Um es mit einem Wort zu sagen: Ja.
Wir haben (im Großen und Ganzen) unsere gesellschaftlichen Maßlatten an dem monetären Wert einer Handlung ausgerichtet. Das lässt sich gut an der Bezahlung verschiedener Berufe nachvollziehen, aber zum Beispiel auch daran, wie ernst Menschen unterschiedlicher Vermögensgruppen im öffentlichen Diskurs genommen werden. Reiche Menschen werden oft automatisch als Experten für praktisch jedes Thema akzeptiert und angehört (ironischerweise insbesondere auch dann, wenn es um die Förderung der Belange von weniger reichen Menschen geht).
Dieser Widerspruch lässt sich meiner Meinung nach auch nicht auflösen, solange wir den sprichwörtlichen Wert unserer Gesellschaft ausschließlich über wirtschaftliche Kenndaten ermitteln.
Nur so als Gedankenexperiment: wenn die Regierung jeden Monat die aktuellen Zahlen zum gesellschaftlichen Engagement präsentieren würde und es einen „Rat der Gemeinwohl-Weisen“ gäbe, dessen Mitglieder in jeder Talkshow die neusten Erkenntnisse darüber, wie viele Menschen sich engagieren und wie man dieses Engagement verbessern könnte diskutieren, dann würden ehrenamtlich engagierte Menschen wohl automatisch eine sehr viel mehr Aufmerksamkeit und gesellschaftliches Prestige erfahren.
Das gleiche mit Bildung: wenn wir unsere nationale Identität auf allen Ebenen der Gesellschaft eng mit dem Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen verknüpfen würden, dann würden sich die Parteien darin überbieten, neue „Bildungs-Förderprogramme“ oder „Bildungs-Entlastungspakete“ zu schnüren. Jede politische Initiative müsste sich daran messen lassen, wie es sich auf die Bildungschancen der Mittelschicht, die Aufstiegsmöglichkeiten sozial prekärer Kinder und die Spitzenforschung in Deutschland auswirkt.
Wem das absurd vorkommt, sollte mal ein wenig darauf achten welchen massiven Anteil die Wirtschaftsnachrichten am öffentlichen Diskurs haben. Ohne, dass dies in irgendeiner Form sachlich begründet werden kann, soweit ich das nachvollziehen kann.