Ist die Strategie der CDU im Umgang mit der AFD richtig?

Hallo zusammen,

nach der “Stadtbild” Äußerung von Merz und einigen weiteren Aussagen in dieser Richtung frage ich mich, ob die CDU-Strategie im Umgang mit der AFD richtig ist.

Oder, ob die CDU bewusst eine Koalition mit der AFD anbahnt?

Ziel solcher Äußerungen ist vermutlich Wähler am rechten Rand einzusammeln. Früher hat das auch funktioniert, aber heute? Wählt man da nicht lieber direkt die AFD?

Wird nicht generell zu viel Sendezeit und Aufmerksamkeit auf Zuwanderung verwendet? Haben wir nicht größere Probleme?

Söder hat die Grünen im letzten Bundestags-Wahlkampf massiv attackiert und sogar eine Koalition ausgeschlossen? Wenn die Grünen zu links für die CSU sind, wer bleibt dann noch zur Koalition?

Also wie seht ihr das? Ich bin auf eure Meinungen sehr gespannt?

LG

Manfred

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Die Union sucht offensichtlich gerade nach einem schärferen Profil.
Das ist natürlich inzwischen deutlich schwieriger für sie geworden, da bei jeder Positionierung rechts der Mitte schnell der Eindruck entstehen könnte, dass sie nur panisch der AfD nacheifert.

Ich denke, man versucht aktuell in der Union auf den Spuren von Franz Josef Strauss zu wandern:
„Rechts von der Union darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben.“

Ob sich diese Strategie langfristig auszahlt, lässt sich derzeit noch nicht beurteilen.
Die aktuellen Umfragewerte sprechen jedoch eher dagegen.

Interessant bzgl. der Stadtbild-Äußerung → das aktuelle Politbarometer des ZDF:

Allerdings sollte hier auch die genaue Fragestellung Beachtung finden:

Bundeskanzler Friedrich Merz hat davon gesprochen, dass es in Deutschland Probleme im Stadtbild gibt.
Konkret benannt hat Merz jetzt, dass es Probleme mit denjenigen gibt, die keinen dauerhaften
Aufenthaltsstatus haben, nicht arbeiten und sich nicht an unsere Regeln halten.
Was meinen Sie, hat Friedrich Merz mit dieser Aussage …

  • Recht oder
  • hat er damit nicht Recht?

Das ist für mich das Henne-Ei-Problem der modernen Medienlandschaft:

  • Wird Migration nur deshalb als ein wichtiges Thema in der Bevölkerung wahrgenommen, weil so viel darüber in den Medien berichtet wird?

  • Wird nur deshalb so viel über Migration in den Medien berichtet, weil es in der Wahrnehmung der Bevölkerung so ein wichtiges Thema ist?

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Die Umfrage ist ziemliches Framing.

Da ich das nicht so gut analysieren kann, bitte bei Sham Jaff nachlesen.

Außerdem gibt es weitere Umfragen, die dieses seltsame Ergebnis sofort infrsgestrllen. Warum ziterst du dir nicht mit?

Ich muss sie erstmal finden.

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Das habe ich ja versucht transparent abzubilden, indem ich die ungekürzte Frage der Forschungsgruppe Wahlen darunter hinzugefügt habe.

Die Umfrage wurde offensichtlich erst durchgeführt, nachdem Merz seine Aussagen präzisiert hatte und nicht nach seinen ursprünglichen und völlig vagen Aussagen.

Weil sie mir nicht bekannt sind?
Außerdem habe ich noch nie davon gehört, dass das ZDF-Politbarometer unseriös sei und deshalb nicht zitiert werden sollte.

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Ich meine das hier auf der zeeiten Seite

https://www.instagram.com/p/DQMvwytDJrg/?img_index=1&igsh=NDQxam9kaWt5bms4

Ich suche noch nach einer anderen Zitiermöglichkeit.

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Hier wird das auch gut aufgedröselt, da wird auch am Ende noch auf weitere Ergebnisse aus der gleichen Umfrage hingewiesen. Die Fragestellung ist völliger Murks. Ein Musterbeispiel dafür, wie man garantiert keine sinnvolle Fragestellung für eine Umfrage erstellt.

Was die Strategie der Union angeht, ist für mich fraglich, wann man deren Scheitern akzeptieren will? Merz verfolgt das ja schon seit er den Parteivorsitz übernommen hat. Während der Oppositionszeit hat es Wählerstimmen geregnet, nur die Union ist nicht nass geworden, dann hat er im Wahlkampf mit seinem Ansatz seine Partei noch von Werten um 33% nochmal 5% abgewirtschaftet und vom zweitschlechtesten Ergebnis der Parteigeschichte ging es seit Amtsantritt immer noch weiter nach unten. Die AfD hat sich in der gleichen Zeit verdoppelt. Und jetzt will man noch diskutieren, ob noch mehr vom gleichen die Wende bringt? Wenn du dich in einem Loch wiederfindest, hör auf zu graben, wäre meine Empfehlung.

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Naja, neutral ist dieser Artikel aber definitiv auch nicht.
Von manipulierten Umfragen zu sprechen, ist dann doch sehr tendenziös.

Andere Teile der Umfrage werden zitiert, aber Teile die nicht ins Narrativ passen, werden praktischerweise weggelassen:

Es wurde doch bei der Befragung die lange Version der „Stadtbild-Frage“ gewählt.
Da verstehe ich jetzt die Aufregung eher weniger.

Hätte man natürlich alles vermeiden können, wenn sich der Kanzler bei seiner ersten Aussage schon klarer ausgedrückt hätte. Da kann ich die Aufregung sehr wohl verstehen.

Anscheinend. Der Sinn erschließt sich mir auch noch nicht so ganz.

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Ist das aber nicht ein chronologisches Problem? Wenn Merz am Montag eine Aussage macht, die am Mittwoch präzisiert wird und das am Freitag ein Politbarometer Zustimmung oder Widerspruch aufzeigen soll, dann kann man doch nicht den Stand vom Montag als Grundlage nehmen. Welche, dann nicht-manipulative Frage hätten man denn stellen können (wie gesagt, mit dem Wissen Stand nach Präzisierung)?

Sind sie dafür, dass BK Merz alle Menschen mit Migrationshintergrund abschieben will?

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Zitat Sham Jaff, gekürzt:

In der Frage sind 3 verschiedene Ursachenbehauptungen. Wer der Aussage “zustimmt”, kann dass aus ganz unterschiedlichen Gründen tun.

Die Umfrage zwingt zu einem pauschalen Meinungsbild. Methodisch unzulässig.

Außerdem ist die Wortwahl zu vage. “Probleme im Stadtbild” und “Regeln” kann mit ganz verschiedenen Assoziationen einhergehen.

In der empirischen Sozialforschung gilt: Die Frage muss objektneutral sein. Sie darf keine Bewertung/Deutung enthalten, was hier aber der Fall ist. In der Literatur nennt man das question wording effect.

Die Fragestellung sollte auch keine Kausalität enthalten wie hier, denn die Befragten übernehmen diese, ohne sie prüfen zu können (bias).

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Aber die Frage bezieht sich doch auf die Aussage, die nun mal diese 3 Teile hat.
Würdest du einer 3-teiligen Aussage zustimmen, wenn du nur bei einer von diesen wirklich d’accord bist?

8% haben „weiß nicht“ angegeben.

Wie soll man objektneutral Zustimmung zu einer realen politischen Aussage abfragen?
Die Aussage an sich ist doch schon komplett subjektiv.

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Die Antwort darauf ist schon seit Jahren ein ziemlich offensichtliches “Nein”, dass sich inzwischen auch ausgezeichnet empirisch belegen lässt. Hier der aktuelle Parteizustimmungsindex von dawum.de:

Die Kurven von CDU und AfD sind praktisch spiegelbildlich – die CDU verliert konstant an die AfD (das ist natürlich start vereinfacht, vor allem weil die Rolle von Nichtwählern nicht direkt berücksichtigt wird, aber das Prinzip hält).

Da muss man nicht mutmaßen. Teile der CDU argumentieren inzwischen offen, dass die CDU mit der AfD kooperieren sollte. Zur Koalition ist es da ein so kleiner Schritt, dass man den im Zweifel auch stolpern wird.

Ja, dass ist das Fazit des aktuellen Forschungstands der Politikwissenschaft.

Zuwanderung ist die Lösung für viele unserer gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Management von Zuwanderung ist in vielerlei Hinsicht problematisch, aber das konstruktiv zu debattieren (geschweige denn die offensichtlichen Lösungen umzusetzen) wird insbesondere von der CDU immer wieder rundheraus abgelehnt.

Die SPD als immer schwächer werdender “nützlicher Idiot”, die Freien Wähler oder die FDP, wenn eine von beiden Parteien es aus irgendeinem Grund zufällig ins (Landes)Parlament schafft (da gibt es ja tatsächlich starke ideologische Schnittmengen) und dann noch die AfD. Auch Söder wird seine derzeit demonstrativ vor sich hergetragene Ablehnung der AfD schnell aufgeben, wenn nur die AfD ihm zum Verbleib an der Macht helfen könnte.

Die Linken sind programmatisch mit der CDU/CSU tatsächlich inkompatibel (weshalb der Unvereinbarkeitsbeschluss der Union bezüglich der Linken etwas lächerlich ist). Die Grünen empfinden große Teile der Union meiner Ansicht nach instinktiv als gefährlich, weil sie hier eine mögliche existenzielle Konkurrenz wittern. Eine Politik, die jedenfalls im Grundsatz anschlussfähig an breite Teile der Gesellschaft ist (siehe Kretschmann in BaWü) und die in vielen Details (Verhältnis zwischen Profit und Gemeinwohl, Minderheitenrechte, Gleichstellung, Gesellschaftsbild, Abtreibung, etc.) das Weltbild der konservativen Kern-CDUler fundamental erschüttert. Das wird instinktiv stärker abgelehnt als eine de facto Nazi-Partei, die “Ausländer raus” brüllt. Die Dynamik gab es (damals mit dem Zentrum und anderen “bürgerlichen” Parteien und der SPD/KPD) auch schon in den 1920/30ern.

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Ich hatte eine Journaliatin mit Po/WiStudium zitiert, weil ich keine Expertin bin.

Ich denke, das ist alles viel zu unbestimmt.

Aber ich zitiere hier gern auch noch Thorsten Faas:

Er verweist darauf, dass die jüngeren Menschen, um die es bei der “Töchter”-Aussage ging, der Aussage trotz der unprofessionellen Fragestellung gerade nicht zugestimmt haben.

Außerdem betont er die Grafik oben, nach der die Mehrheit keine oder geringe (edit) Probleme mit Geflüchteten hatte –> also mal wieder reine Smbolpolitik

Zu der vielzitierten Frage meint er: Das sind ja gleich vier Fragen auf einmal.

Und repräsentative Umfrage an einem Tag sei ebenfalls schwierig.

Könnten wir bitte mal auf die Experten hören …(edit)

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Gerne!
Dafür wäre es allerdings hilfreich, wenn du statt einer zusammengefassten Darstellung direkt zitierst oder zumindest die Quelle verlinkst. Ich würde wirklich gerne genau nachvollziehen, was aus Expertensicht so unfassbar problematisch an der Umfrage sein soll. Diese Aussagen von Thorsten Faas kann ich nirgendwo finden.

Achja, und nur weil ein Umfrageergebnis offenbar nicht zu deiner eigenen Vorstellung passt, ist es noch lange nicht unprofessionell…

Ich hätte bei dieser Umfrage zur Stadtbild-Aussage mit „nein“ geantwortet.
Allein schon weil ich dieses Vorgehen von Merz für völlig sinnlos und kontraproduktiv halte…

Diese Grafik trifft dazu keine Aussage, das wäre eine Interpretation darüber hinaus…

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Thorsten Faas: auf Bluesky.

Es gibt weitere Posts von ihm.

Auch diesen

Sham Jaff auf Instagram

https://www.instagram.com/p/DQOogDHjEcX/?igsh=MW80dnc5M29lNmRqcg==

Der Terminus unprofessionell stammt von Thorsten Faas.

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Das war auch etwas, das mich sehr überrascht hat. Normalerweise ziehen sich die Interviews über eine Woche hin. Eine Aussage vom Mittwoch findet also normalerweise keine Berücksichtigung mehr.
Es gibt aber den Sonderfall, dass etwas so wichtiges passiert ist, dass die Personen für diese Frage noch einmal angerufen werden. Wir haben also den Fall, dass Menschen in der ersten Hälfte der Woche unter anderem zur Stadtbildaussage interviewt wurden, dann in der zweiten Hälfte der Woche angerufen wurden und eine Frage bekamen: „Herr Merz hat seine Aussage ja noch einmal präzisiert [Präzision einfügen]. Wie stehen sie jetzt zu seiner Aussage?“
Das ist schon grenzwertig.

edit:

Die 1.272 Interviews wurden in der Zeit vom 21. bis zum 23. Oktober 2025 erhoben. Zusätzlich wurde ein Politbarometer-Extra zum Thema „Stadtbild“ am 23. Oktober 2025 mit 1.038 Interviews realisiert.

Es wurden also (so verstehe ich es) andere Leute angerufen. Die Umfrage an einem Tag durchzuführen ist aber aus guten Gründen nicht üblich.

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Ich finds echt schwierig, einfach Grundlagen von Statistik zu bestreiten. Ein Item muss eindeutig sein. Wenn ich in einem Item 2,3,5,8 unterschiedliche Bezüge herstelle, kann ich nicht wissen, worauf sich die Antworten beziehen.

Wenn ich die Zustimmung hier messen will, muss ich entsprechend für jede Teilaussage ein Item bilden, das genau das abfragt, was ich wissen will.

Die Unterstellung, das Bestehen auf ganz normalen handwerklichen Standards im Fragendesign, sei vom Ergebnis abhängig und nicht von diesen Standards müsste man belegen.

Und jemand anderes antwortet eben mit ja, weil er genau mindestens einer der Teilaussagen zustimmt, oder nur wenn er allen zustimmt oder,oder,oder… Wir wissen es nicht. Das ist ja das Problem mit so einer Fragenkonstruktion.

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Wenn ich Stratege der CDU wäre, würde ich sagen: alles richtig gemacht..

Die Zustimmung ist ab 35 Jahre sehr hoch. Die unter 35 jährigen wählen die CDU eh nicht.

Und dass er unbestimmt bleibt, ist ja auch Strategie.

Für zukünftige Koalitionen wird das aber schwierig. Wenn die cdu also mit der Strategie keine 5-10% der AfD Holt und die fdp zurückkommt, wird es schwierig.

Das finde ich eine sehr gewagte Aussage, wenn die CDU/CSU bei der letzten Bundestagswahl das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren hat: Deutscher Bundestag - Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen

Das selbe Bild ergibt sich bei den Landtagswahlen. In vielen Bundesländern ist die CDU auf einem kontinuierlich absteigendem Ast: Ergebnisse der Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland – Wikipedia

Die CDU erscheint uns allen nur deshalb nicht als sterbenden Partei, weil die SPD noch katastrophaler abstürzt. Tatsächlich ist die Union in einer systematischen und existenzgefährdenden Krise, die sich so auch bei allen anderen Christ-Demokratischen Parteien in Europa zeigt. Darüber täuscht die aktuelle Regierungsverantwortung nur wenig hinweg.

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Absolut. Das ZDF räumt hier ja auch durchaus Fehler ein [1]. Aber wie Stefan Leifert richtigerweise klarstellt: “Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik. Aber Ton und Heftigkeit mancher Vorwürfe sagen mehr über den Zustand unserer Debattenkultur als über die Qualität unserer Umfrage. … Unsere Umfragen sind frei von jeder politischen Agenda.”

Mit solchen (völlig unbelegten) Vorwürfen in Richtung vorsätzlicher Manipulation zahlt man wunderbar auf das “Lügenpresse” Narrativ ein. Das lässt einen wirklich sprachlos zurück.

[1]

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