Indexmieten verbieten? Justizminister Marco Buschmann, FDP, blockiert

Und genau DAS ist das Problem. Vor dreißig, vierzig Jahren hat man Wohnungen mit „Überschuss“ gebaut, also erst, wenn man das Geld „zusammen“ hatte. Heute ist alles Kreditfinanziert, ergo müssen die Mieter den Kredit bezahlen. Vielleicht sollten wir da ansetzen - keine hohen Kreditaufnahmen für Vermietung. Investoren sind heute immer öfter die, die einen Kredit bekommen, der hoch genug ist, und nicht mehr die, die Investitionen so stemmen können. Deswegen wird das gesamte System immer fragiler und das „Hamsterrad“ immer schneller.

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Heißt im Umkehrschluss: nur noch die sehr sehr Vermögenden können Wohnungen bauen.

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Oder der Staat, denn der ist am Kreditwürdigsten und muss auch keinen Gewinn machen :wink:

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@Felix_Heinrich will ja keine Kreditfinanzierung mehr. Selbst der Staat oder auch Wohnungsbaugenossenschaften benötigen Kredite. Die Gewinnerwartung ist nur geringer.

Der Staat muss gar keinen Gewinn machen, das ist der Punkt. Immobilien sind wieder mal ein Beweis, dass Privatisierung nie der Allgemeinheit hilft, sondern nur einige Menschen reicher macht.

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Vielen Dank!

Ich habe selbst mal recherchiert und es scheint keine flächendeckende Erhebung zu Indexmieten zu geben, sondern nur in bestimmten Großstädten.

Ich habe selbst ehrlich gesagt von Indexmieten das erste mal gehört als ein Kumpel von mir nach Wiesbaden gezogen ist und ich lebe ebenfalls in einer Großstadt in der Nähe von Düsseldorf.

Mein Gefühl ist daher ebenfalls, das es sich nicht um ein wirklich flächendeckendes Problem handelt, sondern allenfalls in bestimmten Städten.

Exakt. Das allgemeine Zinsniveau ist viel zu niedrig. Wenn der EZB- oder FED- Leitzins normal geblieben wäre (also etwa 10% bzw. je nach TaylorRule auf jeden Fall oberhalb der Inflationsrate), dann wären solche Spekulationsblasen wie die Dotcomblase, die Immoblase, oder die Kryptoblase nie entstanden. Jetzt sind allerdings die Staaten so hoch verschuldet, dass eine Anhebung des Zinsniveaus automatisch zum Staatsbankrott führen würde. Denn bei Zinsen oberhalb der Inflationsrate würde selbst das halbwegs solide Deutschland die Hälfte seiner gesamten Steuereinnahmen an die Kreditgeber abdrücken. Der Bankrott kommt zwar in Form des Weginflationierens der Schulden - aber eben langsamer, weniger transparent und als regressive Steuer (Inflation trifft die Geringverdienenden stärker).
Die Erkenntnis des Fehlers, die Geldpolitik der demokratischen Kontrolle zu entziehen und die Fehler der Reichsbank zu wiederholen, wird aber noch einige Zeit dauern und erst nach einem größeren Crash die Politdebatte erreichen.
Spannend in dem Kontext ist auch die Rolle der Target2 Salden:
Sobald ein Kreditnehmer Deutschlands seine Schulden nicht mehr zurückzahlen kann oder will (z.B. aufgrund eines Ausstiegs Italien aus dem Euro), agiert die Bundesbank mit negativem Eigenkapital, da sie nicht auf die mit deutschem Geld gekauften Werte in anderen Ländern vollstrecken kann. Das Geld ist also nicht ausreichend besichert.
In Folge müsste der Euro neu besichert werden - indem beispielsweise Zwangshypotheken auf Immobilien in Deutschland auferlegt werden. So hat man es auch 1923 gemacht.
Diese Gefahr der unzureichenden Besicherung des Geldwertes hat auch das Bundesverfassungsgericht nicht erkannt.

Kurzgesagt: Die Erhöhung des Leitzinses über den Inflationswert (und somit den Stopp der Spekulationsblase in Immobilien) ist europapolitisch nicht möglich. Denn bei einer solchen Erhöhung würden sofort die Mittelmeerstaaten pleite gehen oder den Euro verlassen, was zu einer Unterdeckung des Euros und somit zu einer Zwangsvollstreckung in Immobilien in Deutschland führen würde. Der Euro wird immer den Geburtsfehler der nicht vollstreckbaren Targetsalden haben, und die Kreditnehmenden Länder werden die Kreditgebenden Länder aufgrund dieses Hebels immer überleben.

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Wenn ich eine Immobilie zur Vermietung kaufe muss ich mit meiner Bank eine Tilgung und Zinsen vereinbaren. Dafür nehme ich beispielsweise eine bestimmte Inflation an. Nun ist es für den Käufer vorteilhaft wenn diese tatsächlich eher höher ist, da die Zinsen fixiert sind.

Angenommen ich nehme einen Kredit über 1.000.000 € zu 1.5%/a Zinsen auf. Dafür kaufe ich ein Mehrfamilienhaus in Buxtehude und vereinbare Kaltmieten von insgesamt 4000 € pro Monat.

Ich zähle auf meinen Kredit 15.000€ Zinsen pro Jahr. Nicht nebenkostenfähige Kosten einmal vernachlässigt, kann ich damit 33.000€ im ersten Jahr tilgen (Stichwort Sondertilgung), im zweiten 33.500 € usw… . Es dauert 25 Jahre um den Kredit zu tilgen (Veränderungen durch Anschlussfinanzierungen nicht berücksichtigt).

Steigt die Inflation aber bspw. auf 2% (Zielgröße der EZB) und ich habe eine Indexmiete vereinbart, dann kann ich im ersten Jahr 33.000 € zurückzahlen, im zweiten Jahr 34.000 usw… Ich bin nach 22 Jahren fertig, also 3 Jahre eher. Bei 3% sogar schon nach 20 Jahren.

Clevere Käufer planen die Inflation in ihre Rentabilitätsrechnung mit ein (nicht aus Profitgier sondern auch um sich Immobilien überhaupt leisten zu können). Diese hatten es aber in den letzten 10 Jahren eher schwer.

Nicht alle Vermieter gehören zu Vonovia und Co. Darunter sind auch viele Kleine, die strategisch investieren um im Alter eben nicht den Sozialkassen auf der Tasche zu liegen. Dem sollte man Respekt zollen, nicht gegen vermeintlich reiche Menschen keilen und noch mehr Wohlfahrtsstaat fordern.

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Brötchen sind auch wieder mal ein Beweis, dass Privatisierung nie der Allgemeinheit hilft, sondern nur einige Bäcker reicher macht.

Oder der Staat. Oder Unternehmen/Betriebe. Es war Jahrzehntelang üblich, dass es Betriebswohnungen gab, weil das Unternehmen eine soziale Verpflichtung seinen Beschäftigten gegenüber hatte. Das hat sich dann mehr und mehr verabschiedet. Hier könnte man aber durchaus wieder ansetzen.

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Nicht gar keine Kreditfinanzierung. Aber zu einem deutlich geringeren Anteil und mit weniger Gewinnerwartung.

Und das ist doch genau der Punkt. Wenn ich mir eine Immobilie nur dann kaufen kann, wenn die Inflation sich gut entwickelt und meine Mieter dementsprechend mehr Miete zahlen müssen, dann habe war ich nicht clever, sondern habe über meine Verhältnisse gelebt. Dieses Risiko auf die Mieter abzuwälzen ist ebenso wenig clever, sondern in meine Augen höchst fragwürdig.

Aha, anders ausgedrückt: Darunter sind auch viele Kleine, die sich von anderen Menschen ihre Altersvorsorge bezahlen lassen. Viel anders scheint das nämlich nach deiner Beispielrechnung nicht zu sein. Man kann es investieren nennen, klar. Ich nenne das Leben auf Kosten anderer. Und ja, das kannst du gern respektlos finden. Ich finde es respektlos vor den Mietern, sich von diesen den Kredit bezahlen zu lassen.

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Es stimmt, dass der Staat keine Gewinne machen muss, aber in der Vergangenheit hat er oft das Geld eher aus dem Fenster geworfen. Denn der Staat vermeidet im Allgemeinen Strukturen zu hinterfragen und Korrekturen anzustoßen. Das staatliche Rentensystem ist wohl der deutlichste Beleg. Die Babyboomer-Krise kündigt sich seit >20 Jahren an, aber statt dass der Staat ausreichend Rücklagen bildet, das Renteneintrittsalter anpasst oder die Höhe der Bezüge nachhaltig anpasst, macht er effektiv nichts und wartet ab bis das Problem noch größer wird.

Und auch beim staatlichen Wohnungsbau zeigte der Staat in den letzten Jahren, obwohl man das Problem erkannt hat, keine großen Ambitionen eine Lösung zu finden.

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Geht es noch polemischer? Es gibt offenkundig zu wenig Wohnraum, besonders sozialen, da dieser sinnlos privatisiert wurde. Es gibt allerdings kein Brötchen Problem. Wenn 1 Brötchen jetzt 5-10 € kostet sind wir beim Niveau vieler Mieten.

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Danke für diese Einordnung! Und da sage man noch einmal der Kapitalismus heutiger Spielart sei ein vernünftiges Wirtschaftssystem, wenn er solche Blüten hervorbringt…

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Irgendwie fehlt mir da immer noch die Begründung, warum der Vermieter mit Indexmiete arm dran ist. Wenn er die Wohnung kauft, sollte er es doch so berechnen, dass er mit konstant bleibender Miete den Kredit abbezahlen kann. Ich meine ansonsten basiert das Investment ja darauf, dass man davon ausgeht seine Mieter von beginn an immer mehr auszuquetschen und nur darüber in schwarze Zahlen zu kommen, mit so jemanden braucht man nun wirklich kein Mitleid zu haben, Außerdem wird ein Vermieter mit Indexmietverträgen wohl kaum hingehen, wenn er Vergleichsmieten sieht und sagen: „Ich werde ja durch meine Indexmiete später mehr machen, deswegen starte ich jetzt mal mit einer niedrigeren Miete“. Stattdessen wird er die gleiche Miete wie alle anderen nehmen (vielleicht ein klein bisschen niedriger da es möglicherweise dann doch nocht etwas schwerer ist einen Indexmietvertrag loszuwerden). Und nehmen wir mal an wir haben eine niedrige Inflation für eine gewisse Zeit und die Vergleichsmieten steigen alle deutlich stärker an, als die Mieten im Indexvertrag. Wenn die Mieter dann ausziehen wird der Vermieter wohl kaum so lieb sein und sagen, „jetzt behalte ich meine Mieten auf dem vorherigen Niveau, ist ja alles so einkalkuliert“ stattdessen wird er vermutlich mit seinen Mietpreisen nachziehen. Das einzige wo es mal zu einem kleinen Problem für ihn werden könnte ist, wenn die Inflation seine Mieten so hoch werden lässt, dass die Vergleichsmieten nicht hinterherkommen. Aber auch dafür ist vorgesorgt, weil die Indexmiete ja den Mietpreisspiegel mit nach oben zieht.

Letztlich ist es doch so, mit steigender Inflation steigen die Kosten der Vermieter bei weitem nicht im selben Maße. Außerdem warum dann nicht auch noch gleich Indexkredite einführen: Kredite die mit der Inflation steigen? Oder Indexnetflixabos oder Indexlebensmittelpreise?

Und ich glaube nicht, dass die Anzahl an Wohnungen die gebaut werden wirklich davon abhängt, ob Indexmieten erlaubt sind oder nicht. Von daher sollte dieser Blödsinn am besten verboten werden, bevor er sich wie ein Krebsgeschwür überall hin ausgebreitet hat. Es ist doch kompletter Schwachsinn eine Größe die zur Berechnung der Inflation hergenommen wird von der Inflation abhängig zu machen… Ich meine die Inflation ist eine Kenngröße um die wirtschaftliche/monetäre Situation zu beschreiben, das ist so absurd dort eine Rückkoppelung einzubauen.

Passiert das wirklich bei Indexmieten? Vorher wurde doch immer argumentiert Modernisierungskosten müssen auf den Mieter umgelegt werden können, weil die Vermieter sonst nicht modernisieren würden und der ganze Bestand einfach nur kaputt geht. Ich kenn mich jetzt so konkret nicht damit aus, was in Indexmietverträgen steht, aber wird da wirklich ausgeschlossen, das Modernisierung nicht auf den Mieter umgelegt wird? Heißt das dann auch noch zusätzlich, dass alle Wohnungen mit Indexmieten fürher oder später verkommen werden?

Dir ist bewusst das man auch in einer WG in den allermeisten Fällen auch ein Mieter ist? Und auch auf dem Land kann sich nicht jeder eine Immobilie leisten, das heißt auch dort würde man auch Gefahr laufen in einer Indexmiete zu landen. Und selbst wenn, das kann vielleicht eine Einzelperson machen, aber nicht alle Leute die in Städten leben, dafür ist auf dem Land nicht genug Platz. Aber das ist typisch neoliberal, ein systemisches Problem versuchen nichtig zu machen, indem man darauf hinweist, dass es Individuen geben könnte, die das Problem umgehen könnten.

Schönes Argument, kann man auch gut für ein Tempolimit, gegen die Pendlerpauschale, gegen Einfamilienhäuser und gegen Inlandsflüge anbringen :wink:

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Schönes Märchen, es ging um Verfügbarkeit und sozialen Druck. Wer neben seiner Arbeit auch noch die Hütte für seine Familie verliert, streikt oder revoltiert nicht und macht gerne die unbezahlte Stunde mehr.

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Die heutige Notenbankpolitik hat nichts mit Kapitalismus zu tuen. Denn Kredit bekommt eben nicht nur, wer Sicherheiten hat, sondern jeder.
Die Notenbank tut so, als ob Griechenland genauso kreditwürdig ist wie Deutschland. Diese marktferne Gleichmacherei hat eher etwas sozialistisches an sich.

Selbst wenn der Kreditzins über Jahrzehnte fix ist - die Nebenkosten für den Vermieter sind es nicht. Da beispielsweise die Grundsteuer sowie Versicherungen auf den aktuellen (Wiederbeschaffungs-)Wert abheben, sind diese an die Wertentwicklung des Gebäudes gekoppelt.

Im übrigen ist der Inflationsindex extrem in eine Richtung manipuliert, die die Inflation als zu gering ausweist. Wenn man den Warenkorb der 1980er Jahre anwenden würde, wäre die offizielle Inflation nahezu doppelt so hoch. Durch geschickte Veränderung des Warenkorbs wurde die Inflationsrate künstlich klein gehalten. Grund dieser Manipulation ist, die Bonds für Staatsschulden klein zu halten. Es gibt beispielsweise inflationsindexierte Bundeswertbriefe (=Schuldscheine Deutschlands), die an den Inflationsindex gekoppelt 0,10% Zins plus den Inflationsindex p.a. bringen. Sprich: Wer die Anleihen über die kompletten 10 oder 30 Jahre hält, bekommt je nach Höhe des Inflationsindexes mehr oder weniger Geld zurück.

Welcher Teil des Staates ist eigentlich immer gemeint?

Kommunale Wohnungsbaugesellschaften gibt es längst, aber Überraschung, auch die müssen Gewinne erzielen, weil sie damit sehr häufig einen klammen Kommunalhaushalt stützen.

Man kommt aus der Nummer mit den Gewinnen nicht raus, nur weil man nach dem Staat schreit.

Es gibt in manchen Städten in Deutschland einfach einen massiven Nachfrageüberhang und in anderen nicht. Ich lebe bspw im Ruhrgebiet und bevor ein Kumpel von mir in den Speckgürtel von Frankfurt gezogen ist, habe ich noch nie von Indexmieten gehört gehabt.

Das klingt jetzt hart, aber wenn alle nach Berlin ziehen wollen, dann darf man sich nicht wundern, wenn dort die Preise steigen, das ist normal. Wenn die Leute erkennen das Berlin doch nicht mehr so toll ist, ziehen die Leute dort auch wieder weg und die Preise fallen wieder.

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Ja sicher, sonst würde ja niemand vermieten. Verstehe die Diskussion gar nicht.

Einige würden wohl gerne sehen, kostenlos in staatlichen Wohnungen wohnen zu können.
Das gab es nicht mal im Kommunismus oder Sozialismus, zwei Wirtschaftsformen, die gescheitert sind.

Soziale Marktwirtschaft ist wie unsere Demokratie, die schlechteste aller Möglichkeiten, abgesehen von allen anderen.

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