Er fliegt ja eine zweimotorige Maschine nach Instrumentenflugregeln, da muss er keine Mindeststunden machen, sondern einen Jährlichen Prüfungsflug absolvieren. Aber auch mit der einfachen Privatpilotenlizenz kann man, bekommt man seine Flugstunden nicht zusammen, eine Befähigungsüberprüfung als Stundenersatz fliegen. Für die „Wald- und Wiesencessna“ werden 12 Flugstunden in zwei Jahren verlangt, das ist jetzt nicht das meiste.
Es ist halt ein Hobby, das elitär und umweltschädlich ist.
Ich kann verstehen, warum die Fliegerei diesen Anschein hat, allerdings kann ich aus meiner Erfahrung so pauschal nicht bestätigen, zumal es da sehr viele Abstufungen gibt. Die allermeisten Privatpiloten, die ich kenne, sind keine Aufsichtsratsvorsitzenden oder kommen überhaupt in die Nähe des Merz’schen Vermögens. Für die allermeisten ist es auch unerreichbar, eine DA62 zu erwerben.
Viel Fliegerei wird in Aeroclubs organisiert, oft mit einer mehr oder weniger starken Jugendgruppe im Segelflug, Motorsegelflug und Ultraleichtflug. Gerade im Segelflug kenne ich viele Jugendliche, deren Eltern Harz-4 Empfänger waren, und die sich über Vereinsarbeit und Schülerjobs den Segelflug erarbeitet haben. (Der ja zudem auch auch sehr emissionsfrei ist). Nicht selten sind diese Menschen dann später in technischen Berufen sehr erfolgreich und auch im Wettbewerbssegelflug erfolgreich. Je nach Vereinsstruktur kann man Segelflug bequem ab 500-600€/Jahr betreiben. (Als ich anfing zu fliegen, 1995, waren das 500 DM all in in unserem Verein für Jugendliche).
Aber auch im Motorflug ist der typische Privatpilot im Querschnitt der Gesellschaft zu finden. Ich kenne mehr Pilot:innen, die als Kaufleute, Feuerwehrleute, Kranfenpfleger:in, Lehrer:in, Dachdecker:in, Werkzeugmacher:in, Physiotherapeut:in, Autoverkäufer:in, Ingenieur:in, Türsteher:in, Mechaniker:in, Graphikdesigner:in, Musiker:in, Sachbaearbeiter:in, Polizist:in oder Schauspieler:in arbeiten. Klar, da sind auch Ärzt:innen, Ingenieur:innen oder Selbständige dabei, aber das geht auch von der Optikerin über den Apotheker zum Drucker oder Webdesigner oder Fleischer.
Vereine verchartern ihre Motorsegler oder kleinen Zweisitzer oft zu etwa 75€ bis 140€ pro Flugstunde. Typischerweise fangen die Viersitzer bei etwa 150-300€ pro Stunde an, wobei der Ort da auch entscheidend ist. in Berlin oder Hamburg oder München ist es teurer als in Bitterfeld oder Schleswig oder Husum.
Möchte man ein eigenes Flugzeug auch besitzen, fängt der brauchbare Gebrauchtmarkt bei ca. 15000€-18000 € in der Anschaffung an, bei jährlichen Fixkosten (Hallenunterstellung, Versicherung, Wartung) von etwa 4000-5000€, jenachdem wieviel man technisch in der Lage ist an der Wartung mitzuarbeiten. Wobei sehr viele Flugzeuge on Haltergemeinschaften betrieben werden, so dass sich Anschaffung und Fixkosten dann auf mehrere Schultern verteilen.
Das ist, zugegeben, nicht die Art und der Preisbereich in der Friedrich Merz unterwegs ist (wobei er auch da noch lange nicht oben angekommen ist und in der Tat allerdings ein vergleichsweise effizientes Flugzeug fliegt). Aber ich halte pauschal die Fliegerei für nicht elitärer als Reiten, Motorrad fahren, Pauschalreisen, Clubbing, Segeln. Ich kenne auch Menschen, die für ihre Computerspiele und Konsolen mehr ausgeben, als ich für meine Fliegerei (sogar mit Kompensation).
Und damit kann man die Frage stellen, ob er es aus Eigeninteresse macht, wenn er an billigem Sprit festhält und eine CO2-Abgabe verhindert.
Das wird bei Autofahrenden Politikern nicht besser. Überdies ist Herr Merz mit seiner Maschine (wie alle privaten Betreiber) nicht von der Mineralölsteuer befreit. Ein Liter Flugbenzin kostet derzeit zwischen 2,50€ und 2,80€, je nachdem wo man tankt. Jet-A1, was Merz’sche DA62 tankt, kostet in Schönhagen 2,08€ pro Liter mit und 1,28€ pro Liter ohne Mineralölsteuer. Von dieser ausgenommen sind nur bestimmte kommerzielle Betreiber mit passender Genehmigung. (Das Flugzeug für eigene Geschäftsreisen zu nutzen reicht hier nicht aus).