Warum ich ein Problem mit der Aussage habe möchte ich mal anhand eines Beispiels aufzeigen.
50% der Menschen, die 2016 in Deutschland lebten, hatten ein Vermögen von unter 66’400 Euro. Rechnet man mal alles in dieses Vermögen ein, bleibt unter dem Strich für eine grosse Personenzahl praktisch keine Möglichkeit zum Sparen. Diese Menschen sind (wenn das Einkommen mit dem Vermögen korrelieren würde, wir nehmen das zur Einfachheit einfach mal an) praktisch nicht in der Lage sich etwas auf die Seite zu legen. Und sie sind beispielsweise nicht in der Lage sich von ihrem Geld Bitcoins, Aktien oder Immobilien zu kaufen, wenn sie im Prinzip jeden Euro mehrfach umdrehen müssen. Die Bedürfnisse dieser Klientel sind einfach andere, als die von Menschen mit höherem Vermögen. Diese gesellschaftliche Realität muss man einfach mit einbeziehen.
Grundsätzlich ist es natürlich richtig, dass das klassische „Sparen“ aktuell mehr Geld „verbrennt“. Dieses Geld wandert aber ja eben wieder in die Hände derer, die eben nicht die Grundsatzprobleme von Armut und prekärer Beschäftigung haben, sondern sich in Ruhe überlegen können, welche Aktien sie jetzt kaufen. Für diese Menschen wird die Sparsituation aber immer schlimmer, während davon die Menschen mit statistisch gesehen höherem Vermögen zu ihren Lasten profitieren.
Dass Buschmann von diesen Menschen nicht spricht, liegt in der Natur der Sache. Die meisten FDP-ler interessieren sich ganz einfach nicht für die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung und ignoriert dabei, dass es in Deutschland eine ganze Reihe von Menschen gibt, die eben kein Vermögen zum zocken haben.
Ich möchte gerne noch auf das Argument mit der Inflation eingehen. Wenn jemand in prekärer Beschäftigungssituation im Monat 30 Euro verliert, tut ihm das im Verhältnis deutlich mehr weh, als wenn die Quandts monatlich 100 Euro verlieren (explizit, obwohl der Wert in absoluten Zahlen natürlich höher ist), die sie dafür über einfaches Aktieneinkommen um ein mehrfaches wieder wettmachen.
Meiner persönlichen Meinung nach wäre es höchste Zeit, dass man wieder einmal schaut, dass sich das Sparen für kleine Leute zumindest nicht mehr negativ auswirkt. Ich bekomme aktuell vielleicht 1 Franken pro Jahr auf meine Anlagen und muss jährlich 15 Franken Kontoführungsgebühren bezahlen. Geld, dass mir egal ist, habe ich aber leider nicht zur Verfügung, um damit Aktien zu kaufen und damit zu riskieren, dass mir das Geld in der nächsten Krise wieder um die Ohren fliegt. Auch eine Immobilie hätte ich herzlich gern. Leider ist das für eine grosse Zahl der Einwohner (hier in der Schweiz und in Deutschland) keine Option mehr.