Liebes Lage-Team,
ich wende mich mit einem Thema an euch, welche medial und gesellschaftlich kaum bis gar nicht öffentlich diskutiert wird, welches die meisten Großstadtbewohner jedoch mittlerweile direkt betrifft.
Das Thema „Indexmietverträge“ ist in großen und angespannten Ballungsräumen und bei Neuverträgen mittlerweile Standard. Ich empfinde diese Entwicklung sehr problematisch. So ist der Mietzins an die Inflationsentwicklung (Verbraucherpreisindex) gekoppelt und kann relativ unbürokratisch jährlich geltend gemacht werden.
Was auf den ersten Blick als fair wirkt ist jedoch in Wirklichkeit äußerst kritisch zu betrachten. Denn gerade in Zeiten steigender Preise belastet diese Art des Mietverträge alle betroffenen Mieter doppelt. So sind beispielsweise Energiekosten oder auch Mietkosten Teil des Warenkorbs, die für die Ermittlung des Verbraucherpreisindexes herangezogen werden. Daran wird deutlich, dass es sich hier um einen selbst befeuernden Prozess handelt. Werden also die Energiekosten teurer, steigt auch die Inflation und somit der Index, steigt der Index kann dieser wiederum auf die Mieten geltend gemacht werden. Die Folge: Die Mieten steigen und erhöhen somit wieder die Inflation, dies kann wieder auf die Miete geltend gemacht werden usw.
Das Problem ist, dass die jährliche [Korrektur] Inflation seit Juli 2021 bei etwa 4-5% liegt. Auch das statistisches Bundesamt ermittelte für das Jahr 2021 die höchste Inflationsrate seit 1993. Experten gehen von einer prognostischen Inflation für das Jahr 2022 von 6-7% aus. Das würde beispielsweise eine Mietsteigerung von 35 € (bei 7%) bei einer Kaltmiete von 500 € bedeuten.
Warum ist das nicht fair?
An der Immobilie findet im selben Zeitraum keine Aufwertung statt, ganz im Gegenteil. Die Wohnung wird gebraucht, d. h. theoretisch müsste hier (bei Konstanthaltung der Bodenpreise) bereits der Immobilienwert gemindert werden. Ein neues Auto bespielweise ist nach dem ersten Kilometer Fahrt - polemisch gesprochen - die Hälfte wert. Ein Wohnung mit Indexmietvertrag kostet jedoch nach einem Jahr Nutzung de facto mehr.
Des Weiteren ist ja auch nicht zwingend die Lohnentwicklung an die Inflationsentwicklung gekoppelt.
Weiter kann man mit Indexmietverträgen auch die Mietpreisbremse umgehen und sogar den Mietspiegel aushebeln. Meine Wohnung würde nach dem örtlichen Mietspiegel lediglich 618 EUR kalt kosten, in Wahrheit sind es jedoch 749 EUR. Das ist natürlich für alle Bewohner in Großstädten ein Problem. Städte sind vor allem für die Menschen da, die dort wohnen und arbeiten - genau das macht eine Stadt lebenswert. Früher galt mal eine Regel, die besagte, dass man ca. 1/3 seines Gehalts für Miete ausgeben sollte. Dies ist mittlerweile gar nicht mehr zu halten.
Ich würde mich daher freuen, wenn ihr dieses Thema einmal in den Fokus rücken könntet, auch weil Ansprechpartner aus SPD und Grüne bisher nicht auf meine Mails reagiert haben und somit einen ohnmächtigen Eindruck erwecken.
Viele Grüße aus Leipzig!