Regionen. Wenn ich in Asien beispielsweise erst ein Labor einrichten muss und teuer meine Kräfte mobilisieren muss, kann ich in einem finanziell starken Land mittels „Verlustdeckelung“ deutlich günstiger an einen Impfstoff kommen.

Wenn man mal die Krankenhäuser anschaut, die jahrzehntelang im Kostendruck stehen und dann plötzlich vor so einer Krise stehen, müssen wir uns aus meiner Sicht mal gesamtgesellschaftlich die Frage stellen, ob wir uns richtig entschieden haben. Es geht mir dabei ausdrücklich nicht nur um die produzierende Pharmabranche, sondern auch um Forschung und Versorgung.

Das Thema lässt sich beliebig auch auf andere Bereiche (z. B. Pflegeheime) ausweiten. Wir haben hier eine Diskussion über staatliche Mindest-Leistungen zu führen.

Die Kompetenz der Politiker, Verträge abzuschliessen ist aus meiner Sicht nicht zwingend schlecht. Da hängen einfach Budgetverfahren, Bewilligungen und so weiter dran.

Die Liste der Beispiele, die @TilRq in seinem Beitrag erwähnt weist aus meiner Sicht eben genau darauf hin, dass man bei gesellschaftlichen Basisleistungen eben nicht der Wirtschaft vertrauen sollte. Die Telekom hat ja den Zuschlag fürs Mobilfunknetz erhalten und dann festgestellt, dass es zu teuer wird, die Leistungen wirklich so umzusetzen.

Beispiel: Keiner will die Masten in seinem Vorgarten, aber jeder will 5G. Für RWE werden Dörfer weggebaggert ohne, dass sich jemand daran stört aber für Funkmasten ist immer noch der Eigentümer König. Das funktioniert halt einfach nicht. Die Bahn wurde Privatisiert und kämpft jetzt in Teilen Deutschlands um die Legitimation, weil sie teuer und unzuverlässig ist. Wenn halt immer Politiker gewählt werden, die genau nicht dafür sorgen, dass wirklich irgendwo eine Verbesserung eintritt, sondern die in der Bildung sparen, was das Zeug hält, brauchen wir doch nicht im Nachhinein zu schimpfen, dass sie es nicht können. Wir wählen einfach nicht die Leute, die seit Jahrzehnten mehr Budget und bessere Bedingungen für Gesundheitswesen, Pflegeheime, Infrastruktur und Bildung fordern. Wir wählen die, die versprechen genau das nicht zu machen und wundern uns dann.

Ich habe einfach das Gefühl, es passt manchmal nicht so ganz zusammen.

Nein, eine Lösung habe ich auch nicht. Ich halte es aber nicht für falsch, wenn der Staat irgendwo im Boot ist, wenn uns das als Gesamtgesellschaft betrifft und Chancen gibt.

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Der Markt = „freie Marktwirtschaft“ hat seine stärken und schwächen. In der Herstellung der Impfstoffe tritt beides sehr gut hervor. Der Staat sollte regulierend eingreifen und im Zweifel auch für die Unternehmen unwirtschaftliche Produktionsanlagen finanzieren um die Impfstoffe schneller zur Verfügung zu stellen.
Allerdings wird der Freie Markt sehr stark vom „Raubtierkapitalismus“, mit seiner Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Verluste, beherrscht. Diesem muß entschieden entgegen getreten werden.

Wie es sich zeigt habe ich mit meinem Vorurteil, mit dem ich keinem unserer amtierenden Politiker zutraue sinnvolle Verträge abzuschließen, recht gehabt. Jeder kleine Kaufmann wird besser verhandeln und vor allem wirklich ALLE relevanten Eckpunkte vertraglich festhalten.
Alleine die Tatsache dass eine demokratische Regierung „Geheimverträge“ abschließt zeigt, dass wir entweder keine Demokratie haben oder dass unsere politischen Vertreter keine Vertreter für das Volk sind.

Wäre das nicht auch einmal ein Thema für die Gesellschaft für Freiheitsrechte. „Geheimverträge die Politiker abschließen haben keine Gültigkeit, da keine demokratische Kontrolle stattfinden kann“.

In der Tat, wir engagieren uns ja schon sehr auf dem Gebiet der Informationsfreiheit, oft gemeinsam mit dem Projekt Frag den Staat, aber jetzt auch wieder alleine mit einer Klage gegen die Universität Mainz, die mit irgendeinem windigen chinesischen Investor (Gerüchten zufolge: HUAWEI) Geheimverträge geschlossen hat.

Ich vermute es soll angesprochen werden, was in der Lage schon anklang: Eine spontan errichtete Produktionslinie (oder sogar -Stätte) ist voraussichtlich lukrativer, wenn sie nicht innerhalb kurzer Zeit ein Maximum an Impfstoff produziert, sondern bei geringerer Auslastung länger arbeiten kann. Ob das Verluste durch etwaig entgangene Aufträge übertrifft ist natürlich fraglich.

Mit den 8 Mrd. zu Impfenden schießen Sie glaube ich über das Ziel hinaus. Konkurrieren kann nur, wer zugelassen ist. Die Impfstoffe werden durchaus von einer gewissen Portion Nationalismus begleitet. Der real zu erwartende Markt dürfte für die Impfstoffhersteller eher nicht global, sondern abhängig von politischen Sphären sein. Ob z.B. in der EU die Impfstoffe aus Russland oder China zugelassen werden ist soweit ich weiß ungewiss. Umgekehrt kann es auch bezweifelt werden.
Wenn real nur ein bis zwei Hersteller je (politischer) Region konkurrieren ist eine derartige künstliche Verknappung doch durchaus denkbar.

Nicht zuletzt sind (leider) auch arme Länder dabei vorerst außen vor zu lassen, wenn man realistisch sein will. Diese Form der Verteilungsprobleme sind ja nicht neu.

Ist das so? Ich habe bisher nur gegenteiliges(ca11.30) mitbekommen.

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Ich hatte es nie so verstanden, dass „der Staat“ selbst irgendetwas produzieren soll. Die Frage ist nur, ob er einige Schwächen der Marktwirtschaft (wie z.B. dass das was man da tut wirtschaftlich und in gewisser Weise finanziell nachhaltig sein muss) durch staatliche Intervention abfedern kann. Aus Sicht der Firmen ist es einfach recht egal ob wir den Impfstoff in drei oder sechs Monaten kaufen - wir kaufen ihn eh. Der Unterschied ist jedoch, dass für die Produktion in drei Monaten die Kapazitäten verdoppelt werden müssten, danach aber die Produktionskapazitäten nicht mehr genutzt werden können (= gigantische Kosten + Aufwand für eine Firma).

Wenn jetzt der Staat sagen würde: OK, für euch ist das eine gigantische Summe aber für uns steht das in keinem Verhältnis zu den Kosten von 3 Monaten Lockdown, wir geben euch dieses Geld in die Hand, ihr stellt im Gegenzug genug Anlagen hin um das Zeug in der Hälfte der Zeit zu produzieren und wir sind uns beide bewusst dass das Meiste dieses Geldes nach drei Monaten einfach hin ist. Das ist meiner Meinung nach vollkommen legitim und eine Überlegung wert selbst wenn es bei unserer schwarzen Null-Mentalität sicherlich nicht unbedingt einfach wäre das zu verkaufen.

So inetwa kann man sich ja auch die Vorbestellungen vorstellen, in der Lage wurde nur vorgeschlagen noch einen Schritt weiter zu denken. Und mal ehrlich - ein paar Milliarden sind zu dem was derzeit verbrannt wird um irgendwie über die Runden zu kommen überhaupt keine Größenordnung. Für einzelne Firmen ist das wirtschaftlich jedoch nicht zu rechtfertigen.

Ich persönlich hätte überhaupt kein Problem damit die Impfstoffproduktion so stark zu subventionieren bis den Firmen die (zweckgebundenen) Scheine aus den Ohren rauskommen wenn das dabei hilft viel größere und teurere Probleme in den Griff zu bekommen. Versteht mich nicht falsch ich habe nicht viel für Großkonzerne und diverse Praktiken der Pharmaindustrie übrig aber zurzeit sind die Vorteile einer schnelleren Impfung so schwerwiegend für die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft, dass ich da gar nicht allzulange nachdenken muss…

Außer natürlich ich habe irgendwas nicht bedacht, dann freue ich mich über Kommentare! :smile:

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Woher kommt eigentlich die auch hier unterstellte These, die Pharmaunternehmen habe zu wenig in Produktionsanlagen investiert, weil weitere Produktionsanlagen eben unwirtschaftlich wären.

An anderer Stelle hier im Forum beschreibt jemand, der sich damit offensichtlich auskennt, wie aufwendig und zeitraubend der Aufbau einer Produktionsanlage ist.

Und man kann ja nicht mit dem Aufbau beginnen, wenn noch nicht im Wesentlichen weiß, was eigentlich alles im Impfstoff drin sein muss und wie man den produzieren muss. Das dauert einfach! Jetzt haben „wir“ in atemberaubender Zeit einen Impfstoff hergestellt und alle glauben, jetzt können alle sofort geimpft werden. Obwohl Jens Spahn, seit dem es erste Meldungen über Erfolge bei der Entwicklung von Impfstoffen gibt, angekündigt hat, dass der Impfstart „holprig“ werden wird (soviel zur in den letzten 2 Tagen immer wieder wiederholten Behauptung eines falschen „Erwartungsmanagements“ seitens der Politik).

Im Zusammenhang mit der Impfstoffentwicklung und -produktion: Wo genau siehst Du Raubtierkapitalismus und Rücksichtslosigkeit?

Ich gehe dem Vorwurf, die EU hätte schlechte Verträge abgeschlossen, schon seit Tagen nach. Der Vertrag mit AstraZeneca wurde ja veröffentlicht. Ja, geschwärzt, aber zuerst so, dass man die Schätzung umgehen konnte. Es gibt seit dem mehrerer Juristen, die den Vertrag analysiert haben. Leider kommen die zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Mich interessiert, woher Sie diese Gewissheit, die EU hätte keine „sinnvollen“ Verträge abgeschlossen, nehmen?

@vieuxrenard Eine Analyse des Vertrags - Best Effort oder harte Lieferverpflichtung - wäre doch mal ein Thema für Ulf in der LdN?

Ja, Geheimverträge stehen im Konflikt mit der Kontrolle durch das Parlament.

Aber ganz ohne Geheimhaltung wird es nicht gehen. Sonst kommen eine ganze Reihe von für die Gesellschaft sehr wichtigen Verträgen zwischen Privaten und Staat einfach gar nicht mehr zustande, weil die privatwirtschaftlichen Vertragspartner bestimmte Daten zum Schutz ihrer wettbewerblichen Position nicht veröffentlich sehen möchten. Das ist ein berechtigtes Interesse.

Vielleicht wird man das organisatorisch lösen können. So könnte man Wettbewerbs-sensible Daten in Anhänge oder Zusatzverträge auslagern unter der Voraussetzung, dass im Hauptvertrag auf diese ausdrücklich verwiesen wird und erläutert wird, was grundsätzlich in den ausgelagerten Teilen geregelt wird (also z.B. Preise, Lieferfristen, Rezepturen, Lieferanten, etc.), ohne diese im Einzelnen zu nennen.

Allerdings müssten die geheimen Vertragsbestandteile trotzdem für Mitglieder des zuständigen Parlaments einsehbar sein, die wiederum einer straf- oder haftungsbewährten Verschwiegenheitsverpflichtung unterliegen müssen. So könnten im aktuellen Fall juristisch versierte Parlamentarier die geheimen Vertragsbestandteile einsehen und dann öffentlich erklären: „Ja, AstraZenica ist nach dem Vertrag verpflichtet, bestimmte Mengen bis zu bestimmten Termine zu liefern.“ oder „Nein, es ist tatsächlich nur eine Best Effort Verpflichtung!“

Sorry, verstehe ich nicht. Geht es hier um darum, dass die Eigentümer der Produktionsanlage dies nicht auf 100% laufen lassen, um Verschließ zu vermeiden? Ich sehe keine Grundlage für eine solche These.

Auch diese These verstehe ich nicht. Geht es darum, dass man auf der gleichen Anlage etwas anderes mit einer höheren Marge hätte produzieren lassen können? Meines Wissens wird eine Anlage für einen einzigen Impfstoff gebaut und kann nicht für andere Produkte verwendet werden.

Das stimmt insofern, dass es für eine Herdenimmunität reicht, 70-80% von 8 Mrd. Menschen zu impfen. Immer noch ein gigantischer Markt.

Woher kommt die These, dass sich 1-2 Hersteller bestimmte Weltregionen teilen? Impfstoffe aus Russland werden inzwischen in Ungarn eingesetzt und die EU wie auch die Bundesregierung schauen sich den auch an. Impfstoffe aus China werden in Asien und Afrika eingesetzt. Die Impfstoffe von BioNTech und Modern (sicher dann auch von Johnsen&Johnson & Co) werden weltweit eingesetzt. Und das ist ja nur der Beginn …

Wenn jemand eine gute Idee hat, wie der Staat durch Geld oder Handeln den Aufbau von Produktionskapazitäten effektiv beschleunigen kann, bin ich der erste, der dem zustimmen würde. Aber alle die Ideen von Zwangslizensierung, „Kriegswirtschaft“ etc. helfen da einfach nicht weiter.

Nein, vor dem Hintergrund der Wettbewerbsdynamik - First Mover Advantage - ist das für die Hersteller alles andere als egal, sondern extrem wichtig.

In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns immer wieder gegen Covac19 impfen lassen müssen (vermutlich ähnlich wie bei der Grippe-Impfung mit dem Unterschied, dass das zur Vermeidung einer neuen Pandemie immer 70-80% der Weltbevölkerung machen muss) ist auch das m.E. nicht richtig.

Genau das ist doch passiert! Die EU hat (nach eigenem Bekunden) im Spätsommer verbindliche Bestellungen in beträchtlicher Höhe für 6 Impfstoffe abgegeben lange bevor klar war, dass die wirksam sind und zugelassen würden unter der Auflage, dass die Pharmafirmen schon jetzt Produktionskapazitäten aufbauen und auf Lager produzieren.

Ich habe leider für diese Behauptung der EU-Kommission und Bundesregierung noch keine unabhängigen Belege gefunden, glaube aber nicht, dass man uns so dreist belügen würde.

Wenn man weiß, wie aufwendig die Konstruktion und der Bau solcher Produktionsanlagen ist (s.o.), dann weiß man: Mehr Geld hätte das nicht beschleunigt.

Im übrigen: Manche Teilnehmer in dieser Diskussion würden die von Ihnen vorgeschlagene (und ja auch praktizierte) Vorgehensweise vermutlich nicht gutheißen, denn dann würden ja Pharmafirmen auf Kosten von Steuerzahler Gewinne erzielen …

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Ich bezog mich auf die von Ihnen angesprochene künstliche Verknappung. Die Eigentümer der Produktionsanlage könnten sie nicht auf 100% laufen lassen, eben weil man den längeren Betrieb den Kunden kontinuierlich in Rechnung stellen kann. Das gilt umso mehr, wenn die Anlagen nur für den einen Zweck errichtet werden, und kein „zweites Leben“ bekommen können.

Ich habe nie behauptet, dass wir hier konsistente Blöcke hätten. Dieser Beitrag lässt allerdings eine Segmentierung erkennen. Ob da protektionistische Tendenzen eine Rolle spielen sei dahingestellt. Zu Ihrer Behauptung, die Impfstoffe würden „weltweit“ eingesetzt, habe ich nichts finden können. Bei Quelle ändere ich gern meine Meinung.

Sie sprechen von Wettbewerb, wo auf Angebotsseite EU-weit bisher zwei, seit kurzem drei Hersteller „konkurrieren“ können. Recht überschaubares Angebot. Wichtige Informationen der Konkurrenten (bestellte Mengen) sind den Wettbewerbern bekannt, die Absatzzahl ist quasi fest. Wenige Konkurrenten, keine Ersatzprodukte. Dazu kommt ein Klima von Frustration (wg Lockdown), Verzweiflung (in ermangelung alternativer Strategien), und seit Portugal evtl. blanker Furcht auf Nachfrageseite. Sie sind ja vom Fach, Sie können wohl besser beurteilen, ob das nun funktionierender Wettbewerb ist. Es klingt für mich halt nicht danach.
Was den first move advantage angeht: Es ist doch ausreichend, die Produktionskapaziäten unter diesem Vorsprung zu schaffen. Sie auch zu nutzen steht doch auf einem anderen Blatt. Gerne korrigieren, falls das nicht stimmt.

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Die Kunden zahlen nicht für Betriebsstunden, sondern für die Anzahl der Dosen.

Der Artikel vom mdr spiegelt lediglich die Historie ganz am Anfang der globalen Impfstoffproduktion wieder.

Es gibt insofern ein Protektionismus, dass die USA den Herstellern von Corona-Impfstoff untersagt hat, in den USA produzierten Impfstoff zu exportieren (selbst Impfstoff für Kanada kommt aus Europa). Das, und die Notzulassung (auf die die EU aus gutem Grund bewusst verzichtet hat), ist der Grund, warum die USA beim Impfen schon weiter ist. Israel ist schon sehr viel weiter, weil es für BioNTech extrem interessant ist, die Studiendaten über die Impfung zu bekommen: Isreal hat eine kleine Bevölkerung, nur vier Krankenversicherungen, einen voll durchgigitalisierten Gesundheitssektor und BioNTech für eine bevorzugte Belieferung die kompletten Impf-Daten (natürlich anonymisiert) zugesichert. Warum England schon so viel weiter ist, habe ich nicht nicht begriffen; deren Notzulassung mag ein Teil davon sein, erklärt aber nicht, warum die offenbar überproportional mehr beliefert werden. Ob es tatsächlich die angeblich höheren Preise sind, kann ich nicht sagen. Der bekannte Vertrag der EU mit AstraZeneca oder Curevec spricht eher dagegen.

Das die chinesischen und der russische (und, ich glaube, auch der indische) Impfstoffhersteller weltweit vertrieben, können Sie der Presse entnehmen und leicht googlen. Eine Quelle für meine Behauptung in Bezug auf die Hersteller BioNTech, Modena, AstraZenika etc. habe ich noch nicht. Warum aber sollte z.B. BioNTech nicht weltweit vertreiben wollen? Wenn Sie mir dafür einen vernünftigen Grund geben, fange ich gern mal an zu recherchieren.

Das sehe ich auch so: Der Wettbewerb funktioniert sehr gut:

  1. Forschende Pharmafirmen und Universitäten haben im 1. und 2. Quartal letzten Jahres über 200 Impfstoffprojekte aus dem Boden gestampft und daraus sind innerhalb weniger als einem Jahr wenigstens ein halbes Duzend gut wirksame Impfstoffe geworden. An weiteren Impfstoffe, die vielversprechend sind, wird gearbeitet.
  2. Dank verbindlicher Bestellungen haben diese Pharmafirmen, z.T. über konkurrierende Produktions-Partner innerhalb weniger Monate Produktionskapazitäten aufgebaut, was normaler Weise über ein Jahr dauern würde.
  3. Zum „überschaubaren Angebot“: Sie übersehen den intertemporalen Wettbewerb: Die Erwartung, dass weitere Wettbewerber bald auf den Markt kommen (und das ist ja bereits klar erkennbar), entfaltet eine sehr intensive Wettbewerbsdynamik. Es geht darum, möglichst viele Bestellungen so schnell wie möglich zu befriedigen, um Kunden zu binden.

Really?!? Pharmafirmen verzögern absichtlich die Produktion des Impfstoffes und lassen daher die Produktionsstrassen unterausgelastet? Sorry, aber ich bin dann mal weg …

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Leider Picken sie sich ein Korn aus

Der Staat sollte regulierend eingreifen und im Zweifel auch für die Unternehmen unwirtschaftliche Produktionsanlagen finanzieren um die Impfstoffe schneller zur Verfügung zu stellen

heraus. Das mit den Produktionsanlagen war nur beispielhaft, wo der Staat regulierend eingreifen könnte.
Eine Quelle für meine steile These ist z.B.

Oh ich gehe stark davon aus, dass das gewollt ist. Was Unternehmen vielleicht wollen ist aber doch Phantasie.
Gerne noch einmal: Es geht nicht darum, welche Unternehmen nun konkret wo auf der Welt vertreiben, oder es planen zu tun. Es geht darum wieviele gegenwärtig in den durchaus abgrenzbaren Märkten de facto verkaufen. Und ob diese (geringe?) Zahl der aktiven Wettbewerber negativen Einfluss auf deren Marktverhalten hat.

  1. und 2. bezweifle ich nicht.

Knappe Produkte lassen sich teurer verkaufen. Das gilt umso mehr, wenn die Nachfrage zwingend gegeben ist. Ich habe aufgezählt warum die Gegebenheiten u.U. dazu einladen. Ganz konkret mal bitte: Wieso sollte ich das als Pharma-Firma nicht wollen? Ich krieg ja sogar Infos über den Absatz der Konkurrenz!
Sobald tatsächlich neue Wettbewerber in meinen kleinen Markt eintreten (und die Barrieren sind hoch), muss ich nichts tun als die Produktion hochzufahren. Bis dahin kann ich meine Marktstellung schön ausnutzen.
Und again, diese Kunden sind verzweifelt, kaufen im Zweifel auch zu überhöhten Preisen.

Ich freue mich wirklich auf Ihre Expertise dazu.

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Das halte ich jetzt aber für eine sehr steile These. Als wenn für die paar hundert Millionen ein vollständiger Impfstoff entwickelt wurde. Wenn ich das richtig verstehe, ist viel Geld als Zusage rein gegangen, damit die Hersteller schon vor dem Beweis der Wirksamkeit Produktionsstrassen aufbauen und auf Vorrat produzieren, das gesamte Know-How um den Impfstoff zu entwickeln und die damit verbundenen Milliardenkosten sind da meinem Verständnis nicht wirklich voll abgedeckt.

Mit deiner These wischt du die x Jahrzehnte, die die Firmen Mitarbeiter angestellt und bezahlt haben, Know How aufgebaut haben einfach weg.

Ich möchte mal sehen, wie in der nächsten Pandemie in solchen Zeiten vom Staat Impfstoffe hergestellt werden, ohne auf diese Ressource zurück zu greifen. Letztlich muss der Staat dann nämlich nicht nur die erfolgreichen Versuche bezahlen, sondern auch alle nicht erfolgreichen, die irgendwo unterwegs mit viel privaten Kapital finanziert wurden, und die dann irgendwann gescheitert sind.

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Wie gesagt: Ich bin raus …

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Allein die Tatsache, dass über die Förderung erst im September entschieden wurde, während die Universitäten und Pharmafirmen seit dem Frühjahr auf Hochtouren forschen, zeigt, dass diese These etwas zu steil ist

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ja, der Staat soll auch bei der Pandemie fordern, fördern, lenken und wo nötig regulieren. Immer da, wo der Markt „versagt“, d.h. zu von der Gesellschaft unerwünschten Ergebnissen kommt. In diesem Fall: Beschleunigung bei Forschung und Aufbau von Produktionskapazität. Das kann er am Besten (und hat er m.W. auch so gemacht), in dem er bei aussichtsreichen Impfstoffkandidaten verbindlich bestellt. Aber schon das Wort „aussichtsreichen“ zeigt das Dilemma: Wie sollen denn Angestellte oder Beamte des Staates entscheiden, welche meinetwegen 10 Impfstoffe wahrscheinlich eine Zulassung bekommen werden. In diesem Fall muss der Staat das Risiko einer Fehlentscheidung eingehen und die Gesellschaft muss das mittragen und nicht ex post „besserwissen“ „Warum habt Ihr nicht …“

Das Zeug ist bereits gekauft und bezahlt, es ist nur noch nicht produziert. Damit funktionieren klassische Begriffe aus der Betriebswirtschaft hier nicht. Das geht davon aus dass es ein Verhältnis von Angebot und Nachfrage gäbe. Solange der Impfstoff mit Sicherheitsunternehmen transportiert wird gibt es keinen echten Wettbewerb.

Der Punkt ist ja gerade, dass hier Menschen mit den falschen Qualifikationen am Werk waren. Es gibt so ein krasser Kontrast zwischen den Kosten für Impfstoffe und den Kosten die jede Dosis die wir nicht geliefert bekommen verursacht dass man einfach sagen muss, da ist der falsche Zeitpunkt zum sparen. Jedes neue Rettungspaket das beschlossen wird und jeder einzelne Tag im Lockdown übersteigt die Kosten für Impfstoffe. Wer da anfängt einen Rabatt und auszuhandeln und Treuepunkte haben möchte hat einfach den Schuss nicht gehört.

Das sieht die EU Kommision aber anders und hat sich auch dafür entschuldigt.

Nicht innerhalb von Wochen sondern eher Jahren. Das ist dann langfristig planbar. Und diese Impfungen sind nicht sonderlich wirtschaftlich. Das ist übrigens einer der Gründe warum am Anfang der Grippesaison kaum Impfstoff da ist - die Produktionskapazitäten sind nicht unendlich groß.

Wie gesagt ich hätte kein Problem damit das vernünftig zu vergüten. Von irgendwelchen Vertragsbrüchen halte ich nichts. Und ich möchte trotzdem noch einmal loswerden dass die Unternehmen hier keinerlei Risiko getragen haben und zwar von Anfang an. Die zugrunde liegende Forschung zahlt der Staat und die Kosten werden ebenfalls vom Staat erstattet. In diesen Fällen trägt hier die freie Marktwirtschaft keine Risiken und ist Begünstiger. In dem Fall von Diebstahl zu reden ist zwar vielleicht in der Ökonomie korrekt aber ich muss zugeben, dass mir das in so einem Fall schon Bauchschmerzen bereitet. Da eine Opferrolle einzunehmen steht den Unternehmen eigentlich moralisch nicht zu (und natürlich trotzdem - wenn das System es zulässt ist es trotzdem legal)…

Wohl eher nicht, wenn gleichzeitig die Konkurrenz einem die Marktanteile wegschnappt. Wieso denken Sie das?

Ich wollte hierzu nochmal eine Tweet nachschieben (wobei ich nicht nachrecherchiert habe, ob das, was ein FDP Bundesvorstand hier sagt, wirklich so stimmt):

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Kurzer Praxischeck:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/gesetze-und-verordnungen/guv-19-lp/schutzmv/faq-aenderung-schutzmv.html

  • 2 Euro Eigenbeteiligung pro 6 Masken ist um 66% günstiger als die nicht verfügbaren Angebote in Discountern
  • Die der logistische Aufwand und auch die Portokosten sind sicher nicht geringer wenn man die Masken direkt verschickt. Manche Orte machen das zusätzlich übrigens, ein manueller Prozess - dann muss man dafür Mitarbeiter abstellen. Bei der Bundeslösung hatten die Krankenkassen gesagt das sie die Verteilung logistisch nicht übernehmen können.
  • die Apotheken bekommen nur 3,15 Euro. Die 6 Euro (inkl. Umsatzteuer) basieren auf einer Marktuntersuchung der Preise bei Händlern im Oktober 2020, wo die entsprechend teurer waren.

Ich verstehe auch nicht warum man anhand dessen gegen „den Staat“ jetzt austeilt. Was für populistische Debatten, wo jeder erstmal mit falschen Zahlen behaupten könnte es gäbe eine einfachere Lösung. Was war denn der konkrete, besser umsetzbare Vorschlag der FDP gewesen? Wie hätte die FDP eben die Erstattung der Kosten einfacher geregelt, wenn nicht über eine Untersuchung wieviel am „Markt“ für die Masken gezahlt wird?

Meinetwegen kann man die Masken auch ohne Beteiligung und Nachweis verschicken / verteilen - aber das muss halt politisch vom Bund gewollt sein. Und ob das realistisch ist - andere Frage. Klingt alles einfach, bis man überlegt wie es im Detail abläuft.

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Weil die meisten Dosen bereits gekauft und bezahlt sind. Damit müssen die Firmen nur noch die Verträge erfüllen - wenn sie das schneller tun gibt es da nichts zu gewinnen, weitere Produktionskapazitäten sind allerdings teuer und damit nachteilig. Die Nachfrage von potentiellen Käufern ist in den Industrienationen nicht mehr unendlich groß, die Verträge sind geschlossen und damit die Joker verspielt. In anderen Ländern, die noch nicht mitbieten konnten weil wir zu egoistisch agieren, wird der Preis eine größere Rolle spielen und die Gewinnmarge entsprechend kleiner ausfallen…

Naja, normalerweise läuft das ganz einfach so, das man einem Lettershop die Adressen und die zu versendenden Dinge gibt und dieser die dann kuvertiert, etikettiert und in den Versand gibt. Das ist ganz einfach und zigtausendfach erprobt (und übrigens auch datenschutzkonform möglich, bevor jemand das Argument an den Haaren herbeizieht).