Also, ich bitte hier darum ein bisschen Piano zu machen. Nicht jedermann, der Zuckerkugeln gegen Prüfungsangst schluckt, ist Impfgegner oder würde seinen Kindern eine schulmedizinsche Therapie versagen. MMn führt das hier weg vom Thema, dass Homöopathie als Kassenleistung diskutiert. (Nebenbei, Kinder sind davor geschützt: Verweigerung von Therapie kann als Vernachlässigung gelten, wenn es soweit kommt sind Ärzte sogar anzeigepflichtig)
To back that up:
Perfide und unethisch ist jedenfalls die verbreitete Homöopathie-Anwendung in Geburtshilfe und Pädiatrie:
Allerdings bestreiten die Hebammen, hier besonders aktiv zu sein:
Wer die Grüne Diskussion um Homöopathie nachhören möchte, kann hier mal im Archiv suchen:
Was schlagt ihr als Alternative vor? (Edit: zum Begriff Schulmedizin)
Mir ist das Thema der Nazivergangenheit dieses Begriffs neu Als Vertreterin der evidenzbasierten Medizin möchte ich gerne vermeiden, wertend zu erscheinen, in dem ich Begriffe wie “Evidenzbasiert” nutze, die erfahrungsgemäß oft als Abwertung anderer wahrgenommen werden….
Nur eins von beiden ist Medizin, man kann das „Schul-“ also ruhig weglassen.
Es als Kasse einfach nicht bezahlen. Die Patienten können sich das Zeug ja trotzdem kaufen, wenn sie das möchten, nur dann eben als Selbstzahler.
Hier muss ich sagen kommt es auch drauf an welche man nimmt. Bekannte hatten so eine Schwurblerin die meinte man müsste auch Räucherstäbchen anmachen. Die wäre bei mir hochkant rausgeflogen. Da gibt es nämlich auch sehr gute und praktisch veranlagte Hebammen ohne die man sein Kind nicht bekommen möchte. Auch in der Nachpflege unersetzlich.
War hier speziell auf den Begriff Schulmedizin bezogen, ich stelle das in meinem Beitrag noch einmal klar
Unabhängig davon, ob das fachlich korrekt ist, geht es mir hier speziell um den Umgang im Gespräch mit anderen. Ich tue mich persönlich schwer damit, mit jemandem zu reden, der meine Position von Grund auf abwertet. Meine Gesprächsbasis als Medizinerin sollte eher dazu hinleiten, die evidenzbasierte Medizin zu akzeptieren und mit alternativen Methoden zu ergänzen, was ich wohl kaum mit dem Standpunkt “das ist gar keine Medizin” erreichen werde.
Zum Begriff war dass nur als allgemeiner Hinweis für die Mitleserschaft gemeint. Die Ethymologische einschätzung kann jeder für sich treffen.
Zum letzten absatz, volle zustimmung. Das sind nämlich genau die Milieus die ich meine und Leute die zu polternt von einer absoultierten Wissenschaft reden sind meist allzu positivistisch unterwegs und der wissenschaftsverweis hat dort rein instrumentellen abwehrcharakter.
@ChristianF Die Hömopathie ist echt nur die spitze des Eso Eisbergs. Das selbe kannst du auch im bezug auf den eso teil der psychotherapie finden, wo betroffene sexueller übergriffe gedrängt wurden sich bei ihren Tätern zu entschuldigen und damit teilweise in den suizid gedrängt wurden bzw. allgemein patrichale famileinstrukturen durchgesetzt werden.
@Ronja finde den begriff finde ich ehrlich gesagt auch besser auch wenn ich als gelernter sowi evidenz eher als gegenteiligen begriff kenne. Allein auch schon weil ich jetzt keine positive assoziation mit Schule habe ^^
Aber empirische Medizin tuts glaub ich auch bzw in den meisten Kontexten reicht glaube ich Medizin, die abgrenzungen suchen Eso Leute oft selbst schon. Und bei konkreten medizinischen prozeduren muss man über deren aktualität und validität auch unabhängig des Begriffes streiten. Ich habe eher das Gefühl dass Naturheilkunde, pflanzenbasierte Medikamente etc einen Begriff oder Bezeichnung brauchen, welche sie eindeutig vom Esozeug abgrenzen. Allein schon dass diese nicht mit unter die Räder kommt. Ich bin letztens selbst in das Gefühl reingeraten dass ich dachte mir einen teuren Kräuterschnaps in der Apotheke gekauft zu haben bevor ich mal mit einer befreundeten Pharmakologin über den Herstellungsprozess pflanzenbasierter Medikamente geredet habe.
Ja, da kann ich definitiv mitgehen! Da würde ich aber mal wieder definitiv die Kommunikation auf ärztlicher und Apothekerseite unterstreichen: klar machen, warum welches Medikament empfohlen wird und grob wie es wirkt: Problem gelöst (in der Praxis natürlich nicht immer ganz so einfach)
Es ist nicht abwertend ggü. anderen, wenn man darauf hinweist, das es evidenzbasierte Medizin gibt. Die sind selbst schuld, wenn sie Quacksalberei betreiben.
Abwertend ist der Begriff „Schulmedizin“.
Ich finde solche Reaktionen ja etwas schade. Hier im Thread sind sich glaube ich alle grundsätzlich einig in ihrer Haltung zur Homöopathie. Was Ronja m. E. beschrieben hat waren konkrete Situationen, in denen sie ein Gefühl der Abwertung vermeiden möchte - im Interesse des Gesprächs und damit der medizinischen Behandlung. Es ging nicht darum, ob es prinzipiell ok oder richtig ist, bestimmte Begriffe zu verwenden. Dieser „Es ist halt wie es ist, also sollte man es auch sagen und wenn andere damit ein Problem haben ist das ihr Ding“-Haltung ist m. E. in Situationen wie Ronja sie beschrieben hat, ziemlich kontraproduktiv. Nichts für ungut, aber ich bin nicht so ein Fan von preeching to the converted.
Das hast du im Prinzip recht aber:
Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG)
§ 26 Arzneimittelprüfrichtlinien
(2) Die zuständige Bundesoberbehörde und die Kommissionen nach § 25 Abs. 7 haben die Arzneimittelprüfrichtlinien sinngemäß auf das wissenschaftliche Erkenntnismaterial nach § 22 Absatz 3 anzuwenden, wobei die Besonderheiten der jeweiligen Arzneimittel zu berücksichtigen sind. Als wissenschaftliches Erkenntnismaterial gilt auch das nach wissenschaftlichen Methoden aufbereitete medizinische Erfahrungsmaterial.
Etwas sarkastisch kann man das so zusammenfassen: Homöopathie gilt per Gesetzt als wirkend, weil … war schon immer so.
Verstehe ich. Ich habe das allerdings erst nach meinem Post verstanden. Abgesehen davon, dass Diplomatie nicht so mein Ding ist , ist aber die Frage, ob diese Menschen für rationale Argumente erreichbar sind. Es hat ja eher etwas Anti-rationales, Religiöses, diese „Alternativmedizin“.
Ich bedanke mich für die Frage, möchte aber eine andere beantworten (so machen wir das in den hermeneutischen Wissenschaften ):
Anekdotisch würde ich zumindest sagen, dass der Hinweis auf die normativen und wertenden Implikationen des Begriffs „Schulmedizin“ sich ganz gut eignet, um die Konzeptionalisierung des Medizinfeldes zu reflektieren, die damit verbunden ist. In der pejorativen Bedeutung möchte „Schulmedizin“ ja aussagen, dass die dahinter stehende Denkrichtung starr, systemgebunden, kritikresistent und autoritätshörig ist. Wo es Schulen gibt, gibt es immer auch Lehrer. Wenn überzeugte Homöopat:innen von „Schulmedizin“ sprechen, dann projizieren sie also die Charakteristika des eigenen Denkgebäudes auf die wissenschaftliche/empirische/evidenzbasierte/medizinische Medizin. (Sicher hat irgendwo ein Wissenssoziologe schon den Begriff „medizinische Medizin“ eingeführt).
Über die Problematisierung des Begriffs gelangt man also möglicherweise in ein Gespräch über die normativen Grundlagen dieser Unterscheidung, sei es im Hinblick auf die implizierte Abwertung über den „Schul“-Vorwurf oder im Hinblick auf die antisemitische Verwendungsgeschichte. (Bei letzterem muss man natürlich immer etwas vorsichtig sein, da Deutsche den Hinweis auf die Fortschreibung antisemitischer Topoi für gewöhnlich nur in homöopathischen Dosen ertragen.)
Was mich dann allerdings doch immer etwas irritiert ist die Verwendung des Begriffs bei Menschen, die Homöopathie negativ und medizinischer Medizin (ich bleib jetzt mal dabei) grundsätzlich positiv gegenüber stehen. Dieses Verhältnis unterläuft man ja sprachlich gewissermaßen, wenn man sich ohne Not die implizite Konzeptionalisierung des Begriffs „Schulmedizin“ einkauft, die ein vielstimmiges, dynamisches, heterogenes und in Teilen auch agonales Wissens- und Berufsfeld zur schlichten „Schulmedizin“ homogenisiert. Man sollte vielleicht einfach sagen: „Die Schulmedizin gibt es überhaupt nicht.“
Das würde bedeuten, dass sie Homöopathie Kosten eine Werbe-Ausgabe ist, mit der sich die KraKa gegenseitig Kunden abjagen. Das mag für die einzelne Versicherung wirtschaftlich sein. Für das Gesundheitssystem als Ganzes ist diese Art „Wettbewerb“ etwa so sinnvoll, wie die Idee der Bundesländer anderen die Lehrer abzuwerben.
Gesamtgesellschaftlich bestenfalls ein Nullsummenspiel. Der damit verbundene Zusatzaufwand verschlechtert es aber noch das Kosten-Nutzen-Verhältnis.