Ich habe lange überlegt, ob ich es ansprechen soll, aber da ich Kommentare dieser Art im vergangenen Jahr zu oft gehört habe muss ich darauf doch eingehen.
Ich bin Anfang 20, lebe in Brandenburg und bin jetzt in meinem 4. Master-Semester und habe das Gefühl, dass die Opfer der Studierenden in vielen Fällen vergessen werden.
Das vergangene Jahr hat mich deutlich mehr gekostet als nur Partys, aber ich möchte direkt betonen, dass ich trotz allem enorm priviligiert bin. Ich muss mir keine Geldsorgen machen, habe eine sehr angenehme Wohnsituation und keinen nahen Angehörigen durch Corona verloren.
Mit der ersten Welle wurde mir direkt meine Werkstudentenstelle gekündigt und es wurden in diesem Arbeitsbereich so gut wie keine Stellen mehr ausgeschrieben. Initiativbewerbungen endeten oft damit, dass mir gesagt wurde, dass es in der aktuellen Zeit einfach zu schwierig ist jemanden einzuarbeiten und ich mich später noch einmal melden soll. Ein Videointerview war auf eine andere Art ernüchternt. An meiner Hochschule ist ein Kurs sehr bekannt dafür, gute Arbeitskräfte für meine Wunsch-Branche hervorzubringen. Leider musste ich meinem Gesprächspartner mitteilen, dass wir den Kurs nicht in der üblichen Form machen konnten, da es online nicht funktioniert hätte. Man konnte sehen, wie sein Interesse an mir verschwand. Natürlich ist das ein Einzelfall, aber ich fürchte es wird in Zukunft noch mehr davon geben und ich kann es niemandem vorhalten. Ich selbst habe das Gefühl, im vergangenen Jahr aus meinem Studium kein Wissen mitgenommen zu haben und Gespräche mit Freunden aus dem Studiengang ergaben dasselbe. Trotzdem war der Arbeitsaufwand signifikant höher und es wurde weniger Rücksicht darauf genommen, dass man sich trotzdem an Kurszeiten halten sollte. Es wurden Termine spntaon verschoben oder eine Vorlesung erst 30 Minuten vorher angekündigt. Es wurde versucht auch Feiertage zu nutzen, da man ja ohnehin nichts machen dürfte. Gerade im ersten Lockdown war ich kurz vor der absoluten Belastungsgrenze und das, obwohl ich nichts daraus mitgenommen habe. Offiziell feiert sich dich Hochschule, dass alles so toll lief, aber das ist nicht unser Erlebnis. Auch mein alter Arbeitgeber freut sich in der Presse, dass niemand entlassen wurde - 12 Werkstudenten zählen eben auch nicht.
Natürlich leidet man dann noch unter anderen Aspekten. Es ist 8 Monate her, dass ich zuletzt etwas mit einem Freund gemacht habe. Viele sind wieder in die Heimat gezogen, da sie bei ihren Eltern dann einfach besser wohnen konnten. Tja und dann sitzt man Zuhause an seinem Computer, folgt einer schlechten online Vorlesung und alle Welt fährt durch die Gegend ins Großraumbüro und die Schulen sind vollgestopft. Als Dank wird man dann noch beim Einkaufen von älteren Damen angemault, dass es ja die Schuld junger Leute wie mir sei, dass Corona noch nicht vorbei ist. Ich weiß es ist auch ein enormes Privileg „sicher“ Zuhause zu sein, aber es frustriert trotzdem.
Da es in Brandenburg mit dem impfen auch nicht gut läuft, kommt da noch ein weiterer Frust hinzu. Ich halte es nicht für unrealistisch, dass die ersten Menschenihren „grünen Schein“ schon wieder verlieren, bevor ich mit impfen dran bin. Der Versuch AstraZeneca zu bekommen war bisher auch nicht erfolgreich und es wird noch dauern, da einige aus Gruppe 1 nicht einmal ihre Impfung haben. An dieser Stelle bin ich sogar aktuell etwas wütend. Es mag sein, dass man in manchen Städten anreize schaffen muss um AstraZeneca den Menschen besser zu verkaufen, aber noch nicht in meiner Stadt in Brandenburg. Klar ist das ein schönes Angebot, wenn man jetzt AstraZeneca nimmt, bekommt man die Zweitimpfung so schnell, dass man noch in den Sommerurlaub fahren kann.
Allerdings mindert nach aktuellen Berichten eine schnelle Zweitimpfung die Schutzwirkung. Würde man also länger mit der Zweitimpfung warten, wären die Patient*innen besser geschützt und mehr Menschen würden schneller eine Erstimpfung bekommen, die auch schon deutlich schützt. Da man bisher wirklich um einen Impftermin kämpfen muss und keine Besserung in Sicht ist frage ich mich, wieso man das mit den Zweitimpfungen so handhabt. Vielleicht gibt es ja tatsächlich wichtige Gründe, von denen ich nichts weiß und wo ich auch gerne aufgeklärt werde.
Auch wenn dieser Beitrag so lan ist, habe ich natürlich Dinge vereinfacht und gekürzt, aber ich bin gerne bereit sie noch einmal näher zu erleutern. Aufgrund der Länge werde ich den Beitrag jetzt auch nicht noch einmal auf Rechtschreibung und Grammatik hin überprüfen.
Ich hoffe er fällt nicht zu sehr aus der Norm, aber es ist zumindest der Versuch, meine Erfarhungen zu teilen und zu zeigen, dass Partys gerade wirklich das letzte sind, an dass man denkt.
LIebe Grüße und allen noch einen schönen Mittwoch
Dem kann ich mich nur anschließen.
Ich störe mich auch schon länger daran, dass in den Medien sehr häufig davon die Rede ist, dass Studenten halt nicht feiern können. Wobei selbst die Lage vor dieser Aussage nicht immer gefeit ist.
Wie Dir, @lkh , fehlt mir das am aller wenigsten und in meiner Peer-group sieht das nicht anders aus.
Dinge die uns umtreiben sind eher:
Vom Studium ist alles geblieben, was ätzend ist und alles weg, was schön am Studieren war.
Studentenjobs gibts kaum noch welche und zu versuchen Geld von Staat zu bekommen ist wie schon mehrfach erwähnt schwierig.
Also ist man plötzlich entweder wieder auf das Geld seiner Eltern angwiesen (nicht sehr schön) oder verliert seine Wohnung und muss wieder nach Hause zu seinen Eltern (auch ein ziemlicher Rückschritt)
Natürlich ist das alles nicht lebensbedrohlich, aber dass wir nur auf „Parties“ verzichten müssten wird der Sache auch in keiner Weise gerecht
Und dann wundern sich die Boomer, wieso wir jungen Leute so einen Frust haben…
Hallo lkh, ich verstehe Deinen Frust total und finde es gut, dass Du die ganze Pandemie aus Deiner Sicht beschreibst und nicht nur über Impfungen redest - das fehlt mir hier manchmal etwas. Als deutlich Älterer finde ich es auch krass, auf was junge Erwachsene gerade verzichten müssen. In den ersten 5-10 Jahren nach der Schule werden ja unglaublich viele Weichen für das Leben gestellt und wenn es da anderthalb Jahre lang (oder noch länger) keine Möglichkeiten für persönliche Treffen, neue Leute kennenlernen, Kontakte knüpfen, Netzwerke pflegen, Jobs finden, Erfahrungen sammeln etc. gibt bzw. alles nur am reduziert und Bildschirm, dann hat das massive und mitunter langfristige Folgen. Insofern haben die Kontaktbeschränkungen in Eurer Altersgruppe einfach viel weitreichendere Folgen, als fehlende Restaurant- oder Kinobesuche bei Älteren. Und vor diesem Hintergrund werde ich richtig wütend, wenn dieses „die wollen ja nur Party machen und nehmen keine Rücksicht“-Stereotyp kommt.
Gestolpert bin ich nur über die Formulierung „die Schulen sind vollgestopft“. Du hast es vielleicht nicht so gemeint, aber ich fände es fatal, jetzt die Situation von Kindern und Jugendlichen gegen die von jungen Erwachsenen auszuspielen. Zur Veranschaulichung ein Artikel zur Situation der noch Jüngeren während der Pandemie:
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen. Ich bin etwas älter (Anfang 30), auch noch Student, allerdings mit einer Doktorarbeit beschäftigt. Dadurch muss ich mich Gottseidank nicht mit Videovorlesungen herumschlagen, hatte aber auch prä-Covid schon sehr wenige Kontakte. Nun war ich seit 15 Monaten nicht mehr am Institut. Objektiv betrachtet macht es keinen Unterschied, an welchem Schreibtisch ich mich durch Paper und Bücher arbeite. Aber man vereinsamt sehr. Und Inspiration aus Gesprächen mit Kollegen fehlt völlig, das funktioniert digital nicht. Dazu kommt bei mir persönlich noch, dass ich ins (europäische) Ausland gezogen bin für Master und PhD, so dass selbst Familienbesuche kompliziert geworden sind (und auch hier im Forum argwöhnisch betrachtet werden). An die Auswirkungen auf die Karriere nach der Doktorarbeit mag ich am liebsten garnicht denken, so viele Stellen wie im akademischen Bereich schon weggefallen sind, kommt mir sonst ständig in den Sinn, dass es futil ist überhaupt weiter zu schreiben, obwohl ich im letzten Jahr der Arbeit bin …
Die Motivation für das verkürzte Intervall bei AZ ist, daß mehr Leute im Sommer in Urlaub fahren können. (Einzelne Politiker haben das tatsächlich auch offen so formuliert).
Der Grund, warum das der Politik so wichtig ist, wird ein Stück weit der Wahlkampf, aber vor allem die Einnahmen in den Tourismus-Regionen sein.
Aus Public Health Sicht ist das natürlich eine Vollkatastrophe, vor allem wegen der verzögerten Erstimpfungen. Aber die Politik glaubt anscheinend, es sich leisten zu können.
Da ist was dran. Ich habe im April nochmal ein neues Studium begonnen mit Mitte 30 (auf dem Papier bin ich dadurch allerdings Beamter) und die Unterschiede zu den beiden Studien davor sind schon frappierend. Ich will mich nicht beschweren, war ja meine freie Entscheidung und der Home-Office-Job davor hatte genauso seine Nachteile. Aber für junge Menschen, die dieses, letztes oder vorletztes Semester ihr Studium begonnen haben, ist das schon bitter. Viele bleiben einfach bei ihren Eltern wohnen und so fehlt halt ein wichtiger Schritt zum Erwachsen werden. Die Dozenten machen zwar alle einen guten Job, aber eine Online-Vorlesung ist einfach kein Ersatz für eine reale Vorlesung. Und auch die gemeinsamen Aktivitäten mit Kommilitonen fehlen mir. Ich persönlich mag es auch nicht, wenn sich Privat- und Arbeitsleben vermischen. Bin immer gerne mit dem Zug zur Uni/Arbeit gefahren und konnte so nach Feierabend viel besser abschalten als jetzt. Ich geh jetzt mehr spazieren als früher (sonst könnte ich ja auch die Lage nicht mehr hören. ), aber ein Ersatz ist das nicht. Die Jobaussichten Derjenigen, die letztes oder dieses Jahr ihr Studium abgeschlossen haben, sind auch nicht so rosig. Schon bei der globalen Finanzkrise 2008 hat man gesehen, dass Diejenigen, die während der Krise ihren Abschluss gemacht haben, auch 10 Jahre später schlechter bezahlt wurden als Kommilitonen, die in wirtschaftlich besseren Zeiten die Uni beendet haben. Und viele größere Konzerne haben ja schon angekündigt, dass sie Stellen abbauen werden. Kann mir auch vorstellen, dass viele Bürojobs in Zukunft outgesourct werden. Die Lebenshaltungskosten sind ja anderswo niedriger als in Deutschland und gut ausgebildete, junge Menschen gibt es auch dort.
Persönlich habe ich mir nie viel aus Parties gemacht, aber für junge Menschen (egal ob Studenten oder nicht) kann das schon sehr belastend sein solange auf Disco, Konzerte etc. zu verzichten. Wenn man einer introvertierten Person für ein Jahr ihre Bücher, Instrumente, Spielekonsolen etc. wegnehmen würde, dann würde das auch auf die Lebensqualität drücken. Sowas ist ja auch ein Ausgleich zum stressigen Studenten/Berufsleben und dieser fehlt nun.
Wenn man der Prognose von Zeit.de glauben darf, dann könnten Ende August 100% der Impfwilligen zweimal geimpft sein, wenn die aktuellen Lieferprognosen zutreffen. Viele Impfungen werden in die drei Sommermonate fallen, was natürlich ärgerlich sein kann, wenn der Urlaub schon gebucht ist. Eine Tante von mir hat deswegen auf die Astra-Impfung verzichtet, weil die 2. Impfung nach 12 Wochen mit ihrem Urlaub kollidiert hätte und die Hausärztin danach zwei Wochen im Urlaub ist.
Auch mich hat die Bahndlung dieses Themas in der Lage sehr veschäftigt. Da ich normalerweise die Wortwahl des Podcasts und die ausgewogenen Argumente sehr schätze, war ich überrascht, dass sie sich dieses Mal in der Art und Weise dieses Thema zu behandeln so wenig werrschätzend gezeigt haben.
Am Anfang der Corona-Pandemie wusste man nichts von Long Covid, die Krankheit schien für junge Menschen quasi überhaupt nicht gegährlich zu sein. Der überwiegende Teil (sicherlich gibt es Risikogruppen, ich gehöre selbst zum Teil dazu) ist wegen älterer Menschen Zuhause geblieben. Hat für sie eingekauft. Hat ihnen gesagt, dass sie auf sich aufpassen sollen.
Wenn junge Menschen über so lange Zeit keine Freund*innen sehen können, nicht in die Uni dürfen, nichts Unternehmen können und nichts sehen von ihrer Umgebung, dann ist das etwas anderes, als wenn 50 jährige Menschen Zuhause bleiben. Wir haben unser Leben aufgegeben und den meisten ging es schlecht damit. Auch Einsamkeit ist ein großes Problem.
Dann diese Berichterstattung. Über unsere Partys, unseren Egoismus. Und gleichzeitig wird längst nicht genug gegen die Klimakrise unternommen, wir ersticken am Leistungsdruck des Kapitalismus und um die Uni und die Finanzen der jungen Menschen kümmert sich niemand in der aktuellen Regierung. Dort liegt die Prämisse auf der Wirtschaft, nicht auf den Menschen
Durch die corona Maßnahmen wurden auch deine Eltern und Großeltern geschützt, oder? Und nicht nur junge Menschen, sondern alle waren von den Einschränkungen betroffen, beim Sport, im Vereinsleben, bei Familientreffen uvm. Außerdem gab es natürlich illegale Partys, das cornern und andere Verstöße gegen die corona Regeln durch jüngere Menschen.
Naja, ich habe ehrlich gesagt mehr Menschen 40 plus gesehen, die illegal gefeiert haben als Jugendliche. Jugendliche waren einfach immer ein guter Sündenbock für die Politik weil dort viele nicht mal wählen dürfen.
Jo, das stimmt alles soweit und ich glaube auch nicht, dass es in den obrigen Posts darum ging, so zu tun, als wären die jungen Leute die Verlierer der Pandemie. Vielmehr ging es darum, dass den jungen Leuten entweder gar keine oder nur negative Publicity zukam, was eben sehr ungerecht ist. Denn während über den fehlender Sport, über das Leiden der Kinder und Eltern und Großeltern, sowie die Gastronomie und Kunst/Kultur sehr ausführlich berichtet wurde, wurde zum Thema Unialltag und Einsamkeit von Studierenden kaum etwas berichtet. Stattdessen ging es immer nur um Parties. Entweder als großes Sehnsuchtsthema der jungen Leute oder im Sinne von illegalen Parties (von denen ich in meinem Umfeld von keiner einzigen gehört habe, das Mal am Rande)
Natürlich gab es die. Und was soll das jetzt beweisen? Alle jungen Menschen sind rücksichtslos?
Dem könnte man entgegenhalten, dass viele Erwachsenen ihre ganz eigenen „Coronaparties“ auf der Arbeit gefeiert. Aber das ist ja okay, da gehts ja um Wirtschaft und Homeoffice ist natürlich keine Option. Das nur als Gegenargument, was genauso zynisch und whataboutism ist, wie das, was Du anführst.
Und darum gehts hier eigentlich auch gar nicht, sondern es geht darum, dass die jungen Menschen mal wieder hinten anstehen und dafür nicht einmal von der ganzen negativen Berichterstattung verschont werden. Es sagt ja keiner, dass wir extra Lob haben wollen. Es würde ja schon reichen, mal nicht öffentlich verhöhnt zu werden.
Und das ist nur das aktuellste Beispiel einer langen Reihe von Ereignissen, die zeigen, dass junge Menschen keine Lobby haben. zweites Prominentes Thema ist der Klimaschutz, bei dem erst Millionen Kinder die Schule schwänzen mussten, bis sich Spitzenpolitiker wie Herr Lindner dazu herabgelassen haben, das Thema zumindest zu kommentieren. Und? Was hat er gesagt?
Zitat: „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen.“ Das sei vielmehr „eine Sache für Profis“ Quelle: Christian Lindner: „Sache für Profis“-Spruch sorgt für Kritik - WELT
Das war natürlich eins der krassesten Zitate, aber die Maßnahmen oder besser unterlassenen Maßnahmen von Union und SPD sprechen die selbe Sprache.
Dem selben Themenkomplex würde ich auch noch den katastrophalen Zustand der Bildungssystems und die Digitalisierung zuordnen, die ebenfalls besonders für junge Leute und Kinder wichtig sind und für die aktuellen Entscheidungsträger eben nicht.
So, tut mir leid, wenn ich hier einbisschen vom Thema abgekommen bin, aber der Post hat mich echt geärgert, da er genau das Problem verkörpert, was hier in diesem Thread besprochen wird.
Ich habe nicht behauptet, dass alle oder auch nur die Mehrheit der Jugendlichen rücksichtslos oder unsolidarisch wären. Das wäre sicher auch nicht richtig. Ob man medial mehr auf die Probleme junger Menschen in der Pandemie hätte eingehen müssen, weiß ich nicht. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie komplett unter den Tisch gefallen sind.
Was die Digitalisierung angeht, ist es natürlich völlig richtig, dass dort von der Politik viel versäumt wurde, was nun unter dem Druck der Pandemie aufzuholen ist. Krisen haben nunmal unter anderem die Eigenschaft, Versäumnisse offenzulegen. Ich sehe aber nicht, dass dieses Problem unter einen Generationenkonflikt fällt.
Was das Zitat von Lindner angeht: er ist Politiker und plakative Formulierungen wie das Zitat sind damit Teil seiner Jobbeschreibung. Inhaltlich hatte er zumindest insoweit Recht, als dass die Positionen von FFF, die ja überwiegend von Teenagern und Leuten Anfang 20 formuliert wurden, in ihrer Radikalität nicht für ein Land wie Deutschland geeignet sind, weil sie zu ökonomischen und auch sozialen Verwerfungen führen würden.
Die Studenten spielen eigentlich seit Beginn der Pandemie keine Rolle, oder besser gesagt, seitdem wird es offensichtlich. Es wurde immer über Schulen und Kitas geredet, doch wie die Absolventen der Schule ihr weiteres Leben auf die Reihe bekommen sollen, wurde nicht thematisiert.
Und Linders Aussage als plakativ zu beschreiben ist eine massive Untertreibung.
FFF hat eigentlich nichts anderes gemacht, als die Politik für die nicht-Einhaltung der selbstgesteckten Ziele zu kritisieren. Diese Menschen, die sich ernsthafteSorgen um ihre Zukunft machen (müssen!) einfach links liegen zu lassen, „sind ja nur Kinder“ ist schlichtweg eine eine Beleidigung.
Zumal „die Profis“ schließlich die Forderungen FFFs unterstützt haben.
ich kann mich dem ursprünglichen Kommentar absolut anschließen! Ich bin von der Pandemie zum einen als Studentin betroffen, zum anderen habe ich zwei kleine Kinder. Als Studentin hatte ich bis zum April 2021 keinen Anspruch auf Kindernotbetreuung, konnte aber natürlich auch keine Krankentage oder Urlaub nehmen (mir wurde von Dozent*innen immer wieder gesagt ich hätte ja 2 Fehltermine pro Semester, wenn ich mehr bräuchte müsse ich eine Hausarbeit schreiben, oder eben durchfallen). Ich sitze jetzt seit etwas mehr als einem Jahr mit zwei Kindern zuhause, die kaum Kinderbetreuung hatten. Mein Partner kann kein Homeoffice machen, deshalb musste ich das alles abfangen. Und während meine Kinder nicht in die Betreuung durften, hatte ich trotzdem Klausuren in Präsenz.
Ich kann verstehen, wieso bestimmte Maßnahmen getroffen wurden und natürlich auch, warum Kita-Schließungen vorgenommen wurden. Aber es nervt, zu einer Gruppe zu gehören, die auf zwei Arten „vergessen“ wird, nämlich einmal als Studentin und dann als Mutter. Ich fände, da hätte für beide Gruppen von Anfang an mehr getan werden müssen. Das Argument „junge Leute müssen eben auf Parties verzichten“ wird dem absolut nicht gerecht, was junge Leute im letzten Jahr geleistet haben.
Hier ein toller Beitrag vom heute journal (ab 11:43), in dem sich die Redaktion bei den jungen Leuten für ihre Solidarität bedankt und „vor diesen verbeugt“:
Auch ich kann mich dem Ursprungskommentar nur anschließen!
Ich persönlich bin bestens durch die Situation gekommen, da ich aus dem Elternhaus unterstützt werde und meine Partnerin bereits arbeitet. Das kann jedoch bei weitem nicht jeder Studentin von sich sagen. Viele aus meinem Bekanntenkreis haben ihre Nebenjobs verloren, weil zum Beispiel Kultur- und Gastronomiebetriebe geschlossen wurden oder weil Betriebe sich keine studentische Arbeitkräfte mehr leisten konnten. Andere mussten ihre Wohnungen kündigen und zurück zu den Eltern ziehen, weil die Unterstützung weggefallen ist oder das GEld ohnehin schon knapp war.
Die Online-Lehre läuft seit Beginn der Pandemie eher schleppend, manche Dozentinnen geben sich weitaus mehr Mühe als andere, es gelingt dennoch eher selten, was verschiedene Gründe hat. Insgesamt kann ich das Fazit der ersten Kommentatorin unterstreichen, der Arbeitsaufwand ist gewachsen, der Lernerfolg geht gegen Null. Dazu kommt, dass ich in einem internationalen Studiengang bin und rund die Hälfte meiner Kommolitoninnen aus aller Welt nach Deutschland zu studieren gezogen sind, diese Leute sitzen jetzt seit drei Semestern im Studentenwohnheim und können so gut wie niemanden aus Deutschland kennen lernen und auch nichts „von der Welt“ sehen. „Keine Partys“ sind also wirklich unsere kleinste Sorge.
Natürlich sind die meisten unserer Probleme nicht falschen, staatlichen Entscheidungen zuzuschreiben, außerdem finde ich es völli richtig, Hochschulen so lange wie nötig geschlossen zu halten, weil die Prioritäten anders besser gesetzt sind. Was ich aber als wirkliche Frechheit empfinde sind die „Soforthilfen“ für Studierende aus dem letzten Sommer. Im Juni vergangenen Jahres trumpfte Bildungsministerin Anja Karliczek damit auf und ließ sich dafür feiern, also 3-4 Monate nachdem Studierende ihre Jobs verloren haben. Um diese Soforthilfen zu beantragen musste man als Studentin zunächst alle seine Kontoauszüge seit Februar einreichen, um beweisen zu können, dass man pandemiebedingt in eine finanzielle notlage gekommen ist, außerdem benötigte man ein Schreiben des Arbeitgebers oder der Eltern, dass der Job gekündigt wurde oder die Unterstützung weggefallen ist. Unterstüzung erhielt man aber nur dann, wenn man bei Antragstellung weniger als 500€ auf dem Konto aufweisen konnte und auch nur so lange die bereitgestellten Mittel nicht ausgeschöpft waren. Wie man jedoch als Studentin ohne Job oder finanzielle Unterstützung überhaupr vier Monate seine Miete zahlen und das mindeste an Essen einkaufen soll, ist mir schleierhaft. Warum stattdessen nicht das BAföG für alle geöffnet wurde, weiß wahrscheinlich nur Anja Karliczek.
Kann sein dass junge Menschen in der Krise etwas hinten anstehen mussten - ich denke das war schon immer so - bestes Mittel dagegen - einfach älter werden. Wenn ihr dann älter seid, könnt ihr es ja gern anders machen. Ich denke dass z.B. Studenten einfach nicht so wichtig sind für die momentane wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wie z.B. Familien, deshalb liegt hier auch keine Priorität. Andererseits kann die Erfahrung eines Mangels eine sehr wichtige Erfahrung sein.
Das mag sein, ist aber auch zynisch. Und Familien wurden ja auch nicht gerade gut behandelt. Bevorzugt wurde die Industrie und kulturelle Institutionen mit viel Geld, wie der Fußball. Deswegen Wahlalter runter damit die Politik gezwungen wird sich auch um Menschen unter 50 zu kümmern.
Ist das Schwarzer Humor?
/s?
Das scheint mir genau der Kern des Problems zu sein. Wer wie stark „hinten anstehen“ muss, hängt nicht von Lebenschancen, Entwicklungsmöglichkeiten oder gar Grundrechten ab, sondern von der „wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“. Wenn die extrem ungleiche Belastung durch Corona-Maßnahmen eins gezeigt hat, dann was in dieser Gesellschaft wirklich zählt.