Israel & Nahost-Konflikt

Eure Israel Berichterstattung lässt mich fragend zurück.
Hier im Podcast zu sagen man solle sich als Journalist nicht mit einem Land solidarisch erklären, während man mit einer ukrainischen Flagge am Namen twittert ist wirklich genau mein Humor.
Es ist irgendwie bezeichnend das es euch nun bei Israel plötzlich so wichtig ist.

Genauso wie man in diesen Tagen neue Berichte darüber lesen kann mit welcher Grausamkeit die HAMAS ihre Opfer tötete und ihr lieber eine viertel Stunde darüber sprecht warum man für Palestina demonstrieren können sollte.
Dieser Meinung kann man gerne sein, aber eure Schwerpunktsetzung lässt mich sehr irritiert zurück, vielleicht wäre schweigen da besser gewesen.

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Der Politikwissenschaftler Floris Biskamp schreibt dazu:

„Ja, solche Verbrechen haben einen relevanten Kontext und ja, zum relevanten Kontext zählen in diesem Falle auch Geschichte und Gegenwart israelischer Besatzungs-, Blockade- und Siedlungspolitik. Aber die Verbrechen des 7. Oktober lassen sich dadurch nicht nur nicht rechtfertigen, sie lassen sich durch den Kontext auch nicht erklären. Sicherlich begünstigt ein solcher Kontext Hass und Gewalt. Aber derartige Verbrechen brauchen vor allem entschlossene Akteur:innen, die sie planen und durchführen. Sie könnten sich immer auch entscheiden, dies nicht zu tun bzw. etwas anderes zu tun. Diese Akteur:innen sind für die Taten verantwortlich, nicht der historische Kontext. Es ist auch nicht einfach so, dass die Taten eben von jemand anderem begangen würden, wenn es die Hamas nicht gäbe. Das zu behaupten ist magischer Strukturalismus, der keine menschliche Verantwortung mehr kennt, Kontingenz ignoriert und die Bedeutung von Organisation nicht versteht (Fehler, die sozialwissenschaftlich ausgebildete Linke freilich häufiger begehen).“

Und er ergänzt:

„Wer sich von einem Massaker wie dem von 7. Oktober nicht im geringsten Bisschen irritieren lässt, sondern einfach direkt souverän die israelische Besatzung verurteilt und zur eigentlichen Ursache des Problems erklärt, mag irgendwie von einem emanzipatorischen Impuls getrieben sein und eine theoretisch relativ konsistent begründete Position haben. Er:sie ist aber auch moralisch völlig bankrott und hat als Mensch versagt.“

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Liebes Lage-Team,

Ihr seid zurecht in eurer vorletzten Folge auf die Nakba eingegangen. Aber wieso kommentiert ihr gleichzeitig mit keinem Wort die Vertreibung von etwa 1 Mio Jüdinnen und Juden aus arabischen Staaten? Wieso lasst ihr völlig unerwähnt, dass Israel sich bereits einem Tag nach seiner Gründung einem Vernichtungskrieg seiner arabischen Nachbarn stellen musste? Das müsste doch genau so zum Kontext gehören, wie die Nakba.
Ihr weist zurecht auf die dramatische Situation der Palästinenser hin, aber ihr habt - heute sogar explizit - dabei stets unterstellt, das sei die „Schuld“ Israels. Als Beispiel kommt ihr immer wieder auf die Mauer um Gaza sowie die Mauer im Westjordanland zu sprechen. … (Falschzitate entfernt, Mod.) Die Mauer ist eine Reaktion auf die Zweite Intifada, Kontext, den ihr bislang - vielleicht unabsichtlich- unerwähnt gelassen habt.

Ihr betont kontinuierlich die Schuld bzw. Verantwortung Israels, geht aber mit keinem Wort darauf ein, dass die Friedensverhandlungen unter Ehud Barak am Palästinensischen Nein zum eigenen Staat scheiterten.
Besonders irritiert haben mich eure Ausführungen zur Staatsraison in der heutigen Folge. Natürlich seid ihr als Journalisten keiner politischen Agenda verpflichtet. Aber ihr seid sehr wohl dem Existenzrecht Israels und damit mittelbar seiner Sicherheit verpflichtet, weil die Alternative eine Infragestellung desselben wäre. Die Infragestellung des Existenzrechts Israels wäre aber - könnt ihr bei der Amadeu Antonio Stiftung nachlesen - israelbezogener Antisemitismus. Das ist mE auch für Journalist*innen eine harte Grenze.

Warum um alles in der Welt ladet ihr zu diesem Thema immer wieder Muriel Assenburg ein? Sie ist eine überaus kontroverse Persönlichkeit, die nicht zu Unrecht vom Zentralrat der Juden scharf kritisiert wurde. Wäre es nicht - im Sinne der von euch beanspruchten Objektivität - anständiger, hier eine Woche nach dem Terror gegen Israelis ggf. Betroffene zu Wort kommen zu lassen oder zumindest Expert*innen, die hier für ihre Ausgewogenheit bekannt sind - z.B. Carlo Massala? …

Dass Ihr auf Instagram in einer Kachel behauptet, Israel Sinne „auf Vergeltung“ ist mE ein einseitiges Narrativ. Ich hatte die Kritik dort angebracht und wurde auf das Forum verwiesen. Daher weise ich hier nochmal eigens darauf hin, dass es nicht um Vergeltung, sondern Verteidigung und „Retaliation“ geht.

Nehmt das kritische Feedback wenn möglich an, ich will euch nichts böses. Ich habe selbst über 4 Jahre in Israel gelebt und für verschiedene Fraktionen im Deutschen Bundestag gearbeitet. Politische Kommunikation ist mir also nicht ganz fremd, der Nahe Osten auch nicht.

Bitte verzichtet auf persönliche Angriffe oder gar Verleumdungen, es macht zu viel Arbeit, solche Beiträge zu bearbeiten. Normalerweise geben wir die nicht frei. - Mod.

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So ein kluger Gedanke. Mich störte such etwas, was ich nicht benennen konnte. Es war das „aber“ wie ich jetzt verstehe.

Was mir persönlich in den letzten Wochen sehr zu denken gegeben hat, waren die Aussagen mehrerer Israel- oder Nahostkorrespondenten. Die berichteten, dass die Regierungen von Israels Nachbarn kein Interesse an einem heißen Konflikt mit Israel hätten. Allerdings sei der Volkszorn im Libanon, Ägypten und Jordanien wegen der Bilder aus Gaza und der Solidarität mit den als unterdrückt angesehenen Palästinensern so am Kochen, dass diese sich die Regierungen dort einem starken Druck ausgesetzt sehen. [1] Hier könnte sich etwas Schlimmes anbahnen. Ich führe es darauf zurück, dass Israel die angekündigte Bodenoffensive bisher aufschiebt. Möglicherweise will man erst die Gemüter auf beiden Seiten herunterkühlen, bevor man dann den Dampfkochtopf rausholt.

Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass man in der arabischen Welt überwiegend die westliche Position, Israel sei das Opfer im Nahost-Konflikt absolut nicht teilt. Israel wird dort wegen seiner sehr harten und manchmal sogar illegalen Handlungen und Diskriminierungen gegen die Palästinenser viel eher als Aggressor wahrgenommen [2]. Das ist kein Aufruf das ähnlich zu sehen. Aber man wird keine Verständigung erreichen ohne nicht zumindest zu versuchen die andere Seite zu verstehen und darauf einzugehen.

Auch auf das mehrfach im Thread aufgegriffene Argument, Ägypten würde sich ebenfalls weigern die Palästinenser aus Gaza aufzunehmen wurde differenzierter als hier eingegangen. Ja, Sicherheitsbedenken spielten laut Golineh Atai (ZDF Kairo) eine gewichtige Rolle. Viel wichtiger sei allerdings, dass Ägypten nicht daran Schuld sein wolle, wenn 2 Millionen Palästinenser aus ihrem Land (Gaza) vertrieben würden und Israel damit Fakten schüfe. Denn niemand könne erwarten, dass diese Palästinenser jemals wieder in ihr angedachtes Staatsgebiet zurückkehren könnten. Stattdessen wolle Ägypten Gaza für potenzielle Verhandlungsversuche zurückhalten.

Für mich hört sich das so an als sollten wir Deutschen unsere Haltung zum Konflikt überdenken. Weder ist Israel von Feinden umgeben, noch wird unsere Sicht in der Region außerhalb Israels geteilt. So kann man nicht zu einer Lösung kommen. Stattdessen brauchen wir eine neutralere Position. Dafür muss man auch nicht Israels Existenzrecht in Frage stellen, wohl aber Israel, wie alle anderen internationalen Akteure auch, an die Einhaltung von Regeln erinnern. Wie man in über einer Dekade Nethanjahu so still und unkritisch sein konnte, ist mir unbegreiflich. Das mindeste wären finanzielle Sanktionen gewesen. Die haben wir selbst gegen Polen und Ungarn problemlos (und zurecht) abgenickt.

[1] zum Beispiel Yassin Musharbash, Zeit Politikteil vom 20.10.2023; Kathrin Eigendorf bei Markus Lanz

[2] zum Beispiel Andreas Reinicke, Ex-Botschafter Tunesien, heute Direktor des Orient-Instituts, bei Markus Lanz

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Die Aussage lässt sich auch nicht bestätigen. Sie ist, so wie sie getätigt wurde, falsch. Es wäre auch wünschenswert, dass man hier darauf hinweisen oder auf Behauptungen erwidern darf. Zu sagen, die eigene Aussage sei im Kern korrekt, ist einfach nicht zutreffend.

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Das ist kompliziert. Die USA hat eine große und recht einflussreiche jüdische Community. Daher war die USA bisher ein sehr großer Unterstützer Israels. Natürlich auch, weil Israel als Bollwerk gegen den Islamismus eine wichtige strategische Lage hat.

Allerdings hat sich Barack Obama bereits etwas davon abgesetzt und hat beispielsweise Israel aufgefordert an der Zweistaatenlösung zu arbeiten und den Bau illegaler Siedlungen zu beenden.

Es war sein Nachfolger Donald Trump, der damit brach und Israel einen Freifahrtschein ausstellte. Statt weiter Fortschritte von beiden Seiten zu verlangen, verlegte er die Botschaft der USA ins teils umstrittene Jerusalem.

Biden erkennt nun anscheinend welchen Flurschaden der Trumpel auch hier angerichtet hat und versucht nun im Sinne seines Vorvorgängers zu deeskalieren. Zumal eine harte Reaktion Israels rein faktisch nur Verderben bringen wird. Es wird die Aussöhnung mit den Nachbarn erschweren, da deren Bevölkerungen toben, es wird die Terroristen in Gaza stärken und es kann sogar zu einem Mehrfrontenkrieg führen, der mittelfristig die Ukraine schwächt. Ich sehe nur Nachteile in Hardliner-Aktionen.

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Du redest von Täter-Opfer-Umkehr und vergleichst dann den Ukrainekrieg mit dem Nahostkonflikt und stellst die Palästinenser auf die gleiche Stufe wie die Russen. Zur Erinnerung, die Russen haben ohne jede Not mit einer Übermacht die Ukraine überrannt, und als das nicht auf Gegenliebe gestoßen ist, haben sie ein Massaker angerichtet, ohne dabei ein nachvollziehbares und für sie sinnvolles Ziel zu verfolgen.

Die Palästinenser hingegen werden von einer Übermacht unterdrückt und leisten legitimen, nachvollziehbaren Widerstand in einem Guerillakampf. Die Mittel sind teilweise schlimm und zu verurteilen. Unbeteiligte töten, ist mMn immer falsch. Sie erreichen durch diese Gewalt allerdings leider ihre Ziele, und das gilt auch für die IDF und die Siedler, sie töten ebenfalls Unbeteiligte, um ihre Ziele zu erreichen. Was macht es für einen Unterschied für die Eltern, ob ihre Kinder erstochen, erschossen oder zerbombt wurden? Dieser Krieg läuft nicht erst seit dem 07.10.

Keine Seite ist besser als die andere, und beide Seiten nutzen ihre Möglichkeiten, um ihre Ziele zu erreichen. So eklig es klingt, für die Hamas war das aus ihrer Sicht ein großer Erfolg, sie haben dadurch massiv an Unterstützung gewonnen.

Dein Vergleich mit Butscha und den Russen ist also nicht so ganz richtig. Ja, Zivilisten wurden getötet, es gab viel Blut und Leid. Für den Verlauf des Krieges konnte die Aktion in Butscha aber keinen Vorteil für die Russen haben, eher im Gegenteil.

Wenn Lage der Nation das also so einordnet, wie sie es getan hat, dann ist das einfach leider das richtige Bild auf diese Tat und diesen Konflikt. Dabei gibt es nicht viel zu kritisieren oder umzudeuten.

Ich wiederhole mich vllt, aber wenn ich lese, wie einseitig hier manche diesen Konflikt betrachten, muss man nochmal sagen, lest oder hört auf die Wissenschaft (Muriel Asseburg, Michael Lüders) und versucht eure verschwommene deutsche Brille dabei abzunehmen.

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Zum Stichwort „deutsche Brille“: Schaut euch mal den Diskurs in Israel an. Die Diskussion hier und insbesondere die Kritik an unserer Berichterstattung ist tatsächlich spezifisch Deutsch. In der israelischen Medienlandschaft lägen wir völlig im Mainstream …

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Ich habe Muriel Asseburg verteidigt, Lüders ist aber indiskutabel. Franziska Davies hat das sehr gut eingeordnet, Lüders verbreitet nachweislich Desinformation. Wahlweise auch einfach die Narrative des Irans, geschmückt mit ein paar rhetorischen Nebelkerzen.

Zum Rest muss ich ganz ehrlich sagen: Es ist das eine, wenn man wie Ulf und andere Kommentatoren Dinge einfach anders sieht. Damit müssen wir alle leben. Das ist ja auch irgendwie Sinn dieser Diskussion.

Was ich aber wirklich schwer erträglich finde und wo mir jede Lust auf weitere Diskussionen vergeht, ist die Gleichsetzung des demokratischen Staates Israel und seiner Handlungen mit der Gewalt einer Terrororganisation. Das ist wirklich grober Unfug. Und ja, für eine Mutter macht es keinen Unterschied, wodurch ihr Sohn stirbt. Für unsere Bewertung des Konflikts muss es aber einen Unterschied machen, ob jemand durch einen gezielten Angriff auf Zivilisten oder als unbeabsichtigtes ziviles Opfer im Rahmen völkerrechtlich legitimierter Selbstverteidigung gestorben ist.

Der Staat Israel ist keine Terrororganisation (das man das überhaupt sagen muss.) Versuche, ihn und seine Handlungen durch Gleichsetzungen und Relativierungen, both-sides Erzählungen und Ähnliches in die Nähe einer solchen zu rücken, erfüllen sowohl das Dämonisierungs als auch das Delegitimierungs-Kriterium gängiger Antisemitismus-Definitionen im Hinblick auf das Reden über Israel.

Man soll, muss und kann vieles kritisieren. Ganz sicher ist das kein Schwarz-Weiß Konflikt. Aber die Art und Weise der Kritik sollte dem Anlass, dem 07. Oktober, noch irgendwie angemessen sein.

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Gut auf den Punkt! Gibt es einen Link zum Originaltext?

Bitte seinen Beitrag im Kontext sehen. Der ist Kontext der Beitrag, auf den er antwortet.

Ich nehme an, er meint mit diesem Zitat die in Deutschland oftmals reflexhafte Reaktion.

Ja, wir Deutschen haben auch heute noch aufgrund unserer unsäglichen Geschichte in Bezug auf Juden immer eine belastete Sichtweise (auch ich kann mich der nicht entziehen). Wie schon zu Zeiten, als ich, ein damals wütender Teenager, mit meinem Vater (Jahrgang 1927) diskutiert habe, so auch heute, wie mein Teenager-Sohn (20) mit mir diskutiert, nur mit gewechselten Rollen.

Diese spezielle deutsche Sichtweise führt aber oft zu blinden Flecken.

Hinweis, bevor nun auch ich ein Opfer davon werde: Ich verurteile den Terror der Hamas (wie auch den von Hisbollah u.a.) aufs aller schärfste! Und ich sehe Israel ganz klar im Recht, seine Bevölkerung vor terroristischen und kriegerischen Angriffen zu schützen. Die Strategie von Hamas, sich in der Zivilbevölkerung vor diesen Angriffen zu verstecken und dabei die Zivilisten sogar daran zu hindern, sich dem zu entziehen, ist ebenso ekelerregend wie feige. Natürlich gibt es auch hier ein „und“ (nicht ein „aber“), aber ich will dies so erst einmal alleine dastehen lassen.

Wer sich die Geschichte des Nahostkonflikts vor Augen führt (und ich habe das aktuell wieder getan, siehe Quellen unten), erkennt, dass es ebenso unmöglich ist, eine neutrale Position zu beziehen wie Partei zu ergreifen. Neben den damaligen Kolonialmächten haben auch beide Seiten sich schuldig gemacht, und zwar in einem Ausmaß, dass die ganze Sache nur noch emotional ist und eine Sachdiskussion außerordentlich schwierig. Dazu kommt die geradezu absurde Komplexität, die die Materie heute erreicht hat und die oftmals unklare Faktenlage. Es ist ein einziges Minenfeld (wie auch dieser Thread zeigt wie auch die Moderatoren-interne Diskussion über die Moderation in diesem Thread).

[Übrigens: Vor diesem Hintergrund finde ich übrigens diesen Thread hier insgesamt geradezu klasse!]

  1. Nahostkonflikt – Wikipedia? Sehr ausführlich - das bedarf das Thema auch!
  2. ‎Acht Milliarden: Wie der Konflikt zwischen Juden und Palästinensern entstand auf Apple Podcasts
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Fortsetzung:

Vor diesem Hintergrund so extreme (Merkel’sche) Formulierung wie die „Deutschen Staatsraison“ - Ulf und Philip haben das mir noch einmal klar vor Augen geführt - oder die „Uneingeschränktheit“ von Solidaritätsbekundungen bis hin zu einer „Carte Blanche“ von sich zu geben, ist entweder naiv, mutig, schlicht ahnungslos oder … eben … deutsch. Das sind unselige Formulierung, die oft als Totschlagargument für jedwede differenzierte Betrachtungsweise missbraucht werden.

Das hat nichts damit tun, dass Israel kein Existenzrecht hätte. Wie jeder Staat hat auch Israel ein Existenzrecht und im Fall von Israel muss man das sogar aussprechen, weil viele arabische Staaten, Terrororganisationen und arabische Extremisten ihnen genau das absprechen (was nach meinem Verständnis ein Aufruf zum Genozid ist). Wer aber dann daneben auch das Existenzrecht jedes einzelnen Palästinensers betont, begibt sich in Deutschland in gefährliches Fahrwasser.

Hinweis, wenn jemand vom letzten Absatz „Puls bekommen hat’s“: Bitte liess den zweiten Satz des Absatzes noch einmal langsam und laut durch.

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Und hier liegt schon ein ziemliches Problem. Benutzt man einen solchen „Disclaimer“ nicht, droht man bei jeder Äußerung, die vom schwarz-weiß Schema abweicht, als Feind Israels bis zu Antisemit eingestuft zu werden. Aktuell empfinde ich das als so problematisch, dass ich mich fast gar nicht mehr zum Thema äußere. Weder öffentlich, noch privat.
Aber irgendwie kann es das ja auch nicht sein.

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Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Ebenso wie Formulierungen wie das „Donnernde Schweigen“.

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Keine Sorge, kein Puls. Aber das ehrliche Interesse, wo es hierfür ein valides Beispiel gibt. Ich kennen keine Debatte in Deutschland, in der jemand für die Argumentation, dass die AraberInnen in Teilen des ehemaligen Mandatsgebiet (z.B.Westbank) einen Staat bekommen sollten, gecancelt wurde. Zumindest nicht von erstzunehmenden DebattenteilnehmerInnen.

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Das nehme ich anders wahr.
Man hört eigentlich fast überall, dass die Zwei-Staaten-Lösung praktisch tot ist. Dies wird damit begründet, dass es aktuell etwa 700.000 israelische Siedler in den Gebieten gibt, die den Palästinensern zustehen würden und auf denen eine Staatsgründung stattfinden würde. Diese absolute, erdrückende Mehrheit dieser Siedler würden sich niemals einem palästinensischen Staat unterordnen.

Faktisch wäre die Gründung eines palästinensischen Staates daher nur unter einer von zwei Bedingungen möglich:

  1. Der palästinensische Staat wird ohne die Gebiete gegründet, auf denen aktuell israelische Siedlungen sind. Die illegale Siedlungspolitik Israels würde sich somit in Gebietsgewinne niederschlagen, dazu wäre das resultierende palästinensische Staatsgebiet eine Ansammlung von Exklaven / Enklaven, deren Grenzen Israel - wie auch aktuell schon - streng kontrollieren würde. Somit wäre der palästinensische Staat nach Meinung der meisten Sachverständigen nicht überlebensfähig.

  2. Der palästinensische Staat wird mit den Siedlungsgebieten auf Grundlage des Oslo-Abkommens gegründet. Das würde zwangsläufig zu einem Bürgerkrieg innerhalb dieses neuen Staates führen, der entweder, durch Israel unterstützt, mit einem Sieg der Siedler enden würde oder mit einer massiven Vertreibung von Hunderttausenden Siedlern. Das ist auch keine erstrebenswerte Situation.

Deshalb wird es nach herrschender Auffassung keine Zwei-Staaten-Lösung, daher keinen palästinensischen Staat, geben können.

Hier mal eine Karte der Siedlungen im Westjordanland. Sage mir bitte, wie ein palästinensischer Staat funktionieren soll, der hunderte israelische Enklaven hat, deren Freizügigkeit Israel im Zweifel mit militärischer Gewalt durchsetzen wird?

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In meinen Augen ist es überhaupt kein Problem sich über die Politik Israels zu beklagen. Das tue ich auch.
Bitte fangt jetzt nicht an Gegenrede als Cancelculture auszulegen.
Ich teile einige Posts in diesem Forum überhaupt nicht und empfinde sie teils sogar als antisemitisch. Aber insgesamt erlebe ich die Debatte hier als Bereicherung und ein Stück als persönliche Bewältigung des 7. Oktobers.
Meine Maxime ist, davon auszugehen, dass der andere Recht haben könnte.
Das würde ich mir umgedreht genauso wünschen.

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Ich denke, die meisten Diskutanten teilen eine ähnliche Maxime.

Meine beherrschende Maxime ist, dass ich das Leid der Beteiligten auf beiden Seiten anerkennen möchte und ich mir wünschen würde, dass alle Diskutanten auch bereit sind, das Leid der jeweiligen Gegenseite anzuerkennen. Das bedeutet: Weder darf das Leid der Israelis durch die ständigen Terrorangriffe ignoriert werden, indem man Israel die alleinige Schuld an den Gründen für diesen Terror gibt, noch darf man das Leid der Palästinenser durch die Blockaden und Militärschläge Israels völlig mit dem Argument ignorieren, dass „die Palästinenser die Hamas unterstützt haben“ und deshalb quasi selbst Schuld seien.

Ich würde mir wünschen, dass wir respektieren, dass es auf beiden Seiten mindestens eine Minderheit von Menschen gibt, die einfach nur Frieden wollen und dennoch - durch das Wirken von Hardlinern auf beiden Seiten - immer wieder entsetzlichem Leid ausgesetzt sind. Diesen Menschen - auf beiden Seiten - zu helfen, muss unser Ziel sein. Und dazu sollten wir Hardliner auf beiden Seiten klar und eindeutig kritisieren können und Kritik an Hardlinern auf der einen Seite (z.B. der Siedlungspolitik Israels) sollte nicht mit dem Argument kritisiert werden, dass man damit die Hardliner auf der anderen Seite unterstützen würde…

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(Falsches Zitat gelöscht, bitte darauf verzichten, wir können das nicht alles moderieren und müssen Beiträge sonst pauschal löschen)

Hier wird eindeutig Terrorismus legitimiert („Die Mittel sind teilweise schlimm… Sie erreichen durch diese Gewalt allerdings leider ihre Ziele“. Da kann man sich auch das „Unbeteiligte töten ist mMn immer falsch“ sparen.

Doch.

Das stimmt. Egal ob unbeteiligte Kinder beim Tanzen ermordet werden, Menschen auf Parkplätzen vor Krankenhäusern verbrennen oder ob es Kollateralschäden gibt, weil Waffenlager, Raketenabschussrampen oder Kommandozentralen in Wohnhäusern untergebracht werden und die Bewohner von der Flucht abgehalten werden: Immer hat die Hamas/Islamische Djihad Schuld.

Stimmt. Und von Anfang an ist es die Taktik der Palästinenser im „legitimen, nachvollziehbaren Widerstand“ und „Guerillakampf“, dass man versucht nach Israel zu gelangen um dort Zivilisten inkl. Kinder zu ermorden. Stichwort Küstenstraßen-Anschlag oder Ma’alot-Massaker.
Wenn Israel sowas mit Zäunen und Checkpoints verhindern will, dann ist das nur ein guter Grund, noch mehr israelische Zivilisten im noblen Freiheitskampf zu ermorden.

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