Eine auch interessante Analyse eines Psychologen: wie ticken AfD-Wähler?
Nicht alles völlig neu, aber vielschichtiger als gemeinhin diskutiert:
Eigentlich auch ganz einfach:
Man kann versuchen den Weg für Flüchtlinge zu erschweren (rechts), in gleichem Atemzug die Leistungen für Integration/Betreuung in Deutschland verbessern (links) und für den Arbeitsmarkt attraktive Wege für Fachkräfte schaffen (liberal).
Wenn man dies auch so artikuliert und (wichtig) auch mit Mitteln ausstattet, kann man das Thema “Ausländer und Migration” positiv besetzen Uhr reine Perspektive aufzeigen.
Mit Aussagen zum Stadtbild das Gleiche. Konkret benennen, Lösungen anbieten (und jeder weiß, das Ausweisungen nicht die Lösung sind). Hier hat Merz als Gestalter versagt.
Würde dich gerne mal bei Lanz oder so in einem Duell mit einem Unionspolitiker sehen. Scheitert es an Anfragen?
Bisher sind es eher Personen wie Reichinnek, die immer wieder auf diesen Konsens aus der Politikwissenschaft hinweisen. Wird aber gekonnt ignoriert und unvoreingenommen wird die Linke schon mal gar nicht betrachtet.
Habe ich es richtig in Erinnerung, dass du mal für Lanz angefragt warst und in der Sendung auch Herr Buschmann kommen sollte und du dann wieder “ausgeladen” wurdest?
Also wenn Deutschland etwas hat, dann ist es Wissen. Dann muss man sich eben darum kümmern, die Strukturen zu schaffen, die dieses Wissen vermitteln. Zufälligerweise brauchen wir Arbeitskräfte. Sie kommen haufenweise hier her. Wir müssen sie nur ausbilden.
Nichts anderes sagt Ulf doch auch: Wir müssen über Integration reden.
Zumindest ein Teil der Unionisten sträubt sich.
Nach der Debatte über die Brandmauer zur AfD und der Stadtbild-Kontroverse hat sich in der CDU eine neue Gruppe gegründet, die bei diesen Themen auf Distanz zum Parteivorsitzenden Friedrich Merz geht. In der Gründungserklärung der Plattform Compass Mitte, die der ZEIT vorliegt, treten die CDU-Mitglieder für eine klarere Abgrenzung zur AfD ein.
„Die CDU ist in dem Wissen gegründet worden, dass Faschismus immer nur mithilfe von Konservativen an die Macht gekommen ist“, heißt es darin. „Es darf deshalb keinerlei politische Zusammenarbeit der CDU mit der rechtsextremistischen AfD geben.“ Und weiter: „Deshalb behandeln wir die AfD mit zivilisierter Verachtung, bekämpfen sie politisch und stehen zum Beschluss des CDU-Bundesparteitags, der jegliche politische Zusammenarbeit mit der AfD ausschließt.“
Außerdem fordern die Unterzeichner der Erklärung ein Verbotsverfahren gegen die AfD: „Wir setzen uns dafür ein, dass Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat einen Antrag auf Prüfung der Verfassungswidrigkeit und gegebenenfalls Verbot der AfD durch das Bundesverfassungsgericht stellen.“ Merz und die Mehrheit der Parteispitze lehnen das ab.
Was mich tatsächlich sehr überrascht hat war die Information, dass rund 64% der Flüchtlinge der Bewegung ab 2015 heute einer Erwerbstätigkeit nachgehen, was gerade mal 6%-Punkte unterhalb der Quote der Gesamtbevölkerung liegt. Muss aber aber nochmal genau nachlesen wo da die Quelle ist und es wäre natürlich auch interessant zu erfahren was für Jobs das sind.
Das ist schon lange bekannt.
Vor allem die Männer, die eine höhere Erwerbsquote haben als deutsche Männer.
Die es aus meiner Sicht aber auch nicht schaffen, sich am Thema zu orientieren und schnell in Nebendebatten abrutschen. Dadurch schaffen sie es nie oder nur ganz selten den Diskussionspartner klar herauszufordern.
Stimmt. Und die Moderation ist auch eher an einem emotionalen Gespräch, statt einer sachlichen Debatte interessiert.
Flood the zone with shit wird immer noch fast täglich von Rechtspopulisten angewandt und die Moderation lässt gewähren.
Ist die Union vlt sogar auf dem von der AFD angestrebten Ziel, sich selbst zu zerstören?
CDU: Neue Gruppe in der Partei geht auf Konfrontationskurs zu Merz - n-tv.de
Ehemalige führende Politiker der Union treten eine neue Debatte über den Umgang mit der AfD los und fordern eine Abkehr von der Brandmauer. Auf der anderen Seite formiert sich derweil eine Gruppierung, die sich dem klar entgegenstellt. Sie kritisiert darüber hinaus die Ausrichtung der CDU unter Friedrich Merz.
quer mit Christoph Süß: Merz und das Stadtbild - hier anschauen
quer mit Christoph Süß: Flächenbrand trotz Brandmauer? Der Umgang mit der AfD - hier anschauen
An dieser Stelle sollte auch noch mal an das Konzept des radikalisierten Konservatismus’ erinnert werden:
Die Republikaner in den USA, die Tories in Großbritannien oder die ÖVP in Österreich sind ja eigentlich klassisch konservative Parteien. Sie übernehmen aber Sprache, Rhetorik und ideologische Elemente der extremen Rechten. Jeder Anspruch auf Konsens und Staatsräson wird über Bord geworfen und gegen eine Lust an Polarisierung eingetauscht. Diese Dynamik hat einem politischen Zwischenspektrum zum Aufschwung verholfen – dem radikalisierten Konservatismus.
Radikalisierte konservative Parteien befinden sich im permanenten Wahlkampf. Es geht immer darum, die nächsten 24 Stunden medial zu gewinnen. So werden Aufreger und Schlagzeilen am Fließband produziert, ganz gleich, ob sie Substanz haben oder nicht. So entsteht sechstens eine Parallelwelt. Die inszenierte und behauptete Realität hat immer weniger mit einer faktischen Realität gemeinsam.
Check!
Mit „The Republic“ bringt sich das Lager des radikalisierten Konservatismus in Position. Wichtige Figuren des rechten CDU-Flügels begrüßten öffentlich das neue Kampagnenmedium, darunter Friedrich Merz und Caroline Bosbach. Letztere beteiligte sich auch mit einer Kolumne. Hinter der Agentur steht Armin Petschner-Multari, der zuvor den YouTube-Kanal der CSU betreute. Es zeigt sich gleich, wie die Stoßrichtung des Mediums und damit möglicherweise auch der einer „neuen CDU” sein soll: Die politische Auseinandersetzung soll in einen Status des permanenten Skandalisierens und Emotionalisierens gebracht werden. Diese Strategie haben schon Trump und Kurz gefahren. Die dahinterliegende Logik: jeden Tag ein neuer Aufreger, ein neuer Skandal. Diese Art von Politik schert sich nicht um langfristige Konzepte oder tiefgreifende Debatten. Es geht nur darum, die nächsten 24 Stunden zu „gewinnen“ und die Schlagzeilen zu beherrschen.
Dieses Abdriften ist also alles andere als eine ‘spontane’ Reaktion auf Umfragewerte politischer Konkurrenz.
Also als politische Konkurrenz das als Strategie erkennen und in Interviews nutzen, um auf die wichtigen Themen zu drängen statt sich tagelang drüber auszulassen?
“Ich würde mir wünschen H Merz würde sich so sehr um die Rente/Gesundheitswesen/Fachkräftemangel/ u name it sorgen, wie er sich ums Stadtbild Gedanken macht.”
Die CDU/CSU hat sich in eine Zwickmühle manövriert.
Rente und Gesundheit sind keine Gewinnerthemen, da die angeblichen C-Parteien mehr Umverteilung weitestgehend ausschließen.
Da passen dann die schon über lange Zeit hinweg installierten Sündenböcke (Merz’ xenophobe Äußerungen sind ja nichts Neues) nur allzu gut ins Konzept, um den ‘Volkszorn’ entsprechend zu lenken.
Man muss auch immer des Mindsets der Wählerklientel gewahr sein:
Wenn sich der Wettkampf um Plätze in der sozialen Hierarchie intensiviert, versuchen die Zurückgelassenen anderen zu schaden, um ihren Platz in der Rangordnung wiederherzustellen.
Man findet diese Logik sehr explizit bei den Anhängern rechter Parteien wieder, die sehr wohl ahnen, dass sie wirtschaftlich leiden könnten […]. Aber sie gehen auch davon aus, dass andere Gruppen noch stärker darunter leiden werden als sie. Dass die Gesellschaft als Ganze vielleicht etwas ärmer werden wird – aber dass ihr eigener sozialer Status in der neuen Ordnung höher sein wird als vorher.
Wenn das Ziel nicht ist, dass es allen besser geht, sondern, dass man selbst relativ zu anderen weiter oben in der Hierarchie ist, kann man mit guter Sozialpolitik wenig ausrichten.
Übrigens:
Hinter der Initiative Compass Mitte stecken Mitglieder ebenjener liberalen und sozialen CDU-Flügel. Parteivertreter aus der ersten Reihe fehlen in der Liste der gut 30 Erstunterzeichner, die der ZEIT vorliegt. Unter ihnen finden sich neben Kiesewetter und Polenz vor allem Kommunalpolitiker und Vertreter des Arbeitnehmerflügels der CDU, wie dessen Vizechefin Monica Wüllner, die zugleich im CDU-Bundesvorstand sitzt. Dabei ist auch Frank Sarfeld, der einst eine Gruppe zur Verteidigung der Migrationspolitik Angela Merkels in der CDU mitgründete, die „Union der Mitte“. Die Initiatoren gehören also Strömungen an, die in der CDU unter Merz an Einfluss verloren haben.
(Quelle oben verlinkt)
Ich glaube du beziehst dich hierauf:
Hohes Gefälle zwischen Männern und Frauen
Mit 76 Prozent lag die Beschäftigungsquote geflüchteter Männer vier Prozentpunkte höher als beim Durchschnitt der männlichen Bevölkerung in Deutschland. Bei Frauen betrug sie mit 35 Prozent nur die Hälfte des weiblichen Bevölkerungsdurchschnitts. Zudem arbeiteten geflüchtete Frauen überdurchschnittlich in Teilzeit.
Ja klar, und?
Du hieltst es offenbar für besonders hervorhebenswert, dass zugewanderte Männer eine höhere Quote haben als deutsche. Da hatte ich mich auch gefragt “Ja, und?”
Und da Kontext existierte der das begründet und relativiert, habe ich den mal dazugeliefert.
Das relativiert gar nichts. Jeder weiß, wie die Betreuungssituation aussieht. Ich kann mir auch vorstellen, dass es bei geflüchteten Familien erstmal nicht so einfach war, dass beide Elternteile berufstätig sind. Es gibt jede Menge aufzuarbeiten. Auch kulturell vielleicht nicht einfach und bezogen auf Schulbildung. Andererseits ist es für viele Schon-Immer-Deutsche auch nicht selbstverständlich, dass beide arbeiten gehen. Die Quote ist auch relativ niedrig, hat also fast nichts mit der Herkunft zu tun.
Man stelle sich vor, dass die meisten Geflüchteten erstmal lange, lange nicht arbeiten durften.
Die Frauen-Erwerbsquote relativiert überhaupt gar nicht die Männer-Erwerbsquote.
Ich bin selbst Migrantin und es hat lang gedauert, bis ich mich so weiterbilden konnte, dass ich zumindest eine kleine Teilzeitbeschäftigung annehmen konnte. Und das Innerhalb der EU! War natürlich eine andere Zeit, aber trotzdem… (ergänzt)
In diesen Kontext gehört aber auch, dass die Stadtbild-Äußerung explizit auf Männer gerichtet ist. Man mag eine Abneigung gegen verschleierte Frauen haben, bedroht fühlt man sich aber nicht.
Insofern ist es legitim, darauf zu verweisen.
Auch ist erwiesen, dass die am schwierigsten einen Kita-Platz finden, die ihn aufgrund der Voraussetzungen zu Hause am dringendsten brauchen würden.
Ich kann dem nicht ganz folgen:
Die Beschäftigungsquote von Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren lag bei 21 Prozent, bei Frauen ohne Kinder bei 40 Prozent.
Das sind gerade einmal 5%-Punkte mehr als in der Totalen und noch immer 30%-Punkte weniger als bei deutschen Frauen.
Blick auf Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund, um das Bild kompletter zu machen:
Insbesondere im Alter von 35 Jahren sind die Unterschiede noch stärker, wonach 39 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund und nur 13 Prozent der Frauen ohne Migrationshintergrund nicht erwerbstätig sind. Die unterschiedliche Beteiligung am Arbeitsmarkt lässt sich auf verschiedene Gründe zurückführen, wie beispielsweise das niedrigere Qualifikationsniveau und die geringere Nutzung von institutioneller Kinderbetreuung in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.
BiB – Publikationen – Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund neu entdecken
Ich weiß aber auch nicht, warum du den Geschlechter-Split überhaupt eröffnet hattest. Was war der Grund?
Um zu unterstreichen, dass es eben kein Problem war, die vielen Geflüchteten zu integrieren.