Impfpriorisierung vs wählerische Impflinge

Im Impfzentrum schon, da gibt’s dann einfach keine weitere Einladung.

Alle diese Leute kann Jens Spahn übrigens auf seiner „Impfangebot für alle bis zum Sommer“-Liste abhaken.

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Gibt es denn belastbare Hinweise, dass diese Problematik überhaupt in relevanten Größenordnungen vorkommt? Oder regen wir uns hier über ein paar vereinzelte, statistisch insignifikante, Anekdoten auf?

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Statistisch relevante Zahlen habe ich nicht, nur Eindrücke aus meinem Umfeld. Bei uns ist die Priorisierung bzgl. Astra Zeneca aufgehoben. Mein Hausarzt hat mich (U60) damit letzte Woche geimpft, weil er an Ü60 nichts mehr losgeworden ist. Ich habe ausdrücklich nachgehakt, weil ich niemandem eine Impfung wegnehmen wollte. Mein Mann (U60) hat von seiner Hausärztin diese Woche ein Angebot bekommen - für Astra Zeneca und ist jetzt geimpft.
Eine Freundin hat nun für ihren ganzen Chor ein Impfangebot gemacht. Ihr Mann (Kardiologe) hat Impfstoff bestellt, um ihn an seine zum Teil multimorbiden Patienten zu verimpfen (Übergewicht mit Herzproblemen und zum Teil Diabetes). Es werden nächste Woche 40 Chormitglieder mit Astra Zeneca geimpft, da der Großteil seiner Patienten warten will, „weil ja bald genug von dem guten Impfstoff da sein soll“.
Ich habe deshalb schon den Eindruck, dass es ein Akzeptanzproblem gibt.

Wenn es diese Problematik nicht in relevanter Größenordnung gäbe, würde nicht so viel AstraZeneca „übrig bleiben“ und in der Folge an „zu Junge“ verimpft werden.

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Bisher hat AstraZeneca etwa 20% der vorhandenen Impfdosen geliefert. Allein dadurch wird die Relevanz der Größenordnung ja schon gemindert. :smiley:

Ich sehe es wie du. Die AZ-Ablehnung durch Ü60er ist haarsträubend. Ebenso haarsträubend finde ich, dass der Staat und Ärzte das tolerieren.

Ich bin auf einer Linie mit @tris und @Peter.


Ich finde schon. Man kann den Leuten so oder so ähnlich schreiben:

Hiermit wird Ihnen ein Impftermin am 1.5.21 zugeteilt. Ihnen wird AstraZeneca-Impfstoff zugeteilt.

!!! ACHTUNG WICHTIGER HINWEIS: Wer den AstraZeneca-Termin ohne triftigen Grund nicht wahrnimmt, wird in die hinterste Priorisierungsgruppe 5 versetzt. Priorisierung 5 ist eine neu eingeführte Gruppe für Menschen über 60, die AstraZeneca ohne triftigen Grund ablehnen. Priogruppe 5 wird als allerletzte Gruppe geimpft. Im Versetzungsfall werden wir Ihnen gegen Ende der Impfkampagne einen neuen Termin vergeben.

Triftige Gründe sind: medizinische Kontraindikation, Wunsch nach späterem AstraZeneca-Termin, [ergänzen]

Praktisch bedeutet das für Sie: Sie haben die Wahl, jetzt mit AstraZeneca oder gegen Ende der Impfkampagne mit einem anderen Impfstoff geimpft zu werden.

Begründung:

Das können sowohl Impfzentren als auch Einzelärzte so machen. Ob die Einzelärzte es einhalten, wird aber schwierig zu überwachen sein.

[edit: Alternativüberlegung: Statt in eine Prio 5 kann man die Verweigerer auch in Prio 4 verlegen. Jedenfalls wäre das sinnvoller als ihnen die Privilegierung zu belassen, welche die Prio 3 darstellt.]


Zum Thromboserisiko: Das ist bei jungen Leuten ungefähr in derselben Größenordnung wie das COVID-Risiko – hängt u. a. vom individuellen Infektionsrisiko ab.

Genaueres hier:

[edit: Der folgende SZ-Artikel ist wohl nicht so sorgfältig gemacht – z. B. ging er ursprünglich von einer Wochen- statt Monatsinzidenz aus, habe ich gelesen. Deswegen hier das EMA-Original: https://www.ema.europa.eu/en/documents/chmp-annex/annex-vaxzevria-art53-visual-risk-contextualisation_en.pdf ]

Wem eine Impfung mit Astra Zeneca besonders nutzt - Wissen - SZ.de

Cambridge kam für UK zu einer ähnlichen Einschätzung: Winton Centre Cambridge

edit: Ich weise darauf hin, dass das zugrundeliegende COVID-Risiko nur so lange besteht, bis Impfschutz erreicht ist – Verlasst euch daher nicht blind auf die Visualisierung.
Beispiel EMA:

The analysis looked at prevention of hospitalisations, ICU admissions and deaths due to COVID-19, considering an 80% vaccine effectiveness over a period of four months.

Siehe zur Wirksamkeit hier: Debatte um Impfstoff von Astrazeneca - Was über Wirksamkeit und Nebenwirkungen bekannt ist | deutschlandfunk.de

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Ich frage mich, ob das so verallgemeinerbar ist. Bezieht sich deine Information auf Ü60er? Oder nehmen sich die Ärzte die Zeit, die U60er hinreichend aufzuklären? (Ohne hinreichende Aufklärung wird AZ hoffentlich nicht an U60 verimpft.)

  1. Es ist die Begründung dafür, AZ an Prio 4 „freizugeben“ – zunächst von den Regierungen Mecklenburg-Vorpommerns und Sachens sowie einem (anekdotisch geprägten) ZDF-Bericht über Hessen – jetzt auch deutschlandweit:

    • Die Freigabe in Mecklenburg-Vorpommern sei „ein Angebot, dass diejenigen, die keine oder wenige Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, die Möglichkeit nutzen können, sich gegen das Coronavirus auch impfen zu lassen“, sagt Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU). Ziel sei es, dass kein Impfstoff liegenbleibe.

    • Sachsen hatte einen ähnlichen Weg mit Vorbehalten gegen Astrazeneca begründet. Wegen der hohen Mengen an erwartetem Biontech-Impfstoff gebe es Impfberechtigte, die lieber auf das Präparat des Mainzer Unternehmens warten wollten, obwohl sie bereits Anrecht auf eine Astrazeneca-Impfung hätten.

    • jetzt auch deutschlandweit:

      Ärzte hatten zuvor berichtet, dass sich viele ältere Menschen nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen, sie bevorzugen den Impfstoff von Biontech und Pfizer. Deswegen blieben viele Dosen übrig, die Ärzte würden weitaus weniger Menschen impfen, als sie eigentlich könnten.

  2. Die AZ-Freigabe wäre ja auch völlig kontraproduktiv in Hinsicht Thromboserisiko der U60er und Durchimpfung der Ü60er, wenn der jetzt an U60 freigegebene AZ-Stoff noch von genügend Ü60ern akzeptiert würde.

  3. Der Anteil an nicht wahrgenommenen Impfterminen.

  4. Der Fakt, dass Ärztevereinigungen lieber Biontech als AstraZeneca bei den Hausärzten sehen wollten.

    „Den Praxen werden in den kommenden Wochen viel weniger BioNTech-Dosen zugewiesen als versprochen, weil der Impfstoff offensichtlich vorrangig an die Impfzentren geht“, sagte Andreas Gassen […] Zwar erhalten die Arztpraxen laut Gassen als Ausgleich mehr Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs. „Aber das wird so nicht aufgehen“, warnte der Kassenärzte-Chef. "Wenn die Impfzentren komplett den vergleichsweise unproblematischen Impfstoff erhalten, die Praxen aber den umstrittenen, der zumal den unter 60-Jährigen nicht gespritzt werden darf, wird die Impfkampagne massiv ins Stocken geraten.

  5. Notwendigkeit, an speziellen Aktionstagen oder an Lehrer, Polizisten u. ä. AstraZeneca zu verimpfen

  6. Mehrere Länder verweisen darauf, dass der AstraZeneca-Impfstoff nur noch in die Hausarztpraxen geht und für Erstimpfungen gar nicht mehr im Impfzentrum verwendet wird.

  7. Potentiell hilfreich:

    • Das Dreierverhältnis AZ-Lieferungen – AZ-Impfungen an Ü60 – AZ-Impfungen an U60.

    • Ob und wie sehr sich das Verhältnis Ü60-AZ-Impfungen – Ü60-Biontech-Impfungen im Laufe der Zeit verändert. Diesen Veränderungsgraph könnte man dann mit dem Veränderungsgraph des Verhältnisses Biontech-Lieferungen – AZ-Lieferungen vergleichen.

    • Leider meldet laut zeit.de nicht jedes Bundesland die Alter der Geimpften. Umkehrschluss: Für einige Bundesländern kann man dies aufschlüsseln (hoffentlich zugleich auch in der Kategorie „Impfstoff“).

edit: weitere Evidenz hinzugefügt

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Meine Information bezieht sich auf U60. Man druckt sich die Informationsblätter zu Hause aus, unterschreibt die Formulare, nimmt die zum Impftermin mit und unterschreibt dort eine Enthaftungserklärung, dass man weiß, dass Astra Zeneca nur für Ü60 von der STIKO empfohlen wird, man aber trotzdem mit Astra Zeneca geimpft werden möchte. 5 Minuten Termin.

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Mal kurz zu Ende gedacht:

  1. Dann bräuchte man eine Datenbank der AZ-Verweigerer, gegen die alle Impfzentren und Arztpraxen verpflichtend prüfen müssten. So was wäre m.E. nur zu rechtfertigen, wenn wir hier nachweislich von einem gravierenden Problem sprechen. Solange das immer nur anekdotisch berichtet wird, halte ich das für nicht vertretbar. Würde in jedem Fall eine Klagewelle auslösen.
  2. Sehr leicht zu umgehen. Und irgendeinen Hausarzt, der sich drüber wegsetzt, findet sich auch.
    Die Verweigerer werden sehr kreativ werden, andere „zwingende Gründe“, der Termin nicht wahrzunehmen, zu finden. Eine Lösung wäre es, den Impfstoff erst im Termin bekannt zu geben.

Das Problem ist: als Priorisierter weise ich meine Priorisierung nach sonst lande ich andernfalls bei den „Normalen“ in Gruppe 4. Es gibt nun mal keine Gruppe darunter. Aber warum sollte ich als fiktive Gruppe 5 Angehöriger das auch freiwillig zu meinem Nachteil kommunizieren? Da es kein deutschlandweites Register gibt, sondern jedes Land bzw sogar jede Kommune ihr eigenes Süppchen kocht, kann ich ja einfach dort hingehen, wo ich noch nicht registriert war und dort als Priorisierter auftreten, der bislang noch kein Impfangebot bekommen hat.

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Die bräuchte es, aber die gibt es nicht. Eine Klagewelle könnte man aushalten und wäre womöglich ohnehin unerheblich, weil sich in der Zeit bis Recht gesprochen wird, die Impfstoffsituation wieder ein wenig verändert haben dürfte. Selbst wenn individuell erfolgreich geklagt würde, könnte ein solches Vorgehen also immer noch eine direkte Steuerungswirkung entfalten und darüber hinaus auch dadurch eine indirekte, dass sich Impfprivilegierte zweimal überlegen, ob sie aus reinem Egoismus wirklich die Durchimpfung der Gesellschaft derart sabotieren wollen.

Der Arzt ist ein gewichtiges Argument, aber man kann halt nicht jede Lücke schließen. Außerdem muss der Verweigerer ja dem Arzt gegenüber offenbaren, dass er eigentlich schon eine Impfung hätte haben können, wovon ich durchaus einen die Kooperation steigernden Effekt erwarten würde.

Eine Lösung wäre es, den Impfstoff erst im Termin bekannt zu geben

Das sehe ich nun völlig anders, denn in diesem Fall würde der Schaden, denn die AZ-Verweigerer unter den Priorisierten für die Gesellschaft anrichten ja noch größer ausfallen. Die Frage ist natürlich, ob die Effizienzverluste der Impfzentren davon aufgefangen würden, dass quasi mehr potenzielle Verweigerer sagen „fuck it, ich nehms jetzt einfach“, wenn sie bereits auf dem Stuhl sitzen. Bei dem Amount of Entitlement, das für die grundsätzliche Einstellung dieser Kandidaten ursächlich ist, würde ich mir da aber überhaupt keine Hoffnungen machen.

Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ein Vorschlag wie eine „Gruppe 5“ zur Abstrafung von Menschen, die sich gegen einen bestimmten Impfstoff entscheiden, praktisch nicht umsetzbar ist.
Natürlich ist es blöde und egoistisch, wenn aufgrund einer (zu) kurzfristigen Absage Impftermine ausfallen oder gar Impfstoff vernichtet werden muss. Um so mehr wenn es andererseits genügend Leute gibt, die sich sehr gerne damit impfen lassen würden. Aber die Hausarztpraxen (zumindest die, die ich kenne) gehen mit diesem Problem auch entsprechend pragmatisch um und zweitens wird ja auch auf übergeordneter Ebene darauf reagiert, indem die Priosierung für AZ aufgegeben wird. Und außerdem gibt es nun mal keine Impfplficht, also hat jeder Mensch das Recht, eine Impfung nicht zu wollen, und das gilt bis zu dem Zeitpunkt, wo die Spritze im Oberarmmuskel durchgedrückt wird - auch wenn’s nervig ist.
Was ich problematisch finde ist der Gedank, die Bestrafung von bescheuterem Verhalten ins Zentrum der Debatte zu stellen - zumal diese ja schnell Auswirklungen haben kann, die über die jeweilige Einzelperson hinausgehen. Wenn zum Beispiel Menschen mit einem besonders hohen Risiko für schwere Covid-Verläufe mit Absicht besonders spät geimpft werden, bedeutet das ja auch eine zusätzliche Belastung für das Gesundheitssystem. Ich hoffe zumindest, dass die Lust an der Bestrafung nicht so weit geht, diesen Menschen im Zweifelsfall dann die notwendige medizinische Versorgung zu verweigern.

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https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/36/

Eine gering eingeschätzte Effektivität hängt mit einem generell negativen Gefühl gegenüber dem Impfstoff zusammen. Dies kann zu einem „Halo-Effekt“ führen, den wir auch beobachten: ein negatives Gefühl zu einem Impfstoff überschattet die Bewertung verschiedenster Eigenschaften eines Impfstoffs. Dies beobachten wir am Beispiel des AstraZenca Impfstoffs. Im Vergleich mit dem BioNTech-Impfstoff schneidet AstraZeneca auf allen Dimensionen (außer Knappheit) schlechter ab und wird als weniger sicher und weniger effektiv wahrgenommen. Die Impfbereitschaft für eine Impfung mit dem BioNTech-Impfstoff ist deutlich höher (64% vs. 39% für AstraZeneca). Wer überzeugt ist, dass ein Impfstoff sicher und ausreichend auf Sicherheit überprüft worden ist, ist eher impfbereit; dies gilt bei beiden Impfstoffen. Die Befragten unterscheiden beim AstraZeneca-Impfstoff nicht, ob die Krankheit oder schwere Verläufe verhindert werden, beides wird weniger angenommen als beim BioNTech-Impfstoff.

Befunde: 66% derjenigen, die sich prinzipiell impfen lassen würden, ist es (eher) wichtig, den Impfstoff auswählen zu können. Wahlfreiheit ist vor allem älteren Menschen wichtig. In einem Survey-Experiment wurde untersucht, wie sich eine eingeschränkte Wahlfreiheit auf die Impfbereitschaft auswirken könnte. Dabei wurde verglichen, ob die Einschränkung der Wahlfreiheit durch einen Lieferengpass bei eigentlich bestehender Wahlfreiheit zustande kam oder prinzipiell fehlender Wahlfreiheit und durch die Zuweisung durch Behörden. Auch wenn Personen sich ärgerten, wenn ihre Wahlfreiheit eingeschränkt wurde, blieb die Impfbereitschaft stabil. Aus welchem Grund die Wahlfreiheit eingeschränkt wurde wirkte sich nicht auf den Ärger oder die Impfbereitschaft aus. Wie wichtig es den Personen war, frei zu entscheiden, hatte ebenfalls keinen Einfluss.

https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/39/

Jedoch ist das Vertrauen in die Sicherheit des AstraZeneca Impfstoffs geringer als das Vertrauen in COVID-Impfstoffe allgemein; das Vertrauen in die Sicherheit von AstraZeneca ist auch nochmal gesunken: 39% haben vollstes Vertrauen in die Sicherheit der AstraZeneca Impfung; 47% stimmen dem nicht zu. Es herrscht große Unsicherheit über die Wahrscheinlichkeit schwerer Impfnebenwirkungen: 40% hält sie für gering, 42% für hoch. Im Vergleich zum Jahresende 2020 ist jedoch die generelle Bereitschaft gestiegen, sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, insbesondere bei Älteren und bei Männern.

https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/40/

Befunde: Die Impfbereitschaft ist stabil bei ca. zwei Drittel geblieben. Auch an der Impfstoff-Präferenz hat sich über die letzten 4 Wochen nichts Wesentliches geändert: AstraZeneca wird von 1.4% der Befragten bevorzugt, etwa einem Viertel ist der Impfstoff egal, 51% bevorzugen BioNTech. Wenn die Corona-Impfung vom Hausarzt empfohlen wird, ist die Impfbereitschaft größer. Werden auch nur geringe Zweifel bei der Hausärzt/in wahrgenommen, ist die Impfbereitschaft deutlich geringer.

Mein Fazit: Aufklärungsarbeit zu AZ gescheitert.

https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/41/

Ein weiteres Experiment hat eine Verbesserung der Risikokommunikation zum Vorkommen von Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung untersucht. Die Befragten erhielten entweder keine Risikoinformation oder eine Grafik, die Intensivfälle durch COVID-19 in verschiedenen Altersstufen mit dem Auftreten von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung vergleicht. (siehe Abbildung ). Die Infografiken führten zu einer Verringerung des wahrgenommenen Risikos, das mit der AstraZeneca Impfung verbunden ist. Ob man die Grafiken gesehen hatte oder nicht wirkte sich jedoch nicht direkt auf die Impfbereitschaft aus. Allerdings waren Personen mit einer geringeren Risikowahrnehmung auch eher impfbereit.

Stehen mehrere Impfstoffe für eine Alters- und Vorerkrankungsgruppe zur Verfügung, werden diese bis zur ihrer jeweiligen maximalen Impfbereitschaft verimpft. Ist die Impfbereitschaft für einen Impfstoff erschöpft, kann in dieser Gruppe nur noch ein Impfstoff mit einer höheren Akzeptanz verimpft werden.

Das ist im Hinblick auf den Schutz der U60er immernoch effektiver, als sie in Prio 3 zu impfen.

Allerdings entsteht ein Gleichbehandlungsproblem zwischen AZ-Ablehnern, die in Prio 5 kämen, und AZ-Ablehnern, die einfach warten.

Ich verstehe, dass man es als Lust an Bestrafung von Blödheit auffassen kann. Ich sehe es aber als Prävention, Gefahrenvorsorge.

Beispiel: Brandschutz gibt es nicht, um Leute zu ärgern, die so blöd sind, ihn nicht zu wollen. Brandschutz gibt es, um Gefahren zu verringern.

Das ist ein Problem. Aber die Leute haben mit AZ doch ein vorbehaltslos zumutbares Impfangebot. Im besten Fall kommt es gar nicht dazu, dass die Person AZ ablehnt.

edit: Auch im schlechtesten Fall ist die Präventionsregel gerechtfertigt, weil die entscheidende Abwägung zugunsten der Interessen Thromboseprävention und Impffortschritt ausfällt.
Den Leuten wird eigentlich nicht die Prio genommen, sondern nur die (ziemlich willkürliche) Auswahl an Prio-Impfstoffen. Es bleibt ein Impfstoff, der für sie sehr, sehr gut ist.

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Der Vergleich hinkt m. E. etwas, weil es beim Brandschutz verpflichtende Regeln gibt, es aber keine Impfplicht gibt. Hinzu kommt: Leute mit einem höheren Krankheitsrisiko bewusst spät zu impfen, weil sie einen bestimmten Impfstoff nicht wollen, senkt ja gerade den Präventionseffekt. Ich würde also mit einer Bestrafung das Gegenteil von dem erreichen was ich eigentlich will.
Auf das Beispiel mit dem Brandschutz übertragen wäre das so, als würde die Feuerwehr zum Besitzer eines Einfamilienhauses sagen „Also, wenn Du Dir so leicht brennbare Möbel in Deine Wohnung stellst, lassen wir uns aber mal richtig Zeit bis wir anrücken, wenn es bei Dir mal brennt.“

Update:

Impfung in Arztpraxen: Brandenburg gibt Astrazeneca für unter 60-Jährige frei | rbb24

Naja.

"Man kann nur Impfstoff freigeben, der auch vorhanden ist, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU). „Jetzt, wo Astrazeneca endlich wieder in größeren Mengen zur Verfügung stehen wird, können wir für unter 60-Jährige die Priorisierung komplett aufheben.“

Ein :clap: Meister :tada: des :clap: Framings. :rofl: Welch’ :clap: Wohltat :+1: geschieht!

Am 22.04.21 hieß es noch:

„Es wäre populistisch und unseriös, Astrazeneca darüber hinaus für alle freizugeben. Wir würden den Menschen damit eine Verfügbarkeit vorgaukeln, die es nicht gibt“, erläuterte Burmeister. Brandenburg werde Prioritätengruppen weiter in der Reihenfolge freigeben, in der sie von Corona-Infektionen bedroht seien.
[…]
Mitte April hatte das Festhalten an der Astrazeneca-Priorisierung auch dazu geführt, dass in Brandenburg die Terminvergabe für Erstimpfungen mit den Seren von Moderna und Biontech vorläufig gestoppt worden war. Die vorhandenen Dosen beider Vakzine sollten für die Zweitimpfungen aufbewahrt werden. Innenminister Stübgen begründete diesen Schritt mit der Empfehlung, dass Unter-60-Jährige nicht den Impfstoff von Astrazeneca erhalten sollten. Sie sollen als zweite Dosis stattdessen den Impfstoff von Moderna oder Biontech bekommen.
[…]
„[Wir] müssen alle Impfstränge optimal auslasten.“


Der aktuelle Regierungenweg, U60-Freigabe über die Praxen, verursacht vielleicht sogar mehr Aufwand (Telefonterror + Aufklärung) als Nutzen:


Wichtiges Problem, das noch unbeachtet blieb: Die als Freigiebigkeit daherkommende Freigabe schafft einen „Ködereffekt“ (im weiteren/untechnischen Sinne): Die Regierungen ermöglichen U60, (nur durch AZ!) bei der Impfung weit vorgezogen zu werden. Damit schaffen sie einen Anreiz, das Thromboserisiko eher in Kauf zu nehmen.

Der zusätzliche Entscheidungsfaktor „frühe Impfung“ begründet in Kombination mit mangelnder Aufklärung möglicherweise eine bias dafür, das Thromboserisiko zu unterschätzen.

Wirklich schlimm wäre der Effekt, wenn man durch AZ viel schneller zu „Freiheiten für Geimpfte“ käme. (Die verzögern sich übrigens auch mit jeder Ü60-AZ-Ablehnung!)


Noch zwei Vorschläge, um die AZ-Ablehnung zu verringern:

  • Aufklärung. Das ist gescheitert.
  • Impfspenden: Ein Ü60-AZ-Skeptiker bekommt die Möglichkeit, eine Nicht-AZ-Dosis zu „spenden“ an eine Person seiner Wahl. Und zwar indem er AstraZeneca annimmt. Vielleicht ist die unbekannt Masse der U60er in der individuellen Ü60-Entscheidung nicht wichtig, aber eine Verwandte o. ä. schon.

Lass mich den Vergleich genauer ausführen:

Die Impfregel sei „jetzt AstraZeneca oder später Biontech“.

Bei der analogen (fiktiven) Brandschutzregel dachte ich mir anfangs, dass Thrombose bzw. Impfverzögerung dem Brand entsprechen soll.
Mir fällt es aber leichter, ein Beispiel mit etwas anderen Entsprechungen zu finden:

Viele Leute wohnen in einem großen Haus. Sie bekommen die Empfehlung, die Türen in ihren Wohnungen durch brandsichere Türen zu ersetzen. Das Material dafür ist knapp. Es gibt 2 Sorten Material (Material A und Material B). Was Brandschutz angeht, sind beide sehr gut.
Es gibt in dem Haus Leute ü60 und u60.
Die bisherigen Türen der Ü60er sind (im Schnitt) besonders unsicher. Deswegen bekommen sie zuerst die Möglichkeit, ihre Tür brandsicher zu machen.

Die Ü60ern finden die Farbe von Material A hässlich und außerdem haben sie über den Hersteller schon viel Schlechtes gehört (Halo-Effekt). Deswegen entscheiden sie sich lieber für Material B.

Irgendwann kommt der Punkt, wo so viel Material B da ist, dass Ü60 gar kein Material A mehr annehmen.

Der Twist und das Problem ist, dass Material A für U60 ein Gesundheitsrisiko birgt, für Ü60 nicht.

Hier entspricht dem Brand COVID. Die Türen stehen für das Immunsystem. Ihre Verbesserung (Auswechseln) ist die Impfung. Material A ist AstraZeneca, Material B Biontech. Dem Thromboserisiko entspricht das Gesundheitsrisiko.

Ich finde es nur gerecht, wenn die Regierung sagt: „Ü60, entweder ihr nehmt Material A (soweit und sobald verfügbar) oder stellt euch (soweit ihr es ablehnt) weiter hinten an“.

Dagegen könnte man argumentieren,

  • dass die Ü60er absoluten Vorrang verdienten (mMn: nein.),
  • oder dass das Weiter-hinten-Anstellen unverhältnismäßig sei.

Die Verhältnismäßigkeitsprüfung wird kompliziert, weil die Regel zu zwei verschiedenen Fällen führen kann. Beide weichen von dem Verlauf ab, der nach derzeitiger Rechtslage zu erwarten ist. Ich beziehe mich im Folgenden bei „Vorteile“ und „Nachteile“ immer auf diesen Verlauf (wo Ü60 sowohl Wahl als auch Priorisierung haben).

Wir können annehmen, dass weit überwiegend Fall 1 eintritt, denn eine staatliche Einschränkung der Wahlmöglichkeiten hat keinen Einfluss auf die Impfbereitschaft.

Fall 1: Soweit die Regel zu „Ich nehme Material A an“ (Prio-Brandschutz) führt:

  • Nachteile:
    • aufseiten Ü60: farbbedingtes ästhetisches Missempfingen + minimale Unterschiede in der Wirksamkeit
    • aufseiten U60: keine
  • Vorteile:
    • aufseiten Ü60: keine
    • aufseiten U60: Verringerung von „materialbedingtes Gesundheitsrisiko“ bzw. von „zeitweise Brandrisiko durch bisherige U60-Türen“
      • (Hängt von Entscheidung ab. Das geringere Risiko sollte maßgeblich sein.)

Fall 2: Soweit die Regel zu „Ich warte auf Material B“ (Weiter-hinten-Anstellen) führt:

  • Nachteile:
    • aufseiten Ü60: zeitweise Brandrisiko durch bisherige Ü60-Türen.
      • (Ausmaß hängt davon ab, Ü60-Ablehner hinter U60 eingereiht werden oder in gleiche Prio wie U60.)
    • aufseiten U60: keine
  • Vorteile:
    • aufseiten Ü60: keine
    • aufseiten U60: Verringerung von „materialbedingtes Gesundheitsrisiko“ bzw. von „zeitweise Brandrisiko durch bisherige U60-Türen“
      • (Hängt von Entscheidung ab. Das geringere Risiko sollte maßgeblich sein.)
      • (Ausmaß hängt davon ab, Ü60-Ablehner hinter U60 eingereiht werden oder in gleiche Prio wie U60.)

Die Wahlmöglichkeit als solche könnte man auch noch einbeziehen (im vorliegenden, aber nicht in jedem Zusammenhang, als Vorteil).

In der Tat haben die Ü60 wegen ihrer unsichereren Türen ein höheres Brandrisiko als die U60. Aber: Welcher der beiden Fälle eintritt, das haben Ü60er in der Hand. Daher sollte man auch eigenverantwortliche Selbstgefährdung bzw. Mitverschulden berücksichtigen. (U. a. aus diesem Grund sollte man die Leute auch individuell über die Regel und ihren Hintergrund informieren. Wenn sie die Folgen, die ihre Ablehnung auf U60 hat, nicht kennen oder von der Regel nichts wissen, dann wäre die Sanktion unfair.)

Eine Lösung ohne irgendeine Wahlmöglichkeit und folglich ohne Verschuldensaspekt wäre, prinzipiell impfbereiten Ü60ern den AZ-Stoff zwangsweise (und priorisiert!) in den Arm zu drücken. Das ist offensichtlich schlechter. Sonst fällt mir nur der aktuelle Weg der Regierungen ein (das kann immerhin das Impftempo U60 erhöhen) oder überhaupt nichts zu ändern.

Noch zur Klarstellung: Es sollen natürlich trotzdem alle Kranken behandelt werden (und Brände gelöscht), auch wenn sie eine schlechte Entscheidung getroffen haben. Zu Triage zwischen Ü60-AZ-Ablehner und U60-Patient (oder Triage überhaupt) wird es hoffentlich nicht kommen.

Vielleicht haben wir etwas aneinander vorbeigeredet, was den Vergleich angeht. Ich bin bei meiner Übertragung des Beispiels sozusagen davon ausgegangen, dass Menschen sich für die weniger sinnvolle Variante entschieden haben, während Du argumentierst, es wäre doch besser, wenn sie sich für die sinnvollere entscheiden.
Dass es sinnvoller ist, sich mit AZ impfen zu lassen als gar nicht, wenn man ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hat, wollte ich gar nicht bestreiten. Aber was tun, wenn Menschen das nicht wollen - was ja ohne Impfpflicht ihr gutes Recht ist. Dann mag man es gerecht finden, dass andere vorher geimpft werdne, aber aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist es eben weniger sinnvoll, sie so spät wie möglich zu impfen. Und natürlich war das mit dem später löschen überspitzt, aber es gab ja durchaus schon Forderungen, z.B. sog. Maskenverweigerer in Krankenhäusern nicht mehr gleichranging zu behandeln. Das folgt m. E. einer ähnlichen Bestrafungslogik und gegen die habe ich mich gewandt.

Du sitzt einem Fehlschluss auf: Wer der Gesellschaft aus einem rein egoistisch begründeten, individuellen Nutzenkalkül schadet, kann sich nicht mehr darauf berufen, dass es gesamtgesellschaftlich nützlich im Sinne geringerer Opferzahlen wäre, wenn er geimpft würde.

Die Gesellschaft ist ihrer Pflicht mit dem ersten den gesamtgesellschaftlichen Nutzen maximierenden Impfangebot bereits nachgekommen. Wird dieses ausgeschlagen, nimmt sich der Verweigerer selbst aus dieser Gleichung heraus bzw. lehnt diese strategische Sicht ab. Er kann sie dann auch nicht mehr in Anspruch nehmen. Das ist kein moralisches Urteil, sondern eine logische Tatsache.

Anmerkung: es scheint einen gesellschaftlichen Konsens hin zum Utilitarismus zu geben. Ich habe aber einen gewissen moralischen Ekel vor utilitaristischen Überlegungen (Menschenleben aufwiegen). Von einer gesellschaftlichen Pflicht den Gesamtnutzen zu maximieren rede ich also nur, um die Stringenz der Debatte zu wahren und nicht aus Überzeugung.

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Da der Gesundheitsminister angekündigt hat, den Bundesländern den Vorschlag zu unterbreiten, sie sollten die Impfpriorisierung für den Impfstoff von AstraZeneca ganz aufheben, wird das wohl bald für alle relevant. Die STIKO empfiehlt diesen aus bekannten Gründen nur für die Altersgruppe über 60 Jahren.

Auch für mich, als Person unter 60 Jahren, ist das ein herber Schlag. Einerseits wird stets betont, dass man sich derzeit aufgrund der noch immer bestehenden Knappheit der Impfstoffe, diesen nicht aussuchen dürfe. Das scheint aber mit dieser anstehenden Maßnahme des Gesundheitsministers auch hinfällig.

Folgendes Szenario: Ich, als U60 ohne Priorisierung, gehe in eine Arztpraxis und möchte mich impfen lassen. Dort wird mir dann der Impfstoff von AstraZeneca angeboten, weil dieser als einziger Impfstoff für mich verfügbar ist. Dort werde ich vom Arzt über die größeren Risiken bzgl. einer Sinusvenenthrombose aufgeklärt. Danach frage ich, ob ich nicht doch einen anderen „sichereren“ Impfstoff haben könne. Der Arzt muss dann erwidern: „Sorry, die anderen Impfstoffe sind für Personen Ü60 reserviert.“

Das ist meines Erachtens nach eine gewisse Art von Hohn, die die jüngeren Leute ertragen müssen. Auch wenn das Risiko für eine Sinusvenenthrombose noch so gering sein mag, ist es für mich einfach nicht verständlich, wie so gehandelt werden kann. Da wird die von der Politik seit 14 Monaten tagtäglich gepredigte Solidarität von vielen älteren Menschen, die eine Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca verweigern, mit den Füßen getreten.

Daher findet derzeit konsequenterweise doch schon eine Rosinenpickerei statt. Jede Person Ü60 kann ohne Probleme auf den Impfstoff ihrer Wahl warten, weil sie diesen dann schon schnell beim Hausarzt oder im Impfzentrum bekommt. Das Ganze geht halt auf Kosten der jüngeren Menschen, die sich dann den für sie leicht gefährlicheren Impfstoff spritzen lassen. Mit Solidarität hat das dann leider nur wenig zu tun. Dass dieses Verhalten nun von der Politik befördert wird, halte ich für den absolut falschen Schritt.

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Dieser wird wahrscheinlich (hoffentlich) primär bei Menschen mit adhärenz-Problemen wie Obdachlosen oder Suchtkranken zum Einsatz kommen.

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