Ganz abgesehen davon, dass auch ich mich über die kurzfristige Sinneswandlung unseres wahrscheinlich zukünftigen Kanzlers wundere (was ja gestern in der Lage 416 ausgiebig thematisiert wurde) und sie als wahlkampftaktisches Mittel einordne, stelle ich mir zunehmend die Frage, ob die Brandmauer in ihrer aktuellen Form nicht mehr schadet als hilft.
Auch ich möchte die AFD am liebsten nicht im Bundestag, geschweige denn als Teil einer Regierung sehen.
Nun leben wir allerdings in einer repräsentativen Demokratie, in der Parteien die Wählerinnen und Wähler vertreten und sich für ihre Belange einsetzen.
Bis vor kurzem dachte ich, dass „Brandmauer“ den Ausschluss von Koalitionen mit der AFD (und im Falle der CDU mit der Linken) bedeutet und konnte diese Haltung gut nachvollziehen.
Mir war aber nicht klar, dass es scheinbar gängige Praxis ist, interne Vorabstimmungen für Gesetzesvorhaben durchzuführen, deren Ziel es ist vorab die zu erwartenden Mehrheiten zu prüfen.
Falls Mehrheiten nur mit extremen Parteien zustande kommen, wird das Gesetzesvorhaben gar nicht erst eingebracht.
Ich halte dieses Vorgehen für mindestens fragwürdig, eher sogar undemokratisch.
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Ihr hattet das Thema Brandmauer gestern ja kurz angeschnitten. Und ein Zitat von Philip möchte ich hier aufgreifen:
„Das verengt natürlich politische Entscheidungen auf eine rein inhaltliche Ebene und blendet eine strategische Ebene total aus.“
Das sehe ich nicht so. Ich finde es kann durchaus eine Koexistenz von Brandmauer (Ausschluss einer Koalition mit extremen Parteien) und gleichzeitigem inhaltlichen Fokus (uns sind unsere eigenen Themen wichtig) geben.
Ich bin wahrlich kein Experte wenn es um gute Strategien zur Vermeidung vom Erstarken extremer Parteien geht.
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Vielleicht ließe sich dieses Thema ja auch nochmal grundsätzlich in einer zukünftigen Lage thematisieren.
Danke für eure Einordnung!