Ist Deutschland satt, träge und selbstgerecht? Ist der Spitzensport wirklich ein Spiegel unserer Gesellschaft?

Ist das Land jetzt eigentlich satt und träge oder moralisch überambitioniert und bestrebt, die Welt im Alleingang zu retten? Ich komme nicht mehr mit.

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Querköpfe sind keine Querdenker.

Was die Menschenrechtsverletzungen angeht ist das halt schwierig. Es helfen auch die tollsten Menschenrechte nicht wenn der, der sie äußert sich überall unbeliebt macht und von niemandem ernstgenommen wird.

Ich habe schon den Eindruck, dass eher Deutschland in der Vergangenheit als der Querkopf wahrgenommen wird, der bemüht ist immer alles richtig (, aber nur in seinem Sinne) zu machen, anderen seine Meinung aufzudrücken und dadurch sogar zu Problemen führt.

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Katar ist aber kein Querkopf sondern ein hoch fragwürdiger Staat mit sehr wenig Moral gegenüber Menschenleben. Man darf so etwas doch nicht bagatellisieren damit die uns lieb haben. Dieses falsche Verständnis für zu falscher Akzeptanz von nicht hinnehmbaren Verhalten. Im kleineren sieht man das bei der gesellschaftlich zu großen Akzeptanz von rechts Radikalen (danke Union und AFD).

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Natürlich nicht, aber man sollte auch ehrlich genug sein, dass es nicht nur die 84 Mio. innerhalb deutscher Grenzen versuchen.

Das ist das was mich eigentlich immer stört, dieses so tun, als ob Klimawandel und all die Änderungen die nötig sind nur in Deutschland statt finden.

Auch hier fehlt dann immer der Blick über den Tellerrand, welcher zu der Erkenntnis führt, dass
a) Deutschland nicht alleine ist, sondern ein kleiner Teil der Mehrheit der Staaten
b) Deutschland in manchen Feldern ziemlich weit zurück ist.

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C) wir für „nur“ 84 Mio ganz schön viel Dreck in die Welt blasen
D) wir eine Vorbildfunktion haben

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Wie so oft, der Ton macht die Musik. Genauso wenig wie man einen Menschen vorführt, muss man auch ein Land nicht vorführen. Es liegt doch bei der deutschen/europäischen Politik und Wirtschaft darüber zu entscheiden mit wem gearbeitet und gehandelt wird. Und die öffentliche Meinung kann und muss auch entsprechend dazu hinwirken. Die Aktion des zugehaltenen Mundes der Nationalmannschaft gegen die FIFA oder Katar, erzeugen Trotz, aber bestimmt kein Umdenken. Tatsächlich ist es nämlich so, dass wohl in den meisten Ländern dieser Welt die Menschen Stolz auf ihr Heimatland sind. Und auch wenn man innenpolitisch sich selbst kritisiert, ist diese Kritik von Außen nicht erwünscht. Diesen Reflex gibt es in Deutschland auch hin und wieder. Wenn z.B. der ehemalige Botschafter der Ukraine Melnyk den Finger in die Wunde gelegt hat.

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Ich bezweifle stark, dass wir für andere Länder ein Vorbild sind.
Dafür haben wir leider zu große Probleme.
Angefangen mit einer sehr ungünstige Altersstruktur bis zur eher mäßigen Bildung, schlechter digitaler Infrastruktur, starke Abhängigkeiten vom Ausland im Energiesektor. Zudem eine leider nicht ganz intakte Bundeswehr und starke Ungleichheiten in der Vermögensverteilung.
Das sind alles Probleme die angegangen werden sollen und können.
Es werden auch schon erste Schritte in die richtige Richtung getan. (z.B Osterpaket)

So wie wir jetzt darstehen sind wir kein Vorbild für irgendein Land der Welt……

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Das Argument der Doppelmoral zieht nicht, weil es sich hier nicht um echte Doppelmoral handelt. Was ist echte Doppelmoral? Echte Doppelmoral ist, wenn jemand etwas vorgibt, das man nicht ist, um einen Vorteil zu erlangen oder etwas zu kaschieren, das einem zum Nachteil gereicht. Beispiel: Hershel Walker, der als republikanischer Kandidat rigoros gegen Abtreibung ist, um Macht zu gewinnen,es ihm aber persönlich eigentlich herzlich egal ist und er seine eigene Freundin genau dazu zwang. Echte Doppelmoral ist eng verknüpft mit Zynismus.

Die „Doppelmoral“, die als unfaires Argumentationsmuster verwendet wird, ist in Wirklichkeit nur fehlende Konsequenz, aber das aus nachvollziehbaren Gründen, Beispiel:

Konsequent und damit völlig frei von Doppelmotal ist die Axt im Walde. Wer sich wie das - gelinde gesagt - größte Arschloch benimmt, maximal ignorant und egoistisch ist und den Planeten zerstört, der ist völlig frei von Doppelmoral. Geben wir dieser Person 100 Zerstörungspunkte.

Dann gibt es die Mehrheit der Menschen, die etwas besser machen wollen, auf Fleisch verzichten, Rad fahren, nicht AfD wählen, oder eben ein Zeichen für Vielfalt setzen, damit die Menschen sich nicht allein fühlen. Wenn die auch nur eine Sache besser machen als die Axt im Walde und alles andere genauso, sind sie immernoch besser als Letztere, denn diese Personen haben - sagen wir - 90 Zerstörungspunkte. Aber: Weil sie nicht den Weg zuende gehen, sind sie sofort in der Doppelmoral gefangen. Obwohl sie es besser machen als die Axt, müssen sie sich vorwerfen lassen: „Wie kannst du die Binde tragen, aber mit Gas aus Katar heizen?“ „Wie kannst du grün wählen, aber (übrigens genau wie ich, die Axt) noch fliegen?“ „Wie kannst du Menschenrechte unterstützen, aber spendest nicht (wie ich, die Axt, übrigens auch nicht)?“

Nach dieser/meiner Logik ist Lieschen Müller, die auf Fleisch verzichtet, keine Heuchlerin. Aber der influencer, der für Klicks auf grün (washt/)macht und gleichzeitig eigentlich die größte Sau ist, der ist ein Heuchler.

Das Argument der Doppelmoral ist oft deshalb so verlogen, weil es auf moralischer Ebene eine inhärente Überlegenheit derer herbeikonstruiert, die diese nicht verdienen. Sie benimmt sich wie die Axt im Walde, aber wenigstens heuchelt sie nicht. Nein, dieses Argument darf keine Geltung haben, denn sonst haben immer die den Nachteil, die etwas verbessern wollen - wenn auch nur ein bisschen.

Bleiben wir bitte dabei, die echten Zyniker als Heuchler zu bezeichnen und lassen wir bitte den normalen Menschen und auch die Politiker raus, die etwas wirklich verbessern wollen, manchmal aber nicht anders können.

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Bei der Vergabe der WM wurde aber, ähnlich wie bei Vergaben der olympischen Spiele in Diktaturen, gesagt, dass damit ein Wandel eingeleitet werden solle. Dann darf man m. E. schon mit dem Anspruch dahinfahren, ein Statement abzugeben. Dass dies nicht gelungen ist (es sei denn Vorrundenaus als Teilboykott war das Statement) und die Nationalmannschaft sich lächerlich gemacht hat, steht auf einem anderen Blatt.

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Ich hab den Kommentar von Hanning vor ein paar Tagen in meine Timeline gespült bekommen und ganz ehrlich, das ist einer der dümmsten Kommentare, die ich je gelesen habe.

Es fängt ja schon mit der Prämisse an, dass der Auftritt der Nationalmannschaft der schlechteste in Menschengedenken gewesen sei. Hat der Mann ne Amnesie oder so? Ich muss zugeben, keine Spiele gesehen zu haben, aber was Leute wie Tobi Escher schreiben, waren die Leistungen zumindest ordentlich. Das Spanien-Deutschland Spiel wird von vielen als eins der besten Spiele der WM gesehen, eben auch weil der deutsche Auftritt so engagiert war. Also ganz so katastrophal war das in den Augen der Fußball-Experten wohl nicht. Das ließe noch die Möglichkeit, dass die DFB-Elf in der Vergangenheit immer unglaublich sensationell unterwegs war; erinnert sich jemand noch an die WM 2018…?

Dass die sportliche Beschreibung völlig realitätsfern ist, ist aber das kleinere Problem an diesem Kommentar. Diese Rundumschlagsmentalität --alles Scheiße beim DFB, alles Scheiße in Deutschland-- derartig völlig überzogene, asoziale und komplett destruktive Kritik kotzt mich einfach nur noch an. Das ist ein Schlag ins Gesicht jedes Menschen, der sich für diese Gesellschaft engagiert.

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Was soll denn diese Vorbildfunktion von uns sein?
Wenn einfach der Kantsche Imperativ gemeint ist, dann sollte der für alle Menschen gleichermaßen gelten, nicht nur für Deutsche.
Wenn gemeint ist, die Welt würde ihr Handeln stark nach dem Handeln von Deutschland ausrichten, dann würde ich das bezweifeln, was z. B. der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie belegt.

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Es kommt darauf an… Das Land ist divers.

Ich meine damit, dass wir eine Demokratie und Werte haben, die in großen Teilen Vorbild sein sollten. Außerdem müssten wir eigentlich Vorbild und Vorreiter beim Kampf gegen den Klimawandel sein. Das wir dies nicht sind derzeit bestreite ich nicht und wird vor allem von egoistischen, rückständigen und konservativen Kräften bekämpft.

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Ich denke dazu muss man erstmal zwei Dinge klären.

  1. Warum muss denn Deutschland genau Vorbild und Vorreiter sein? Woher kommt dieses Selbstverständnis?
  2. Bedeutet Vorbild und Vorreiter sein anderen ihre Rückständigkeit und Unzulänglichkeit unter die Nase zu reiben, z. B. Südeuropa gegenüber bei Finanzthemen oder China und Muslimischen Staaten bei Menschenrechten? Andere Staaten sind hier auch vorbildlich und Vorreiter, aber treten da gefühlt weniger lautstark auf, skandinavische Staaten zum Beispiel. Was uns negativ ausgelegt wird ist nicht, dass wir so progressiv sind, sondern dass wir von allen anderen verlangen, sich an uns anzupassen.
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Weil wir wirtschaftlich und gesellschaftlich trotz der Konservativen vor vielen Staaten liegen.

Lächerlich und nein, es bedeutet anderen bessere Wege zu zeigen.

Danke für die Erklärung.
Ich denke, dass es generell gut ist, wenn sich Leute/Organisationen/Länder/… vorbildlich verhalten. Und die Welt wäre besser, wenn das alle täten.
Aber zum 2. Teil des Begriffs „Vorbildfunktion“ würde meiner Meinung nach gehören, dass dem Vorbild auch gefolgt wird. Und das scheint mir z. B. bei den deutschen Entscheidungen, auf Energiequellen zu verzichten, nicht wirklich der Fall zu sein. Z. B.: Nach dem Tsunami hat Deutschland entschieden, aus der Kernenergienutzung auszusteigen, Japan hat zwischenzeitlich stillgelegte Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen. 2020 hat Deutschland seinen Kohleausstieg beschlossen, 2021 haben China und Indien auf der Klimakonferenz für eine deutliche Abschwächung der Formulierung zum Kohleausstieg gesorgt.

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Wenn der Weg gut ist, auch für anderen Länder gut ist, dann werden die anderen Länder schon folgen. Da muss niemand zu aufgefordert werden. Die Arroganz liegt ja darin, dass „wir“ mit einer gewissen Absolutheit meinen zu wissen was gut und richtig ist. Aber das ist vermutlich das Wesen einer jeden Ideologie, egal ob politisch, wirtschaftlich, religiös.

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Reine Wissensfrage: welche gesellschaftlich „anderen bessere Wege“ sollten wir anderen zeigen?

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Muss man anderen etwas zeigen? Reicht es nicht, wenn wir für uns selbst den besten, erfolgreichsten, sozialsten, wie auch immer Weg finden? „Die Anderen“ werden es uns schon nachmachen, wenn es denn erstrebenswert ist. Und das Deutschland ein Land ist in dem es erstrebenswert zu leben ist, zeigt auch der Zuzug von Menschen. Zugegebenermaßen häufig aus dem Globalen Süden. Ob wir immer die richtigen Reize setzen, dass ist wieder eine andere Diskussion. Und das auch Deutschland in vielen Bereich besser werden muss ist unbestritten.

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Ich finde ja, dass die Verbindung zwischen Spitzensport und Gesellschaft ziemlich weit hergeholt ist aber, die Frage ob Deutschland satt, träge und selbstgerecht ist, finde ich schon spannend.

Allerdings müßte man zunächst mal klären, wie man das messen möchte und an welchem Maßstab man sich orientiert.

So kann man sich sicherlich trefflich darüber streiten, ob BIP Wachstum, Abschneiden beim Pisa Test, Wanderungssaldo von Hochqualifizierten, Gründungsquote, Arbeitslosenzahlen, etc. geeignete Kennzahlen für eine Bewertung des o.g. Sachverhaltes darstellen.
Am Ende kann man da kaum zu einer Einigung kommen. Ich würde es stattdessen interessant finden, wie Deutschland von außen, also von Menschen anderer Länder gesehen wird.
Kann mir da persönlich gut vorstellen, dass wir mit einer funktionierenden Demokratie, moderner Gesellschaftspolitik und einem guten Rechtssystem punkten, während wir bei der Attraktivität für Investitionen, für Hochqualifizierte, für Unternehmer im Allgemeinen im internationalen Vergleich deutlich schlechter abschneiden. Aber da hat sicherlich jeder seine subjektive Meinung und deshalb fände ich den Blick von aussen deutlich aussagekräftiger.

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