Impfen und Impfpflicht

Ich gebe zu: Mein Fall ist ein besonderer. Aber ist er deswegen unbedeutend und nicht zu lösen?

Vorab: Ich möchte gerne geimpft werden, werde aber in Deutschland als Impfverweigerer geführt. Der Grund: Ich bin in Brasilien mit Coronavac, einem chinesischen Impfstoff in brasilianischer Produktion (Institut Butanta in Sao Paulo) geimpft worden. Coronavac ist in Deutschland nicht anerkannt als Impfstoff. So bin ich medizinisch wohl geschützt, wenn auch nicht optimal.

Was aber kann ich tun, damit ich in Deutschland als geimpft gelte? Verrate ich dem impfenden Arzt, dass ich mit Coronavac geimpft worden bin, lehnt dieser eine weitere Impfung ab. Soll ich nun meine Impfung verschweigen oder verleugnen? Welche gesundheitlichen Risiken sind für mich damit verbunden, wenn ein Arzt eigentlich eine Impfung ablehnt?

Folge: Ich erhalte keinen Impfpass, muss mich - demnächst auf eigene Kosten - ständig testen lassen, bin in meiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt usw.

Davon betroffen sind immerhin alle, die mit einem in der EU nicht zugelassenen Impfstoff geimpft wurden.

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Mein Vater lebt in Thailand und hat noch kein Vakzin erhalten. Voraussichtlich wird er mit einem chinesischen Mittel geimpft, welches in Europa nicht zugelassen ist.

Das Thema ist für mich also auch spannend.

Lieber Hagedo,

Ich könnte mir vorstellen, dass das gar nicht so wenige sind. Hast du schon andere, ähnlich betroffene ausfindig machen können?
Vielleicht hat man als Gruppe nochmal eine andere Stimme (bzw. Stimmgewalt einem Abgeordneten gegenüber bspw.?) bezüglich dieses Themas und kann die Aufmerksamkeit beeinflussen.

Ich würde es dir und uns als Gesellschaft wirklich wünschen.

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In der Tat müssten davon auch alle die, die sich mit Sputnik V haben impfen lassen, betroffen sein. Die Gruppe dürfte also größer sein.

Ich habe dazu an Karl Lauterbach geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Dasselbe gilt für das RKI und das Bundesgesundheitsministerium, die hessischen Stellen, die mit Impfungen zu tun haben. Wenn eine Antwort kam, so war das eine Standardantwort ohne Aussagekraft für die Frage, die einfach Bekanntes wiedergab.

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Ist das so? Es gibt doch auch andere Fälle, wo man mit einem mRNA-Imfpstoff nachimpft, z. B. nach Gesesung oder nach Erstimpfung mit Oxford/AstraZeneca. Solange man es nicht zu oft tut, soll zusätzliches Impfen ja unschädlich sein.

Die EMA hat im Mai ein Rolling Review Verfahren zu CoronaVac eingeleitet, mehr kann man aktuell dazu wahrscheinlich gar nicht sagen. Seit März läuft das auch zu SputnikV, da habe ich aber in letzter Zeit auch nichts Neues mehr gehört.

Generell stellt Nachimpfen kein großes Problem dar, wie man derzeit ja auch in Friesland sieht. Allerdings bezieht sich das lediglich auf eine Nachimpfung mit dem gleichen Impfstoff (oder Impfstofftyp), mit dem bereits die Erst- und Zweitimpfung durchgeführt wurde. CoronaVac ist ein Totimpfstoff, mit dem man im Westen zudem keine Erfahrung hat, deswegen kann ich verstehen, wenn man sich als Arzt mit der Entscheidung schwer tut.

Es ist nicht erforscht, wie sich die beiden unterschiedlichen Impfstoffe (Totimpfstoff wie Coronavac mit mRNA-Impfstoff) vertragen. Das wurde bisher nur ansatzweise für Vektorimpfstoffe wie AstraZeneca mit mRNA erforscht. Ich habe aber bisher noch nirgends von einer Forschungseinrichtung gehört, die sich der Verträglichkeit zwischen Coronavac und anderen Impfstoffen widmet. Ich habe deswegen sogar Prof. Drosten im Coronaupdate angefragt: keine Antwort, kein Eingehen auf diese Frage – wie üblich.

Vielleicht gibt es eine Chance zur europäisch genehmen Impfung, wenn die Impfung mit Coronavac schon eine Weile her ist und der Impfschutz quasi ausgelaufen ist. Ist das nach 6 Monaten oder 1 Jahr oder noch länger? Wer weiß das? Nimmt das ein Impfarzt auf seine Kappe, ohne sich dafür auf Studien berufen zu können? Oder werde ich zu einem Versuchskaninchen, an dem sich die Verträglichkeit testen lässt? Soll ich mir selber zumuten, Versuchskaninchen zu sein, indem ich dem Arzt meine Impfung verschweige und mir nach eigenem Gutdünken nach vielleicht 12 Monaten eine Impfung geben zu lassen? Was passiert dann, wenn ich krank werde und dann gestehen muss, dass ich meine Coronavac-Impfung verschwiegen hatte, als ich das zweite Mal geimpft wurde?

In der Zeit gab es dazu auch einen Artikel (Wenn auch hinter einer Bezahlschranke). Scheint tatsächlich kein seltenes Problem zu sein. Alles Gute allen Betroffenen!
https://www.zeit.de/2021/33/corona-impfung-deutschland-impfpflicht-impfverweigerer-impftermin-erhalten-impftourismus-impftourismus

Haben Sie das schon ausprobiert? Ich vermute, dass hier eine einzelne nRNA-Impfung gegeben werden könnte (analog zu Genesenen bzw. Boosters).

Ja, ausprobiert. Nein, keine Impfung erhalten.

Verstehe. Ich vermute, dass hält jeder Mediziner anders, auch wenn vielleicht die Vorsicht überwiegt. (Ich kenne auch Mediziner, die unter-12-jährige impfen…)

Hallo! Wir haben ein ähnliches Problem. Meine Schwiegereltern leben mit ihren zwei jüngeren Kindern in Mexiko und sind dort mit CoronaVac geimpft (ist in Mexiko ein Standard Impfstoff). Sie können uns aber in Deutschland nicht besuchen, weil laut BMI lediglich geimpfte mit den in der EU zugelassenen Impfstoffen ins Land gelassen werden.
Auf diese Weise werden Familien zerrissen und die Familienzusammenkunft extrem eingeschränkt.

Mein Schwiegervater hat sich jetzt einfach zusätzlich doppelt mit Astra Zeneca impfen lassen - ob das gut ist? Keine Ahnung - zumindest ist es gut gegangen. Für meine Schwiegermutter ist das aber keine Option und die beiden Kinder sind dort so oder so noch nicht dran mit der Impfung.

Ist dieser Fall nicht etwas für die Gesellschaft für Freiheitsrechte?
@Hagedo kann über einen Antikörpertest nachweisen, dass er keine höhere Gefahr als eine mit einem in Deutschland zugelassenen Impfstoff für sich oder andere darstellt.
Dennoch kann er nicht in gleicher Weise am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Verglichen zu den mRNA-Impfstoffen ist die Schutzwirkung der Totimpfstoffe eher dürftig: https://pbs.twimg.com/media/E9pFuMrVEAYK9zb?format=jpg&name=large

Das wäre wohl der sinnvollste Weg, aber dafür muss es halt entsprechende Verordnungen geben, für die die Politik zuständig wäre. So könnte man für mit nicht in Europa zugelassenen Impfstoffen die gleiche Bestätigung ausstellen, die auch Genesene bekommen - halt mit dem Nachweis, dass ein bestimmtes Minimum an Antikörpern vorhanden ist.

Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass es unproblematisch wäre. Aber die Haftung dafür will, so lange keine wissenschaftlichen Studien vorliegen, definitiv niemand übernehmen. Das ist halt ein typisches Problem in solchen Situationen. Auch wenn das Risiko nur 0,01% besteht, welcher Arzt nimmt dieses Risiko freiwillig auf sich, wenn er nicht muss?

Grundsätzlich sehe ich kein Problem an einer Zweitimpfung mit völlig anderen Impfstoffen. Ich glaube es war im Podcast „IQ - Wissenschaft und Forschung“ von ARD und BR, in dem Dr. Christoph Spinner (deren Corona-Experte) mehr oder weniger sagte, dass einige Wochen nach der Impfung von dem Impfstoff sicher nichts mehr im Körper ist und nur die Antikörper, die durch den Impfstoff gebildet wurden, verbleiben. Und dass diese mit anderen Impfstoffen katastrophal wechselwirken ist ebenso unwahrscheinlich, wie das sie mit „echten“ Corona-Viren katastrophal wechselwirken.

Daher würde ich persönlich an Stelle des Threaderstellers erst versuchen, einen Arzt zu finden, der mich impft und bei Ablehnung fragen, welche konkreten Bedenken er hat. Und wenn dann als Antwort nur kommt, dass es halt keine Studien zu dem Thema gibt, die Ablehnung also nicht einer Tatsache, sondern schlicht dem Fehlen wissenschaftlicher Sicherheit geschuldet ist, würde ich einfach die brasilianische Impfung im Impf-Zentrum verschweigen und das Risiko auf die eigene Kappe nehmen…

Aber ich kann gut verstehen, dass man dieses Risiko, egal wie gering es auch sein mag, nicht selbst in Kauf nehmen will. Daher hoffe ich für den Threadersteller, dass es bald Genesenen-Zertifikate beim Nachweis eines gewissen Antikörper-Spiegels gibt (und wenn der Antikörper-Spiegel ohnehin zu niedrig wäre müsste es eh eine Booster-Impfung geben, dann erledigt sich das Thema auf diesem Weg…)

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Hallo,
vielleicht hilft ja der nachfolgende Artikel.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/218570/SARS-CoV-2-Antikoerper-Klarheit-fuer-Impfung-und-Infekt

Auf Grund der Antikörper müsste sich auch ein Status ergeben.

Ich weiß nicht, wie viele Sie schon gefragt haben, aber Ärzte haben gestern auch meinen 11jährigen Sohn (ohne Risikofaktoren) geimpft…

Ich danke für die vielen und guten Hinweise und denke, dass ich weiß, was ich zu tun habe. Noch bin ich in Brasilien und brauche den Impfpass nicht. Vielleicht bekomme ich hier eine Impfung mit einem zugelassenen Impfstoff, so dass ich bei meiner Heimkehr nach Deutschland nicht in Quarantäne muss. Das geringe Risiko nehme ich auf mich, um dann frei zu sein. Also: Schau ma ma! DANKE!